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auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichtete Bibliothek Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Kinder- und Jugendbibliothek ist eine Bibliothek, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet ist. Sie ist häufig Teil einer öffentlichen Bibliothek, kann aber auch in einem eigenen Gebäude untergebracht sein.
Eine Kinderbibliothek im Sinne des Strukturpapiers Bibliotheken '93 zählt zu den Bibliotheken der Funktionsstufen 1 und 2 und hat die Aufgabe, Kindern und Jugendlichen bis zum 13. Lebensjahr den Zugang zu altersgerechten Medien aller Art zu ermöglichen. Damit dient sie der Leser- und Leseförderung. Sie soll außerdem Hilfestellung beim schulischen und außerschulischen Lernen sowie Unterhaltung und Freiräume für eigene Aktionen (Spielen, Toben) bieten. Neben Kindergarten, Schule, freier Jugendarbeit und Elternhaus soll nicht zuletzt die Kinderbibliothek bei der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz helfen. Dazu muss sie nicht nur die Kinder selbst, sondern auch erwachsene Vermittler wie Eltern, Lehrer und Erzieher ansprechen. Die meisten der so genannten „Kinder- und Jugendbibliotheken“ in Deutschland sind in der Praxis reine Kinderbibliotheken.
Sie bildet einen eigenständigen Übergangsbereich zwischen der Kinder- und der Erwachsenenbibliothek und soll in erster Linie Medien für spezielle Bedürfnisse der Jugendlichen anbieten. Dazu muss sie neben Informationen zu Schule und Ausbildung auch die Freizeitinteressen der Jugendlichen berücksichtigen, wenn sie diese als Kunden gewinnen bzw. halten möchte (80 Prozent der Kinder bis zum Alter von 13 Jahren sind regelmäßige Bibliotheksnutzer, danach bricht die Nutzungshäufigkeit stark ein). Das Angebot einer solchen Bibliothek ist daher stark abhängig von ihrem Standort. Es muss außerdem die unterschiedlichsten Entwicklungsstufen und Verhaltensnormen von Jugendlichen berücksichtigen, so dass diese sich ernst genommen fühlen. Insgesamt muss sich die Bibliothek so weit als möglich ihren jugendlichen Kunden anpassen – nicht umgekehrt. Zusätzlich sollte sie mit anderen Einrichtungen, die von Jugendlichen genutzt werden – Schulen, Freizeitheime, Sportvereine usw. –, zusammenarbeiten.
Historisch gesehen stammt die Idee, eine eigene Abteilung für Kinder und Jugendliche in der Bibliothek einzurichten, aus dem anglo-amerikanischen Raum. Die erste Juvenile Library gründete John Newbery in London um 1750, wobei dies eher ein Kinderbuchladen als eine Kinderbücherei war.
Die ersten richtigen Kinder- und Jugendbibliotheken entstanden dann Anfang des 19. Jahrhunderts in den USA – 1803 in Salisbury (Connecticut), 1822 in Dublin (New Hampshire) und Richmond, Virginia.
In Deutschland dagegen stand die Arbeit der Volksbüchereien zuerst ganz im Zeichen der Erwachsenenbildung. Noch 1920 war dort die Einrichtung von Jugendabteilungen durchaus nicht selbstverständlich und bezog sich in erster Linie auf Heranwachsende ab 16 oder 17 Jahren. Zwar gab es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erste Kinderlesehallen in Deutschland (1907 Mannheim und zahlreiche andere Städte, 1913 in Berlin durch J. Mühlenfeld), doch insgesamt kam das Bibliothekswesen für Kinder und Jugendliche nur langsam voran. Einen besonders tiefen Einschnitt erlebte es dann durch die Gleichschaltung des gesamten kulturellen Lebens während der NS-Zeit.
