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Erforschung von Techniken und Materialien von Kunst- und Kulturgut Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kunsttechnologie setzt sich mit der Erforschung von Techniken und Materialien von Kunst- und Kulturgut auseinander. Sie basiert insbesondere auf empirischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen der Archäometrie, aber bezieht auch geisteswissenschaftliche Methoden, wie eine Quellenrecherche und kunsthistorische Einordnung ein.
Forschung zur Kunsttechnologie begründet sich nicht allein in dem Bedürfnis Wissenslücken zu dem Schaffensprozess eines Kunstwerks zu schließen, sondern auch darin, die Basis für eine korrekte, objektbezogene Erhaltungsstrategie zu bilden. Kenntnisse zu Material und Technik bilden oft die Grundlage für Maßnahmen der Präventiven Konservierung, Konservierung und Restaurierung.[1]
Die Kunsttechnologie beschäftigt sich insbesondere mit Techniken und Materialien. Die Fülle an Materialien, die an Kunst- und Kulturgut zu finden sind, ist beinahe unbegrenzt. Die Identifikation von Materialien nimmt daher einen großen Raum in der Kunsttechnologie ein, aber auch Untersuchungen zur Art und Weise der Zusammenfügung von Materialien hat eine große Bedeutung.
Einer der ersten Schritte einer kunsttechnologischen Untersuchung ist eine umfassende Recherche. Unter Umständen liegen schon frühere Untersuchungen des jeweiligen Objekts vor. Alte Fotos sind besonders bei Fragmenten wertvoll. Archivgut und historische Publikationen geben oft viel Auskunft über die Werkgenese. Informationen zur Kunsttechnologie können direkt überliefert sein, oder man kann durch einen geschichtlichen, regionalen oder gesellschaftlichen Kontext auf bestimmte Materialien und Techniken eingrenzen. Dafür sind auch besonders maltechnische Quellentexte von Bedeutung.[2]
Spätestens seit den 1970er Jahren werden Künstler auch systematisch von Restauratoren zu ihren verwendeten Materialien und Techniken befragt.[3] Insbesondere für die Erhaltung von zeitgenössischen Kunstwerken sind die so gewonnenen Informationen von hohem Wert, da heute die Materialfülle besonders groß ist und die Gegebenheiten des Schaffensprozess die Erhaltungsstrategie stark beeinflussen kann.
Ebenfalls weit am Anfang einer kunsttechnologischen Untersuchung steht eine empirische Beobachtung und Dokumentation der Werkoberflächen. Farbe, Glanz, Struktur, sowie die Konstruktionsweise können viel Auskunft über Material und Technik geben. Dabei wird auch besonders auf Werkzeugspuren geachtet.
Die Untersuchung kann mit Fotos oder einer Kartierung des Befundes dokumentiert werden. Licht kann dabei auf verschiedene Weisen eingesetzt werden; Streiflicht kann zum Beispiel gut Topographien verdeutlichen, während bei zweidimensionalen Objekten Durchlicht Ausschluss über Schichtdicken geben kann. Ein Endoskop kann zur Einsicht in schwer einsehbare Bereiche zur Hilfe genommen werden.
