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Historiker und Vater des Humanismusforschers Georg Voigt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johannes Voigt (* 27. August 1786 zu Bettenhausen, Herzogtum Sachsen-Meiningen; † 23. September 1863 in Königsberg) war ein deutscher Historiker.
Johannes Voigt studierte ab 1806 in Jena erst Theologie bei Johann Jakob Griesbach, dann Geschichte und Philologie, folgte 1809 einem Ruf als Lehrer am Königlichen Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle, habilitierte sich 1812 dort als Privatdozent entsprechend einer Empfehlung seines Jenaer Lehrers Heinrich Luden zu einer akademischen Laufbahn und wurde 1817 außerordentlicher Professor für historische Hilfswissenschaften in Königsberg. Damit verknüpft war die Leitung des Preußischen Staatsarchivs in Königsberg. 1823 erhielt er eine ordentliche Professur für Mittlere und Neuere Geschichte in Königsberg, nachdem er einen Ruf nach Greifswald abgelehnt hatte. Zusammen mit Heinrich Theodor von Schön, dem Oberpräsidenten der Provinz Preußen, veranlasste er die sorgfältige, europaweit methodisch bahnbrechende Bestandsaufnahme der Wehranlagen der Prußen durch Leutnant Johann Michael Guise (1798–1861) in den Jahren von 1826 bis 1828.[1]
Voigt war mehrfach Prorektor der Universität Königsberg (1830, 1840, 1847/48). 1840 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Ab 1846 war Voigt korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, ab 1856 der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg und ab 1859 auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[2]
Der Vater des Humanismusforschers Georg Voigt war Ritter des Roten Adlerordens dritter Klasse mit Schleife sowie Träger des Dannebrog-Ordens.
Voigts Arbeit Hildebrand als Papst Gregor VII. und sein Zeitalter war die erste unparteiische Würdigung dieses Papstes durch die protestantische Geschichtsschreibung. Sie brachte ihm mehrere Einladungen zum Übertritt zum Katholizismus ein. Wesentlich größere Bedeutung erlangte Voigt jedoch als Geschichtsschreiber Preußens. Zu dieser Aufgabe war er nicht zuletzt auch deshalb prädestiniert, weil er Direktor des Universitätsarchives in Königsberg war.
Ein Vergleich von Voigts Geschichtsschreibung mit der der späteren Generation zeigt, dass Voigt noch nicht über die historisch-kritische Methode wie später sein Sohn Georg verfügte. Er verwendete die Quellen, wenn sie Primärquellen waren, als wären es die authentischsten Belege der zu bearbeitenden Zeit. Er hinterfragte nicht die Absichten, die bei der Abfassung solcher Schriftstücke zugrunde lagen, sondern arbeitete sie unmittelbar in seine Darstellungen ein. Auch seine Quellensammlungen zur Geschichte Preußens verfügten nicht über einen ausreichenden historisch-kritischen Apparat.
Der Methode der historisch-kritischen Schule nach dem Muster Leopold von Ranke öffnete sich Voigt nur teilweise und zudem recht spät. Vielfach blieb er noch den Anschauungen der mittelalterlichen Welt der Romantik verhaftet. Auch rühmte er sich, mit dem Romantiker Joseph von Eichendorff befreundet gewesen zu sein. Ein großer Anteil seiner Arbeiten galt dem Mittelalter.
Sein Sohn Georg hatte ihm gegenüber einen entscheidenden Standortvorteil, weil er durch die Vermittlung durch Heinrich von Sybel in München an den Reichstagsakten den modernen Editionsbetrieb nach neuem Muster kennenlernte.
Trotz der aufgeführten Einschränkungen gelten Voigts Arbeiten zur Geschichte Preußens als bahnbrechend und zählen noch heute zur Standardliteratur. Sie nehmen nichts von der grundlegenden Bedeutung von Voigs Lebenswerk namentlich für die Geschichtsschreibung Preußens.[3] Das schließt seine Arbeit Papst Gregor VII. ebenso ein wie den Markgraf Alcibiades.
Von seinen Königsberger Schülern waren sein Sohn Georg und der spätere Kunsthistoriker Ernst August Hagen die bedeutendsten. Eine eigentliche Schule wie Ranke, Sybel oder Johann Gustav Droysen hinterließ Voigt nicht.
Eine ausführliche Bibliographie mit Nachweis einzelner Bände, Digitalisate und Aufsätze findet sich auf der Wikisource-Autorenseite.
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