Kastell Bremenium
archäologische Stätte im Vereinigten Königreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bremenium war ein römisches Hilfstruppenkastell auf dem Gebiet der Gemeinde (Parish) Rochester (High Rochester), County Northumberland, England.
Kastell High Rochester | |
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Alternativname | Bremenium, Bremenion, Bremenio, Bremaenio |
Limes | Britannien |
Abschnitt | Strecke 2 (Vorposten) |
Datierung (Belegung) | A.a) Zeit des Agricola A.b) domitianisch/trajanisch B) antoninisch C) severisch D) konstantinisch |
Typ | A) unbekannt B+C) Kohortenkastell D) Straßenkastell |
Einheit | A) unbekannt B.a) Legio XX (Bauvexillation) B.b) Cohors I Lingonum B.c) Cohors I Delmatorum, oder Cohors I Aelia Dacorum (?) C) Cohors I Fida Vardullorum und Numerus Exploratorum Bremeniensium D) unbekannt |
Größe | A) unbekannt B+C) 148 m × 136 m ≈ 2 ha D) unbekannt |
Bauweise | A) Holz-Erde-Kastell B-D) Steinkastell |
Erhaltungszustand | teilweise sichtbar |
Ort | High Rochester |
Geographische Lage | 55° 16′ 51,6″ N, 2° 16′ 4,8″ W |
Vorhergehend | Kastell Habitancum (südöstlich) |
Vorgelagert | Kastell Onnum |
Im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründet, wurde das Lager im 2. Jahrhundert von Grund auf erneuert und im 3. und 4. Jahrhundert mehrmals instand gesetzt. Seine Besatzung sollte die Dere Street überwachen, eine wichtige Fernverkehrsverbindung, die bis weit in den unwirtlichen Norden der britischen Insel führte. Die Region um Bremenium diente anscheinend auch als Bereitstellungsraum für Militäroperationen der Römer (siehe Marschlager). Es blieb auch weiterhin besetzt, als die Reichsgrenze wieder vom Antoninuswall auf den Hadrianswall zurückgenommen wurde. Danach war das Kastell eine der Befestigungen zur Vorfeldsicherung der Wallzone und für mehr als 200 Jahre eine der nördlichsten Militärstützpunkte des Römischen Reiches. Heute zählt es zu den am besten erhaltenen archäologischen Stätten im Northumberland-Nationalpark.
Das Kastell wird in mehreren antiken Schriftquellen erwähnt: in der Kosmografie des Geografen von Ravenna (Bremenium), im Itinerarium Antonini (Bremenio/Bremaenio) auf zwei Inschriften der in Rochester stationierten Aufklärungseinheit (Bremeniensum) und in der Geographia des Ptolemäus (Bremenion). Im Itinerarium ist Bremenio am Beginn von Iter I platziert, zwanzig römische Meilen von Coriosopitum entfernt. In der Geographia scheint sie zwischen zwei anderen Siedlungen der Votadini auf; Coriosopitum (Corbridge) und Alauna (Learchild). Die Ravenna Kosmografie führt schließlich Bremenium zwischen Habitancum (Risingham) und dem bislang nicht identifizierten Coccimeda an. Da kein Eintrag in der Notitia Dignitatum existiert, war das Kastell höchstwahrscheinlich im späten 4. Jahrhundert nicht mehr mit regulären Soldaten besetzt. Der antike Ortsname könnte „der Ort/Platz am rauschenden Bach“ (im keltischen brem = sprudeln/brüllen) bedeuten, vermutlich der im Westen am Kastell vorbeifließende Sills Burn.[1]
