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Mode im Bereich der Kleidung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kleidermode bezeichnet den Teil der Kleidung, der einem zeitbedingten schnellen Wechsel unterliegt. Im Gegensatz zur „Tracht“ bezeichnet Kleidermode eine nur kurzfristig übliche oder angemessene Art sich zu kleiden, die sich zusammen mit der allgemeinen gesellschaftlichen Veränderung beständig wandelt.
Damit impliziert der Begriff auch eine ästhetische Bedeutung von Kleidung und geht über ihr Verständnis als purem Gebrauchsgegenstand hinaus. Kleidung dient nicht nur zum Schutz vor Wärme oder Kälte oder anderweitiger Beeinträchtigung, sondern auch dem menschlichen Bedürfnis, sein Aussehen zu gestalten.
Die Aufmachung eines Menschen, insbesondere in Bezug auf legere Kleidung, wird auch mitunter als Aufzug bezeichnet, beispielsweise in Redewendungen wie: „In diesem Aufzug wollte ich mich nicht sehen lassen“.[1][2]
In der Antike kannte man bereits die Tunika und die Fibel. Im Römischen Reich trug man eine Toga oder eine Stola, es gab wechselnde Haartrachten; nur dem Imperator war es erlaubt, mit teurem Purpur gefärbte Gewänder zu tragen. Die Kleidung im Mittelalter (500–1500) war aus Flachsfaser oder Nesseltuch und spiegelte die Ständeordnung wider. Gegen Ende des Mittelalters, im 15. Jahrhundert, war eine Zeitlang die fantasievolle Mode aus Burgund mit Zaddeln und Zacken, weiten Ärmeln, Hauben oder einem spitzen Hennin tonangebend. Die Kleidermode der Renaissance und der Reformation (1500–1550) kannte das Wams, die Schaube und als Kopfbedeckung das Barett. Die spanische Kleidermode (1550–1620) favorisierte das Korsett, die Heerpauke und die Halskrause. Die Kleidermode zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1610–1650) kannte den Schlapphut und die Stulpenstiefel. Die Kleidermode zur Zeit Ludwigs XIV. (1650–1715) brachte die Allongeperücke und den Manteau und Frankreich stieg für Jahrhunderte zur tonangebenden und führenden Nation in Sachen Mode auf. Die Kleidermode des Rokoko (1720–1789) fand Gefallen an Culottes und Contouche, während sich in der Zeit nach der Französischen Revolution in der Revolutions- und Empiremode (1789–1815) die Mode à la grecque entwickelte und die Herren begannen, lange Hosen zu tragen. Die Kleidermode der Restauration und des Biedermeier (1817–1840) brachte die Schute und den Vatermörder. Die Krinolinenmode (1840–1870) kannte den Reifrock für die Dame. Die Kleidermode der Gründerzeit bis 1900 (1871–1900) kleidete den Herrn militärisch in den Überrock und die Dame in ein Mieder.
Im zwanzigsten Jahrhundert folgten viele Trends aufeinander: Der französische Modeschöpfer Paul Poiret, Kreateur des so genannten Humpelrocks (1910/11), brach als einer der ersten mit alten Konventionen, indem er Kleider kreierte, die auch ohne Korsett getragen werden konnten. Dies wird manchmal aber auch Coco Chanel zugeschrieben. Die Knickerbocker, welche schon seit den 1890er Jahren getragen wurden, trugen Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren Aufbrechen der traditionell geschlechterspezifischen Kleidermoden bei. Die Zeit des Ersten Weltkrieges brachte den Trenchcoat (engl. trench = Schützengraben); gegen Ende der 1920er Jahre und Beginn der 1930er Jahre begann sich eine setzte sich die Designerin Elsa Schiaparelli durch. In den 1940er Jahren kamen die Nylonstrümpfe, und als die Bedürfnisse der Kunden durch den Zweiten Weltkrieg eher „minimalistisch“ wurden, erlebten in den 1950er Jahren Schöpfungen wie die Jeans und das T-Shirt einen großen Trend. In den 1960er Jahren begleitete der von Mary Quant propagierte Minirock die sexuelle Revolution. Mit dem Aufkommen der Hot Pants war das 20. Jahrhundert noch lange nicht zu Ende.[3]
Folglich stellt die Kleidermode einen Bestandteil und eine Ausdrucksart des Überbegriffs Mode dar, welcher die Gesamtmenge der vorherrschenden Verhaltens-, Denk- und Gestaltmuster umschreibt.
Heute dokumentieren unter anderem die Galleria del custume in Florenz, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Victoria and Albert Museum in London und das Musée Galliera in Paris die westlich geprägte Modegeschichte. In Deutschland ist im Schloss Meyenburg eine der größten Sammlungen vom Mode der ersten acht Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die Josefine Edle von Krepl zusammengetragen hat, ausgestellt.[4] Weitere bedeutende Sammlungen sind die Von Parish Kostümbibliothek sowie die Modesammlung des Münchner Stadtmuseums, die Textiliensammlung des Germanischen Nationalmuseums und die Modesammlung des Wien Museums, die mit über 22.000 Objekten zu den umfangreichsten Europas zählt. Darüber hinaus gibt es in Deutschland eine Vielzahl kleiner Spezialmuseen, die sich mit verschiedenen Aspekten von Kleidung und Mode beschäftigen, u. a. das Deutsche Hutmuseum Lindenberg, das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg und das Deutsche Schustermuseum Burgkunstadt. Im Modemuseum Uerkheim in der Schweiz sind umfangreiche Ausstellungen zur Geschichte der Mode zu sehen.
