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erzwungene Selbsttötung bzw. Ermordung der Mitglieder von der Sekte „Peoples Temple“ Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Jonestown-Massaker oder Massensuizid von Jonestown wird die teilweise erzwungene Selbsttötung beziehungsweise Ermordung der Mitglieder des Peoples Temple am 18. November 1978 in der von Jim Jones gegründeten Siedlung Jonestown im Nordwesten Guyanas bezeichnet. Es kamen 909 Menschen ums Leben.
Der Anführer des Peoples Temple, Jim Jones, hatte sich nach Vorwürfen über Drogenexzesse und sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern 1977 mit den Mitgliedern des Peoples Temple in die neu im Regenwald angelegte Siedlung Jonestown zurückgezogen. In Jonestown lebten die etwa 1100 Menschen hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt.
Viele Angehörige der Mitglieder des Peoples Temple wussten nicht, wo ihre Verwandten waren, da viele von ihnen fluchtartig nach Jonestown ausgewandert waren. Es ging das Gerücht um, dass die Mitglieder des Peoples Temple gegen ihren Willen eingesperrt im Regenwald lebten. Aus Sorge wandten sich Angehörige an den US-Kongressabgeordneten Leo Joseph Ryan, Jr. Dieser wollte der Sache persönlich auf den Grund gehen und Jonestown besichtigen. In Jonestown wurde der Besuch von Ryan vorbereitet. Es gab Überlegungen von Jim Jones, Ryan gar nicht erst hereinzulassen oder ihn in Jonestown zu ermorden. Die Bewohner hatten den Auftrag, mit niemandem von Ryans Team über irgendetwas zu sprechen, außer darüber, wie großartig Jonestown sei.[1]
Ryan, der unter anderem von der Mitarbeiterin Jackie Speier und einem Kamerateam begleitet wurde, wurde am Nachmittag des 17. November 1978 freundlich in Jonestown empfangen. Das Team war beeindruckt von der Siedlung mit all ihrer Infrastruktur, wo kurz zuvor noch Regenwald gewesen war. Am Abend wurden Ryan und sein Team mit Musik und Tanz willkommen geheißen. Das kulturelle Leben wurde von dem Team als sehr lebhaft und glücklich aufgefasst. Er lobte das Miteinander der Menschen. Während der Zeremonie steckten zwei Mitglieder des Peoples Temple dem Kamerateam Zettel mit der Aufschrift „Holt uns hier raus“ zu, woraufhin Ryan und sein Team misstrauisch wurden.
Ryan und drei seiner Mitarbeiter durften in Jonestown übernachten, wohingegen das Kamerateam in der zehn Kilometer entfernten Stadt Port Kaituma übernachten musste. Ihm wurde dort erzählt, dass in Jonestown Menschen gefoltert würden.[1]
Ryan und sein Team wollten die verbleibende Zeit nutzen und einige Menschen befragen, warum diese anscheinend nicht gehen durften. Auch Jones wurde mit den Vorwürfen konfrontiert.[1] Die meisten Menschen antworteten, dass sie in Jonestown glücklich seien und auf keinen Fall gehen wollten, sie aber jederzeit gehen dürften. Ryans Team wollte sich auf dem Gelände von Jonestown noch weiter umsehen, doch der Zutritt zu bestimmten Bereichen wurde ihnen verwehrt.
Um 11:30 Uhr kam die Bewohnerin Edith Parks mit einem weiteren Bewohner zum Team und bekundete, dass sie Jonestown verlassen wolle und dort gefangen gehalten werde. Jim Jones halte die Bewohner an, nicht mit den Reportern zu sprechen. Das Kamerateam konfrontierte Jones daraufhin mit den Vorwürfen der beiden Bewohner und berichtete auch von den zugesteckten Zetteln. Jones leugnete die Vorwürfe und beteuerte, dass es jedem freigestellt sei, Jonestown jederzeit zu verlassen. Das Kamerateam wollte daraufhin mit 16 Bewohnern, die nach eigenen Angaben nicht mehr in Jonestown leben wollten, Jonestown verlassen und zurück in die USA fliegen.
