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Verleger und Kupferstecher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Theodor de Bry (* 1561[1] in Straßburg[2]; † 31. Januar 1623[3]; auch: Johann Dietrich de Bry[4], Nachname auch (de) Brey, Bruy oder Breh) war ein Verleger, Kupferstecher, Zeichner und Büchsenmeister[5] aus der calvinistischen Künstlerfamilie de Bry.
Er siedelte 1609 von Frankfurt am Main in das calvinistischen Glaubensflüchtlingen gegenüber großzügigere Oppenheim um (Welschdorf) und wirkte dort bis zur Rückkehr nach Frankfurt 1619. Seine Spezialität: das reich illustrierte wissenschaftliche Buch. Er nahm 1616 Matthäus Merian in seinen Betrieb auf und wurde 1617 dessen Schwiegervater.
Johann Theodor de Bry und sein Bruder Johann Israel de Bry wurden in Straßburg als Söhne des Lütticher Goldschmieds und Glaubensflüchtlings Theodor de Bry geboren. Die Familie wurde irgendwann zwischen 1570 und 1588 in Frankfurt am Main ansässig und betrieb dort einen Buchverlag, der in erster Linie prachtvolle Kupferstiche veröffentlichte. Für das Herstellen der Drucke und des Drucks der Kupferplatten bediente man sich Frankfurter Drucker.
Der als sehr talentiert und zielstrebig geltende Johann Theodor beschaffte eine Kupferdruckpresse und machte sich 1598 noch kurz vor dem Tod des Vaters, bei dem er das Kupferstechen gelernt hatte, mit seinem Bruder Israel selbständig.
Die de Brys waren Calvinisten und hatten neben anderen niederländischen und wallonischen Glaubensflüchtlingen Arbeit und Brot in Frankfurt gefunden. Allerdings verbot der streng lutherische Rat 1596 den reformierten Gottesdienst, weil er darin eine Gefahr für das Verhältnis der Stadt zum Kaiser und für den Frieden in der Bürgerschaft sah. Die bedrängten Calvinisten versuchten schließlich, nach Hanau überzusiedeln. Dort war Oberamtmann Johann Engelbert von Lautern seit 1589 eifrig für die Einführung des reformierten Bekenntnisses in der Grafschaft Hanau tätig. Im Juni 1597 schloss Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg einen Vertrag zur Ansiedlung von calvinistischen Flüchtlingen aus Frankreich und den Spanischen Niederlanden in Hanau, die „Kapitulation der Neustadt Hanau“. Noch im gleichen Jahr setzte der Auszug der Reformierten aus Frankfurt ein, zu denen zahlreiche wohlhabende Familien gehörten. Die de Brys nahmen vorerst noch nicht teil, da der Rat dem Druck nachgab und 1601 den reformierten Gemeinden den Bau einer kleinen Holzkirche vor dem Bockenheimer Tor gestattete.
Im Juli 1608 brannte das reformierte Gotteshaus aus ungeklärten Gründen nieder; der Rat der Stadt gestattete keinen Neubau, sondern verbot den reformierten Gottesdienst auf Frankfurter Territorium. Johann Theodor de Bry beantragte daraufhin im Juli 1609 den Abgang von Frankfurt „… wegen Ausübung der Religion und zum Wohle seiner Kinder …“. Bereits drei Tage später wurde er ihm gewährt.
Der Wegzug von Frankfurt als Buchdruckzentrum und bedeutendem Messeplatz für den Buchvertrieb war ihm wahrscheinlich nicht leichtgefallen, wie man aus seinem Rückkehrgesuch 1619 an den Rat der Stadt erkennen kann.[6]
Johann Theodor hatte Kupferwerkstatt und Buchverlag in Frankfurt zurückgelassen und nannte sich fortan „Buchhändler zu Oppenheim“. Sein Bruder Johann Israel blieb in Frankfurt und starb dort bald danach im Dezember 1609. Dessen 19-jähriger Stiefsohn Lucas Jennis, der bei den de Brys Kupferstecher gelernt hatte, siedelte ebenfalls nach Oppenheim über, betätigte sich als Kupferstecher und Buchhändler und startete 1616 seinen eigenen Buchverlag.
