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deutsche Politikwissenschaftlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ilona Kickbusch (* 27. August 1948 München)[1] ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin. Sie ist seit 2008 Leiterin des globalen Gesundheitsprogramms (Global Health Program/Programme de santé mondiale) am Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung (Institut de hautes études internationales et du développement, IHEID) in Genf.[2]
Ilona Kickbusch wuchs in München, später in Chennai im indischen Bundesstaat Tamil Nadu auf, wo ihr Vater als Diplomat arbeitete.[3] Sie schloss ihr Studium an der Universität Konstanz ab und wurde 1981 in Politikwissenschaft promoviert. Während ihres Aufbaustudiums wurde sie durch ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt.
Ilona Kickbusch trug zu den ersten akademischen Studien über verbraucherorientierte Gesundheitsfürsorge, Frauengesundheit und Selbsthilfebewegungen bei. Nach ihrem Beitritt in die Weltgesundheitsorganisation 1981 wurde sie ausgewählt, das globale Gesundheitsförderungsprogramm zu leiten und bekleidete bis 1998 mehrere hochrangige regionale, nationale und internationale Positionen innerhalb der WHO. Sie gestaltete federführend die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung (1986), ein grundlegendes Dokument auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit, und die Weltkonferenz zur Gesundheitsförderung, die auf die Ottawa-Charta folgte. Sie initiierte auch die erste vergleichende WHO-Studie zur Frauengesundheit in Europa, Women's Health Counts.
Zwischen 1998 und 2004 leitete sie das neu eingerichtete Global Health Program an der Yale School of Public Health der Yale University. Nach ihrer Rückkehr nach Europa im Jahr 2005 wurde sie zur Präsidentin des World Demographic & Aging Forum in St. Gallen ernannt[4], 2008 Direktorin des globalen Gesundheitsprogramms[5] am IHEID, sowie 2009 Präsidentin von Global Health Europe[6].
1999 war Kickbusch Kandidatin der Bundesregierung für die Position des Regionaldirektors der WHO Europa; die Position ging stattdessen an Marc Danzon.
Dann war sie in der Geschäftsleitung der Careum-Stiftung in Zürich tätig, seit 2008 als Stiftungsrätin.[7] Sie unterrichtet regelmäßig an mehreren Hochschulen, darunter die Universität St. Gallen (HSG).
2017 leitete Kickbusch gemeinsam mit David L. Heymann vom Chatham House eine Gesundheitskrisensimulation beim Treffen der G 20-Gesundheitsminister in Berlin. 2018 wurde sie von WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom zum Mitglied der Independent High-level Commission on non-communicable diseases (NDCs) ernannt, deren Kovorsitz Präsident Tabaré Vázquez von Uruguay innehatte, Präsident Maithripala Sirisena von Sri Lanka, Präsident Sauli Niinistö von Finnland, Weronika Skworzowa, Gesundheitsministerin der Russischen Föderation; und Sania Nishtar, ehemalige Bundesministerin von Pakistan.[8] Ebenfalls seit 2018 ist sie Mitglied des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) der Weltbank und der WHO unter dem gemeinsamen Vorsitz von Elhadj As Sy, Generalsekretär des IFRC und Gro Harlem Brundtland.[9]
Ilona Kickbusch ist als Beraterin sowohl in der Privatwirtschaft, als auch bei Organisationen und Regierungsbehörden tätig und Mitglied zahlreicher Beiräte auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene im Bereich Gesundheitspolitik und -strategien. Sie hat in diesen Bereichen umfangreich publiziert und erhielt im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Auszeichnungen für ihre Beiträge. Als Führungskraft im Bereich der öffentlichen Gesundheit setzt sie auf globale Verantwortung, Leistungsfähigkeit und den Health in All Policies-Ansatz (HiAP)[10].
Ilona Kickbusch machte Karriere in der Weltgesundheitsorganisation, sowohl regional, national, als auch international. Sie nahm auch an der Ausarbeitung der Bangkok-Charta für Gesundheitsförderung in einer globalisierten Welt im Jahr 2005 teil und war 2011 Mitglied der Beratergruppe der Weltkonferenz über soziale Determinanten der Gesundheit.
Sie gründete die Zeitschrift Health Promotion International bei Oxford University Press, wo sie bis heute den Vorsitz der Redaktion innehat.
Sie beteiligt sich an der Entwicklung von Umsetzungsstrategien (zum Beispiel durch Mitgestaltung des schweizerischen Gesetzes zur Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung) und an der Entwicklung der theoretischen Grundlagen für die Gesundheitsförderung. In diesem Bereich entwickelte sie das Konzept der „Gesundheitsgesellschaft“ und untersuchte die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und moderner Welt sowie innovative Ansätze zur Gesundheitssteuerung auf nationaler und internationaler Ebene. Sie war die Hauptautorin von White Papers zu „The challenges of addiction“ (Die Herausforderungen der Sucht) und „The food system: a prism of present and future challenges for health promotion and sustainable development“ (Das Nahrungsmittelsystem: Ein Prisma gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen für Gesundheitsförderung und nachhaltige Entwicklung). Sie schrieb ein Glossar zum Thema „Learning for well-being“.