Das Kastell befindet sich in Rochester, 21 km nördlich von Corbridge (Corstopitvm/Coria) und 8 km nordwestlich von Otterburn, an der Dere Street (heute A68), die von York (Eburacum) bis nach Melrose (Trimontium) und zum Antoninuswall reichte. Es liegt zwischen der Autostraße und der römischen Straße nach Osten. Ab dort lief die Römerstraße über etwas höheres Terrain. Bremenium war die letzte römische Festung vor den Cheviot Hills und der Kreuzung mit der Römerstraße nach Learmouth. Am Standort des ehemaligen römischen Kastells entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Weiler High Rochester. Über die Dere Street war das Kastell mit den Lagern von Risingham (Habitancum), 14 km entfernt, Halton Chesters (Onnum), dem Walldurchgang am Portgate und dem Nachschubzentrum Corbridge verbunden. Das Lager stand auf einer herausgehobenen Position, ein Ausläufer eines Hügelkamms, der steil nach Norden und Westen abfällt und einen guten Ausblick nach Süden, Westen und Norden, auf das Flusstal des Rede und noch etwas darüber hinaus erlaubte. Im NW wird das Kastell vom Sill Burn umflossen. Die Kastellplattform gehört heute zu den Weidegründen eines Bauernhofs, ist aber weitgehend von moderner Überbauung verschont geblieben. Einige landwirtschaftliche Gebäude konzentrieren sich um die Wälle an der Nord- und Westseite.[2]
Der Innenbereich des Lagers wurde 1832 teilweise ausgegraben. Die Kastellmauern wurden von 1852 bis 1855 freigelegt. Im Zuge dessen wurde das erste Mal die Grundstrukturen einer römischen Festung in Großbritannien enthüllt. Diese Grabungen wurden jedoch nur sehr schlecht dokumentiert. Eine weitere kleinere Ausgrabung fand 1935 statt. Dabei wurde die Principia, ein Abschnitt der inneren Wallstraße (via sagularis) und ein 5,7 Meter langer, l-förmiger Kasernenblock beobachtet. Seitdem fanden im Kastell keine größeren archäologischen Untersuchungen mehr statt.
Aus Rochester und seiner näheren Umgebung sind bis zu vierzig römische Inschriften bekannt. Der vielleicht interessanteste Fund ist ein 67 cm hohes, im Stil romano-britisches Relief aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., das zwei Wassernymphen an der linken und rechten Seite und die badende Venus im Zentrum darstellt. Es basiert auf einem Bildwerk der Aphrodite des Griechen Diodalsas, geschaffen im vierten Jahrhundert v. Chr. Die Nymphen halten einen Wasserkrug und ein Tuch in den Händen während Venus ihr Haar wäscht. Es stammt aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert. Der einzige nennenswerte Keramikfund aus Rochester stammt aus Südgallien und konnte auf die 80er-Jahre des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden. Ansonsten wurden während der Ausgrabungen hauptsächlich Tierknochen geborgen (Ochse, Schaf, Schwein, Rotwild, Wildschwein, Hase, Fuchs und Dachs).[3]
Im Jahre 122 befahl Kaiser Hadrian, im Norden Britanniens eine Sperrmauer, verstärkt durch Wachtürme und Kastelle, vom Tyne bis zum Solway-Firth zu errichten, um die britischen Provinzen vor den ständigen Einfällen der Pikten aus dem Norden zu schützen. Der Wall wurde größtenteils durch Soldaten der drei in Britannien stationierten Legionen und der Classis Britannica errichtet. Fünf Kastelle (zwei davon sollten zusätzlich das Stammesgebiet der verbündeten Briganten sichern) lagen als Vorposten nördlich des Hadrianswalles.
