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Sinken der Stückkosten bei Erhöhung der kumulierten Produktionsmenge Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Erfahrungskurve ist ein betriebswirtschaftliches Konzept, nach dem die inflationsbereinigten (realen) Stückkosten um einen konstanten Faktor sinken, wenn sich die kumulierte Ausbringungsmenge (Produktionsmenge) verdoppelt.[1] Es wurde erstmals 1936 von Theodore Paul Wright mit einer Untersuchung über den US-amerikanischen Flugzeugbau der 1920er Jahre beschrieben.[2] Der Begriff Erfahrungskurve wurde von Bruce Henderson ab 1966 geprägt, dem Gründer der Boston Consulting Group (BCG).[3] Dabei ist der enger gefasste Begriff der Lernkurve dadurch abgegrenzt, dass er sich lediglich auf die Menge der addierten (kumulierten) Arbeitszeit bezieht, wohingegen die Erfahrungskurve auch andere Einflussgrößen mit einschließt.
Typischerweise sinken die Kosten um eine Lernrate von 20 % bis 30 % bei einer Verdoppelung der kumulierten Ausbringungsmenge, entsprechend einer Progress Ratio von PR = 70 % – 80 %. Dieses Konzept besagt damit, dass es vorteilhaft ist, möglichst schnell große Marktanteile zu gewinnen, um durch hohen Output die internen Kosten senken zu können und dadurch Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Es sinken nur jene Kosten, die der Wertschöpfung unterliegen. Es zeigt sich, dass die konstanten Kostensenkungseffekte pro Verdoppelung des Outputs quer durch verschiedene Industrien und Wertschöpfungsketten zu beobachten sind.
Die prozentuale Abnahme der Produktionskosten um die Lernrate bei Verdopplung der kumulierten Produktionsmenge folgt einer exponentiellen Abnahme pro Verdopplungsschritt, die üblicherweise in doppelt logarithmischer Darstellung gezeichnet wird. In Summe ergibt sich eine Potenzfunktion.
mit
Alternativ lässt sich der Zusammenhang auch darstellen als:[4]
Die Äquivalenz von zu zeigt sich nach Logarithmierung:
mit
Der Ausbau dieses Konzepts wurde in den 1970er Jahren durch die Boston Consulting Group betrieben, welche es als strategisches Marketinginstrument vermarktete. Das Erfahrungskurvenkonzept ist deshalb auch unter dem Namen „Boston-Effekt“ bekannt (siehe auch BCG-Matrix).
Zum Erfahrungskurveneffekt tragen viele Einzelursachen bei, die in zwei Hauptkategorien zusammengefasst werden können:
Der oftmals angegebene statische Effekt steht dabei aber im Widerspruch zur ursprünglichen Definition, die von einer kumulierten Ausbringungsmenge ausgeht (wird je Zeitspanne die gleiche Menge produziert, können sich die statischen Effekte nicht ergeben).
Der dynamische Effekt verursacht, im Gegensatz zum statischen Effekt, keine automatische Senkung der Kosten. Es bedarf zum Teil der bewussten Anstrengung, um die Kostensenkungspotenziale auch zu realisieren, die auch mit Geld- und Zeitbedarf zusammenhängen. Diese Kosten machen den möglichen Vorteil mitunter wieder wett.
Die Aussagekraft der Erfahrungskurve ist unter anderem stark branchenabhängig, so trifft sie in der chemischen und elektronischen Industrie besonders stark zu, da dort eine Homogenität und geringe Unterschiedlichkeit zwischen erst- und letztproduziertem Produkt besteht. Im Dienstleistungsbereich insbesondere mit Kundenkontakt können die Erfahrungskurveneffekte beschränkt sein. Gründe sind die Integration des externen Faktors in die Dienstleistungsproduktion und die damit verbundene Individualität der Dienstleistung sowie deren Nichtlagerfähigkeit. Aufgrund der zunehmenden Automatisierung und Standardisierung von Dienstleistungen (z. B. Bankautomaten) werden vermutlich in Zukunft höhere Erfahrungskurveneffekte zu erwarten sein.
Eventuelle Probleme bei Strategieverfolgung mittels der Erfahrungskurve:
Zwischen dem relativen Marktanteil und den Produktionskosten lässt sich ein Zusammenhang erkennen. Der Marktanteil spiegelt dabei den Faktor Erfahrung wider. Dabei sind die Stückkosten indirekt proportional zum Marktanteil. Folgende Annahmen müssen zutreffen, damit der Marktanteil als Erfahrungsfaktor gelten kann:
Folgendes Beispiel soll zur Veranschaulichung dienen: Lernrate L = 20 %; d. h. nach einer Verdoppelung der kumulierten Ausbringungsmenge senken sich die Kosten auf 80 % (PR) des letzten Wertes.
Zu Beginn des Beobachtungszeitraums betragen die Wertschöpfungskosten 100 GE. Jedes Jahr wird die gleiche Menge von 10 Stk. produziert. Die kumulierte Produktionsmenge steigt. Jeweils nach einer Verdoppelung der kumulierten Produktionsmenge sinken die Kosten um ca. 20 %.
In der weiter oben angeführten doppelt-logarithmischen Graphik zu den Photovoltaik-Preisen lässt sich die Steigung der Progress Ratio wie folgt ablesen. Die Ausweitung der kumulierten Produktion um den Faktor 1000 (103) führte zu einer Reduktion der Kosten auf etwa ein Zehntel. Das Produktionswachstum hat sich etwa 10 mal verdoppelt (210 = 1024), d. h. die Progress Ratio ist die zehnte Wurzel von 0,1 also und damit ergibt sich eine Lernrate von knapp über 20 %.
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