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Strukturierung oder Verzeichnis der Abfolge der Tage Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Kalendarium (mittellateinisch kalendarium, spätlateinisch calendarium = Schuldregister der Geldverleiher, zu: Calendae) ist ein Verzeichnis der Tage des Jahres, das je nach Art des Kalenders nach Wochen, Monaten etc. gegliedert oder den einzelnen Tagen nach eingeteilt ist. Ursprünglich bezeichnet ein Kalendarium ein Verzeichnis im Römischen Reich für den Stichtag der fälligen Schulden. Im Christentum bezeichnet es ein offizielles Verzeichnis für kirchliche Fest- und Gedenktage.[1]
Als Kalendarium wird eine Zusammenstellung oder Darstellung von Kalenderdaten bezeichnet, um einen zeitlichen Überblick zu gewährleisten:
Der Begriff Kalendarium stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutete im alten Rom Schuldenverzeichnis, da an den Kalenden, dem ersten Tag eines jeden Monats, die Schulden zu bezahlen waren. Später wurde daraus schlicht der Kalender, den die Römer übrigens festis nannten.
Im Lauf der Zeit hat sich die Bedeutung des Wortes Kalendarium gewandelt, heute umfasst sie ziemlich alle Aspekte des Kalenderwesens.
Insbesondere wird Kalendarium benutzt, um einen physischen Kalender aufgeschrieben, gedruckt, in elektronischer Form oder von Uhren angezeigt, vom ideellen Kalender (den Rechenvorschriften der Kalenderrechnung) abzugrenzen.
Gedruckte Kalender werden meist für ein Kalenderjahr hergestellt. Dabei umfasst ein Einzelblatt einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein ganzes Jahr.
Die gebräuchlichen Formen von Kalendern sind nach dem Format bezeichnet Wandkalender, Taschenkalender oder nach der Bindung Einblattkalender, Kalenderblock (Abreißblock) oder Kalenderheft (Notizbuch). Am Arbeitsplatz aufgestellte Kalender werden als Tischkalender, Stehkalender oder Bürokalender bezeichnet. Eine Besonderheit bildet der Uhrenarmbandkalender.
Kalender dienen dabei einfach der Übersicht, als Dekoration, oder als Memorandum (Merkheft) – Terminkalender, Veranstaltungskalender, Astronomischer Kalender (Ephemeriden) – oder als Memoire (Tagebuch).
Wandkalender gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen, z. B. Abreißkalender, Bildkalender, speziell als Kunstkalender, oder Dispositionskalender etwa als Magnettafel.
Eine weitere Kategorie sind Notizkalender in unterschiedlichen Formaten, als Taschenkalender oder Kalenderheft, in kleinen Formaten (etwa Scheckkartenformat), die man ständig mit sich führen kann. Hier kann man wieder unterscheiden in reine Notizkalender, die neben einem gedruckten Kalendarium im Anhang lediglich wichtige Daten (z. B. Postgebühren oder Telefonvorwahlen usw.) enthalten und thematischen Kalendern, die daneben – zwischen den Kalenderblättern und/oder nach dem Kalendarium – Beträge zu einem bestimmten Thema enthalten (z. B. Frauenkalender, Aussaatkalender[2] usw.).
Kalenderhefte in Form periodischer Publikationen: die bekannteste Form ist der Schreibkalender im Quartformat, mit seit etwa der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart vergleichsweise festem Erscheinungsbild.
Berufsbezogene Kalender enthalten neben dem Kalendarium berufsbezogene Beiträge und Hilfsmittel (z. B. Lehrerkalender mit Notenlisten).
Kalender waren bis etwa 2010 beliebte Werbegeschenke, die Unternehmen ihren Kunden zum Jahreswechsel überreichten. Durch das Aufkommen digitaler Kalender werden nunmehr wesentlich weniger Kalender gedruckt bzw. verschenkt.
Ein Computer eignet sich besonders, Kalendarien zu berechnen und übersichtlich darzustellen, wie auch auf Änderungen schnell zu reagieren und die kalendarischen Zusatzdaten zu verarbeiten oder auszuführen. Daher haben sich Kalendarien in der Datenverarbeitung sehr schnell verbreitet:
Handy, Laptop oder PDA können mit einer speziellen Software als elektronischer Terminkalender (Personal Information Manager, z. B. GPE Palmtop Environment) für diese Aufgaben eingesetzt werden. Dabei sind vielfältige Verknüpfungen mit anderen Aufgaben und anderen Personen softwaremäßig und via drahtlosen Netzverbindungen herstellbar (SMS, E-Mail, Groupware).
