Israel Conradi (* 19. Oktober 1634 in Danzig; † 28. Juni 1715 ebenda)[1] war ein polnischer Arzt, Philosoph, Dichter und Naturforscher, der 1677 ein Buch über seine Experimente zur Kälte veröffentlichte,[2][3][4] bei denen er auch die Unterkühlung von Wasser entdeckt hatte.
Conradi stammt aus der ab 1472 in Danzig ansässigen Familie Conrad.[5] Er war der erste der Familie, der sich Conradi nannte[5] und studierte Medizin an der Universität Leiden.[1] Conradi war Zisterzienser-Mönch im Kloster Oliva bei Danzig und lehrte dort Philosophie.[6] 1670 versuchte er in Danzig eine Forschungsvereinigung zu gründen[7] und berief mehrere Gelehrte zusammen, denen er beispielsweise über die Wärme und Kälte vortrug.[8] Nach Conradis Tod endeten diese Zusammenkünfte. Obwohl diese Gelehrtengesellschaft letztlich keinen Bestand hatte, wird der frühe Anlauf zur Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft als bedeutende Leistung Conradis gezählt, die ihn als fortschrittlichen Wissenschaftler auszeichnet.[9] 1707 veröffentlichte Conradi ein Traktat über das Wesen der Seele, die er als ein von Gott erschaffenes Licht beschrieb.[10][11]
Sein Sohn Gottfried von Conradi (1667–1733) war zunächst Hauptmann und später Major der Stadtgarnison und wurde in den Adelsstand erhoben. Dessen Sohn Eduard Friedrich von Conradi (1713–1799) wurde 1793 Bürgermeister von Danzig.[12] Karl Friedrich von Conradi (* 25. Juni 1742;
† 12. September 1798) war sein Sohn.[5]
Błażej Śliwiński, Janusz Szczypior: Conradi Israel. In: Encyklopedia Gdańska. Fundacja Gdańska, 2014, abgerufen am 8. Mai 2017 (polnisch).
Christian Freiherr von Wolff (Hrsg.): Allerhand Nützliche Versuche. Dadurch Zu genauer Erkäntniß Der Natur und Kunst Der Weg gebähnet wird. Band 2. Renger, Halle 1747, VIII Von der Wärme und Kälte, S. 345 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Mai 2017]): „Ein gelehrter Medicus in Danzig Israel Conradi, der A. 1677 eine grosse Anzahl Experimente von der Kälte drucken lassen“
Abraham Gotthelf Kästner (Hrsg.): Physikalische Bibliothek worinnen die vornehmsten Schriften die zur Naturlehre gehören, angezeiget werden, mit vielen Zusätzen und Verbesserungen. Johann Wendlern, Leipzig 1754, 7. Von der Luft. §12, S. 193 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Mai 2017]): „Von der Natur und Wirkung der Kälte hat Israel Conradi 1677, in besondern Dissertationen mancherley zusammen getragen.“
Israel Conradi: Dissertation medico-physica de frigoris natura et effectibus. Kloster Oliva (monasterii Olivensis) 1677, OCLC 46879554 (Latein, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Mai 2017] MDCLXXVII=1677).
Gotthilf Lösching: Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neuesten Zeit. Von der ältesten bis zur neuesten Zeit. Mit beständiger Rücksicht auf die Kultur… Band 2. Ewert, Danzig 1828, OCLC 561574300, Sechster Zeitraum. Von 1660 bis 1700. Kulturgeschicghte, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. Mai 2017]): „der verdienstvolle Arzt und Physikus, Dr. Israel Conradi, der den Plan dazu entwarf, begann auch wirklich 1670 [...] durch Zusammenberufung mehrerer kenntnisreichen Männer“
Johann Heinrich Zedler (Hrsg.): Seele (= Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Band 36). Zedler, Leipzig und Halle 1743, Beschaffenheit der Seele, Historie dieser Lehre, Sp. 1080 (his-data.de [abgerufen am 4. Mai 2017]): „Israel Conradi, ein Doctor der Medicin zu Dantzig, welcher 1707 einen Tractat unter dem Titel: cognitio sui ipsius problematico-philosophico-medica herausgegeben, darinnen er vom Wesen der Seele eine besondere Meynung hat. Denn er hält sie für ein von Gott erschaffenes Licht, so aus einem unserem Begriff nach geistlichen (Spiritu non immateriali) einfachen, unsichtbaren und mit verschiedenen Fähigkeiten begabten Wesen bestünde.“
Otto Günther: Conradi, Gottfried von C. In: Katalog der Danziger Stadtbibliothek. Band 1, Teil 1: Die Danzig betreffenden Handschriften. A. Schroth, Danzig 1892, S. 634 (Textarchiv – Internet Archive).