Zur Regierungszeit der Flavier entstand in Rochester im 1. Jahrhundert n. Chr. (um das Jahr 80), im Zuge der Feldzüge des Gnaeus Iulius Agricola auf dem Siedlungsgebiet der Votadini zunächst eine Holz-Erde-Befestigung, die unter Trajan noch etwas erweitert wurde. Die jüngsten Untersuchungen deuten darauf hin, dass es über einer Siedlung aus der frühen Eisenzeit errichtet wurde. Eine Textstelle in der Geographica des Claudius Ptolemaeus (frühes 2. Jahrhundert) berichtet, dass die „Otalini/Otadini“ auch in Alauna (Maryport) und Coria (Corbridge) ansässig gewesen sein sollen. Seine Besatzung sollte die Dere Street, die römische Hauptversorgungsstraße nach Schottland überwachen und ein Auge auf die indigene Bevölkerung haben. Der Abschnitt der Dere Street bei Rochester dürfte für die Armeeführung ein strategisch wichtiger Ausgangspunkt für Feldzüge in den Norden gewesen sein, wie der Nachweis einer ganzen Reihe von römischen Marschlagern im Nahebereich der Festung annehmen lässt. Als Rom seine Position in Südschottland gefestigt hatten, wurde offensichtlich auch eine militärische Präsenz in Rochester als vorteilhaft angesehen. Trotz des Sieges über die indigenen Stämme in der Schlacht am Mons Graupius (83) und dem Bau eines Legionslagers in Inchtuthil am Fluss Tay, zogen sich die Römer bald wieder aus Schottland zurück und konsolidierten schließlich den Limes an der Linie Tyne-Solway-Firth. Zur Zeit der Erbauung des Hadrianswalls war das Kastell vorübergehend unbesetzt. Unter dem Statthalter Quintus Lollius Urbicus wurde es im Zuge der Errichtung des Antoninuswalls zwischen 139 und 142 wieder mit Truppen belegt und in ein Steinkastell umgebaut, das die wichtigste Nachschubroute in den Norden sichern sollte. Das Kastell blieb auch nach dem endgültigen Rückzug der Armee vom Antoninuswall – in den frühen 160er Jahren – weiter belegt. Um 197 dürfte das Kastell entweder völlig zerstört oder schwer beschädigt worden sein. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts wurde es im Zuge der Instandsetzung des Hadrianswalls unter Septimius Severus renoviert und – aufgrund seiner exponierten Lage – erheblich verstärkt. Es diente nun auch zur Vorfeldsicherung des Walls, da die Römer wohl weiterhin ihre ökonomischen und militärischen Interessen nördlich der Mauer verfolgten. Größere Baumaßnahmen am Kastell wurden – laut Inschriften – unter seinen Nachfolgern Caracalla, Elagabalus und Severus Alexander vorgenommen. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wurden Bremenium und Habitancum mit Aufklärern (exploratores) belegt, was auf zunehmend unruhigere Zeiten schließen lässt. Am Ende des 3. Jahrhunderts wurde das Kastell wieder zerstört, aber danach noch einmal aufgebaut. Unter Konstantin den Großen wurde ab 312 ein Großteil der römischen Truppen, die nördlich des Hadrianswalls standen, abgezogen. Vielleicht als Bedingung eines Friedensvertrages mit den Caledonen und Maetern. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts (343 oder 360) wurde Bremenium erneut von den Pikten niedergebrannt und danach von den Römern endgültig aufgegeben. In der Notitia Dignitatum, entstanden im späten vierten Jahrhundert, wird Bremenium nicht mehr erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es durch Steinraub bis auf die Fundamente abgetragen. Innerhalb der römischen Mauern wurden im 16. Jahrhundert (um 1581) zwei befestigte Bauernhäuser (Bastle, eines davon stand bei Gallow Knowe) zum Schutz vor Überfällen der Border Reivers errichtet. Das Kastellgelände ist heute ein Teil des Brigantium Archaeological Reconstruction Centre (Department of Archaeology, University of Newcastle).[4]
Obwohl heute ein Großteil des Mauerwerks zerstört ist, sind noch substantielle Reste der römischen Festung zu sehen. Vom Kastell haben sich Teile der westlichen Mauer, sowie des westlichen Tores (komplett bis zum Ansatz des Bogen) erhalten. Vor allem die unteren Segmente seiner Umfassungsmauer (Erdwälle mit Mauerwerk) sind noch fast vollständig sichtbar. Die Westmauer ist am besten erhalten geblieben. Längere Abschnitte der römischen Mauer sind auf der West- und Nordseite oberirdisch sichtbar. Dort haben auch die Substrukturen der Tore die Zeiten überstanden. Insgesamt dürfte das Lager während seiner Existenz vier Bauperioden durchlaufen haben. Vermutlich wurde an der Westseite der Festung – wie beim Wallkastell Halton Chesters (Onnum) – nachträglich eine Erweiterung (Annex) zugebaut, möglicherweise in Verbindung mit einem externen Badehaus. Aufgrund seiner exponierten Lage dürfte sich um das Kastell keine größere Zivilsiedlung (Vicus) entwickelt haben.