Die Schnitt-Direktrice erstellt die Schnittmuster, die Entwurfs-Direktrice entwirft und zeichnet die Modelle. Direktrice ist sowohl eine Funktionsbezeichnung in einem Betrieb als auch der Titel nach einer entsprechenden Ausbildung an einer Modefachschule.
Der Schneider stellt traditionell im Handwerk Bekleidung her. Er kann sich anschließend weiter ausbilden zum Schneidermeister, Modellmacher oder Designer. Bei der Wahl der Ausbildungsstätte sind Können und Ziele wichtig.[5]
Bekannte Couturiers und Modemacher waren und sind:
In Europa ist Düsseldorf die umsatzstärkste Modemessestadt; hier ist die Igedo als Veranstalter im Bekleidungssektor tätig. Daneben gab es bis 2015 in Deutschland die Messe Bread & Butter.
Seit 2007 hat sich die Berlin Fashion Week etabliert und im Juli 2021 fand die erste Frankfurt Fashion Week[7][8] statt. In Italien existiert die Mailänder Modewoche, in den USA die New York Fashion Week, in Frankreich die Paris Fashion Week.
Gezeigt wird die Mode auf Schauen. Zunächst halfen jedoch Illustratoren und Künstler wie Erté, Cecil Beaton und Léon Bakst, die Mode zu verkaufen. Das Haus-Mannequin ist fest angestellt und präsentiert im Modehaus. Für Shows wurden und werden die Modelle individuell zusammengestellt.
Die Modefotografie unterstützt die Vermarktung der Mode. Die Modefotografen arbeiten im Auftrag verschiedener Modemagazine oder im Auftrag von Modefirmen. In letzterem Fall buchen sie in der Regel die Models.
Unter den ersten bekannten Fotomodellen waren Lisa Fonssagrives, Dovima, Dorian Leigh, Suzy Parker und Christa Päffgen, in den 1960er Jahren Twiggy.[9] Weitere bekannte Models der 1960er und 1970er Jahre waren Sharon Tate, Veruschka, Iman Abdulmajid und Jerry Hall. Bekannte Gesichter waren und sind Inès de la Fressange, Claudia Schiffer, Marcus Schenkenberg, Toni Garrn und Gisele Bündchen.
Die Bekleidungsindustrie nutzt das menschliche Verlangen nach Abwechslung zu verkaufsfördernden Zwecken und entwirft und produziert regelmäßig neue, zur Jahreszeit (Saison) passende Textilien. Durch Wechsel der Farben, Materialien und Modelle wird beim Konsumenten der Wunsch erzeugt, die alten, vielleicht noch nicht abgetragenen und immer noch passenden Kleidungsteile gegen neue auszutauschen, um die Gebote der Mode zu befolgen.
Von Modedesignern werden (mindestens) halbjährlich Entwürfe erarbeitet. Sie werden als aufeinander abgestimmte Kollektionen von Models auf Modeschauen oder Messen neun Monate vor Saisonbeginn vorgestellt. Oft wird hier (nicht nur zwecks Aufmerksamkeit) sehr künstlerisch und experimentell gearbeitet. Dadurch werden neue Stile sehr konsequent und radikal vorgeführt und so die vorgeschlagenen Neuerungen sehr klar und deutlich gemacht.
Die Textilindustrie und der Textilhandel lassen sich davon inspirieren und übernehmen die aktuellen Ideen (Farbe, Muster, Schnitt, Material) und erarbeiten daraus gemäßigtere, für den Massenmarkt „tragbare“ Entwürfe. Diese werden heute zum großen Teil in Billiglohnländern günstig hergestellt und u. a. in Europa zum Saisonbeginn verkauft. Mode-Ketten wie H&M werfen pro Saison mehrere Kollektionen auf den Markt und können sich so kurzfristigen Trends anpassen. Unter der Produktion in Billiglohnländern leidet die europäische Textilindustrie.
Schon bevor Kleidermoden von Modedesignern, Modeunternehmen und Modehäusern propagiert werden, kündigen sich neue ästhetische Entwicklungen in der Gesellschaft, besonders bei innovativen, experimentierfreudigen und gesellschaftskritischen Bevölkerungsgruppen an. Modeunternehmen spüren diese Trends nicht selten mittels Trendscouts auf (Coolhunting) und lassen sich in ihren Entwürfen davon inspirieren.
Diese Gruppen, sowie Modedesigner und Trendsetter, spielen eine Schlüsselrolle für die Verbreitung und den Erfolg einer von den Designern vorgeschlagenen neuen Mode.
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