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deutscher Sprachforscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karl Ferdinand Becker (* 14. April 1775 in Lieser; † 4. September 1849 in Offenbach am Main) war ein deutscher Arzt, Naturwissenschaftler, Pädagoge und Sprachforscher.
Seine Eltern waren Franz Anton Becker (1739‒1797) und Anna Maria geb. Sartorius (1749[1]–1836).[2] Der Vater leitete als Beamter des Kurfürsten von Trier einen Eisenhammer bei Lieser an der Mosel. Etwa 1780 gab er diese Tätigkeit auf und erwarb ein kleines Gut bei Neuhaus im Hochstift Paderborn in seiner westfälischen Heimat.
Ein Bruder des Vaters, der Domvikar Ferdinand Becker (1740‒1814), ermöglichte Karl Ferdinand den Besuch des Gymnasiums in Paderborn; anschließend begann er ein Studium der (katholischen) Theologie. 1792 ging er in das Priesterseminar Hildesheim. 1794 durfte er stattdessen als Lehrer in das Gymnasium Josephinum eintreten. Im Unterschied zu Studium und Seminar war ihm die Lehrertätigkeit eine Freude.[3] Zusätzlich bedrückend war das Schicksal seines Onkels, der in Paderborn in scharfen Widerspruch zu seiner kirchlichen Leitung geriet und 1798 verhaftet, dann gewaltsam befreit und schließlich mit einem langwierigen Inquisitionsprozess überzogen wurde.[4] 1799 entsagte Karl Ferdinand dem Stand des Geistlichen und begann ein Medizinstudium in Göttingen.[5] Anfang Juni 1802 gewann er durch eine Abhandlung über den Einfluss von Wärme und Kälte auf den menschlichen Körper einen Preis der medizinischen Fakultät; am 12. Juni[6] wurde er zum medizinischen Doktor promoviert.
1803 verlobte er sich und gründete in Höxter eine Praxis; nach der Heirat 1804 zog seine Frau zu ihm.[7] Im Jahre 1810 wurde er Unterdirektor der Pulver- und Salpeterfabriken im Département der Leine und des Harzes (Königreich Westphalen) und kehrte nach Göttingen zurück, wo er ab 1812 an der Universität auch naturwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Als um 1814 nach dem Sieg der alliierten Truppen über Napoleon ein Nervenfieber ausbrach, das sich epidemisch verbreitete, publizierte er eine Abhandlung über die Diagnose und Therapie des „Petechialfiebers“. Daraufhin wurde er nach Frankfurt am Main berufen, wo er kurzfristig im Lazarett „Im deutschen Hause“ als Arzt tätig war, bevor er leitender Arzt am Kriegshospital in Heusenstamm (Fürstentum Isenburg) und dann in einem Hospital in Aschaffenburg (Großherzogtum Frankfurt) wurde.
Nach der Auflösung der „Centralhospitalverwaltung“ ließ er sich im Januar 1815 als praktischer Arzt in Offenbach nieder. Die Arztpraxis war kein finanzieller Erfolg; deshalb griff er den Vorschlag eines Freundes auf, englischsprachige Schüler bei sich aufzunehmen und zu betreuen. Etwa ab Anfang 1820 betrieb er zusammen mit seiner Familie ein derartiges Internat. Beim Versuch, Deutsch zu unterrichten, sah er sich gezwungen, selbst geeignetes Unterrichtsmaterial zusammenzustellen, und entwickelte eine Grammatik des Deutschen für Englischsprecher.[8] Er suchte Kontakt zu Sprachwissenschaftlern in der Umgebung und wurde Mitglied im Frankfurtischen Gelehrtenverein für deutsche Sprache,[9] der unter der Leitung von S. H. A. Herling Beckers erste sprachwissenschaftliche Publikation ‒ die Wortbildung von 1824 ‒ herausbrachte. Von da an trat Becker auch in Briefwechsel mit J. Grimm und W. von Humboldt.[10] Mit Herling war die gemeinschaftliche Erarbeitung und Herausgabe einer deutschen Grammatik angebahnt;[11] nach einer intensiven Arbeitsphase[12] endete das Vorhaben jedoch 1828 mit einer Trennung in gegenseitiger Wertschätzung.[13]
Beckers Publikationen fanden sehr schnell große Aufmerksamkeit; der Erfolg erlaubte es ihm, sich völlig der ständigen Weiterentwicklung der Forschungs- und Unterrichtstexte zu widmen.
Becker heiratete am 2. April 1804 die evangelische Amalie Johanna Schmincke (* 7. März 1782 in Karlshafen; † 14. Februar 1838 in Offenbach). Das Ehepaar hatte acht überlebende Kinder:
Das Familiengrab auf dem Alten Friedhof in Offenbach ist ein Ehrengrab.
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