Ingelfingen
Stadt in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Stadt Ingelfingen ist ein staatlich anerkannter Erholungsort im Hohenlohekreis im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken). Sie liegt am unteren Kocher, über 35 Kilometer nordöstlich von Heilbronn und etwa drei Kilometer nordwestlich von Künzelsau (jeweils Luftlinie).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 18′ N, 9° 39′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Hohenlohekreis | |
Höhe: | 217 m ü. NHN | |
Fläche: | 46,48 km2 | |
Einwohner: | 5489 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 118 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74653 | |
Vorwahlen: | 07940, 06294 | |
Kfz-Kennzeichen: | KÜN, ÖHR | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 26 039 | |
LOCODE: | DE IGF | |
Stadtgliederung: | Kernstadt und 7 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schloßstraße 12 74653 Ingelfingen | |
Website: | www.ingelfingen.de | |
Bürgermeister: | Michael Jürgen Bauer (parteilos) | |
Lage der Stadt Ingelfingen im Hohenlohekreis | ||
Die Kernstadt Ingelfingens liegt am flachen Nordbogen im etwa 190 m tief eingeschnittenen Tal des Kochers zwischen Künzelsau und Forchtenberg. Der Schulklingenbach zieht in südsüdöstlicher Richtung durch die Altstadt und mündet dann von rechts in den Fluss; auf halber Höhe auf dem Mündungssporn liegt die Burgruine Lichteneck. Die alten Siedlungsteile des Ortes liegen in fast 300 Meter Abstand vom nördlichen Flussufer am Übergang von der Kocheraue zum rechten Hangfuß und ziehen sich ein gutes Stück ins Klingental hoch; neuere füllen flussaufwärts die ganze Breite der Aue unter dem Hohenberg oder liegen südlich des Flusses am Anstieg zum Mühlberg.
Der Stadtteil Criesbach liegt einen guten Kilometer flussabwärts in einer Lage analog der Altstadt vor einem kleineren Klingenzulauf von Norden und am Beginn einer großen rechten Talweitung, die sich jenseits der Stadtgrenze zu Niedernhall noch fortsetzt. Südlich des Kochers gehört auf der Hochebene der Ort Lipfersberg zu Ingelfingen, ebenso zwei Wohnplätze gegenüber von Künzelsau-Nagelsberg: Scheurachshof im Tal bzw. an dessen linkem Hang der Kocherstein.
Der größte Teil des Stadtgebietes liegt jedoch auf der von flachen Talverläufen gegliederten Hochfläche nördlich des Kochers. Auf dieser Hochebene sind etliche kleinere Höfe und Weiler verstreut. Die bedeutenderen Ansiedlungen liegen in Seitentälern des Kochers und der Jagst: Hermuthausen etwa 6 km ostnordöstlich von Ingelfingen am oberen Österbach, der über den Deubach in den Kocher entwässert, jenseits eines Zipfels Künzelsauer Gebietes, sowie Weldingsfelden etwa anderthalb Kilometer nördlich davon am Abhang zum Forellenbach, der geradewegs nördlich nach Dörzbach-Hohenbach zur Jagst strebt. Stachenhausen, Dörrenzimmern und Eberstal folgen einander westlich davon im Tal des zur Jagst bei Schöntal-Marlach ziehenden Sindelbachs. Diebach liegt wenig entfernt von Eberstal ebenfalls an der westlichen Stadtgrenze, jedoch im oberen Tal des Langenbachs, der südlich zum Kocher bei Weißbach fließt.
