Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg
humanistisches Gymnasium in Heidelberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg (KFG) ist ein humanistisches Gymnasium. Es ist das älteste Gymnasium Heidelbergs und trägt den Namen des Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz. Das heutige Hauptgebäude wurde nach den Plänen des Architekten Josef Durm erbaut, der auch Architekt der Universitätsbibliothek Heidelberg sowie weiterer bedeutender Gebäude Heidelbergs war.
Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg | |
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Hauptgebäude des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums am Neckarstaden | |
Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 04105089 |
Gründung | 1546 |
Adresse | Neckarstaden 2 69117 Heidelberg |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 24′ 41″ N, 8° 41′ 38″ O |
Träger | Stadt Heidelberg |
Schüler | 746 (Stand: 2014) |
Lehrkräfte | 83 (Stand: 2015) |
Leitung | Michael Alperowitz |
Website | www.kfg-heidelberg.de |
160 Jahre nach der Gründung der Universität wurde ein niedriges Bildungsniveau bei den Studierenden festgestellt, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Schulbildung genossen hatten. Unter Kurfürst Friedrich II. wurde beschlossen, eine Art „Vor-Universität“ zu installieren.
Es folgten heftige Debatten um die Rechte der Universität, weshalb die neu geschaffene „Vor-Universität“ in ein kurfürstliches Pädagogium umfunktioniert wurde. Es diente zur Vorbereitung auf das Studium der septem artes liberales, das der sogenannten Artistenfakultät zugehörig war, die deshalb auch gewisse Rechte in der Verwaltung des Pädagogiums erhielt.
Heidelberg blieb als protestantisch-calvinistische Hochburg und Residenzstadt Friedrichs V. nicht vom Dreißigjährigen Krieg verschont. 1622 eroberte der katholische Feldherr Tilly die Stadt, worauf die bis dahin reformierte Bevölkerung gemäß dem damaligen völkerrechtlichen Grundsatz cuius regio, eius religio zum Katholizismus übertreten musste. Auch die bestehenden Institutionen wurden im Sinne der katholischen Lehre umgestaltet. Das eher weltliche Pädagogium wurde 1623 zu einem Jesuitenkolleg umfunktioniert. Ergänzt wurde das gymnasiale Bildungsangebot später wieder vom neugegründeten reformierten Gymnasium, das ab den 1650er Jahren in Erscheinung trat, aber ab dem 18. Jahrhundert als veraltet und rückständig galt.
Nach der Umstrukturierung zu einem Jesuitenkolleg veränderte sich das Lehrinstitut in erheblichem Ausmaß. Die Lehrer waren nun Ordensbrüder der Jesuiten und die Doktrin des Ordens beeinflusste maßgeblich den Unterricht. Rasch wuchs die Schülerzahl des Kollegs, sodass schon ein Jahr nach der Gründung zwei neue Magistri eingestellt werden mussten. Im Zuge der Wiedereröffnung der Universität übertrug Kurfürst Maximilian I. 1629 dem Jesuitenorden die philosophische und theologische Fakultät, was den politischen Einfluss weiter ausdehnen konnte.
Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde der Lehrbetrieb am Jesuitenkolleg eingestellt, die Jesuiten mussten die Stadt verlassen, da sie im absolutistischen Frankreich unter Ludwig XIV. nicht anerkannt waren. Nach dem Ende des Krieges konnten die Ordensbrüder 1698 zurückkehren und den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Seit 1759 wurden in der Kurpfalz nur noch Absolventen der Schulen in Heidelberg, Mannheim, Neustadt an der Haardt und Kreuznach zum Universitätsstudium zugelassen.[1]
Bis 1773 blieb der Orden Träger des Gymnasiums. Dann wurden die Jesuiten auf Drängen der absolutistischen Herrscher aufgelöst. Dies führte dazu, dass das Lehrpersonal für das Kolleg fehlte. Nur wenige ehemalige Ordensbrüder konnten weiter als Magister arbeiten. Als Ersatz wurden die Lazaristen gefunden. Sie waren den Jesuiten in Lehre und Organisation ähnlich und übernahmen den Lehrbetrieb. Die Lazaristen reformierten das Schulwesen nachhaltig: Der Unterricht wurde beispielsweise nicht mehr lediglich in Latein, sondern auch in Deutsch abgehalten.
Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde nach der territorialen Neuordnung die rechtsrheinische Kurpfalz mit Heidelberg an Baden überschrieben. Badische Reformpläne mit einem säkularisierten Schulsystem führten zu einer Erneuerung des Schulwesens. 1808 wurden die Hohe Katholische Schule und das Reformierte Gymnasium zu einer neuhumanistischen Schule ohne Konfessionsbindung zusammengelegt.
Das aus den beiden Schulen neuentstandene Gymnasium in Heidelberg erlebte eine zwiespältige Anfangsphase. Auf der einen Seite verdoppelte sich zwischen 1809 und 1820 die Schüler- und die Lehrerschaft. Zugleich stieß die Schule vor allem anfangs auf erhebliche Widerstände bei Schülern und Eltern, die den Unterricht für zu theoretisch hielten, bei der Kirche, die sich mit einer säkularisierten Schule nicht abfinden konnte, und bei der Universität, die befürchtete, dass die Schule ihr Kompetenzbereiche abnehmen könnte. Das Großherzogtum erwog vor allem in den Anfangsjahren, die Schule ganz zu schließen, da sie zu unrentabel war. Die Schulreformen von 1837 und 1860 vermochten Schüler, Eltern, Kirche und Universität einigermaßen zu beschwichtigen, und aufgrund der stark ansteigenden Schülerzahlen nahm die Regierung von ihren Schließungsabsichten wieder Abstand.
Durch die Ernennung zum Lyceum und das damit offiziell verbundene Recht, nach Erwerb der Hochschulreife am Heidelberger Gymnasium direkt und ohne Vorkurse die Universität besuchen zu dürfen, wuchs die Schülerschaft weiter (1837: 140 Schüler). Das Gebäude an der Seminarstraße reichte nicht mehr aus und musste ausgebaut werden.
Mit der Ernennung von Gustav Uhlig zum Direktor begann 1872 eine neue Ära am Heidelberger Gymnasium. Die Schule, die bisher nicht gerade durch besonders guten Unterricht aufgefallen war, erwarb unter seiner Leitung den Ruf, „das schwierigste Gymnasium Deutschlands“ zu sein. Gute Schüler aus der ganzen Region folgten dem elitären Ruf des Gymnasiums. Als 1886 schon 507 Schüler diese Schule besuchten, reichte selbst der Anbau nicht mehr aus. Man kaufte schließlich 1888 das Grundstück am Neckarstaden, an dem das heutige Hauptgebäude der Schule erbaut wurde. 1894 konnte das neue Schulhaus eingeweiht werden. Das erste Mädchen besuchte 1903 die Schule. 1913 waren es schon 33 Schülerinnen.
Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges trafen die Schule direkt: Immer mehr Lehrer wurden an die Front geschickt, jedoch konnte dieser Ausfall durch aus dem Ruhestand zurückgekehrte Professoren und Studenten kompensiert werden.
Die Weimarer Republik fand in der Schüler- und Lehrerschaft nur wenig Zustimmung. Die Schule hatte ihre konservative Ausrichtung behalten. Diese Haltung wurde auch durch die Spargesetze im Zuge der Wirtschaftskrise, durch die Lehrer frühzeitig pensioniert wurden, bestärkt.
Bis zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten ging die Schulleitung mit Disziplinarmaßnahmen gegen Schüler vor, die rechtsradikales Gedankengut vertraten. Dies änderte sich nach 1933. Der damalige Schulleiter Hermann Ostern war jedoch ein entschiedener Verfechter des Humanismus und pries besonders die hellenistisch-römische Kultur. Damit befand er sich häufig auf einer Gegenposition zu den Nationalsozialisten, die die germanische Kultur zur Leitkultur erheben wollten. Auch stand Ostern öffentlich der Rassenkunde kritisch gegenüber und forderte seine Schüler zum freien Denken und zum Vermeiden nationalsozialistischer Phrasen auf. Nach einer Denunziation durch einen Kollegen wurde er am 24. August 1939 unehrenhaft entlassen. In die Amtszeit von Ostern fiel dennoch die „Säuberung“ der Schule, die seit dem 4. September 1937 den Namen Kurfürst-Friedrich-Gymnasium trug. Die letzte „Volljüdin“ musste das KFG nach der „Reichskristallnacht“ am 10. November 1938 verlassen.
