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Wasserforschungsinstitut Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das IWW Zentrum Wasser (eigentlich: IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH) ist ein Wasserforschungsinstitut mit Hauptsitz in Mülheim an der Ruhr. Das Institut ist Mitglied der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft NRW und ein An-Institut der Universität Duisburg-Essen. Es betreibt interdisziplinäre, nationale und internationale Forschung im Wasserfach. Das Tätigkeitsspektrum reicht von der Grundlagenforschung bis zur praxisnahen Anwendungsentwicklung, wobei die Schwerpunkte auf angewandter Forschung, praxisorientierter Beratung, Weiterbildung und Wissenstransfer liegen.
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung (kurz IWW) | |
---|---|
Rechtsform | gemeinnützige GmbH |
Gründung | 1986 |
Sitz | Mülheim an der Ruhr, Deutschland |
Leitung | David Schwesig, Lothar Schüller |
Mitarbeiterzahl | ca. 150 |
Branche | Forschungsinstitut |
Website | www.iww-online.de |
Die Arbeitsbereiche decken die gesamte Wasserversorgung ab und reichen vom Ressourcenschutz und Wassergewinnung über Wassertechnologie, Wasserqualität, Wassernetze, Gewässerschutz, Biofilmen in Trinkwasser und Industriewasser, Toxikologie, Wasseraufbereitung, Angewandte Mikrobiologie, Wasseranalytik (Chemie, Mikrobiologie, Radioaktivität) bis hin zu Hygiene und Wasserökonomie & Management für Wasserversorger, Industrie und Schwimmbadbetreiber. Die Forschungsaktivitäten fokussieren auf vier strategische Forschungsfelder: ‘Wasserökonomie und Gesellschaft, ‘Wassertechnologie und Infrastruktur’, ‘Wasserressourcen und Umwelt’ und ‘Wasserqualität und Gesundheit’.
Im Jahr 1986 wurde das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserchemie und Wassertechnologie GmbH in Mülheim an der Ruhr gegründet, ein weiter Standort war Biebesheim am Rhein/Hessen (IWW-Rhein-Main). 1997 erfolgten die Trennung der IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gGmbH und die Ausgliederung der Beratungs- und Analytikleistungen in eine eigenständige Gesellschaft, die IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Im Jahr 2004 wurde zusammen mit den Stadtwerken EVB Huntetal GmbH und dem Landkreis Diepholz die IWW Nord GmbH als regionales Wasserlabor in Diepholz (Niedersachsen) gegründet.
Das IWW bearbeitet Forschungsthemen in öffentlich geförderten Projekten, in Verbindung mit dem Zentrum für Wasser und Umwelt (ZWU) der Universität Duisburg-Essen,[1] in Zusammenarbeit und Co-Finanzierung mit öffentlichen Versorgern oder industriellen Partnern oder als Auftragsforschung für einzelne Unternehmen. Das wissenschaftliche Direktorium, dessen Mitglieder Lehrstühle an den Universitäten Duisburg-Essen, der Technischen Universität Dortmund und der Technischen Universität Darmstadt innehaben, stellt die wissenschaftliche Qualität der Projekte und Aktivitäten sicher.
IWW unterstützt die internationalen und interdisziplinären Wasserstudiengänge an der Universität Duisburg-Essen „Water Science“[2] und „Management and Technology of Water and Wastewater“[3], sowohl durch Lehrtätigkeiten als auch durch die Betreuung von Bachelor-, Master-, Diplom- und Doktorarbeiten. Das Institut verfügt über ein variabel nutzbares Technikum, voll ausgestattete Laboratorien, ein Versuchsfeld für großtechnische Untersuchungen, sowie universell anpassbare Einrichtungen für Pilotierungsversuche (unter anderem Filtersäulen, Korrosions-Teststände, Membran-Teststände im Containermaßstab).
