Just Heinrich Mangold (* in Allendorf an der Werra; † 1. Januar 1742 in Rinteln) war ein deutscher Professor der Medizin und Physik an der Universität Rinteln.
Nach dem Studium der Medizin an der Universität in Erfurt wurde er dort 1681 promoviert. Von 1697 bis 1731 war er Professor der Physik und Medizin an der Universität Rinteln.[1] Die wenigen, noch erhaltenen Vorlesungsverzeichnisse dieser Universität weisen Mangold als Lehrstuhlinhaber im SS 1697 und WS 1697/98 aus, in denen er Medizin und Mathematik lehrte.[2] Als Professor der Physik betrieb er 1698 gemeinsam mit seinen Studenten die Anschaffung eine Vakuumluftpumpe für Experimentierzwecke.[3] Sein Jahresgehalt als Lehrstuhlinhaber im Jahre 1714 belief sich auf 150 Reichsthaler.[4]
Mangold trat als Erfinder, Autor und Beiträger der Zeitschrift Remarquable Curiosa hervor, in der er seit 1719 über eine ganze Reihe seiner technischen Erfindungen berichtete.[5] 1736 wird in einem Brief erwähnt, dass der Dachboden seines Hauses am Marktplatz in Rinteln zu diesem Zeitpunkt mit einer „großen Maschine“ ausgefüllt gewesen sei.[6] Allerdings haben sich neben seiner Antrittsvorlesung am 18. August 1697 und zwei weiteren gedruckten Reden in seinen insgesamt 34 Dienstjahren in Rinteln gerade einmal zehn Disputationen erhalten, was in deutlichem Unterschied zur Zahl der Publikationen seiner Kollegen stand.
Überdies löste eine von Mangold 1730 betreute medizinische Dissertation[7] einen Fakultätenstreit und heftige Auseinandersetzungen mit den Theologen aus. Diese sahen grundlegende Prinzipien des christlichen Glaubens in einigen Aussagen der Dissertation verletzt und bestanden erfolgreich auf der Ausübung ihres Zensurrechts und auf einem Redeverbot für Mangold als Vorsitzendem.[8] Gleichwohl waren diese Ereignisse aber wohl nicht der Grund für die Absetzung Mangolds 1731. Ausschlaggebend für seine Entlassung aus dem Universitätsdienst scheint vielmehr eine mit der Academia Ernestina in Rinteln in keinem direkten Zusammenhang stehende Privatangelegenheit gewesen zu sein, in deren Verlauf Mangold im September 1731 in Peine in Schuldhaft geriet.[9] Erst 1736 wurde Mangold aus der Haft entlassen und konnte, seine Ehe war längst zerrüttet, mit seiner Geliebten nach Rinteln zurückkehren. Bis zu seinem Tode 1742 beklagte er seine unschuldige Inhaftierung.[10]
- Auspicio Solius Dei Ter Optimi, Ter Maximi, Indultu & Authoritate Splendidissimi Medicorum Ordinis In Illustri Electorali Universitate Erfurtina Pro Licentia Summos in arte Apollinea titulos … hanc de Delirio Dissertationem Inauguralem Medicam … submittit Iustus Henricus Mangoldt, Allendorffensis ad Salinas Hassus, Respondente Johanne Ulrico Bilstein, Corbacco-Waldecco … Die 23. Decembr. Anni 1681
- Auspiciis Sacratissimae Caesareae Maiestatis, Principali Authoritate Eminentissimi & Serenissimi Principis Ac Domini Dn. Anselmi Francisci, Sacrae Sedis Moguntinae Archiepiscopi … Procancellario … Dn. Johanne Daniele Gudeno, Episcopo Uticensi … Casparus Cramer, Medicinae Doctor … Viris Nobilis, Clarissimis & Experientissimis Dn. Tobiae Ernesto Beerwinckel … Dn. Martino Rund … Dn. Johanni Henrico Ziehn … Dn. Iusto Henrico Mangold … Doctoratus Medici Lauream … publice conferet … Anni MDCLXXXII
- Oratio Inauguralis De Beneficiis Hassiae Nostrae Naturalibus [Mangold, Just Heinrich; Carolus Primus, Rinteln 1698]
- Dissertatio Inauguralis Physico-Medica De Affectus Variolosi Natura Et Cura … Dn. Justo Henrico Mangold … Jacobus Wilhelmo FAUST … 1698 Rintelii
- Disputatio medico-chirurgica inauguralis De vulnere lethali [Mangold, Just Heinrich; Vasmar, Daniel Philipp, 1701]
- Dissertatio Inauguralis Medico-Chymica, De Tincturis Alcalicis [Mangold, Just Heinrich; Schmidt, Johann J., 1710]
siehe auch: BVB (Bibliotheks-Verbund-Bayern) Gateway[11] mit 7 Publikationsnachweisen
Dissertation Mangolds, Erfurt 1681
Antrittsvorlesung Mangolds, Rinteln 1698
Von Mangold betreute Dissertation J.W. Fausts
Von Mangold betreute Dissertation J.B. Pfankuchs
- Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. Band 8, Leu–Meur. Cramerischer Buchladen, Cassel 1788, S. 225–229 (archiv.ub.uni-marburg.de).