Die südliche Hochebene um Lipfersberg erreicht an der südlichen Stadtgrenze eine Höhe von 412,7 m ü. NN, die viel größere nördliche bei Weldingsfelden 429,3 m ü. NN. Der Kocher bildet die Tiefenachse des Stadtgebiets, er fließt auf ungefähr 207 m ü. NN ein und verlässt Ingelfingen wenig unterhalb von 200,6 m ü. NN.[2]
Ingelfingen-Stachenhausen (385 m) 2015–2020 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Ingelfingen-Stachenhausen (385 m) 2015–2020
Quelle: wetterzentrale.de, wetteronline.de |
Der Deutsche Wetterdienst betreibt in Ingelfingen im Ortsteil Stachenhausen eine Wetterstation. In Ingelfingen herrscht, wie in einigen Teilen Baden-Württembergs, ozeanisches Klima (nach Köppen-Geiger-Klassifikation Cfb), jedoch mit kontinentalen Einflüssen. Die Jahresdurchschnittstemperatur im Zeitraum 2015–2020 beträgt 10,4 °C, wobei der Januar mit 1,4 °C der kälteste und der Juli/August mit 19,9 °C der wärmste Monat des Jahres ist. Der Jahresniederschlag beträgt 729,1 l/m², wobei der April der trockenste und der Mai der feuchteste Monat ist. Die Region war durch lange Hitzeperioden mit wenig Niederschlag in den letzten Jahren von teilweise starken Dürren betroffen (z.B 2018). Im etwa 170 m tiefer gelegenen Hauptort Ingelfingen am Kocher ist anzumuten, dass besonders die Temperaturmaxima deutlich höher sind als auf der Ebene, wodurch vermutlich ein fast subtropisches Klima herrscht. Aufgrund dieser Gegebenheiten wird schon lange Weinbau in Ingelfingen betrieben.
Ingelfingen hat neben der Kernstadt noch sieben Stadtteile: Criesbach, Diebach, Dörrenzimmern, Eberstal, Hermuthausen, Stachenhausen und Weldingsfelden.[3]
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Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[6]
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde Ingelfingen im Jahre 1080. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. Schon 1302 wurde Ingelfingen als Oppidum bezeichnet, war somit ein befestigter Ort mit allen damit verbundenen Rechten einer Stadt. 1323 verlieh König Ludwig dem Ort das Marktrecht. 1556 wurde Ingelfingen im Zuge der Reformation evangelisch. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt unter vielen Seuchen- und Truppendurchzügen schwer zu leiden. Zwischen 1701 und 1805 hatten hier die Grafen und seit 1764 Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen ihre Residenz, was dem Ort durch die Ansiedlung von Handwerkern eine wirtschaftliche Blüte bescherte. Hierbei trat insbesondere Fürst Friedrich Ludwig hervor. 1806 gingen alle sieben Orte auf der heutigen Gemarkung im Königreich Württemberg auf. 1809 kamen sie zum neu gegründeten Oberamt Ingelfingen, welches 1811 in das Oberamt Künzelsau umgewandelt wurde. Seit 1892 förderte die Gründung der Weingärtnergenossenschaft Ingelfingen, Vorläuferin der heutigen Kochertalkellerei, den Weinbau. Im 19. Jahrhundert fand man bei der Suche nach Steinkohle Salzwasser mit großer Heilwirkung. Dieses ist seit 1994 durch einen Brunnen im Kurgarten für den privaten Gebrauch nutzbar.[7][8]
Ab 1938 gehörte Ingelfingen zum neu formierten Landkreis Künzelsau, im Zuge der Kreisreform 1973 seither zum Hohenlohekreis.
Der Gemeinderat in Ingelfingen hat 18 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis[11].
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 | |
FW | Freie Wählervereinigung Ingelfingen | 56.86 | 10 | 40.21 | 7 |
UB | Unabhängige Bürgerliste | 43.14 | 8 | – | – |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | – | – | 36.9 | 9 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | – | – | 10.4 | 2 |
Gesamt | 100 | 18 | 100 | 18 | |
Wahlbeteiligung | 64,63 % | 64,5 % |
Am 7. Mai 2006 wurde Michael Jürgen Bauer mit einer Mehrheit von 55,94 % der Stimmen im ersten Wahlgang als Nachfolger von Wolfgang J. Schneider zum Bürgermeister gewählt.
1892–1919: Josef Rilling
1919–1933: Eugen Rilling
1934–1940: Hugo Gaebele
1941–1945: Friedrich Huber (Amtsverweser)
1945: Georg Seber (durch die Militärregierung eingesetzt)
1945–1947: Carl Faust (durch die Militärregierung eingesetzt)
1947–1948: Hermann Wolf (vom Gemeinderat gewählt)[12]
1948–1978: Heinrich Ehrmann[13]
1978–2006: Wolfgang J. Schneider
seit 2006: Michael Jürgen Bauer
Im März 2014 wurde Bauer mit 90,5 Prozent der Stimmen wiedergewählt.[14] Im Mai 2022 wurde er mit 54,9 Prozent der Stimmen erneut wiedergewählt.