Periode I: Das ursprüngliche Lager aus der Zeit des Agricola (78–85) bestand nur aus einem von einem einzigen Graben umgebenen Wallanlage. Es wurde während der flavisch-trajanischen Herrschaftsperiode (69–117) wieder beseitigt und abermals durch ein Holz-Erde-Lager, diesmal jedoch mit einem höheren Wall und umgeben von einem ausgedehnten Grabensystem, ersetzt.
Periode II: Zur Zeit der Antoninen (139 bis Ende des 2. Jahrhunderts) wurde das Holz-Erde-Lager abgerissen und durch ein nach NW ausgerichtetes Steinlager ersetzt. Die Umwehrung bestand aus einem Kern aus Bruchstein und Lehm der an beiden Seiten mit behauenen Steinblöcken verblendet war. Zur Abstützung und als Wehrgang war eine Erdrampe an der Rückseite der Mauer aufgeschüttet worden.
Periode III: In der Regierungszeit der Severer (211–235) wurde das antoninische Lager abgerissen und durch ein noch stärker befestigtes Lager ersetzt. Die internen Bauten wurden wieder exakt über den Grundmauern der früheren Gebäude errichtet. Das severische Lager hatte einen langrechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken, maß 148 Meter (von Norden nach Süden) × 136 Meter (von Osten nach Westen) und bedeckte eine Fläche von knapp 2 Hektar. An der Nordmauer wurden nachträglich 9,8 Meter im Quadrat messende Steinplattformen (ballistarium) angebaut auf denen Katapulte (onager) oder Pfeilschleudergeschütze (balistae) aufgestellt werden konnten. In zwei Inschriften wird von ihrer „Renovierung von Grund auf“ um 220 und später während der der Herrschaft des Severus Alexander (221–235) durch die Vadulierkohorte (siehe auch Abschnitt Garnison) berichtet. Zwei römische Schleuderkugeln sind in der Dorfschule eingemauert worden. Das bedeutet, dass solche Artilleriestellungen schon länger dort etabliert gewesen sind, vielleicht schon seit der Zeit, in der der Antoninuswall aufgegeben wurde, obwohl es auch möglich wäre, dass sie erst während der Kriege in den 170er und 180er Jahren eingerichtet wurden, um Bremenium wirkungsvoller verteidigen zu können.
Periode IV: Unter Konstantin I. (306–337) wurde das severische Kastell in der Mitte des 4. Jahrhunderts zerstört. Die Mauern des nachfolgenden konstantinischen Lagers waren etwas breiter als bei den meisten anderen römischen Festungen dieser Zeit.[5]
Die Festung war von einer beträchtlichen Anzahl von Verteidigungsgräben als Annäherungshindernisse umgeben. Sechs von ihnen sind aus der Luft noch gut sichtbar. Im Nordwesten zählte man davon insgesamt dreizehn Stück. An der Süd- und Ostseite wurden nur vier Gräben ausgehoben. Es ist wahrscheinlich, dass es an der Westseite ursprünglich noch etwas mehr (sechs) waren. Sechs Grabenzüge unbekannter Zeitstellung wurden 1935 auf der Nordseite der Festung entdeckt. An der Ost- und Südseite beobachtete man drei größere Gräben, die jedoch nicht mit denen im Norden zusammenhingen. Der Zweck der zahlreichen, scheinbar regellos von Nord nach Süd bzw. von West nach Ost verlaufenden Grabenzüge an der Deere Street und am Sill Burn ist unklar. Vielleicht sollten sie den Zugang zur Straße, zum Nordtor und dem Wasserlauf erschweren.
