Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Für den deutschen Pädagogen und Theologen, siehe Johannes Clajus (1535–1592)
Klaj studierte ab 1636 Theologie in Leipzig, später in Wittenberg, wo er auch August Buchner hörte. 1642 übersetzte er dessen lateinische Dichtung Joas in die deutsche Sprache. 1644 kam er völlig mittellos nach Nürnberg, wo er mit Georg Philipp Harsdörffer den Pegnesischen Blumenorden gründete. Ihr gemeinschaftlich veröffentlichtes Werk, das Pegnesische Schäfergedicht in den Berinorgischen Gefilden von 1644, gilt als die Gründungsschrift der Dichtervereinigung. Gemeinsam mit Sigmund von Birken verfasste Klaj 1645 die Fortsetzung der Pegnitzschäferei. Noch unter Buchners Einfluss führte er in Nürnberg die „hüpfende“ daktylische Dichtung ein, die für die pegnesische Schäferdichtung kennzeichnend war. Maßgeblich als geistlicher Dichter gefördert wurde er von Johann Michael Dilherr. Er wurde 1647 Lehrer am St.-Sebaldus-Gymnasium und ging 1650 als Pfarrer nach Kitzingen. Literarisch war er seit dieser Zeit nicht mehr aktiv. Es ist bekannt, dass Klaj über das erträgliche Maß hinaus der Trunksucht zuneigte. Am 16. Februar 1656 erlag er einem Schlaganfall.
Klaj verfasste neben den frühen Schäfergedichten etliche geistliche Lieder. Er ist in der deutschen Literaturgeschichte als Autor von Rede-Oratorien bekannt geworden. Dieser von Conrad Wiedemann geprägte Begriff ist falsch. Es handelt sich dabei vielmehr um öffentliche, von Musik begleitete Vorträge Klajs im Rahmen des von Johann Michael Dilherr eingerichteten „Auditorium Publicum“ im Nürnberger Egidiengymnasium.[1]
Pegnesisches Schäfergedicht, 1644–1645. Von Georg Philipp Harsdörffer; Sigmund von Birken; Johann Klaj. Hrsg. von Klaus Garber. Nachdruck. Tübingen: Niemeyer, 1966, 47, 104 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock; 8) [Enthält: 1. Pegnesisches Schäfergedicht: Nachdruck der Ausgabe Nürnberg: Endter, 1644 / Georg Philipp Harsdörffer; Johann Klaj; 2. Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey: Nachdruck der Ausgabe Nürnberg: Endter, 1645 / Sigmund von Birken]
Redeoratorien und 'Lobrede der teutschen Poeterey. Nürnberg: Endter 1644. Reprint: Hrsg. von Conrad Wiedemann. Tübingen: Niemeyer, 416 (Deutsche Neudrucke: Reihe Barock)
Der leidende Christus (Trauerspiel), 1645
Engel- und Drachenstreit (Rede), 1645
Herodes der Kindermörder (Rede), 1645
Andachtslieder, 1646
Weihnachtsgedichte, 1648
Das ganze Leben Jesu Christi, 1648
Freudengedicht (Rede), 1650
Irene (Friedensgedichte), 1650
Geburtstag des Friedens (Rede), 1650
Gerhard Dünnhaupt: Johann Klaj. In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 4. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9122-6, S. 2351–2372 (Werk- und Literaturverzeichnis)
Elisabeth Görlich: Die geistlichen Spiele des Johann Klaj. Dissertation, Wien 1967
Wilhelm Kühlmann: Balde, Klaj und die Nürnberger Pegnitzschäfer. Zur Interferenz und Rivalität jesuitischer und deutsch-patriotischer Literaturkonzeptionen. In: Akten der Balde-Tagung 2004
Dirk Niefanger, Werner Wilhelm Schnabel (Hrsg.): Johann Klaj (um 1616–1656). Akteur – Werk – Umfeld. Berlin, Boston 2020.
Markus Paul: Reichsstadt und Schauspiel. Theatrale Kunst im Nürnberg des 17. Jahrhunderts. Tübingen 2002, S. 235–280.
Hans Recknagel: „…Johann Klaj, der H. Schrift beflissener und gekrönter Poet“. Ein Kapitel barocker Literatursoziologie. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg MVGN 53, 1965, S. 386–396 (Digitalisat)
Harold Eugene Samuel: The Cantata in Nuremberg during the Seventeenth Century. Ann Arbor 1982
Conrad Wiedemann: Johann Klaj und seine Redeoratorien. Untersuchungen zur Dichtung eines deutschen Barockmanieristen. (= Erlanger Beiträge zur Sprach- u. Kunstwissenschaft; Band 26). Carl, Nürnberg 1966 (zugl. Dissertation, Universität Frankfurt 1965)
Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verlag, 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)