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Religionswissenschaftlerin und Publizistin, ehemalige Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Insa Eschebach (geboren 1954 in Emden) ist eine deutsche Religionswissenschaftlerin und Publizistin. Von 2005 bis 2020 leitete sie die Gedenkstätte Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Insa Eschebach arbeitete nach dem Abitur 1975 in dem anarchistischen Buchladen Rising Free in Nord-London und engagierte sich in der britischen Frauenbewegung sowie in der squatting-movement im Londoner Stadtteil Islington.[1] Von 1976 bis 1981 studierte sie Religionswissenschaft, Publizistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin (FU) und wurde 1988 mit einer Studie zu Nietzsches Willen zur Macht und seiner Rezeptionsgeschichte in Deutschland und Frankreich promoviert. In den 1980er Jahren arbeitete sie am Kunstamt Berlin-Schöneberg in alltags- und lokalgeschichtlichen Projekten und sammelte dort erste Erfahrungen im Ausstellungswesen. Zugleich war sie als freie Journalistin tätig, unter anderen für die Taz und den Rundfunk. Ab 1994 war sie Lehrbeauftragte am Institut für Religionswissenschaft der FU sowie am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB), wo sie 1998 bis 2000 unter der Leitung von Christina von Braun in einem DFG-Forschungsprojekt (Deutsche Forschungsgemeinschaft) zu Prozessen der Sakralisierung am Ort des ehemaligen Frauen-KZ Ravensbrück arbeitete.[2] Darüber hinaus engagierte sie sich in verschiedenen Projekten der Gedenkstätte Ravensbrück und konzipierte dort zusammen mit Susanne Lanwerd die Dauerausstellung Die Sprache des Gedenkens. Zur Geschichte der Gedenkstätte Ravensbrück 1945–1995, die 1999 eröffnet wurde.[3]
Aufgrund der unübersehbaren Forschungsdefizite zur Geschichte des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück rief die damalige Gedenkstättenleiterin Sigrid Jacobeit gemeinsam mit Insa Eschebach und weiteren Wissenschaftlerinnen 1995 die Interdisziplinäre Frauenforschungsgruppe Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück – Freie Universität (IFFG) ins Leben.[4] Diese an der Zentraleinrichtung Frauenforschung an der FU Berlin angesiedelte Gruppe wurde am 5. November 1997 mit dem Margherita-von-Brentano Preis ausgezeichnet. Mitglieder der IFFG waren zu diesem Zeitpunkt Birgit Bosold, Elisabeth Böhmer, Insa Eschebach, Ursula Fuhrich-Grubert, Sigrid Jacobeit, Johanna Kootz, Irmela von der Lühe und Claudia Ulbrich.[5]
Von 2002 bis 2005 war Eschebach wissenschaftliche Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg. Im Jahr 2005 übernahm sie bis zu ihrer Pensionierung 2020 die Leitung der Gedenkstätte Ravensbrück. Seither arbeitet Insa Eschebach als freie Publizistin und lehrt am Religionswissenschaftlichen Institut der FU Berlin. Darüber hinaus ist sie in verschiedenen Beiräten tätig sowie in der Redaktion der Zeitschrift Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung.[6] Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Frauen- und Geschlechtergeschichte des Nationalsozialismus sowie erinnerungskulturelle Fragestellungen. Eine Reihe ihrer Beiträge liegt auch in englischer, tschechischer, französischer und polnischer Übersetzung vor.
Ravensbrück war das zentrale Frauen-Konzentrationslager des NS-Regimes. Etwa 120.000 Frauen und Kinder aus über 30 Ländern waren hier inhaftiert. Das Gelände der 1959 gegründeten Gedenkstätte wurde unter Eschebachs Leitung um große Teile des historischen Häftlingslagers erweitert und für die Öffentlichkeit erschlossen. Im Jahr 2007 wurde der Bau eines Besucherzentrums fertig gestellt und eröffnet. Historische Gebäude wie die ehemalige Kommandantur des Lagers, die Tankstelle für Fahrzeuge der SS, das Wasserwerk, zwei der ehemaligen Wohnhäuser des SS-Personals und andere mehr wurden saniert und mit neuen Ausstellungen versehen. Der ehemalige Garagentrakt beherbergt heute unter anderem einen Veranstaltungsraum sowie die Bibliothek, das Archiv und die Mediathek der Gedenkstätte.[7]
Die Forschung zur Geschichte der Konzentrationslager hat lange Zeit geschlechtergeschichtliche Fragestellungen ausgeklammert. Zum Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück lagen Ende der 1980er-Jahre nur drei wissenschaftliche Veröffentlichungen vor. Nach dem Fall der Mauer rückte Ravensbrück in den Fokus der deutschen und internationalen Frauenbewegung: Studien zu der Gruppe der jüdischen Häftlinge, der Sinti und Roma, der als asozial verfolgten Frauen und anderen entstanden ebenso wie Arbeiten zum weiblichen SS-Personal.[8] 2004 eröffnete die Gedenkstätte Ravensbrück eine erste Ausstellung zur Geschichte des weiblichen SS-Gefolges in einem der ehemaligen Aufseherinnenhäuser.[9] Diese Ausstellung wurde auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes neu konzipiert und 2020 eröffnet.[10] Das männliche SS-Personal des Frauen-KZ Ravensbrück wird in der 2010 eröffneten Ausstellung Das „Führerhaus“: Alltag und Verbrechen der Ravensbrücker SS-Offiziere thematisiert.[11]
2013 eröffnete die neue Hauptausstellung Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück – Geschichte und Erinnerung: Neben der Geschichte des Frauen-KZ Ravensbrück wird hier auch das Ravensbrücker Männerlager sowie das Jugendschutzlager Uckermark thematisiert. Der Arbeitseinsatz der weiblichen Häftlinge in der Rüstungsproduktion bei Siemens und in den rund 40 Außenlagern sind weitere Ausstellungsschwerpunkte.[12]
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Insa Eschebach entstanden zahlreiche weitere Ausstellungen wie beispielsweise zum Arbeitseinsatz weiblicher Häftlinge in den Bordellen anderer Konzentrationslager[13], zur Gruppe der jüdischen Häftlinge, der christlichen Frauen[14] sowie zu den deutschen politischen Häftlingen in Ravensbrück[15], zu Milena Jesenská[16] und Elisabeth von Thadden. Neben den jährlichen Sommer-Universitäten organisierte Eschebach Workshops, Tagungen und Konferenzen zu spezifischen Fragestellungen wie zur Homophobie in Ravensbrück und zur sexuellen Gewalt in Kriegen, Themen, zu denen Eschebach auch Sammelbände herausgab.
Im Jahr 2023 kuratierte sie im Auftrag der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933 – 1945“ in Zusammenarbeit mit Karl Heinz Steinle und Andreas Pretzel.[17]
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