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und vor allem der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949/50 wurde das Kinder- und Jugendbibliothekswesen im Westen verstärkt ausgebaut. In den 1960er Jahren wurden die Kinder- und Jugendbereiche streng von der Erwachsenenbibliothek getrennt und zu Schonräumen für die Kinder und Jugendlichen erklärt. Nach der 68er-Revolution entstanden die so genannten „No-Silence“-Bibliotheken, die allerdings die Mitarbeiter vor schwere Disziplinprobleme stellten und in der Folge rasch wieder eingestellt wurden. Die Bibliotheken beschränkten sich nach diesen Erfahrungen zunächst auf verstärkte Angebote für Kinder, was – in Zusammenhang mit dem Aufkommen neuer Medien (wie Internet-PC, Spiele-Software, CD-ROM) – in den 1980er Jahren zu einem rapiden Absinken der jugendlichen Nutzerzahlen führte. Obwohl die Bibliotheken daraufhin auch verstärkt diese Medien in ihr Angebot aufnahmen, blieb das Schwergewicht zunächst doch auf den Printmedien. Erst in den 1990er Jahren wurden die neuen Medien den traditionellen Büchern und Zeitschriften gleichgestellt.
In der DDR begann der Aufbau von Kinderbibliotheken nach dem Krieg mit der Verabschiedung einer Verordnung des Volksbildungsministeriums von 1950, in der festgelegt wurde, dass alle öffentlichen Bibliotheken mit hauptamtlicher Leitung Kinder- und Jugendbuchabteilungen einzurichten hätten. Bis 1954 entstanden so 140 neue Kinderbibliotheken. Die Angebote für Jugendliche wurden dagegen – anders als in der BRD – in die Bestände der Erwachsenenbibliothek integriert. Bibliotheksbezogene Arbeit fand auch zusammen mit der Schule und den gesetzlich vorgesehenen Jugendklubs der FDJ statt und war entsprechend staatspolitisch orientiert. Ende der 1980er Jahre und bis in die Nach-Wende-Zeit verloren die Jugendbibliotheken der DDR deshalb mehr und mehr Nutzer und nach dem Mauerfall auch ihre gesetzlichen Grundlagen sowie die staatliche Sonderförderung (desolate Finanzlage der öffentlichen Kassen).
Wo in Deutschland bereits vor dem Ersten Weltkrieg Kinderlesehallen entstanden, dienten sie zunächst dem Schutz der Kinder vor sogenannter „Schund- und Schmutzliteratur“ und der Erziehung zum „guten Buch“. Diese Einstellung änderte sich erst mit dem rasanten Aufschwung des Jugendbibliothekswesens ab 1945 – nun rückte die Freude der Kinder am Lesen in den Mittelpunkt der Argumentation, und damit änderte sich auch die Einstellung zum Angebot der Bibliothek, dem Jugendbuch. War auch das Jugendbuch zu Anfang noch vorwiegend Erziehungsmittel, so wurde es ab Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr auch eine eigenständige Literaturform. Neben dieser sittlich-moralischen Erziehung, die heute eher in den Hintergrund tritt, soll die Kinder- und Jugendbücherei ihre Nutzer auch bei der Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit unterstützen und die Kinder und Jugendlichen an neue Medien heranführen. Leseförderung und die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz sind heute wichtige Aufgabenfelder[1].
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der selbständigen und der unselbständigen Kinder- und Jugendbibliothek. Dabei kann die letztere wiederum sowohl in einem eigenen Gebäude untergebracht sein als auch nur eine Abteilung der öffentlichen Bücherei darstellen. Daneben existieren auch Mediotheken, die neben Literatur auch ein großes Angebot an audiovisuellen und digitalen Medien (wie CDs, Video- und Hörkassetten, DVDs und CD-ROM) anbieten. Sie sind vorwiegend als Schulmediotheken eine Kombination aus öffentlicher und Schulbibliothek, seit einigen Jahren gibt es jedoch auch eigenständige Mediotheken. Ebenso wird in neuesten Konzeptionen eine strikte Trennung der Kinder- von der Jugendbibliothek gefordert, die dazu dienen soll, auf die jeweiligen Bedürfnisse von Kindern bzw. Jugendlichen noch besser eingehen zu können. Bei der Entscheidung für die eine oder andere Organisationsform sind aber immer auch die dadurch anfallenden Kosten zu bedenken: Eine vollständige Entkoppelung der drei Bibliotheksbereiche Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenbibliothek würde zu immensen Kostensteigerungen und zur Doppelanschaffung vieler Titel führen.
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