Remove ads
deutscher Evangelischer Kirchenlieddichter Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johannes Mühlmann (* 28. Juli 1573 in Wiederau; † 14. November 1613 in Leipzig, bestattet in der Paulinerkirche ebenda am 17. November 1613) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter.
Johann I. (auch Johannes) Mühlmann (auch Mülman, Mülmann, Mulmanis) wurde am 28. Juli 1573 in Wiederau geboren. Er fungierte als Pfarrer in Naumburg und Laucha an der Unstrut. An der Leipziger St. Nikolai-Kirche wirkte er seit 1605 als Archidiakon. Er besuchte die Fürstenschule zu Schulpforte und ging von da im 1594 nach Leipzig als kurfürstlicher Stipendiat zum Studium der Theologie und hernach nach Jena. Im 1598 wurde er in Zeitz ordiniert, wonach er zu Leipzig als Sonnabendsprediger an der Thomaskirche hinkam. 1599 wurde er Diakonus in Naumburg an der Wenzelskirche. An der Universität Jena trug Mühlmann am 12. November 1602 unter dem Vorsitz des Theologieprofessors und Superintendenten Georg Mylius 173 Thesen über die Methode der theologischen Beweisführung vor, die sich gegen Sophismata richteten, "mit denen Jesuiten beim Religionsgespräch zu Regensburg 1601 versucht hätten, die christliche Wahrheit zu verhöhnen und zugrunde zurichten".[1] 1604 wurde Mühlmann Pastor zu Laucha und in demselben Jahre noch Archidiakonus zu St. Nicolai in Leipzig. Ab 1607 erhielt Mühlmann die Licentiatur und kommissarisch die vierte Professur an der Leipziger theologischen Fakultät. Auf dem Lehrstuhl und auf der Kanzel bewährte er, wie ein Zeitgenosse von ihm bezeuget hat, "einen rechten Löwenmuth wider die Feinde der Kirche, Papisten und Calvinisten".[2] Noch ohne die von ihm erhoffte Doktorpromotion (doch nach anderen Quelle seit dem 1. Oktober 1612 schon mit der Doktorwürde[3]) stieg er 1613 zum Pfarrer an St. Nikolai auf. Am 14. November gleichen Jahres verstarb Johannes Mühlmann erst vierzigjährig und wurde am 17. November in St. Pauli beigesetzt.[4] Johannes Mühlmann hat eine beachtliche Anzahl von theologischen Texten hinterlassen, darunter auch die von ihm gehaltenen Festpredigten zum 200-jährigen Bestehen der Universität. Über seinen Tod hinausreichende Popularität erlangte er jedoch durch seine geistlichen Dichtungen. Einige davon fanden Eingang in die evangelischen Gesangbücher (z. B. dem Nürnberger Gesangbuch von 1618). Den musikalischen Bearbeitungen durch Johann Hermann Schein, Johann Crüger und Johann Sebastian Bach ist es zu verdanken, dass seine Texte auch heute noch gesungen werden. Sie wurden sogar ins Englische übertragen und sind daher auch in der anglikanischen Kirche noch heute gebräuchlich.[5] Mühlmann hat außer einer größeren Reihe lateinischer Abhandlungen, die Rotermund genau anführt, einige in ihrer Zeit sehr verbreitete Erbauungsbücher drucken lassen, unter denen das „Exercitum crucis“, d. h. vierzig geistliche Andachten und Gedanken über den 91. Psalm (1619, 2. Aufl. 1626), besonders bekannt sind; vorzüglich aber hat er als Dichter geistlicher Lieder sich einen Namen gemacht. Fünf Lieder von ihm, welche Mützell und Wackernagel haben abdrucken lassen, sind bekannt; sie finden sich alle fünf im Nürnberger Gesangbuch von 1618; einige sind schon 1612 und 1616 in älteren Sammlungen gedruckt; die ersten Drucke scheinen noch nicht wieder entdeckt zu sein. Sie haben dann bald eine weitere Verbreitung gefunden, besonders sein Morgenlied „Dank sei Gott in der Höhe zu dieser Morgenstund“ und sein Abendlied „In dieser Abendstunde laßt uns mit heller Stimm“.[6] Er starb an Typhus am 14. November 1613, erst 40 Jahre alt und wurde in der Paulinerkirche am 17. November bestattet. Im Mai 1968 wurden seine Gebeine von der Stasi in einem Kindersarg entfernt, danach wurde das Gotteshaus gesprengt.
