Julius Hitzel wurde am 30. September 1877 in Bieber bei Offenbach (Main) geboren. Er besuchte von 1891 bis 1895 die Technischen Lehranstalten Offenbach[1] (Bauzeichner 1891, Bautechniker 1892) und arbeitete anschließend von 1895 bis 1903 bei Alexander Linnemann in Frankfurt am Main, bei dem er auch praktische Erfahrungen mit Glasmalerei und Kunstgewerbe sammelte. Während dieser Zeit unterrichtete er von 1899 bis 1903 Schüler der baugewerblichen Berufe in Freihandzeichnen an den Technischen Lehranstalten Offenbach.[2]
Julius Hitzel im Atelier Linnemann in Frankfurt, vor 1902 (stehend Mitte hinten)
Entwurf eines Festsaals, 1905
II. Ministerialgebäude (heute: Préfecture administrative d'Alsace et du Bas-Rhin, Strasbourg)
Ab März 1912 arbeitete er in der kommunalen Bauverwaltung der Stadt Metz, bis er am 1. Juni 1913 als Architekt in das Erzbischöfliche Bauamt in Konstanz eintrat. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er stellvertretender Dienstvorstand. Im Jahr 1916 zum Kriegsdienst einberufen, wurde Hitzel bis zum Ende des Kriegs an der Westfront eingesetzt. Im Jahre 1924 übernahm er die Leitung der Außenstelle des Erzbischöflichen Bauamts Freiburg in Konstanz und wurde 1929 zum Erzbischöflichen Baurat ernannt.
Schwerpunkte seiner Arbeit waren der Neubau und die Renovierung von Kirchen und Pfarrhäusern sowie die Errichtung von Kriegerehrenmalen. Bekannt ist seine Zusammenarbeit mit den Kunstwerkstätten Gebrüder Hemberger in Karlsruhe und Güntert & Nägele in Sigmaringendorf. Auf größeren Studienreisen durch Deutschland, Österreich und Italien vertiefte er immer wieder sein Fachwissen.
Pfarrkirche St. Nikolaus in Aulfingen
Kriegerehrenfriedhof in Steißlingen, 1922
Grabmal, 1926
Fronleichnamsaltar
Pfarrhaus St. Georg in Konstanz-Allmannsdorf, 1930
Am 14. April 1934 starb Julius Hitzel an den Folgen eines Verkehrsunfalls in Konstanz. Am 17. April 1934 wurde er auf dem Konstanzer Hauptfriedhof beigesetzt.[4][5] Aus der Ehe mit seiner Frau Luise geb. Friedle ging der Sohn Franz Hitzel hervor.
Im Glasmalereiatelier von Alexander Linnemann in Frankfurt am Main (Pfingsten 1895 bis 30. September 1903) erledigte er die Zuarbeit zu Aufträgen wie z. B. für die Ausmalung der Jakobi-Kirche in Peine.[6][7]
Im Atelier des Architekten Carl Moritz in Köln (18. März 1905 bis 31. März 1906) wirkte er bei der Ausarbeitung der Entwürfe zu mehreren Monumentalbauten mit, u.a.:[8][9]
Im Atelier der Architekten Robert Curjel und Karl Moser in Karlsruhe (26. März 1906 bis 17. September 1907) war er beteiligt bei der Ausarbeitung[8][10] eines Entwurfs für ein neues Theater mit Konzertsaal in Karlsruhe und an Studien für den Neubau des Kunsthauses Zürich
In der elsass-lothringischen Landeshochbauverwaltung in Straßburg (1. Oktober 1907 bis 7. Februar 1912) war er wie folgt tätig:[8][11]
Entwurfsbearbeitung und Bauführung zur Einrichtung der Geschäftsräume des Kaiserlichen Rats im westlichen (ersten) Ministerialdienstgebäude (heute: La Trésorerie générale, 4 place de la République)
Entwurfsbearbeitung und Bauführung zur Einrichtung des Sitzungssaals der I. Kammer im Landtagsgebäude (heute: Théâtre national de Strasbourg, 7 place de la République)
Bei seiner Tätigkeit beim Erzbischöflichen Bauamt Konstanz entstanden unter seiner Mitarbeit:
1912–1914: Pfarrkirche St. Nikolaus in Aulfingen (heute Gemeinde Geisingen)[13]
Zudem entwarf er Kriegerdenkmäler, Grabmäler sowie Altäre für Fronleichnamsprozessionen:
1922: Kriegerehrenfriedhof in Steißlingen (Entwurf und Bauleitung)[21]
1925: Entwurf für ein Kriegerdenkmal in Allmannsdorf
1926: Friedhof-Erweiterung mit Kriegerdenkmal in Kirchen-Hausen (Kreis Tuttlingen) (Entwurf und Bauleitung)[22]
1930: Entwurf für ein Kriegerdenkmal in Sipplingen
1932: Kriegerdenkmal in Möhringen
Kriegerdenkmal in Wiechs am Randen
Grabmäler für den Konstanzer Hauptfriedhof (Musterfriedhof)
(Größtenteils handelt es sich um Einzelnachweise zu Bauten oder biografischen Details statt um Literatur.)