Unter Umständen kann durch eine dendrochronologische Untersuchung das Alter von verwendetem Holz bestimmt werden.[4]
Eine mikroskopische Untersuchung der Werkoberfläche kann makroskopische Beobachtungen noch präzisieren. Die hierfür verwendeten Stereomikroskope mit niedriger Vergrößerung und Bodenstativ[5] werden auch Technoskope genannt. Insbesondere wenn Proben vom Objekt und diese auf verschiedenste Weisen präpariert werden, kann auch ein Digitalmikroskop mit höherer Vergrößerung betrachtet werden.[6]
Um eine Holzart eindeutig bestimmen zu können, ist die Anfertigung eines Dünnschnitts notwendig, welcher im Durchlichtmikroskop betrachtet und anhand bestimmter Merkmale eingeordnet wird.[7] Fasern von Textilien oder Papier werden ebenfalls mittels der Durchlichtmikroskopie bestimmt.[6] Möchte man spezifische Merkmale einer Materialprobe besser sichtbar machen, kann diese mit einem Farbstoff eingefärbt werden. Proben einer bemalten Oberfläche werden oft als ganze Schichtenpakete im Querschnitt betrachtet. Hierfür muss eine Probe in ein Kunstharz eingebettet und entsprechend zu einem Anschliff oder Dünnschliff geschliffen werden.[6] Die Probe kann dann im Auf- oder Durchlicht in verschiedenen Fluoreszenzbereichen im Untersuchungmikroskop betrachtet werden. Dabei wird die Schichtenabfolge, Partikel-Bindemittelverhältnis, Partikelgröße und -farbe untersucht. Auch hier kann die Probe mit unterschiedlichen Farbstoffen angefärbt werden, um bestimmte Bestandteile sichtbar zu machen.[8]
Neben der Betrachtung im visuellen Licht, ist die Betrachtung von Proben im Dunkelfeld oder im Hellfeld von Bedeutung, da hiermit bestimmte Materialien sichtbar gemacht oder identifiziert werden können. Dazu kann Fluoreszenz-, Interferenz- und Polarisationsmikroskopie angewandt werden.[6]
Durch eine Prüfung des Verhaltens einer Probe bei Kontakt mit Wasser und anderen Lösemitteln können insbesondere Bindemittel auf eine Gruppe eingegrenzt werden.[9] Zum Beispiel sind natürliche Gummen auch nach vielen Jahren noch wasserlöslich, während natürliche Harze eher in unpolaren Lösemitteln löslich sind. Dünnschichtchromatographie kann ebenfalls zur Analyse von Bindemitteln angewandt werden.[10]
Mikrochemische Nachweismethoden sind insbesondere bei anorganischen Partikelproben wie Pigmenten anwendbar. Z.B. bilden bleihaltige Pigmente bei einer Reaktion mit Salpetersäure Bleinitratkristalle mit einer charakteristischen Gitterstruktur.[10]
Kunsttechnologische Untersuchungen werden in Deutschland meistens von Restauratoren durchgeführt, die in Museen oder Instituten mit dem entsprechenden Equipment arbeiten. Oft werden diese von externen Forschungseinrichtungen durch die entsprechenden instrumentellen Analysen unterstützt. Insbesondere Röntgen- oder Computertomografischen Untersuchungen werden auch oft in Krankenhäusern oder anderen medizinischen Einrichtungen durchgeführt.
Kunsttechnologie und künstlerische Techniken sind als Bestandteil von Forschung und Lehre im deutschsprachigen Raum üblicherweise an Hochschulen mit den Studiengängen Restaurierung und Konservierung zu finden. 2023 wurde an der Universität Bamberg die erste Professur für Kunstgeschichte eingerichtet, die explizit kunsttechnologische Fragen berücksichtigt.[20] In Europa wird Technical Art History unter anderem am Courtauld Institute of Art in London und an den Universitäten von Glasgow, Stockholm und Amsterdam gelehrt. Über Bedeutung, Inhalte und Lehrformate diskutierten Fachleute aus Kunstgeschichte und Restaurierung auf dem Deutschen Kongress für Kunstgeschichte 2024 in Erlangen[21] und auf dem Kongress des Comité International d’Histoire de l’Art (CIHA) 2024 in Lyon.[22]
In Deutschland erscheinen mehrere Fachzeitschriften, die sich unter anderem kunsttechnologischen Themen widmen. Hierzu zählen die Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung und die vom Rathgen-Forschungslabor herausgegebenen Berliner Beiträge zur Archäometrie, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft. Für Frankreich ist hier vor allem die Zeitschrift Techne des im Louvre und im Schloss von Versailles ansässigen Centre de recherche et de restauration des musées de France (C2RMF) zu nennen.[23]
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