Jan Bormann wuchs in Dortmund auf. Während des Zweiten Weltkriegs war er von 1944 bis zum Kriegsende im Heimatdorf seiner Mutter im württembergischen Jagsttal untergebracht. Er bestand die Aufnahmeprüfung zum Gymnasium, musste die Schule aber 1955 mit der Mittleren Reife beenden, weil seine Familie das Schulgeld nicht aufbringen konnte, und ging in Dortmund bei dem Obermeister der Steinmetz- und Steinbildhauerinnung Carl Fink in die Lehre. Nach der Ausbildung als Steinbildhauer arbeitete er einige Jahre in diesem Handwerksberuf. Von 1965 bis 1969 studierte er bei Herbert Volwahsen Bildhauerei an der Städtischen Höheren Fachschule für Gestaltung, der späteren Fachhochschule Dortmund, legte aber in den Semesterferien parallel seine Meisterprüfung ab.[2][3]
Bormann verwendet vorwiegend Naturstein wie Muschelkalkstein, Rotlava, Anröchter Dolomit, Granit und Speckstein sowie Holz in seinen plastischen Arbeiten, in späteren Werken auch Bronze und Stahl.[2][7] Bei seinen Skulpturen greift er häufig auf die beiden Grundformen Würfel oder Kugel zurück.[2] Seit den 1970er Jahren gestaltete er zahlreiche großformatige Plastiken und Installationen im öffentlichen Raum.[8][9][10] Seine Arbeiten sind auf Bildhauersymposien und in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten.[2]
Bormann gilt als Vater der Haldenkunst. Sein Ansatz, „die Abraumhalden der Zechen als die Berge des Neuen Emschertales zu definieren“ und den ununterscheidbaren Bergehalden durch eine „wiedererkennbare Landschaft, die dem Auge Orientierung bietet“, ein unverwechselbares Erkennungsmerkmal zu geben, war innovativ. Diese Idee, Halden mit künstlerischer Intervention in Landmarken zu verwandeln, stellte er in den 1980er Jahren beim Kommunalverband Ruhrgebiet und später bei der Internationalen Bauausstellung Emscher Park vor. Seine Sonnenuhr mit Geo-Kreuz auf der Halde Schwerin wurde die erste Landmarke der IBA, der im Laufe der Jahre Installationen anderer Künstler auf den Halden folgten.[11]
Halde Schwerin
Osttreppe an der Halde Schwerin
Sonnenuhr mit Geo-Kreuz
Halde Schwerin
Werke im öffentlichen Raum (Auswahl)
2023: Landschaftsskulptur, roter Pfälzer Sandstein, Nähe des Eingangs Buschmühle, Westfalenpark, Dortmund[12]
2012: Deportationsdenkmal für Dortmund, Ruhrallee, Dortmund Auf dem Gelände der ehemaligen Eintracht-Turnhalle, das im April 1942 als Sammelstelle für Hunderte jüdischer Menschen aus Westfalen in das polnische Ghetto Zamość diente, ragen aus einem großen Findling verrostete Eisenbahnschienen nach oben, die den Weg in die Vernichtungslager symbolisieren sollen.[13][14]
2011: Flüsterbrücke, Phoenix-See, Dortmund-Hörde Die Installation am östlichen Ende des Phoenix-Sees besteht aus zwei strahlend orangefarben lackierten Parabolspiegeln aus Stahl mit einem Durchmesser von 3 Metern und einem Gewicht von 3,3 Tonnen. Sie stehen an den gegenüber liegenden Ufern der Emscher mit einem Abstand von 59 Metern. Durch die paraboloide Form werden Schallwellen wie mit einem Scheinwerfer ausgerichtet und so können selbst leise gesprochene Worte von der einen Seite des Ufers zur anderen Uferseite transportiert werden.[15] Dieser Effekt ist optimal, wenn sich sowohl Sprecher (=Sender) als auch Hörer (= Empfänger) im Brennpunkt des Parabolspiegels befinden.