Einer der Bewohner riet Ryan dazu, Jonestown unverzüglich zu verlassen, da er sich in großer Gefahr befinde. Kurze Zeit später wurde Ryan mit einem Messer attackiert, jedoch nicht schwer verletzt. Das Team verließ daraufhin mit den 16 Menschen, welche die Siedlung verlassen wollten, Jonestown. Darunter hatte sich auch ein von Jones beauftragter bewaffneter Agent gemischt.
Am zehn Kilometer von Jonestown entfernten Flugfeld von Port Kaituma wollte Ryan mit seinem Team gerade in das Flugzeug einsteigen, als ein Traktor mit Anhänger an das Flugzeug heranfuhr. Enge Vertraute von Jim Jones stiegen aus und begutachteten die Lage. Kurz darauf parkte der Wagen direkt neben dem Flugzeug und bewaffnete Männer eröffneten vom Konvoi aus das Feuer auf die Menschen, die um das Flugzeug herumstanden. Auch der Jones-Anhänger, der sich unter die abreisebereiten Bewohner begeben hatte, schoss. Fünf Menschen wurden getötet: der Kongressabgeordnete Ryan, der NBC-Reporter Don Harris, der Kameramann Bob Brown, der Fotograf Greg Robinson und die Jonestown-Bewohnerin Paddy Paws.
Als Jones die Nachricht vom Tod Ryans erhalten hatte, wurden die Bewohner per Lautsprecher im Gemeinschaftspavillon von Jonestown zusammengerufen. Während der Pavillon von bewaffneten Wachen umstellt wurde, erklärte Jim Jones, dass Ryan tot sei und bald Soldaten kommen würden, um nach ihm zu suchen. Er sagte: „Wenn man uns nicht in Frieden leben lässt, so wollen wir jedenfalls in Frieden sterben. Der Tod ist nur der Übergang auf eine andere Ebene.“ Ein Gemisch aus Saft, Valium und Zyankali in Pappbechern wurde an alle ausgeteilt. Zuerst wurde den Babys und den Kindern das giftige Getränk eingeflößt oder mit Spritzen verabreicht. Dann waren die Jugendlichen und Erwachsenen an der Reihe. Viele Eltern tranken das Gift, nachdem sie ihre Kinder hatten sterben sehen. Die Prozedur lief zügig ab; Suizidübungen waren zuvor regelmäßig durchgeführt worden. Auf Original-Tonbandaufnahmen ist zu hören, dass viele Bewohner sich und ihre Kinder nur unter Zwang vergifteten. Mehrere Bewohner, die flüchten wollten, wurden überdies von den bewaffneten Wachen erschossen. Dies wird auch durch Schilderung von Bewohnern, denen die Flucht gelang, bestätigt.
Es kann angenommen werden, dass ein Teil der Bewohner das Gift freiwillig getrunken hat und somit durch Suizid gestorben ist. Allerdings kann in Frage gestellt werden, inwiefern bei einem Aufruf zu Massensuizid unter Androhung von Waffengewalt überhaupt von Freiwilligkeit die Rede sein kann. Jim Jones starb durch einen Kopfschuss; ob er sich selbst tötete, ist unbekannt.
Rund 80 Bewohner von Jonestown, darunter Stephan Jones, der Sohn von Jim Jones, waren an jenem Tag abwesend und überlebten daher. Fünf Menschen gelang die Flucht in den Urwald.[2][3]
Um 2 Uhr morgens berichteten zwei der abreisewilligen Jonestown-Bewohner, die das Massaker auf dem Flugplatz überlebt hatten, den Behörden, dass Jim Jones die Bewohner wahrscheinlich dazu bringen werde, sich selbst zu töten. Bei Tagesanbruch erreichten guyanische Soldaten Jonestown. Sie fanden zunächst circa 400 Leichen. Erst als US-Soldaten zur Bergung der Toten eintrafen, wurde erkannt, dass unter den Toten weitere Leichname lagen. Die Anzahl aller am 19. November 1978 gezählten Toten wird mit 913[1] bzw. 908 oder 909 angegeben. Somit ist ein Großteil der 1110 Mitglieder, darunter 276 Kinder, ums Leben gekommen.
Im englischsprachigen Raum wird der Ausdruck „drinking the Kool-Aid“ in Anspielung auf den Massensuizid von Jonestown meist als Metapher verwendet, die mit „blind auf eine Ideologie (unter Gruppenzwang) vertrauen“ übersetzt werden kann.[7][8][9]
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