Die Blasonierung des Ingelfinger Wappens lautet: „In Blau ein silberner Krummstab“. Die Stadtflagge ist Weiß-Blau.
Der Krummstab ist schon im ersten bekannten Siegel der Stadt enthalten, das aus dem 16. Jahrhundert überliefert ist, aber wahrscheinlich schon aus dem 15. Jahrhundert stammt. Der Stab wird als Hinweis auf den Heiligen Nikolaus als Patron der Stadtkirche verstanden, soll aber auch auf Verbindungen zum Stift Comburg hinweisen. Die Krümme des Stabs wurde im 19. Jahrhundert und noch bis etwa 1920 mit der Öffnung nach links dargestellt. Ein Gemeinderatsbeschluss vom 10. April 1956 bestätigte die heutige Form des Wappens.[15]
Ingelfingen unterhält seit 1991 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Saint-Héand (Département Loire) in der Nähe von Saint-Étienne.
Ingelfingen ist eine Weinbaustadt, deren Lagen zur Großlage Kocherberg im Bereich Kocher-Jagst-Tauber gehören. Es liegt an der Württemberger Weinstraße. Die Rebflächen werden teilweise von den Mitgliedern der Kochertalkellerei sowie von Selbstvermarktern bewirtschaftet. Eine größere brachliegende Fläche in unmittelbarer Nähe der Ruine Lichteneck wurde unter Initiative und Finanzierung des ortsansässigen Unternehmers Fritz Müller kürzlich neu angelegt.
Wichtigste Verkehrsverbindung für die Stadt Ingelfingen ist die Kochertalstraße (L 1045), die sie von Niedernhall im Westen kommend nach Osten durchquert in Richtung Künzelsau. Quer zu dieser Achse führt wenig östlich des Stadtzentrums die Bundesstraße 19 von Bad Mergentheim im Norden über Künzelsau in Richtung Süden nach Schwäbisch Hall. Über diese beiden Straßen ist die Anschlussstelle Kupferzell der A 6 Heilbronn-Nürnberg 14 km entfernt und der nächste Bahnanschluss in Waldenburg 15 km.
Die ehemalige Kochertalbahn durch Ingelfingen (von Waldenburg bis Forchtenberg) ist stillgelegt und die Trasse großteils zurückgebaut. Der Personenverkehr wurde am 30. Mai 1981 zugunsten des Nahverkehrsmodells Hohenlohekreis (eines Pilotprojektes für Omnibusnetze im ländlichen Raum) eingestellt; die Einstellung des Güterverkehrs erfolgte am 15. Mai 1991.
Einige Buslinien des Nahverkehrs Hohenlohekreis (NVH) verbinden seither die Stadt mit den Nachbarorten sowie den Mittelzentren Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim.
Auf der Gemarkung von Ingelfingen liegen der Flugplatz Ingelfingen-Bühlhof (privat) und das Segelfluggelände Hermuthausen (Vereins-Fluggelände); die nächsten Verkehrslandeplätze Niederstetten und Schwäbisch Hall-Hessental sind beide rund 30 Kilometer entfernt.
Ingelfingen hat heute mehrere bedeutende Industriebetriebe (Steuerungstechnik, Herstellung und Vertrieb von Montageteilen)
Das sehenswerte 1705 bis 1712 errichtete Neue Schloss der Grafen und seit 1764 Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen befindet sich seit 1962 im Besitz der Stadt und dient seit der Sanierung 1984/1985 als Rathaus.
Im November 2013 wurde das 1625 bis 1627 erbaute Alte Schloss von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet.[19]
Besichtigungswürdig sind der Schwarze Hof, ein bemerkenswertes Stadtadelshaus, und das Muschelkalkmuseum Hagdorn.
Die evangelische Nikolauskirche wurde um 1500 erbaut. Ihr Chor weist ein kunstvolles gotisches Netzgewölbe auf.[20]
Die Burgruine Lichteneck ist der erhaltene Rest einer um 1250 von Kraft von Boxberg erbauten Burg, die im 15. Jahrhundert zerstört wurde.
Das Ingelfinger Fass gilt als zweitgrößtes Holzfass Europas und beherbergt ein Weinbaumuseum.
Das Fachwerkhaus Schmiedgasse 15 wurde laut einer dendrochronologischen Untersuchung um 1295 erbaut und ist damit eines der ältesten erhaltenen Häuser in Deutschland.[21]
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