IWW ist zudem langjähriger Anbieter von Schulungen, speziell für das Personal von Wasserversorgern, Gesundheitsbehörden und Betreibern von Verdunstungskühlanlagen. Dies beinhaltet obligatorische Schulungen für Trinkwasser-Probenehmer gemäß Trinkwasserverordnung, Hygieneschulungen nach VDI-Richtlinie 6023 zur hygienebewussten Planung, Ausführung und Instandhaltung von Trinkwasseranlagen sowie Schulungen gemäß VDI 2047 zum sicheren Betrieb von Verdunstungskühlanlagen. Es werden jährlich bis zu 25 Schulungen durchgeführt, mit insgesamt über 5000 Teilnehmern seit dem Jahr 2002.[4]
Das IWW ist Mitglied von zahlreichen (inter-)nationalen Kooperationen, Netzwerken und Projekten. Im Jahr 2014 wurde das IWW in die Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft des Landes NRW, einer Dachorganisation 15 unabhängiger, gemeinnütziger Forschungsinstitute in Nordrhein-Westfalen aufgenommen.[5]
IWW-Forschungsprojekte werden von vielen namhaften Institutionen gefördert, unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen sowie der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen und dem EU Forschungsrahmenprogramm.
Die Forschungsprojekte, an denen das IWW beteiligt ist, befassen sich unter anderem mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels (Dynaklim[6]), mit dem Schutz der Trinkwasserversorgung gegen Anschläge (SecurEau[7]), mit der Frage, ob sicheres Baden in der Ruhr in Zukunft möglich sein wird (Sichere Ruhr[8][9]), mit Grundwasseranreicherung als Lösung für Wassermangel und Dürre (MARSOL[10]), mit energetischer Optimierung (ENERWA[11]), mit der Erprobung von Biotestbatterien zum Monitoring der Spurenstoffadsorption mit Aktivkohle bei der weitergehenden Abwasserreinigung, mit Transitionswegen für Wasserinfrastruktursysteme (TWIST++[12]), mit Innovationen im Wassersektor (BINGO[13]), mit östrogenen und androgenen Substanzen im Krankenhausabwasser und mit Konzepten für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersystemen (KURAS[14]).
Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der ‚Aqua Research Collaboration ARC’,[15] einem Zusammenschluss Europäischer Wasserforschungsinstitute, und Mitglied im Forschungsnetzwerk ‚Questor Centre’,[16] mit Sitz in Belfast, in dem industriefinanzierte Forschung koordiniert wird. Weiterhin ist IWW Mitglied im europäischen Netzwerk von Referenzlaboratorien für neue Umweltschadstoffe NORMAN[17], sowie der Water Supply and Sanitation Technology Platform WssTP.[18]
Mit „TRUST – Transitions to the Urban Water Services of Tomorrow“[19] koordinierte IWW 2011 erstmals ein europäisches Forschungsvorhaben mit 30 Partnerinstitutionen aus elf europäischen Ländern. 2014 folgte das ebenfalls von der EU geförderte Forschungsprojekt DESSIN „Demonstrating Ecosystem Services Enabling Innovation in the Water Sector“.[20][21] Außerhalb Europas führt IWW weitere anwendungsnahe Forschungsprojekte, z. B. in Syrien und im Iran durch.
Seit 1988 Jahre richtet das IWW nationale Tagungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aus. Die Tagungen richten sich an Fachleute und Praktiker aus der Wasserversorgung und -analytik, die in der Forschung oder Routine tätig sind. Die ein- oder zweitägigen Tagungen werden teilweise begleitet von umfangreichen Fachausstellungen zahlreicher Firmen aus dem Segment des Tagungsthemas. Teilnehmerzahlen von mehr als 200 sind die Regel. Die Tagungsergebnisse werden häufig als Zusammenfassung im Web oder in Fachzeitschriften publiziert, die früher üblichen Tagungsbände werden zunehmend seltener erstellt.
