Als Ingenieur-Kapitän, auch Ingenieurkapitän, wurden seit dem 17. Jahrhundert Baumeister, Ingenieure oder Kartografen als Offiziere bezeichnet, die kartographische und/oder bautechnische Aufgaben für das Militär durchführten. Sie standen vergleichbar im Rang eines Hauptmanns oder Capitains bzw. Captains.
Ab dem 18. Jahrhundert entstanden in einigen Staaten wie Preußen, Frankreich, Vereinigtes Königreich (1717: Corps of Engineers, 1855 Royal Engineers) Niederlande, Sachsen, Russland die Ingenieurkorps, auch Geniekorps genannt. Gemeinsam mit den Sappeuren (Belagerungspionieren), Mineuren für den Stollenbau und den Pontonieren entwickelte sich im 19. Jahrhundert daraus die Pioniertruppen als eigenständige Truppengattung.
In der Laufbahn der Ingenieuroffiziere gab es später auch den Ingenieurfähnrich, den Ingenieurleutnant, den Ingenieur-Oberleutnant oder auch den Ingenieur-Major, Ingenieur-Oberstleutnant bzw. Ingenieur-Oberst. In einigen Armeen wie in Russland oder Sachsen war die Bezeichnungen Inspektor, bis hin zum Generalinspektor und auch Ingenieurgeneral bekannt oder auch ingénieur militaire, architecte militaire und officier de genie.
Die sehr unterschiedlichen Aufgaben und Laufbahnen der Ingenieur-Kapitäne in Deutschland und in anderen Ländern können beispielhaft aus einigen Biografien ersehen werden:
- Clemens von Althaus (1791–1836), 1820 als deutscher Ingenieurkapitän in Chile, später erstellte er als Kartograf das erste umfassende und geschlossene Kartenwerk von Peru
- Lazare Carnot (1753–1823), 1783 französischer capitaine au corps royal du géni, später u. a. Kriegsminister unter Napoléon Bonaparte
- Johann Rudolph Fäsch, Offizier in der kaiserlichen Armee, um 1712 Ingenieur-Kapitän und Architekt im kursächsischen Dienst, 1742 Obrist
- Johann Georg Maximilian von Fürstenhoff (1686–1753), aus Dresden, 1714 Ingenieur-Kapitän, später Ingenieur-Major, Generalleutnant und Chef des Ingenieurkorps, dann Architekt
- Pierre de Gayette (1688–1747), in Preußen, später Hofbaumeister
- Paul von Gontzenbach, in Preußen zur Zeit Friedrich II.
- Haak, Ingenieurkapitän: Von 1824 bis 1830 Umbau des Kastells Cyriaksburg zu einer Zitadelle im neupreußischen Stil
- Wilhelm Heinrich Albrecht Engelhard (1754–1818), in Hessen-Kassel
- Armand Samuel de Marescot (1758–1832), 17910 französischer capitaine du génie, 1814 erster Inspekteur und général français du génie
- Otto Johann Müller, in Hamburg um 1740
- Carl Ludwig Murtfeldt (1745–1820), Militärdienst im Fürstentum Schaumburg-Lippe, Architekt und Kartograf in Bremen
- Christian Neubauer (um 1645–1712), später Bremer Festungsinspekteur
- Carsten Niebuhr (1733–1815), deutscher Mathematiker und Kartograf, 1768 dänischer Ingenieurkapitän
- Karl Oppermann (Ingenieur, 1766) ein hessischer Baumeister in russischen Diensten, baute die Brester Festung
- Isaak Jacob Petri (1705–1776) aus Magdeburg, 1742 Ingenieur-Kapitän, 1746/48 Entwurf und Bau Invalidenhaus Berlin, später preußischer Oberst
- Anton Heinrich du Plat (1738–1791), um ab 1775 kurhannoverscher Ingenieur-Kapitän und Kartograf sowie später Generalleutnant
- Jacob Reutz aus Schwerin, er entwickelte um 1710 das Straßenraster von Boizenburg und baute ab 1710 die Schelfkirche in Schwerin
- Rudolph Ernst Schilling (1728–1774), in Bremen 1767 Ingen. Lieutnant, Architekt und Maler, später Ingenieurkapitän
- Victor Taunay (1852–1926), französischer capitaine du génie
- Johann Georg Vetter (1681–1745), im Fürstentum Ansbach 1710 Landfeldmesser, später Ingenieurleutnant und 1738 Ingenieurkapitän; Kartenwerk vom Fürstentum
- Giselher von Warneck († 1754) im Kurfürstentum Hannover, später Ingenieur und Architekt in Bremen
- Georg Theodor Wendelstadt um 1830/50, Erbauer einer Hängebrücke in Hameln
- Jean-Alexandre Werry (1773–1847), belgischer capitaine du génie des troupes und Architekt