Wie für mittelkaiserzeitliche Kastelle üblich war die Mauer an jeder Seite von einem Tor durchbrochen, die jeweils mit zwei Flankentürmen gesichert wurden. Das Westtor zählt zu den besten erhaltenen Wehrbauten. Es verfügte aber nur über eine Durchfahrt. Seine Mauern (Flankentürme und Durchgang) stehen noch bis zum nördlichen Ansatz des Torbogens aufrecht (Höhe 2,7 Meter). Diese Mauerreste stammen wahrscheinlich aus dem 4. Jahrhundert. Die Dere Street erreichte beim Südtor das Kastell und verläuft vom Osttor aus in Richtung des Sill Burn. Vom Nord- und Südtor sind noch die Türschwellen sichtbar. Die letzten Reste des Südtors wurden im 18. Jahrhundert vollkommen einplaniert. Verstärkt wurde die Mauer durch mehrere quadratische, innen angesetzte, Intervalltürme, von denen einer noch zu sehen ist. Er befindet sich zwischen dem Südtor und der Südwestecke der Festung. Seine Vorderseite ist heute komplett zerstört, erhalten sind noch die Seitenwände und die Rückwand bis zu der Höhe einer zugemauerten Tür im 1. Stock. An ihm konnten ebenfalls mehrere Bauperioden nachgewiesen werden. Die Überreste eines innen angesetzten, quadratischen Eckturms sind noch an der Südostecke zu erkennen.[6]
Bei den Grabungen und Sondierungen wurde festgestellt, dass das Lagerinnere einst dicht bebaut war. Im Süden der Festung wurde eine größere Anzahl von Gebäuderesten als römerzeitlich identifiziert, darunter die 21 Meter lange Principia. Die meisten dieser Gebäude gehören zur Periode III. Das Kastell verfügte sicher neben dem Lagerhauptquartier Principia im Zentrum und dem Badegebäude (therme) auch über die anderen für mittelkaiserzeitliche Lager standardmäßigen Gebäude: mehrere Getreidespeicher (horrea), Pferdeställe (stabula), Mannschaftskasernen (centuria) und Werkstätten (fabricae). Einige dieser Gebäude verfügten u. a. über Hypokaustenheizungen. Unter dem Fahnenheiligtum (sacellum) befand sich ein Kellerraum. Dessen Eingang war bemerkenswerterweise durch eine massive Steinplatte gesichert, die zum Öffnen mittels eiserner Rollen in eine Aussparung geschoben werden konnte. Das Lager verfügte über vier Lagerhäuser (horreum), zwei auf beiden Seiten der Principia, in denen Getreide o. ä. gelagert wurde. Die mittelkaiserzeitlichen Kasernen wurden in spätrömischer Zeit – wie in Housesteads und Great Chesters – durch kleinere, einzeln stehende Behausungen ersetzt. Innerhalb der Mauern, in der Südostecke, stand das Lagerbad (balineum).[7]
Bremenium war vermutlich vom 1. bis zum späten 4. Jahrhundert mit regulären römischen Soldaten besetzt. Es beherbergte während seines Bestehens mehrere Kohorten der Hilfstruppen (Auxilia). Folgende Einheiten stellten entweder die Besatzung des Kastells oder könnten sich für eine begrenzte Zeit dort aufgehalten haben:
Zeitstellung | Truppenname | Beschreibung |
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3. Jahrhundert n. Chr. | Legio vicesimae Valeria Victrix („die zwanzigste valerische Legion, die Siegreiche“) |
Legionäre wurden für gewöhnlich nicht zum Garnisonsdienst an der Grenze eingeteilt, sondern entsandten Spezialkräfte für die anspruchsvolleren Bauvorhaben am Hadrianswall. Die Anwesenheit von Angehörigen (Bautrupp) dieser Legion wird durch eine 1776, nahe dem Osttor entdeckte Bauinschrift bestätigt. Sie stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. und ist von Reliefen flankiert. An der linken Seite steht Mars, der römische Kriegsgott, bewaffnet mit Speer und Schild, rechts der mythologische Held Herkules mit Keule und Löwenfell. An der Unterseite ist ein Eber dargestellt, das Symbol der Legion.[8] |
