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Gattung der Familie Korbblütler (Asteraceae) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kletten (Arctium) bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die 10 bis 14 Arten der Gattung Arctium s. str. sind in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet. Einige Arten sind weltweit Neophyten.
Kletten | ||||||||||||
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Große Klette (Arctium lappa) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Arctium | ||||||||||||
L. |
Bei der Gattung Arctium s. str. gibt es folgende Merkmale:
Arctium-Arten sind immer hapaxanthe Pflanzen: zwei- oder mehrjährige, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 50 bis 300 Zentimetern erreichen. Die aufrechten Stängel sind meist verzweigt. Die gestielten Laubblätter sind wechselständig angeordnet, haben einen glatten oder gezähnten Blattrand und sind meist behaart. Sie sind ungeteilt, die grundständigen Blätter bis 50 cm lang. Die Hüllblätter des Köpfchens haben eine meist hakig eingerollte Stachelspitze.[1]
In den fast kugeligen, körbchenförmigen Blütenständen sind meist 20 bis 40 (selten weniger oder manchmal mehr) zwittrige Röhrenblüten vorhanden. In den Röhrenblüten sind fünf rosafarbene bis violette Kronblätter zu einer Blütenkrone verwachsen.
Die Gattung Arctium wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, Seite 816[2] aufgestellt. Der vermutlich vom griechischen árcteion (der Bär) abgeleitete Gattungsname Arctium findet sich bereits bei Dioskurides. Ein Homonym ist Arctium Lam. (in Lamarck: Flore Françoise 2, 1778/9, S. 70 veröffentlicht). Synonyme für Arctium L. sind Bardana Hill und Lappa Scop.[3] Der Artname lappa wird bei Plinius und später[4] als weiterer Gattungsname genannt; abgeleitet aus dem griechischen labein (ergreifen), festhalten, weist er auf die Eigenschaft der Früchte hin, an Kleidern (oder am Fell von Tieren u. Ä.) festzuhaften. Typusart ist Arctium lappa L.
Die Gattung Arctium gehört zur Subtribus Carduinae aus der Tribus Cardueae in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Asteraceae.[5][6] Der monophyletischen Arctium-Cousinia-Komplex enthält nach S. López-Vinyallonga et al. 2009 die Arten der Gattungen Arctium L., Cousinia Cass. (über 600 Arten), Hypacanthium Juz. (zwei Arten) und die monotypische Schmalhausenia C.Winkl. Bei S. López-Vinyallonga et al. 2011 wurde alle Arten des Arctium-Cousinia-Komplexes in der dann monophyletischen Gattung Arctium s. l. vereinigt und die bisherigen Gattungen zu Sektionen. Die seit 2011 über 600 Arten der Gattung Arctium s. l. werden in die Sektionen Arctium sect. Amberbopsis, Arctium sect. Anura, Arctium sect. Arctium, Arctium sect. Chrysis, Arctium sect. Hypacanthium, Arctium sect. Hypacanthodes, Arctium sect. Lappaceum, Arctium sect. Pectinatae, Arctium sect. Pseudarctium, Arctium sect. Schmalhausenia, Arctium sect. Serratulopsis gegliedert.[7]
Die Gattung Arctium s. str. hat nur 10 bis 14 Arten enthalten:[5][8]
Es wurden einige Naturhybriden beschrieben:
Die Arten der Gattung Spitzkletten (Xanthium L.) gehören jedoch nicht in die Gattung Arctium, sie gehören nicht einmal in die gleiche Unterfamilie.
Die traditionelle Volksheilkunde schreibt der Klette eine harntreibende und blutreinigende Wirkung zu. Auch gegen Gelenkrheuma, Geschwüre, Magenbeschwerden, Haarausfall, Kopfschuppen, unreine Haut, Gebärmuttersenkung und zur Wundheilung wurde sie früher empfohlen.
Verwendet werden die im Herbst des ersten oder im Frühjahr des zweiten Jahres gesammelten und getrockneten Wurzeln der Großen Klette (Arctium lappa, auch Arctium majus) wie auch Kleinen Klette (Arctium minus) und der Filz-Klette (Arctium tomentosum). Klettenwurzeln werden, eher selten, im Handel als Bardanae radix (syn. Radix Bardanae, Radix Arctii, Radix Lappae) angeboten.
Inhaltsstoffe sind Lignane, unter anderem Arctiin, Inulin (Arctium lappa 45–70 %, Arctium minus 20–27 %, Arctium tomentosum bis 19 %), Schleimstoffe, geringe Mengen an ätherischem Öl, Polyine, Kaffeesäurederivate und Sesquiterpenlactone, es ist das Arctiopicrin, welches zu der Untergruppe der Germacranoliden gehört und zu einer Kontaktdermatitis führt.
Zur innerlichen Anwendung dient ein Aufguss aus gehackter Klettenwurzel, gelegentlich auch aus frischen oder getrockneten oberirdischen Pflanzenteilen. Äußerlich wird Klettenwurzelöl gegen Seborrhoe und als Haarwuchsmittel angewendet. Von der Anwendung während der Schwangerschaft wird abgeraten.
Zu den bekannten Nebenwirkungen gehört Kontaktdermatitis bei äußerlicher Anwendung des Öls der Wurzel. Des Weiteren kann Anaphylaxie, Atemnot und Nesselsucht bei Einnahme auftreten[9].