ANNO CHRISTI 1613, DIE 14 NOVEMBR. HORA 7 VESPERTI,, NA IN DOMINO PIE OBDORMIVIT REVERENDVS & , |
Es ist nicht klar, ob Stepner die Inschrift wirklich gut lesen konnte. Das Epitaph hing seinerzeit an der Nordwand, wo das Licht besonders schlecht war. Er selbst klagt in seiner Vorrede über die miserablen Lichtverhältnisse in der Kirche. Stepner, der die lateinisch exakte Wortform niederschrieb, nutzte nach eigener Aussage daher auch verschiedene ältere handschriftliche Inschriftenverzeichnisse. Kann sein, dass er meinte, das dort gelesene Wort lateinisch berichtigen zu müssen. Im Gurlittschen Denkmälerverzeichnis von 1895 gibt es völlig untypisch keine Wiedergabe der Inschrift, er konnte das Epitaph nicht mal mit einem Namen verbinden. Das deutet auf eine extrem ungünstige Hängung hin, die vielleicht noch der von 1714 im Treppenwinkel zu den Betstühlen nahe dem Nordchor entsprach. Es erfolgten sicher mehrere Auffrischungen und Restaurierungen, wie etwa 1816 anzunehmen und 1899 bestätigt. Die letzte von Frau Luckenbach 2007/08 ergab jedoch keinen Hinweis auf eine Veränderung der Buchstaben in dem betreffenden Bereich durch frühere Restaurierungen.[7] Mühlmanns restauriertes Epitaph mit Ölgemälde befindet sich im neuen Bau des "Paulinums", das am 1. Dezember 2017 eröffnet wurde. Die Restaurierung wurde von dem Service Club Soroptimist International finanziert. Das in einem zeitgenössischen Plattenrahmen überlieferte Bildnis ist mit Ölfarbe auf Holz gemalt und zeigt Johannes Mühlmann als Geistlichen in seiner Amtstracht, in schwarzem Talar und Mühlsteinkrause. Er steht vor einem gerafften Vorhang, unter dem linken Arm trägt er ein Buch (Bibel oder Postille), in der rechten Hand hält er ein Kelchtuch. Die Attribute verweisen auf den Gottesdienst und die darin geübte Einheit von Predigt und Abendmahl. Das Porträt ist auf dem Rücken des Buches, welches Mühlmann in der Hand hält, durch ein manipuliert wirkendes Monogramm „MLM 1620“ datiert. Ein Künstler mit dieser Signatur ist bislang jedoch nicht auszumachen. Das Porträtgemälde ist mitsamt seinem originalen, mit Beschlagwerk und Diamantauflagen geschmückten Plattenrahmen erhalten, den ein unterteiltes Gesims bekrönt. Seitlich wurden volutenverzierte „Ohren“ angefügt, unterhalb des Rahmens wurden entsprechend die Schrifttafel mit Namen, Ämtern und Lebensdaten des Verstorbenen und ein ornamentales Gehänge ergänzt, die nahelegen, dass das Porträt Mühlmanns nachträglich zum Epitaph umfunktioniert wurde. Die – später überarbeitete – Fassung weist folgende Farbigkeit auf: Schwarz für die zurückliegenden Flächen des Rahmens und die Inschrifttafel, Gold für Profile, applizierte Ornamente und Buchstaben, Rotbraun für die Restflächen und farbige Lüsterungen für die Edelsteinimitationen. Bis zum Mai 1968 hing das Epitaph im Nordchor der Paulinerkirche an der Ostwand. Schon Stepner erwähnt es 1690 in seinem Inschriftenverzeichnis „in septentrionali“, d. h. im nördlichen Seitenschiff.[8]
Das Epitaph war vollständig erhalten, hatte aber wie viele andere unter ungünstigen Lagerungsbedingungen und einem ehemaligen Anobienbefall gelitten. Besonders das Gebälk des Zierrahmens zeigte deutliche Spuren eines Wasserschadens, was darauf schließen lässt, dass das Objekt eine Zeitlang „auf den Kopf“ gestellt worden war und dabei zu viel Feuchtigkeit abbekommen hatte. Die leicht verwölbte Holztafel war insgesamt relativ stabil, allerdings stark eingetrübt und mit inselartigen Schmutzansammlungen, die auf einen Schimmelbefall hindeuteten. Hinzu kam ein stark vergilbter Firnis, unterbrochen durch zahlreiche Fehlstellen, die besonders in den hellen Inkarnatsbereichen auftraten. Der rote Farblack des Vorhangs hat sich im Lauf der Zeit durch Lichteinflüsse irreversibel entfärbt und ist in seiner originalen kräftigen Farbigkeit nur noch im Bereich des geschützten Rahmenfalzes erhalten.