2. Jahrhundert n. Chr | Cohors prima Lingonum equitata (die erste teilberittene Kohorte der Lingonen). |
Diese Truppe ist die erste nachweisbare Besatzung des Kastells. Bei ihr handelte es sich um eine 600 Mann starke Kohorte aus dem gallischen Stamm der Lingonen. Die Lingonen besiedelten die Region Bourgogne im heutigen Zentralfrankreich. Damals ein Bestandteil der Provinz Gallia Lugdunensis Die Einheit bestand aus Kavallerie- und Infanterie, eine Kombination, die gut im unwegsamen Gelände einsetzbar war. Sie wird jedoch nur auf einer einzigen Inschrift aus der Principia von Rochester (von vierzig dort aufgefundenen) erwähnt. Vielleicht stand sie bis 197 dort. Die Kohorte ist auch noch von anderen Standorten in Britannien bekannt: Longovicium (Lanchester, Durham), möglicherweise lag sie auch in Coriosopitum (Corbridge).[9] |
2.–3. Jahrhundert n. Chr. | Cohors prima Dalmatorum (Dacorum?) (die erste Kohorte der Dalmatiner/Daker) |
Diese Einheit ist nur von einem stark beschädigten Grabstein bekannt der für einen ihrer Angehörigen, Sextus Aurelius, gesetzt wurde. Von einigen Forschern wird die Buchstabenfolge DA auf der Inschrift allerdings nicht als Dalmatorum sondern als Dacorum interpretiert. Er diente – laut seines auf dem Stein angegebenen curriculum vitae – als Feldzeichenträger (Imaginifer) der Kohorte und beendete seine Soldatenlaufbahn im Rang eines Zenturio. Da die Anwesenheit der Einheit im gleichen Zeitraum für Maryport (Alauna) gut belegt ist, ist es möglich, dass das Grabsteinfragment der Cohors I Dacorum zugeschrieben werden muss.[10] |
2.–3. Jahrhundert n. Chr. | Cohors primae fida Vardullorum civium Romanorum equitata milliaria Antoniniana (die erste Kohorte der Vadulier, die Treuen, römische Bürger, teilberitten, 1000 Mann stark, die Antoninier) |
Die Kohorte wurde ursprünglich aus Angehörigen eines Stammes der Volksgruppe der Gallaeker aufgestellt. Kelten, die im gebirgigen Nordwesten der Iberischen Halbinsel siedelten. Die Varduli waren in einem schmalen Landstreifen beheimatet, der sich an der Küste (zwischen San Sebastian im Osten und Motrico im Westen) erstreckte und an der Landseite vom Fluss Ebro, Verlauf zwischen Logrono und Miranda de Ebro, begrenzt wurde. Die Kohorte ist ab 197 in Rochester nachweisbar. Über zwanzig Prozent der dort geborgenen römischen Inschriften stammen von dieser Einheit. Ihre Soldaten dürften sich zu Beginn des 3. Jahrhunderts, im Zuge des großangelegten Caledonienfeldzuges des Septimius Severus, maßgeblich an den Restaurierungsarbeiten im Lager beteiligt haben. Darunter auch eine der Geschützplattformen, die unter dem Kommando des Tribunen Publius Aelius Erasinus errichtet wurde. Hilfstruppenkastelle wurden nur selten mit schweren Waffen ausgerüstet, da sie normalerweise auf die Artillerieeinheiten der Legionen beschränkt waren. Ein anderer Tribun dieser Einheit der in Rochester stationiert war und dort einen Tempel für Mithras erbauen ließ, L. Caecilius Optatus, war vermutlich der Sohn oder späterer Nachkomme eines Zenturios gleichen Namens der zum Ratsmitglied der Stadt Barcino (Barcelona) aufgestiegen war. Da das Kastell für eine 1000 Mann starke Truppe zu klein war, dürften dort nur rund 500 Mann stationiert gewesen sein. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Vexillation der Kohorte auch in der näheren Umgebung von Rochester, in einem Stützpunkt bei Jedburgh eingesetzt wurde. Dort wurden zwei Altäre entdeckt die die Vardulieinheit und ihren damaligen Kommandanten, den Tribun Gaius Quintius Severus, nennt. Die Inschrift, wurde gemeinsam mit einer Vexillation der Raeti Gaeseti gestiftet. Vermutlich sicherten die Soldaten dort einen Übergang über den Teviot. Letztere waren im frühen dritten Jahrhundert in Habitancum stationiert. Die Anwesenheit der Varduli ist auch für andere nordbritannische Standorte bekannt; Castlecary (Antoninuswall), Longovicium (Lanchester), Coriosopitum (Corbridge) am Stanegate, Meilenkastell 19 am Hadrianswall und Cappuck an der Dere Street.[11] |
3. Jahrhundert n. Chr. | Numerus Exploratorum Bremeniensium (die Kundschafter von Bremenium) |
Diese Einheit wird auf zwei Inschriften aus Rochester erwähnt. Vermutlich teilte sie sich das Kastell mit der Vardulierkohorte. Sie ist eine der drei römischen Aufklärungseinheiten die für Britannien bekannt sind. Auf den Inschriften sind auch Name und Rang von zwei ihrer Kommandanten, den Tribunen Cassius Sabinianus und Caepio Charitinus, angegeben.[12] |
In der näheren Umgebung von Rochester stieß man auf die Reste von zahlreichen, nur kurzzeitig genutzten Holz-Erde-Lagern.
Ort | Anzahl | Beschreibung |
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Blakehope | 1 | Das Lager stand unmittelbar südlich des Kastells, an der Dere Street. Es hatte einen quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken und bestand aus einem massiven Erdwall, umgeben von einem Graben, mit mindestens vier Toren und einer Erweiterung der Befestigung nach Süden. Beim Westtor ist noch der äußere Schutzwall (Titulum) zu sehen. Die Festung maß ca. 128 × 118 Meter und bedeckte eine Fläche von 8,6 Hektar. Einige der Erdwerke könnten zum Teil aber erst in nachrömischer Zeit entstanden sein.[13] |
Chew Green | 3 | Die Lager befanden sich an den Abhängen der Cheviot Hills.
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Featherwood | 2 |
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Birdhope | 3 |
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Bellshiel | 1 | Dieses Lager bedeckte eine Fläche von 15,9 Hektar und stand auf einen breiten Hügel westlich der Dere Street, oberhalb des östlichen Steilufers des Bellshiel Burn und nahe seiner Mündung in den Rede. Von dort aus hatte man einen guten Blick auf das Flusstal als auch auf den Bellshiel-Burn und das Kastell bei Rochester, ca. 1,5 km entfernt im SO. Im Norden konnte man bis zur Hügelkette der Bellshiel Law, etwas mehr als 1 km entfernt, sehen. Es hatte einen etwas nach NO verzogenen, rechteckigen Grundriss und bestand aus einem Erdwall mit umlaufenden Graben. Die Ostseite ist ca. 15 Meter länger als die W-Seite. Tore befanden sich an der Nord- und Südseite. Das einzige noch sichtbare Tor (Südseite) wurde durch einen internen Wall (clavicula) gesichert. Letztere steht noch bis zu 1 Meter hoch, ihr Fundament bestand aus einer großen Menge Steine. Von den anderen Toren ist nichts mehr zu sehen. In der Mitte des Westwalls war bei den Untersuchungen eine Lücke im Erdwall auszumachen, vielleicht der Standort des Westtors.[14] |
Sills Burn | 2 |