Als Direktor folgte Georg Mildenberger, der zuvor am Ministerium für Kultus und Unterricht in Karlsruhe tätig gewesen war. Er war NSDAP-Mitglied und SS-Sturmbannführer und trug auch an seiner neuen Dienststelle so oft wie möglich Uniform. Dennoch stellte Mildenberger sich gegen die von den Machthabern erwünschte Schließung humanistischer Gymnasien, in denen sie eine Keimzelle von NS-Gegnern sahen. Bis 1942 wurden unter ihm die letzten „Halbjuden“ vom KFG verbannt. Trotz widriger Umstände konnte der Unterricht bis März 1945 aufrechterhalten werden.
Ab Dezember 1945 konnte der Schulbetrieb am KFG wieder aufgenommen werden, nun unter der Leitung von Joseph Schneble. In Folge der erheblichen Flüchtlingszuwanderungen während des Zweiten Weltkrieges und insbesondere nach dem Krieg zählte das KFG 1952 neunhundert Schüler.
Die enormen Raumprobleme konnten durch die Übernahme der Villa Czerny und eines weiteren Gebäudes in der Luisenstraße behoben werden.
Schülerdemonstrationen während der Zeit der Studentenproteste 1968 entzündeten sich an der Frage der freien Meinungsäußerung. In Folge dieser Proteste wurden drei Schulsprecher und ein Schüler ausgeschlossen.[2]
Die Zahl der Schüler belief sich in den letzten Jahren relativ konstant auf etwa 750.
In den Neckarstaden 2, dem 1894 eingeweihten später sogenannten Haupthaus, befinden sich sanierte Klassenräume, Computerräume, Fachräume, das Sekretariat, das Büro des Schulhausmeisters, das Lehrerzimmer und die Direktion.
Das großbürgerliche Anwesen Sofienstraße 1 war die ehemalige Villa Czerny des Chirurgen Vincenz Czerny. Die Villa wurde der spätere Wohnsitz der Familie Oppenheimer, deren Sohn Bruno der Aktion T4 zum Opfer fiel. Bruno Oppenheimer wurde vor seiner ehemaligen Wohnstätte, seinem Elternhaus, ein Gedenkstein gewidmet.
Im Sophienhaus werden in Fachräumen Biologie, Chemie, Naturwissenschaft, Technik und Geographie-Wirtschaft-Gemeinschaftskunde unterrichtet.
Das Nebengebäude in der Luisenstraße im Stadtteil Bergheim mit Unterrichtsräumen wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Klassizismus erbaut und saniert.
Die Turnhalle aus dem letzten Drittel des 20. Jh. befindet sich im Innenhof des Hauptgebäudes.
Bereits 1912 wurde die erste bauliche Maßnahme ergriffen, um den Bau von 1894 zu erweitern. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut. In den 1960er Jahren wurde die Südseite renoviert. Seit Ende der 1950er-Jahre sind zwei oder drei Klassenstufen im ehemaligen Nutzgebäude des Altklinikums Bergheim untergebracht; dieses Luisenhaus wurde um 2000 saniert. Außerdem kam das sanierte Sophienhaus Anfang 1970 als naturwissenschaftliches Nutzgebäude hinzu.[3] Bis 2016 wurde das KFG generalsaniert; lediglich die Sanierung einzelner Räume des Haupthauses stand aus. Seit Juni 2023 wird im Zuge der Einsetzung neuer Fenster auch die Fassade renoviert.[4]
Musikalische Arbeitsgemeinschaften
Geschichts-AG
Theater
Hausaufgabenbetreuung
Schülerzeitung Strichpunkt
Informatik
Breakdance
Rudern
Basketball
Des Weiteren werden ein Mathetreff, eine Modelleisenbahnbau-AG, eine Aquaristik und Terraristik-AG, sowie AGs für Fechten, Fußball und seit dem Schuljahr 2022/23 für Ultimate-Frisbee angeboten.
Dr. Michael Alperowitz, Schulleiter seit 2006, wurde im Juni 2024 offiziell in den Ruhestand verabschiedet.[8] Seit Schuljahresbeginn 2024/25 wird die Schule nun von Grit Cichon geführt.
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