In der zweiten Jahreshälfte 1616 kam der noch junge, aber bereits anerkannte Basler Kupferstecher Matthäus Merian nach Oppenheim. Er fand bei de Bry ihm sehr zusagende Arbeit und heiratete kurz danach im Februar 1617 dessen Tochter Maria Magdalena. Aus den in dieser Zeit bis Mitte 1619 entstandenen über 300 Kupfersticharbeiten schließt man, dass de Bry auch in Oppenheim über eine Kupferwerkstatt mit Kupferdruckpresse verfügte.[7]
In den 10 Jahren von 1609 bis 1619 muss in Oppenheim ein reges geistiges Leben geherrscht haben, gefördert durch de Bry und seine weitreichenden Beziehungen, wie aus den zahlreichen Buchwidmungen de Brys abzulesen ist.
Die angesehenen Verfasser der von ihm verlegten und mit reichhaltigen Kupferstichen ausgestatteten Werke müssen sich in Oppenheim kürzer oder länger aufgehalten haben, um die Gestaltungsdetails mit ihrem Verleger abzusprechen. Von Wilhelm Fabricius und Michael Maier ist das dokumentiert. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die beiden Tätigkeitsperioden des ungarischen Wandergelehrten Albert Molnár in Oppenheim von 1611 bis 1612 und von 1615 bis 1619, der zuerst als Korrektor bei Hieronymus Galler arbeitete und dann die Funktion eines Kantors und Rektors der Stadtschule einnahm.
Im Februar 1619 stellte de Bry einen Antrag an den Rat der Stadt Frankfurt, dorthin zurückkehren zu dürfen, da er Kupferwerkstatt und Buchhandlung dort zurückgelassen habe und wegen seines Alters die Hin- und Herfahrten nicht mehr machen könne. Im Juli konnte er gegen Zahlung von 20 Gulden wieder Bürger in Frankfurt werden.
Schon im Februar 1618 hatte er mit seinem Schwiegersohn Matthäus Merian versucht, in Heidelberg akademischer Bürger zu werden, was aber von der Universität abschlägig beschieden wurde.
Nach dem Tod seines Schwiegervaters (1623) führte Matthäus Merian das Verlagshaus de Bry in Frankfurt fort.
Die von de Bry verlegten Autoren dokumentieren seine weitreichenden wissenschaftlichen und künstlerischen Beziehungen. Die Schriften dieser Autoren stattete de Bry meist mit größeren Kupferstichwerken aus und verhalf so dem Kupferstich in Deutschland zum Durchbruch.
Wissenschaftler
Alchemisten, Geheimbündler
Humanisten, Protestanten
Architekten, Baumeister
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Schriftsteller
Andere
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Johann Theodor de Brys Verlagsprogramm in Oppenheim setzte die Tradition des von seinem Vater gegründeten Frankfurter Unternehmens fort, das ja dort weiter bestand. Daher taucht auch für die Oppenheimer Zeit häufig als Verlagsort Frankfurt auf. Die Kontinuität galt vor allem für die Fortsetzung (Teile 7–25) und Neuauflagen der Ausgaben der Großen und Kleinen Amerika-Reisen (West–Indische Reisen) sowie den Ost–Indischen Reisen (Asien), die mit den Texten damaliger Amerikakundigen wegen der Kupferstiche für gewöhnlich unter dem Namen de Brys verzeichnet werden. Für sie hatte de Bry im Februar 1617 beim Kaiser ein Privileg beantragt.[8]
Hierzu gehören:
Eine Auswahl der sonstigen von de Bry verlegten Druckwerke:
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