deutscher Baumeister des Barock Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Jakob Herkomer, auch Johann Jakob Herkommer, (* 3. Juli1652 in Sameister bei Roßhaupten; † 27. Oktober1717 im Kloster St. Mang, Füssen) war ein deutscher Architekt, Maler, Freskant, Marmorbearbeiter und Entwerfer von Innendekorationen, u. a. Stuckdekorationen. Eigenhändige Stukkaturen und Werke der Bildhauerkunst sind bisher nicht nachgewiesen. Johann Jakob Herkomer (1652–1717) ist nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen Neffen Johann Jakob Herkomer (1690–1758), der als Stukkator und Stuckmarmorierer wirkte.
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Herkomer wuchs mit sechs Geschwistern in Sameister auf, seine Eltern betrieben dort eine Poststation mit Gasthof.
Über seine Schul- und Lehrzeit ist wenig bekannt. Es gibt Hinweise, dass er bei dem Augsburger Maler Johann Georg Knappich (1637–1704) in die Lehre ging. Herkomer reiste dann nach Italien und arbeitete einige Jahre für die PatrizierfamilieCollalto in Belluno und Venedig. 1685 aus Italien zurückgekehrt, begann er mit dem Bau einer Kapelle neben dem Gasthaus seiner Eltern, die als Familiengrabstätte dienen sollte und bei der er seine Fertigkeiten als Architekt, Freskomaler und Stukkator unter Beweis stellten konnte. Herkomer erhielt daraufhin eine Vielzahl von Aufträgen aus der näheren Umgebung. Die Jahre 1694 bis 1697 verbrachte Herkomer in Italien.
Herkomer starb 1717 noch vor der Fertigstellung der Kirche St. Mang im Kloster und wurde in Sameister in „seiner“ Kapelle beigesetzt.
Herkomer bildete seinen Neffen Johann Georg Fischer in der Baukunst aus, nachdem dieser bereits eine Steinmetzlehre absolviert hatte, und zog ihn für viele seiner Bauaufträge als ausführenden Baumeister heran. Vom berühmten Erbauer der Wieskirche, dem Baumeister, Stukkator und Freskanten Dominikus Zimmermann, berichtet eine zeitgenössische Quelle, er habe von Herkomer viel gelernt.
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Neben seiner Kapelle gelten vor allem das Kloster und die Kirche St. Mang in Füssen als wesentliche Werke des Johann Jakob Herkomer. Weitere bedeutende Arbeiten waren der Umbau der St.-Moritz-Kirche und die Barockisierung der Hl.-Kreuz-Kirche in Augsburg. Die Werkliste umfasst Folgendes:[1]
1684–1692: Planung, Bau und Ausstattung der Familienkapelle Mariä Sieben Schmerzen in Sameister. Entwurf noch 1684 in Italien, Baubeginn 1685, Weihe 1688, Freskoausstattung ca. 1688 bis 1692 (datiert), Bauplastik um 1691. Die Kapelle ist gewestet. Johann Jakob Herkomer liegt unter einer wohl noch von ihm selbst entworfenen Grabplatte im südlichen Querarm begraben.
1687: Pläne für den Neubau des Pfarrhofs von St. Ulrich in Seeg (nicht realisiert)
1701–1717: Neubauplanung von Kloster und Kirche St. Mang in Füssen einschließlich der gesamten Innenausstattung, nach Herkomers Tod vor allem die Innenausstattung verändert weitergeführt
um 1705/15: Neubauplanung für die vier Rundkapellen an der Stiftskirche St. Lorenz in Kempten; ab 1706 mit der südöstlichen Rundkapelle (Schutzengelkapelle) begonnen, die spätestens um 1715 vollendete Innenausstattung ebenfalls von Herkomer festgelegt
1710–1712: Neubauplanung für den Chor der Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg einschließlich der Stuckausstattung (in der heutigen Kirche sind Reste davon erhalten)
1711–1716: Bauberatung und Planungsbeteiligung zum Neubau der Klosterkirche Weingarten; ein Bauriss Herkomers für Weingarten ist für das Frühjahr 1715 belegt.
1712: Pläne zum Neubau des Klosters Ottobeuren (in die maßgebliche Planung von P. Christoph Vogt einbezogen); 1713 Entwurf für einen Ofen ebenfalls für das Kloster Ottobeuren (Entwurf nicht erhalten, Ausführung fraglich)
1712, ab 1717: Neubauplanung der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Innsbruck 1712, jedoch Grundsteinlegung erst am 12. Mai 1717. Die ursprüngliche Disposition wurde unmittelbar nach Herkomers Tod durch dessen Neffen Johann Georg Fischer verändert.
Darüber hinaus wirkte Herkomer auch als Freskant in der Kapelle in Sameister (1688–1692), im Chor der Friedhofskirche St. Rochus und Sebastian in Füssen (1688), in Kloster und Kirche St. Mang (um 1702 – um 1715) sowie in der Schutzengelkapelle bei St. Lorenz in Kempten (um 1711/15). Gemälde haben sich von ihm in der Kapelle in Sameister (Hochaltarblatt datiert 1690, Gemälde in den Querarmen datiert 1693), in der Annakapelle des Klosters St. Mang (Hochaltarblatt von anderer Hand vollendet) und im Dorfmuseum Roßhaupten (drei Arma-Christi-Gemälde; Leihgabe der Pfarrei Roßhaupten) erhalten. Ebenso lieferte Herkomer Vorzeichnungen für Kupferstiche und Schabkunstblätter (so etwa 1710 für ein großformatiges Thesenblatt mit Darstellung des hl. Magnus).
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Johanna Trautwein: Johann Jakob Herkomer. Diss. München 1941 (ungedruckt).
Hildebrand Dussler: Der Allgäuer Barockbaumeister Johann Jakob Herkomer. Verl. d. Heimatpflegers von Schwaben, 1956
Ingo Seufert: Johann Jakob Herkomer (1652–1717) – das architektonische Gesamtwerk, Diss. masch. 2002.
Ingo Seufert: Johann Jakob Herkomer (1652–1717). Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2009, ISBN 978-3-89870-195-2
Klaus Wankmiller: Johann Jakob Herkomer – Zum 300. Todestag des Allgäuer Barockbaumeisters. Festschrift, Roßhaupten 2017.
Klaus Wankmiller: Johann Jakob Herkomer (1652–1717) und sein Wirken in Tirol, in: Extra Verren – Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte 12 (2017), S. 51–104, ISSN 1992-0261.
Johann Jakob Herkomer (1652–1717), Symposium zum 300. Todestag (2017), Historischer Verein Altfüssen / Ingo Seufert (Hrsg.), Kunstverlag Josef Fink / Anton H. Konrad Verlag, Lindenberg / Weißenhorn 2018, ISBN 978-3-87437-587-0