Kreis Pleß
preußischer Landkreis in Oberschlesien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Kreis Pleß war von 1743 bis 1922 ein preußischer Landkreis in Oberschlesien. Seine Kreisstadt war die Stadt Pleß. Der Kreis musste 1922 als Folge des Versailler Vertrags von Deutschland an Polen abgetreten werden. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Schlesien.
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Verwaltungsgeschichte
Zusammenfassung
Kontext
Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien wurden von König Friedrich II. 1742 in Niederschlesien und 1743 auch in Oberschlesien preußische Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten. Die Ernennung der Landräte in den oberschlesischen Kreisen erfolgte auf einen Vorschlag des preußischen Ministers für Schlesien Ludwig Wilhelm von Münchow hin, dem Friedrich II. im Februar 1743 zustimmte.[2]
Aus der Standesherrschaft Pleß, der Minderherrschaft Loslau und dem preußischen Teil der Herrschaft Oderberg wurde der Kreis Pleß gebildet.[3][4] Erster Landrat des Kreises Pleß wurde Christian Ernst von Solms.[5] Der Kreis unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Breslau und wurde im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen dem Regierungsbezirk Oppeln der Provinz Schlesien zugeordnet.[6]
Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Oppeln wurde der als zu groß erachtete Kreis verkleinert:[7][8]
- Die Ortschaften Annaberg, Belschnitz, Groß Gorschütz, Klein Gorschitz, Odrau, Olsau, Uhilsko und Zabelkau wechselten aus dem Kreis Pleß in den Kreis Ratibor.
- Die Ortschaften Bogutschütz, Brzenskowitz, Kattowitz, Myslowitz, Rosdzin, Schoppinitz und Zalenze wechselten aus dem Kreis Pleß in den Kreis Beuthen.
- Die Stadt Loslau, die Ortschaften Czirsowitz, Cissowka, Godow, Golkowitz, Groß Thurze, Jedlownik, Klein Thurze, Kokoschütz, Krostoschowitz, Nieder Marklowitz, Moschczenitz, Nieder Gogolau, Nieder Jastrzemb, Nieder Mschanna, Nieder Radlin, Nieder Radoschau, Ober Gogelau, Ober Jastrzemb, Ober Marklowitz, Ober Mschanna, Ober Radlin, Pohlom, Ruptau, Skrzischow und Wilchwa sowie die Kolonien Altenstein, Dyhrngrund, Friedrichsthal, Krausendorf, Romanshof, Ruptawietz, Skrbenski und Sophienthal wechselten aus dem Kreis Pleß in den neuen Kreis Rybnik.
Nach dem Aussterben der Familie von Anhalt-Köthen-Pleß, die seit 1746 die Herrschaft Pleß innehatte, verlieh König Friedrich Wilhelm IV. dem niederschlesischen Grafen Hans Heinrich X. von Hochberg zu Fürstenstein die Herrschaft und den neuen Titel „Fürst von Pleß“. Während des Ersten Weltkrieges residierte der Kaiser Wilhelm II. von 1914 bis 1917 mit seinem Militärstab im Westflügel des Schlosses des Fürsten von Pleß.
Zum 8. November 1919 wurde im Freistaat Preußen die Provinz Schlesien aufgelöst, um aus dem bisherigen Regierungsbezirk Oppeln die Provinz Oberschlesien zu bilden, zu der Pleß nun gehörte.
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 war der Kreis Pleß der Kreis mit dem höchsten Ergebnis für Polen (74 %) und dem niedrigsten für Deutschland (26 %). Durch die anschließenden Beschlüsse der Pariser Botschafterkonferenz fiel 1922 der gesamte Kreis an Polen und bildete dort den Powiat Pszczyński.[9]
Während der deutschen Besetzung Polens von 1939 bis 1945 war ein Landkreis Pleß als Teil des Regierungsbezirks Kattowitz eingerichtet.
Einwohnerentwicklung
Bei der Volkszählung von 1910 bezeichneten sich 86 % der Einwohner des Kreises Pleß als rein polnischsprachig und 13 % als rein deutschsprachig.[16] 97 % der Einwohner waren 1910 katholisch und 2 % evangelisch.[17]
Landräte
- 1743–1747Christian Ernst von Solms[5]
- 1748–1755Erdmann Jaroslav von Skrbensky[5]
- 1756–1785Maximilian Bernhard Leopold von Skrbensky[5]
- 1785–1788Johann Albrecht von Roeder[5]
- 1788–1818Wilhelm Boguslaw Ernst von Birkhahn (1744–1819)[5]
- 1818–1831Heinrich zu Anhalt-Cöthen-Pleß (1778–1847)
- 1831–1853Georg von Hippel (1802–1878)
- 1853–1855 von Westarp
- 1855–1872Stanislaus von Seherr-Thoß (1827–1907)
- 1872–1877Robert Karl Urban
- 1878–1885Felix Winterfeldt († 1885)
- 1885–1899Heinrich von Schroeter (1856–1945)
- 1899–1908Ernst von Heyking (1862–1940)
- 1908–1922Max von Ruperti (1872–1945)
Kommunalverfassung
Zum Kreis Pleß gehörten drei Städte. Die Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirke waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Bis 1922 galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Gemeinden
1908 gehörten drei Städte und 93 Landgemeinden zum Kreis Pleß:[15][9]
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Literatur
- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 64–71, Kreis Pleß.
- Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 561 ff.
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 179–180, Ziffer 10.
- Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der preussischen Monarchie, Band 3, Teil 1, Halle 1792, S. 177 ff.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 342–349.
- Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 415–422 (Online).
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Weblinks
Commons: Kreis Pleß – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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