Auf Einladung des Premierministers von Südaustralien wurde sie 2007 zum „Thinker in Residence“ in Adelaide für die Sektion „Gesunde Gesellschaften“ ernannt.[11] Während ihres Aufenthalts entwickelte sie einen Health Lens-Ansatz für das Konzept des Health in All Policies, der anschließend in Südaustralien umgesetzt wurde. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und war in beratender Funktion für Health in All Policies tätig und gehört in diesem Bereich zu den weltweit führenden. Sie ist weiterhin an vielen praktischen Projekten im Zusammenhang mit Health in All Policies beteiligt.
Sie führte für das Europäische Regionalbüro der WHO eine Studie zum Thema „Governance für die Gesundheit“ durch, eine der Schlüsselstudien, auf denen die neue europäische Gesundheitspolitik basiert: „Gesundheit 2020“. Sie beteiligte sich an der Planung für die Globale Konferenz zur Gesundheitsförderung 2013, deren Hauptthema Health in All Policies war und die sich auch mit der Erforschung sozialer Determinanten von Gesundheit befasste.
Ilona Kickbusch entwickelte den Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung und Programme wie Gesunde Städte, Gesundheitsfördernde Schulen und Krankenhäuser, gesunde Arbeitsplätze und Gesundheit in Gefängnissen. Viele dieser Netzwerke sind inzwischen international und scheinen ein nachhaltiger Ansatz für Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu sein. Sie initiierte auch die Studie über das Verhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter und deren Beziehung zur Gesundheit: die Studie über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter, die seitdem als Maßstab für die Messung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen anerkannt ist.
Am WHO-Hauptsitz gründete sie das Programm für gesundes Altern und ist in diesem Bereich weiterhin als Vorsitzende des multidisziplinären World Demographic & Aging Forums in St. Gallen aktiv.
Darüber hinaus hat sie zur Stärkung der Rolle von Frauen im Gesundheitsbereich beigetragen und die erste vergleichende Studie der WHO zur Frauengesundheit in Europa initiiert: Women’s Health Counts.
Ilona Kickbusch ist eine Pionierin bei der Entwicklung des Konzepts der Gesundheitskompetenz und seiner Stärkung durch Forschung und Programme. Auf Initiative der EU wurde 2011 die erste Europäische Umfrage zur Gesundheitskompetenz erstellt und deren Ergebnisse vorgestellt (die zweite aus 2019 wird 2020 präsentiert). Sie setzt sich für die Bürgerbeteiligung im Gesundheitswesen ein und hat zur Schaffung des neuen Europäischen Netzwerks zur Stärkung der Patienten (European Network on Patient Empowerment – ENOPE) beigetragen. Die Allianzen für Gesundheitskompetenz in der Schweiz und in Südaustralien wurden ebenfalls auf Grundlage ihrer Vorschläge geschaffen. Sie verfasste ein Handbuch zur Gesundheitskompetenz in deutscher Sprache sowie eine Leitpublikation für die WHO.
„Die im Juni 2017 durch den Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ins Leben gerufene 'Allianz für Gesundheitskompetenz' hat sich einer Gemeinsamen Erklärung verpflichtet, Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswissens zu entwickeln und umzusetzen. De wichtigsten Handlungsfelder sind die Verbesserung der Gesundheitsbildung, gute Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen, vor allem auch im Internet sowie mehr Verständlichkeit im Arzt-Patienten-Gespräch, aber auch in allen anderen Gesundheitsberufen.“[12] Am „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“, einem wissenschaftlichen Leitfaden zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Deutschland, der am 19. Februar 2018 vorgestellt wurde, hat Ilona Kickbusch im Expertenbeirat mitgewirkt.
Während ihrer Jahre an der Yale University leitete sie die Abteilung für globale Gesundheit, eines der ersten Programme dieser Art. Sie war Leiterin eines Fulbright-Programms mit dem Titel Health in a Borderless World. (Gesundheit in einer grenzenlosen Welt). Ilona Kickbusch gilt als eine der Vordenkerinnen in diesem Bereich, da sie einen wesentlichen Beitrag zur globalen Gesundheitsverwaltung bei der WHO und in Projekten wie der Schaffung eines C-Komitees bei der World Health Assembly leistete.
Sie hat auch an der globalen Gesundheitspolitik der Europäischen Union sowie an der schweizerischen Gesundheitspolitik mitgewirkt. Sie bildete auch den Think Tank Global Health Europe mit dem Ziel, den Platz Europas in der globalen Gesundheit zu stärken.
Ilona Kickbusch ist eine Pionierin der globalen Gesundheitsdiplomatie und hat mit Unterstützung der Rockefeller Foundation einen Ansatz für die Weiterbildung von Führungskräften entwickelt. Das Training für innovative Kurse findet regelmäßig in Genf statt und wurde auch in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in China, Indonesien, Kenia, den USA und Kanada durchgeführt. Sie hat zu diesem Thema zahlreiche Publikationen verfasst, darunter ein Lehrbuch sowie das umfassendere Thema der globalen Gesundheits- und Außenpolitik. Sie ist Mitglied zahlreicher Netzwerke, darunter des Global Health Diplomacy Network (GHD-NET).
Gegenwärtig ist sie Herausgeberin der Buchreihe „Global Health Diplomacy“ bei Tom Novotny, herausgegeben von World Scientific.
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