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dänischer Mathematikhistoriker und Philologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johan Ludvig Heiberg (* 27. November 1854 in Aalborg; † 4. Januar 1928 in Kopenhagen) war ein dänischer Mathematikhistoriker und Klassischer Philologe. Er ist bekannt für grundlegende kritische Ausgaben griechischer Mathematiker wie Euklids Elemente und Archimedes. Im Lauf der Zeit gab er kritische Ausgaben fast zum gesamten Corpus der griechischen Mathematik heraus, während vor ihm nur zu Pappos eine zufriedenstellende kritische Ausgabe existierte (von Friedrich Hultsch).[1]
Heiberg studierte Klassische Philologie und Mathematik und wurde 1879 in Kopenhagen über Archimedes mit der Dissertation Quaestiones Archimedeae promoviert (die für die Textkritik bei Archimedes Maßstäbe setzte). Er war zunächst Gymnasiallehrer und von 1884 bis 1895 Direktor eines Gymnasiums. In den 1880er Jahren stand er an der Spitze einer Bewegung für den Griechischunterricht an dänischen Gymnasien. 1896 bis 1924 war er Professor für Klassische Philologie an der Universität Kopenhagen, wobei er sich nicht nur auf sein mathematikhistorisches Spezialgebiet beschränkte. Im akademischen Jahr 1915/16 amtierte er als Rektor der Universität. Neben seiner Tätigkeit an der Universität unterrichtete er regelmäßig Altgriechisch in der Borgerdydskolen.
Bekannt ist Heiberg vor allem durch seine Arbeiten zu Archimedes, dessen Werkausgabe er 1880/81 in Leipzig bei Teubner in drei Bänden besorgte. Berühmtheit erlangte er 1906 in Konstantinopel durch die Entdeckung, dass ein schon länger bekanntes Manuskript den Text eines bis dahin unbekannten Werkes von Archimedes enthielt. In diesem Werk des sogenannten Archimedes-Palimpsest enthüllte Archimedes seine „mechanischen“ Methoden, mit denen er viele seiner geometrischen Entdeckungen machte. Ursprünglich stammte es aus der Bibliothek der griechisch-orthodoxen Kirche in der Grabeskirche in Jerusalem und später in deren Metochion in Istanbul. Heiberg erfuhr von der Existenz mathematischer Manuskripte durch den Hinweis von Hermann Schöne auf einen Katalog griechischer Manuskripte in der Istanbuler kirchlichen Bibliothek, den Athanasios Papadopoulos-Kerameus 1899 publiziert hatte.[2] Bei zwei Reisen 1906 und 1908 konnte er auch Fotografien des Manuskripts machen. Nachdem das Manuskript danach lange verschwunden war, wurde es 1998 versteigert und wird zurzeit mit modernen Methoden am Walters Art Museum in Baltimore untersucht. Die Untersuchung des Manuskripts (bei der er von seinem Freund dem Mathematiker Hieronymus Zeuthen unterstützt wurde) lieferte viele neue Erkenntnisse und machte auch die Überarbeitung seiner Archimedes-Ausgabe nötig (erschienen 1910 bis 1915).
Heiberg besorgte auch Ausgaben von Ptolemäus (1898 bis 1907), Heron von Alexandria (1912 bis 1914), Serenus von Antinoupolis (1898), der Kegelschnittlehre von Apollonios von Perge (1891 bis 1893), Theodosios von Bithynien (1927), den Kommentar von Simplikios zu Aristoteles De Caelo (1894) sowie der Elemente und weiterer Werke Euklids (1883 bis 1895), wobei er die erste kritische Ausgabe der Elemente herausbrachte, die auf dem in der Vatikanbibliothek von François Peyrard entdeckten Manuskript beruhte. Frühere Ausgaben basierten demgegenüber auf Manuskripten, die in der von Theon von Alexandria begründeten Texttradition der Elemente standen. Heibergs Text bildete die Basis für moderne Übersetzungen wie die von Thomas Heath und Clemens Thaer.
Er schrieb auch für größeres Publikum über die Kultur der Griechen, wobei er ein besonderes Interesse an Religionsgeschichte hatte, und trug auch zu anderen Bereichen der Wissenschaftsgeschichte (Geometrie, Astronomie, Mechanik, Medizin, Alchemie) und auch zur byzantinischen Philologie bei. Aus seinem Interesse für Medizin bei den Griechen entstand 1907 die Anregung zum Corpus Medicorum Graecorum, ein internationales Projekt mit Sitz in Berlin. Ab 1901 war er an der Herausgabe der Werke von Søren Kierkegaard beteiligt. Mit Zeuthen gab er die Werke von Paul Tannery heraus, mit dem beide befreundet waren. Alle drei stehen für die lange vorherrschende Interpretation der antiken griechischen Mathematik als geometrischer Algebra (was auch Thomas Little Heath vertrat).
Mit den mathematischen Inhalten und deren Interpretation selbst befasste er sich weniger (im Gegensatz zu Zeuthen), sein Hauptaugenmerk lag auf der Überlieferung von Texten.
1904 erhielt Heiberg einen Ehrendoktor der Universität Oxford. 1883 wurde er Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften. Der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique gehörte er seit 1924 als assoziiertes Mitglied an.[3]
Er publizierte in dänischer, deutscher, griechischer, lateinischer und arabischer Sprache.
Als Herausgeber:
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