2010: Landmarke Schweriner Ring, Halde Schwerin, Castrop-Rauxel Der blau und orange lackierte Ring aus Kugellagerstahl mit einem Durchmesser von etwa 4,3 Metern und einem Gewicht von 3,3 Tonnen steht am Rand der Gipfelfläche. Ursprünglich handelt es sich um Ausschuss aus der Produktion für Windräder aufgrund von Materialfehlern.[16]
2005: Florale Stele, an der Galerie Torfhaus, Westfalenpark, Dortmund (aus Bongossiholz)
2004: Emscher-Brücke, Waltroper Straße, Dortmund-Mengede Im Auftrag der Emschergenossenschaft entwarf Bormann die Gestaltung für eine Brücke über die Emscher, die stilistische Elemente seiner 1998 gestalteten Emscher-Welle in Form eines blauen Stahlbandes als Symbol für den Fluss aufgreift. Dabei setzte er seine Idee in einer reduzierten Formensprache mit Grundformen wie Linie, Quadrat und Dreieck um, um für den Betrachter mittels zweier blauer Dreiecke, deren Spitzen zur Emscher-Mündung ausgerichtet sind, die Fließrichtung der Emscher zu markieren. In der Mitte der stark befahrenen Brücke sind auf jeder Seite Balkone als Aussichtsplattformen angelegt. Ein blaues Stahlband am Brückengeländer, das wie die richtige Emscher in Mengede einen Bogen schlägt, symbolisiert den Flusslauf, ein rotes Quadrat innerhalb des Bogens die Stadt.[17]
2000: ohne Titel (Spielstraße Blücherpark), 20 m lange Spielstraße mit einem Stahlring von 4,5 Meter Durchmesser und bearbeitete Steine, Lessingstraße, Blücherpark, Dortmund
2000: Landmarke Spurwerkturm, Halde Brockenscheidt, Waltrop Der zwanzig Meter hohe Spurwerkturm ist aus 1.000 Metern gebrauchter Spurlatten konstruiert und soll als sichtbares Zeichen für Vergangenheit und Zukunft des früheren Zechengeländes stehen. Auf einer Plattform in Höhe von ca. zehn Metern über Haldenniveau befindet sich eine Aussichtsplattform. Die Grundfläche der Plattform beträgt 25 Meter mal 25 Meter.[18][19]
Spurwerkturm
Spurwerkturm
Spurwerkturm
Spurwerkturm
1998: Emscher-Welle – Signet Emscher-Weg Emschertal Die Blaue Welle ist ein Kunstwerk und Symbol für die Neugestaltung der Emscher. Das stilisierte Zeichen einer leuchtend blauen Wellenform mit drei Bögen findet sich entlang der Emscher von Holzwickede bis zum Rhein bei Dinslaken. Die Welle aus verzinktem und lackierten Stahlblech ist an bestehenden Zäunen angebracht.[20]
1994: Landmarke Sonnenuhr mit Geo-Kreuz, Halde Schwerin, Castrop-Rauxel Mit der Sonnenuhr entwarf Bormann im Rahmen des von 1989 bis 1999 auf zehn Jahre angelegten Zukunftsprogramms Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) des Landes Nordrhein-Westfalen 1993/94 die erste Landmarke. Die Sonnenuhr besteht aus 24 in einem Kreis von 16,5 Metern Durchmesser angeordneten Stundenstäben aus Edelstahl auf der Haldenkuppe. Ein zur Erdachse parallel verlaufender Stab, der zusammen mit der 12 Uhr-Stele ein Dreieck bildet, zeigt durch seinen Schattenwurf die Sonnenzeit an. „Die Sonnenuhr ist als Ort der Besinnung konzipiert, sie zieht einen magischen Kreis um den Betrachter“. Vier nach den Himmelsrichtungen ausgerichtete Treppen führen auf die Halde und bilden das Geokreuz. An der Südseite bestehen sie aus Grubenholz, an der Nordseite aus Bahnschwellen, an der Ostseite aus Stahl-Brammen und an der Westseite aus Eisenbahnschienen. Die verschiedenen Materialien sollen auf die „Natur-, Menschheits- und Industrie-Geschichte des Ruhrgebiets“ verweisen.[21]
1991: Spielstraße, Alsenstraße, Dortmund
1988: Rosenbrunnen, Westfalenpark, Dortmund
1986: Theaterbrunnen, Eingang Theater Dortmund, Hiltropwall Drei unterschiedlich große Kugeln aus Michelnauer Rotlava liegen hintereinander aufgereiht, ihre Größe verringert sich zum Theatereingang hin. Von oben mittig rinnt das Wasser über die Kugeloberflächen. Im Bodenbereich sind mit weißen Pflastersteinen runde Konturlinien nachgezeichnet.[2]