Völlig unzulänglich war die Befestigung des Bildes im Rahmen. Die Tafel saß locker im zu großen Falz und hatte dadurch Abrieb und Malschichtverluste im Randbereich erlitten. Die mit einer Entfernung des alten Firnis verbundene Oberflächenreinigung und behutsame Restaurierung des Porträts hat die hohe künstlerische Qualität der Malerei wieder zum Vorschein gebracht. Sie lässt auch im Streiflicht eine später nicht ausgeführte Anlage der Komposition erkennen, die rechts im Hintergrund eine abgebrochene Säule auf hohem Postament vorsah. Dieses geläufige Symbol der vom Tod zerstörten Mannestugenden (Virtus) untermauert die These von der postumen Entstehung des Bildnisses.[9]
Mühlmanns Eltern waren Magister Pfarrer Hieronymus I. Mühlmann (* 1535[10] in Grimma; † 20. Mai 1587[11] in Pegau) 1566–1568 Pfarrer in Nenkersdorf, zwischen 12. April 1568–1575 Pfarrer in Wiederau, seit 9. November 1575 Diakon und seit 1585 Archidiakonus in Pegau, und Magdalena (* 1547 in Pegau, † 16. August 1616 ebd.[12] in Pegau), Tochter von Johannes Grosse, Ratsherr und Oberkämmerer in Pegau und Gertrud geb. Seiffarth. Mühlmanns Schwester Barbara wurde am 25. Januar 1580[13] in Pegau getauft; wie ihre Schwester Magdalena und ihr Bruder Johann starb sie 1613 an der Pest. Mühlmanns Bruder Christian I. Mühlmann (* 1. Dezember 1582[14] in Pegau; † 21. Oktober 1642[15] in Pegau) war seit 1609 Diakonus, wurde am 19. Juni 1610 mit Catharina, Tochter von Martin Teichmann[16], verheiratet und war seit 1626 Archidiakonus in Pegau. In 1. Ehe im September 1599 heiratete Mühlmann Dorothea Gleser, (getauft 10. Dezember 1579 in Pegau, † 2. November 1607 an der Pest in Leipzig)[17]. Ihr Vater, Johannes Gleser (* 27. November 1525 in Dehles; † 12. Mai 1606 in Pegau) war Stadtrichter, Ratsverwandter, Stadtschreiber und Ratskämmerer in Pegau, verheiratet seit 23. Januar 1565 in Grimma mit Margarethe geb. Rade (* 20. Juli 1546 in Grimma; † 8. August 1624 in Pegau), eine Tochter von Martin Rade (* um 1510 in Grimma; † 28. August 1552 in Grimma) Ratsherr in Grimma zwischen 1549 und 1552[18] und Dorothea geb. Möstel aus Merseburg[19]. Über Dorotheas Tode seufzte er in unablässigem Gebete: "Herr Jesu, erbarm dich auch meiner im Todeskampfe um deines Kampfes willen!"[20] Die Kinder aus 1. Ehe sind:-
In 2. Ehe war Mühlmann seit 17. Oktober 1608[28] verheiratet mit Gertrud, eine Tochter von dem Leipziger Bürger Georg Grünewald und Witwe von Paulus Bursius (auch Paul Bursche genannt). Ihre Kinder waren:-
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.