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Yardhope | 1 | Das Lager stand an der Straße nach Learchild (Alauna), östlich von Rochester, in einem Heide-Moor auf etwa 275 Meter ü. d. M., zwischen zwei Wasserläufen, dem Longtae Burn im Norden und einem namenlosen Nebenfluss im Süden. Das Lager hat einen quadratischen Grundriss und war von einem Graben umgeben. Es misst etwa 137 Meter von NO nach SW, 144 Meter an der Querachse und bedeckte eine Fläche von 2,0 Hektar. Am Nordwall ist der Graben noch bis zu einer Tiefe von 0,1 Meter erhalten. Der Erdwall erreicht dort eine Höhe von 0,6 Meter. Auf der Westseite ist der Graben fast völlig zerstört worden. Das Lager verfügte über drei Tore, die ursprünglich etwa 5 Meter breit waren. Sie wurden jeweils durch einen äußeren Erdwall gesichert. Am Süd- und am Osttor befanden sie sich 5 Meter vor der Grabenlinie. Am Nordtor war dieser Abstand auf etwa 1 Meter reduziert, da es zu nahe an einem Steilhang steht.[17] |
Bagraw | 1 | Das Lager befindet sich direkt an der Dere Street, südlich von Rochester. Ungefähr gleich weit von den Kastellen von Blakehope und Rochester entfernt. Es stand auf einer relativ flachen Geländekante und war von NW nach SO ausgerichtet. Von dort aus hat man einen guten Blick auf das Tal des Rede. An der Südostseite wurde der Wall vom Bagraw Burn abgeschwemmt. Die A696-Autostraße durchschneidet das SW-Viertel des Kastellareals. Die Dere Street verläuft parallel zum SW-Wall des Lagers, etwa 5 Meter entfernt. Es hat einen rhombenförmigen Grundriss, in den Wällen sind eine Reihe von Lücken sichtbar, die zentral an der SO- und NO-Seite liegen. Sie wurden durch externe Wälle (Tituli) geschützt. Eine Straße führt zentral entlang der Längsachse des Lagers vom SO-Tor zum NW-Wall, aber dort ist kein Tor mehr zu erkennen. Ein Anbau (3,5 Hektar groß) stand an der SO-Seite des Lagers.[18] |
Dargues | 1 | Das Lager stand im Süden von Rochester, ebenfalls in der Nähe der Dere-Street, nordöstlich des Rede. Es hatte einen spielkartenförmigen Grundriss und verfügte über vier Tore, die durch interne Erdwälle (clavicula) geschützt wurden. Die Tore sind zentral an der Süd-West- und Nord-Ost-Seite platziert. Die NW- und SO-Wälle verlaufen 40 Meter nach Nordosten; das Lager war also in diese Richtung ausgerichtet. Die NO- und SO-Seiten waren vermutlich etwas kürzer. Es bedeckte eine Fläche von ungefähr 5,9 Hektar. Der Dargues Burn fließt südöstlich am Lager vorbei, die Dere Street verläuft entlang des nordöstlichen Walls. In der Neuzeit angelegte Abflussgräben haben an vielen Stellen die Wälle zerstört, besonders an der Nord-Ost-Seite. Die SO-Ecke ist durch Gebäude der Dargues-Farm überbaut.[19] |
Auf dem Areal des Gräberfelds wurden über 100 Begräbnisstätten entdeckt, die als niedrige Rundhügel (tumuli), teilweise noch zwischen drei und vier Meter hoch, erkennbar sind. Manche sind zusätzlich mit einem Graben und einem Erdwall umgeben. Der Großteil des Areals liegt südlich der antiken Trasse der Dere Street (Flur Petty Knowes), einige der Hügelgräber befinden sich auch auf der Nordseite der Straße. Ein Teil des Gräberfeldes wurde in den 1970er Jahren ausgegraben. Dabei zeigte sich, dass jedes der Gräber eine zentrale Grube mit Ascheresten einer Brandbestattung (ustrina) enthielt. Auf dem Gräberfeld wurden sowohl Männer, als auch Frauen und Kinder bestattet, vermutlich Bewohner aus dem nahegelegenen Kastell (Lagervicus?). Zusätzlich stieß man auf vier in Stein eingefasste, monumentalere Gräber mit runden, langrechteckigen und quadratischen Grundriss. Das kreisförmige Exemplar war mit zwei steinernen Skulpturen, einem Tierkopf und einem Pinienzapfen dekoriert. Sie waren vermutlich die Begräbnisstätten von römischen Offizieren. Einer der Grabhügel stammte noch aus der Bronzezeit und wurde im 19. Jahrhundert von Henry McLauchlin untersucht. Er maß 8 × 6 Meter, verfügte über eine zentrale Brandgrube und war aus Erde und Steinen aufgehäuft worden.[20]
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