In der katholischen Kirche wird er insbesondere für die Zuordnung von Heiligen zu den Tagen des Jahres verwendet (auch Heiligenkalender genannt).
Eine besondere Form von Kalender ist der Cisiojanus, ein Merkgedicht, das bei der Datierung der unbeweglichen Heiligen- und Feiertage der römisch-katholischen Kirche hilft. Er verbreitete sich seit dem Ende des Hochmittelalters und stand bis in die Frühe Neuzeit im Gebrauch.
Historische Jahreskalender beschränkten sich kaum je auf die reine Darstellung des Jahresverlaufes, sondern informierten auch über jahreszeitabhängige Tätigkeiten, landwirtschaftliche Aufgaben oder im Jahresverlauf zu erwartende Wetterlagen und werden daher auch Bauernkalender genannt. Schon früh gehört das sogenannte Aderlassmännlein zu den bis ins 19. Jahrhundert unverzichtbaren Bestandteilen des Kalenders. So weist etwa das Calendarium Romanum aus dem Kloster Interlaken (Johanna von Arberg und Agnese Stollera, 1446) bereits mit der Aderlassfigur nach, welche Sternzeichen die einzelnen Körpergegenden regieren und sich daher für bestimmte Leiden und zu bestimmten Sternkonstellation für den Aderlass eignen. Weiterhin wurden die besten Tage für das Haareschneiden, Baden, Schröpfen, Abstillen etc. angegeben. Solche Angaben finden sich durchgängig bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (etwa im Hundertjährigen Kalender), als im Zuge der Volksaufklärung versucht wurde, den Aberglauben aus dem Kalender zu verbannen (zum Beispiel durch die preußische Kalenderreform 1778/79). Als diese Reformbemühungen scheiterten, kehrte die Aderlassfigur, oder zumindest eine Aderlasstafel, wieder in den Kalender ein (so noch im „Neuen Berner-Kalender“ unter der Redaktion von Jeremias Gotthelf, 1840–1845). Zeitgenössische astrologische Mondkalender greifen diese Richtung wieder auf.
Schon in der frühen gemeinnützigen Aufklärung, die seit den 1760er Jahren in eine breite Volksaufklärung mündet, gab es Bemühungen, das Medium des Kalenders zur praktischen und ökonomischen, später vor allem erbaulichen und moralischen Belehrung der Bevölkerung zu nutzen. Wie kaum ein anderer Lesestoff gelangte der Kalender in die breitesten Schichten der Bevölkerung. Vor einer flächendeckenden Verbreitung von Tageszeitungen war er zudem das wichtigste Informationsmedium.
Die Kalenderreformer des 18. Jahrhunderts wollten nun zum ökonomischen Nutzen des Lesers wie des Vaterlandes land- und hauswirtschaftliche Informationen, medizinische und veterinärmedizinische Ratschläge neben erbaulichen Geschichten in den Kalender einrücken. Der alte Aberglauben sollte ebenso verbannt werden wie die häufig vertretenen Erzählungen bloß merkwürdiger oder spektakulärer Begebenheiten, die für den Leser keinen unmittelbaren Nutzen haben konnten. Mit gesetzlichen Regelungen versuchte man Reformkalender auf einem Markt durchzusetzen, der durch Lesegewohnheiten und gut eingeführte populäre Kalender geprägt war. Die teils radikalen Versuche scheiterten häufig bereits in den Anfängen: die Leser kauften lieber keinen Kalender als den von Gelehrten und Staatsbeamten kreierten Nachfolger ihres Traditionsheftes.
Aus dem Scheitern der ersten Reformbemühungen entwickelte sich eine Volksbildungsbewegung, die nun sehr viel stärker die Leseinteressen der Kalenderleser berücksichtigte und teils lieber das Aderlassmännlein beibehielt, um so für die belehrenden Erzählungen (Kalendergeschichte) eine aufnahmebereite Leserschaft zu finden. Das Vorbild solcher, auch schon in der frühen Neuzeit[3] entstandenen, Volkskalender war der Rheinische Hausfreund von Johann Peter Hebel; ihm folgten bekannte Autoren wie Heinrich Zschokke, Berthold Auerbach, Jeremias Gotthelf, Alban Stolz und zahlreiche Kalendermacher des 19. Jahrhunderts. Neben der Tageszeitung behielt der Kalender auch in manchen Regionen bis ins 20. Jahrhundert eine zentrale Stellung unter den Volkslesestoffen.
Bauernkalender bezeichnet traditionelle Kalender, die seit Jahrhunderten für die des Lesens unkundige Landbevölkerung erstellt wurden und später oft auch regionale Wetterregeln, Lostage und Erfahrungswissen der Bauern berücksichtigten; so etwa:
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