Rettich wurde in Rosenhagen in Mecklenburg geboren. Seinem Vater gehörte das Rittergut in Rosenhagen bei Dassow in der Nähe der Lübecker Bucht. Hier verbrachte er als Jugendlicher seine Zeit in den Eichen- und Buchenwäldern, bei der Jagd sowie beim Fischfang. Die Gegend an der Ostsee prägte ihn somit bereits in jungen Jahren und ist in seinen späteren Werken wiederzufinden. Rettich ging im Katharineum zu Lübeck zur Schule[1], um anschließend 1861 auf Wunsch seines Vaters in München ein Jura-Studium aufzunehmen. Parallel interessierte er sich für die Kunst[2] und wurde zu einem der ersten Schüler des Landschaftsmalers Adolf Lier.[3] 1862 ging er nach Düsseldorf, wo er sich Albert Flamm und Theodor Hagen anschloss.[4][3] 1867 wechselte er für drei Jahre nach Dresden, anschließend bis 1888 nach Weimar an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule. Dort studierte er Landschaftsmalerei als Schüler Böcklins, Lenbachs und erneut Theodor Hagens. Studienreisen führten ihn 1873 und 1874 nach Norwegen. Dort suchte er vornehmlich Studiengegenden auf, die „wegen des malerisch wenig verwendbaren Charakters am wenigsten zum Bleiben lockten.“[5] Dies waren neben Küstenszenerien vor allem meilenweite Einöden. Des Weiteren besuchte er Schweden, aber auch Italien.
Nach einigen Jahren in München zog er nach Lübeck und von dort im April 1897 nach Graal, in die heutige Gemeinde Graal-Müritz. Dort erwarb er ein Haus und verbrachte von nun an die Sommer in der kleinen Gemeinde und die Winter in seinem Elternhaus in Lübeck. Mit dem Verkauf von Postkarten, die typische Landschaftsmotive zeigten, konnte er so seinen Lebensunterhalt verdienen. Ein beliebtes Motiv war Israelsdorf mit seiner berühmten Eiche. Mit den Einkünften ließ er 1898 einen Ausstellungspavillon bauen. 1904 starb er – an Krebs leidend – an den Folgen einer Operation.
Seine Werke sind in Lübeck, im Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock sowie in der Heimatstube von Graal-Müritz zu sehen. Sie spiegeln, so Georg Lenz in seiner Monografie „die Landschaftsgestaltungen zum Spiegel seines seelischen Befindens“[6] wider. Rettich erhielt Auszeichnungen für seine Werke in London, Melbourne und München (1876). Der Großherzog von Mecklenburg-SchwerinFriedrich FranzIV. verlieh ihm darüber hinaus den Titel eines Professors.
Sein älterer Bruder war der Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags Meno Rettich (1839–1918).[7]
Georg Lenz: Karl Rettich: Lebensbild eines deutschen Landschaftsmalers; mit 25 Lichtdrucken und 25 Autotypien. Schuster & Bufleb, Berlin 1908. (uni-weimar.de).
Rettich, Karl Lorenz. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2/1, Bogen 1–32: Mayer, Ludwig–Rybkowski. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898, S.394–396 (Textarchiv– Internet Archive).
Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907, hier Nr.590 (Digitalisat).
Johannes Saß: Rettich, Karl Lorenz. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 9 – 1904, Georg Reimer, Berlin 1906, S. 168–169 (archive.org).
Karl Rettich in einem Brief von 1866, zit. nach: Georg Lenz (Hrsg.): Karl Rettich.Lebensbild eines deutschen Landschaftsmalers, Berlin 1908, S. 30. Zur Rolle Skandinaviens in Rettichs Werk: Nadja Putzert: Der Blick nach Norden. Skandinavische Landschaften in der deutschen Malerei von der Mitte des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-639-43285-5.
Grete Grewolls: Rettich, Karl Lorenz. In: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. das Personenlexikon. Hinstorff, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01405-1.