Badischer Kunstverein (Hrsg.), Wilfried Rößling (Red.): Curjel & Moser. Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe. Schweyer und Müller, Karlsruhe 1987, ohne ISBN.
Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp: Konstanz im 20. Jahrhundert. Die Jahre 1914 bis 1945. Stadler, Konstanz 1990, ISBN 3-7977-242-6.
Hans Werner Dannowski: Zur Ausmalung der St.-Jakobi-Kirche in Peine. In: Braunschweigischer Landesverein für Heimatschutz (Hrsg.): Braunschweigische Heimat, ISSN2198-0225, 92. Jahrgang 2006, Nr. 1, S. 3–6.
Vera Frowein-Ziroff: Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Entstehung und Bedeutung. (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beiheft 9.) Gebr. Mann, Berlin 1982, ISBN 3-7861-1305-X.
August Heuser, Matthias Kloft: Der Frankfurter Kaiserdom. Schnell und Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1687-6.
C. M. Kaufmann: Der Frankfurter Kaiserdom seine Denkmäler und seine Geschichte. Joseph Kösel, München 1914.
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Elsaß, Europäische Region in Geschichte und Gegenwart. (= Deutschland und Europa, Reihe für Politik, Geschichte, Geographie, Deutsch, Kunst, Heft 32.) April 1996. (https://www.deutschlandundeuropa.de/)
Klaus Nohlen: Construire une capitale. Strasbourg impériale 1870 à 1918. Les batiments officiels de la Place Impériale (trad. De l’allemand). Société savant d’Alsace, Strasbourg 1977, ISBN 2-904920-14-5.
Klaus Nohlen: Baupolitik im Reichsland Elsaß-Lothringen 1871–1981. Gebr. Mann, Berlin 1982, ISBN 3-7861-1318-1.
Roland Recht, Jean-Pierre Klein, Georges Foessel: Connaître Strasbourg. Cathédrales, musées, églises, monuments, palais et maisons, places et rues. Alsatia, Colmar 1975, ISBN 2-7032-0207-5.
Suse Schmuck, Harald Schmuck: Karlsruhe um 1910, photographiert von Wilhelm Kratt. 2. Auflage, Engelhardt & Bauer, Karlsruhe 1979.
Bettina Schüpke: Von Schätzen in Kisten, Kellern und Kirchen. Die Wiederentdeckung der Glasmalereiwerkstatt Alexander Linnemann aus Frankfurt am Main (1889–1955). In: Das Münster, Zeitschrift für Christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 62. Jahrgang 2009, Heft 2, S. 132–141.
Emil Schütz: Festschrift zur Einweihung des Neubaues eines 2. Ministerial-Dienstgebäudes in Straßburg i. E., 29. Mai 1911. DuMont Schauberg, Straßburg 1911.
Werner Wolf-Holzäpfel: Kirchenbau und religiöse Kunst. Die historische und künstlerische Entwicklung von den Anfängen des Erzbistums bis in die Gegenwart, Kap. 3: Kirchenbau und christliche Kunst in der Zeit zwischen den Weltkriegen. In: Heribert Smolinsky (Hrsg.): Geschichte der Erzdiözese Freiburg, Band 1. Herder, Freiburg 2008, ISBN 978-3-451-28619-3, S. 524–536, S. 589.
Niels Wilcken: Architektur im Grenzraum. Das öffentliche Bauwesen in Elsass-Lothringen 1871–1918. Institut für Landeskunde im Saarland, Saarbrücken 2000, ISBN 3-923877-38-2.
Brief vom 3. Oktober 1898 von Prof. Alexander Linnemann an seinen Sohn Otto Linnemann (freundlicher Hinweis von Frau Bettina Schüpke, Linnemann-Archiv, Frankfurt am Main)
Zeugnis für Architekt Julius Hitzel vom Ministerium für Elsaß-Lothringen, Abteilung für landwirtschaftliche und öffentliche Arbeiten, 16. Februar 1912.
Emil Schütz: Festschrift zur Einweihung des Neubaues eines 2. Ministerial-Dienstgebäudes in Straßburg i. E., 29. Mai 1911. DuMont Schauberg, Straßburg 1911, S. 4.
Seelsorgeeinheit Konstanz-Petershausen (Hrsg.): Chronik der Pfarrei St. Suso von 1938 bis heute. VorgeschichteArchivierte Kopie (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
Hermann Steiert: Die St. Gebhardspfarrei Konstanz-Petershausen und ihre Kirche. In: Theodor Humpert (Hrsg.): Der heilige Gebhardt, Bischof von Konstanz. Merk & Co., Konstanz 1949, S. 66.
Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp: Konstanz im 20. Jahrhundert. Die Jahre 1914 bis 1945. Stadler, Konstanz 1990, ISBN 3-7977-242-6, S. 156 und S. 189.