Wirkstoff | Auftreten | Wirkung |
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Arctigenin | Blätter, Früchte, Samen, Wurzel | Hemmt Hitzeschock
Anti-Tumor Anti-Influenza-Virus |
Arctiin | Blätter, Früchte, Wurzel | Hemmt Tumor-Verbreitung
Chemopräventiv Anti-proliferativ gegen B-Zellen-Hybridomzellen, MH60 |
Trachelogenin | Früchte | Ca2+-Hemmstoff
Anti-HIV-Eigenschaften |
Lappaol F | Früchte, Samen | Hemmt NO-Produktion |
Diarctigenin | Früchte, Samen, Wurzel | Hemmt NO-Produktion |
Beta-eudesmol | Früchte | Antibakteriell
Antiangiogenetisch |
Caffeic acid | Blätter, Stängel, Wurzelschale | Antioxidativ
Neutralisiert freie Radikale |
Chlorogenic acid | Blätter, Wurzelschale | Neuroprotektiv
Antioxidativ Anti-Anaphylaxie Anti-HIV |
Tannin | Wurzel | Anti-Tumor
Immuno-modular Hemmt Hyaluronidase |
Inulin | Wurzel | Präbiotisch
Anti-Bluthochdruck Anti-Diabetes |
Sitosterol-beta-D-glucopyranoside | Wurzel | Säuger-DNS-Polymerase
Anti-Diabetes und Adipositas |
Kletten tauchen ab der Mitte des 17. Jahrhunderts in der europäischen Landschaftsmalerei auf – die Pflanzen befinden sich selten in einer zentralen Stelle des Bildes oder sind besonders hervorgehoben, sind aber insbesondere aufgrund ihrer Blattform eindeutig zu identifizieren. Anders als Akelei oder Erdbeeren hatten Kletten keine religiöse Bedeutung, bei Shakespeare war die Pflanze außerdem eindeutig negativ besetzt.[10] Nach Ansicht von Richard Mabel sind Kletten vielmehr das erste Unkraut, dem in der westlichen Kunstgeschichte eine künstlerische oder architektonische Schönheit zugeschrieben wurde und das deshalb ab diesem Zeitpunkt vermehrt dargestellt wird.[10]
In der niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts tauchen Kletten erstmals auf. Sie finden sich unauffällig am Bildrand einiger Gemälde von Jan Wijnants und Jacob van Ruisdael. Häufiger sind Kletten im Werk von Claude Lorrain zu finden, einem französischen Maler des Barock, der einen eigenen lyrisch-romantischen Stil klassizistisch barocker Landschaftsmalerei entwickelte. Kletten sind bei ihm die einzigen Pflanzen, die realistisch dargestellt sind.[11] Als unauffällige Pflanzen finden sie sich beispielsweise im rechten unteren Bildwinkel von Lorrains Gemälde Landschaft mit tanzenden Figuren aus dem Jahre 1648. Es bildet den Vordergrund zu einer Gruppe junger Leute, die picknicken und begleitet von Tamburinen tanzen.[11] In seinem Gemälde Landschaft mit Narziss und Echo aus dem Jahre 1645 sind Kletten etwas zentraler, wenn auch immer noch am unteren Rand des Gemäldes. Hier greift der Bogen der Blätter die Haltung der Beine und Arme von Narziss auf, während er sein Spiegelbild im Wasser betrachtet. In Landschaft mit David und den drei Helden (1658) sind nicht nur die Blätter, sondern auch die Blütenstände zu sehen, die jetzt die Form der Speere aufgreifen.[11]
Claude Lorrain inspirierte Maler wie Thomas Gainsborough, in dessen Gemälde The Cottage Door sich beispielsweise Klettenblätter im rechten Bildwinkel am Fuße der Eiche finden. Sein Landsmann Joseph Wright of Derby ließ 1781 die Füße des von ihm porträtierten Sir Brooke Boothby zwischen Klettenblättern ruhen.[12] In ähnlicher Weise tauchen Kletten in Gemälden von Richard Wilson, William Turner, John LInnell, James Ward, John Constable und Edwin Landseer auf.[12] Am auffälligsten ist die Darstellung bei George Stubbs, einem der bedeutendsten europäischen Tiermaler. In seinem Gemälde Horse Attacked by a Lion (1769) wendet ein Schimmel seinen Kopf dem Löwen zu, dessen Pranken seinen Rücken zerfleischen. Das rechte Bein des Pferdes ist angewinkelt, unter seinem Huf finden sich Klettenblätter, die in ihrer Form den Pferdekopf aufgreifen. Sie sind mit gleicher Sorgfalt dargestellt wie das Pferd in seinem Todeskampf.[13]
Im 19. Jahrhundert verschwand die Klette weitgehend aus der Malerei. Richard Mabey führt dies darauf zurück, dass Kletten keine spezifische Symbolik hatten und beispielsweise für präraffaelitische Maler damit als Darstellungsobjekt uninteressant wurden.[12]
Dem Schweizer Ingenieur Georges de Mestral fiel auf, dass seine Hunde oft Früchte der Großen Klette (Arctium lappa) im Fell hatten. Unter dem Mikroskop entdeckte er, dass die Klettensamen winzige elastische Häkchen tragen, die auch bei gewaltsamem Entfernen nicht abbrechen. Mestral untersuchte deren Beschaffenheit und erkannte eine Möglichkeit, zwei Materialien auf einfache Art reversibel zu verbinden. Er entwickelte den textilen Klettverschluss und meldete seine Idee 1951 zum Patent an. Vermarktet wurde das Produkt erstmals unter dem Namen Velcro, zusammengesetzt aus den französischen Begriffen velours („Samt“) und crochet („Haken“).[14]
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