- Gerhard Schormann: Academia Ernestina: Die Schaumburgische Universität zu Rinteln an der Weser 1618/21–1810. Braun-Elwert, Marburg 1982, ISBN 3-7708-0752-9.
Schormann: Academia Ernestina. S. 235.
Schormann: Academia Ernestina. S. 217.
HStAMarburg, Bestand 5, 8589
Schormann: Academia Ernestina. S. 187.
„1. Perpetuum mobile, das ist ein von sich selbst laufendes Rad; 2. Lumen perpetuum, das ist das immerwährende Licht bey den Alten genannt; 3. Herologium perpetuum, das ist eine Uhr so nimmer aufgezogen werden darf; 4. Machina curiosa, das ist ein besondern curioses Gehaeuse, das horologium perpetuum bey Seefahrten ohne Veränderung von Wind und Wetter auch Meeres Stroemen in egaler Bewegung und die longitudien marinam dadurch zu erhalten; 5. Gradationoolae mechanica, das ist das Wasser vom Salz ohne Feuer, Luft, Wind, Sonne und einig anderes Praecipat mechanice abzusondern und die Soole zu gradieren; 6. Mathematische Reformation deren eiserne Stuben-Ofen, das ist durch ein wohlbrennendes Feuer mit halben Holtze Logiomenta zu heitzen; 7. Telooscopia microscopia regia, das ist Fern- und Vergrößerungsgläser, die in Venedisch Glas geschliffene weit übertreffen und vor große Herren gehörend.“
Stadtarchiv Rinteln, Rep 1, V i, 14
des Kandidaten J.S. Schwertner, die „nebst einigen Anzyglichkeiten gegen die Theologos et Iurisconsultos sehr verfängliche Theses“ enthielt [Schormann: Academia Ernestina. S. 397.]
Schormann: Academia Ernestina. S. 398.
Die unglückliche Situation Mangolds erhellt aus einem Brief an den Oberschultheiß, Bürgermeister und Rath zu Witzenhausen vom 23. September 1736, in dem Mangold um obrigkeitliche Hilfe gegen einen in Witzenhausen lebenden Juden nachsucht, der während seiner Abwesenheit sein Haus in Rinteln ausgeräumt und die Gerätschaften versetzt habe. „Ew. ex. wird zweiffelsfrey nicht ohnbekent seyn, welcher gestalt ich vor 6 à 7 jahren nunmehro durch einen Chur=Cöllnischen Kriegs=Rath Stephani durch beyhülffe meiner untreuw gewordenen Ehefrau[en!] in eine solche fatalität unter der Catholischen Obrigkeit und Churfürstl. Regierung zu Hildesheim gerathen, daß bey Verfolgung und arrestirung derselben, da sie beyde ihre Religion changiret, umb sich eine jesuitische Freundschaft und Liebe zu acquiriren, selbst ex defectu idoneae cautionis auff 60.000 Rthlr. in civilen arrest gerathen; nunmehr aber davon befreyet, meinen Haushalt in Rinteln visitiret, habe unter andern gefunden, daß ein bei Ihnen in Witzenhausen sich retirierter Jude …“ [Strieder: Grundlage …. Band 8, S. 226 f.]
Stadtarchiv Rinteln, Rep 1, V i, 14