Die gängigsten Tagungsformate des IWW sind: • MWAS: Mülheimer Wasser-Analytisches Seminar – Schwerpunkt Wasseranalytik, Qualitätsmanagement, Probenahme • MWTS: Mülheimer Wasser-Technisches Seminar – Schwerpunkt Wasseraufbereitung • MWÖS: Mülheimer Wasser-Ökonomisches-Seminar – Schwerpunkt Wassertarife und Abwassergebühren, Asset Management, Wirtschaftlichkeit in der Versorgung
Das IWW organisiert regelmäßig auch internationale Konferenzen, zum Beispiel die 5. Internationale Konferenz ‚Water Contamination and Emergencies Conference’ (WCEC5)[22] im Jahr 2012 zum vorbeugenden Schutz der Trinkwasserversorgung in eventuellen Krisen- und Notfällen, und die internationale Konferenz DBP 2014: Disinfection By-products in drinking water im Oktober 2014, in der es um unerwünschte Nebenprodukte ging, die bei der Desinfektion von Wasser entstehen können. Im April 2015 fand die „Cities of the Future – Transitions to the Urban Water Services of Tomorrow“-Konferenz in Mülheim an der Ruhr statt, die sich mit nachhaltiger, städtischer Wasserversorgung beschäftigte und gemeinsam mit der International Water Association (IWA) durchgeführt wurde.
Für ein in Zusammenarbeit mit dem nationalen Metrologieinstitut PTB entwickeltes Konzept zur Vergleichbarkeit und Rückführbarkeit von Wasseruntersuchungen erhielten unter anderem Wissenschaftler des IWW 2009 den CITAC Award.[22]
Im September 2013 erhielt Torsten C. Schmidt von der Universität Duisburg-Essen und Wissenschaftlicher Direktor für den Bereich Wasserqualität IWW Zentrum Wasser den Fresenius-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Der Preis wird an Wissenschaftler vergeben, die sich besondere Verdienste um die wissenschaftliche Entwicklung und um die Förderung der analytischen Chemie erworben haben.
Das Forschungsprojekt SecurEau[23] mit IWW-Beteiligung gewann 2013 den Preis „The Stars of Europe“ vom Französischen Ministerium für Bildung und Forschung. Mit diesem Preis würdigt das Ministerium die Interdisziplinarität und Koordinationsleistung ausgewählter Projekte.
Für seine besonderen Verdienste vor allem bei der Fortentwicklung von Filter- und Membrantechniken, die bei der Aufbereitung von Trinkwässern eine weitgehende Partikelentfernung ermöglichen, erhielt Rolf Gimbel, Leiter des Fachgebiets Verfahrenstechnik / Wassertechnik an der Universität Duisburg-Essen und Wissenschaftlicher Direktor des IWW Zentrum Wasser, 2010 die Willy-Hager-Medaille.
Einer der renommiertesten und mit 2,5 Mio. Euro auch höchstdotierten internationalen Forschungspreise, der Advanced Investigators Grant des Europäischen Forschungsrats, ging im August 2015 unter anderem an den Wissenschaftlichen Direktor des IWW, Rainer Meckenstock von der Universität Duisburg-Essen.[24]
Der Mülheim Water Award[25] zeichnet Projekte zur praxisorientierten Forschung und Entwicklung sowie Implementierung innovativer Konzepte im Bereich der Trinkwasserversorgung und Wasseranalytik aus. Bewerben können sich Personen und Institutionen aus Europa mit innovativen Verfahren, Produkten, Konzepten oder neuen Erkenntnissen mit ausgeprägtem Praxis- und Anwendungsbezug für die Wasserwirtschaft. Dabei geht es um bereits realisierte Lösungen mit hohem Innovationsgrad. Grundlagenforschung steht beim Mülheim Water Award nicht im Fokus.
Im Rahmen der sieben bislang erfolgten Wettbewerbe 2006 bis 2020 wurden insgesamt 130 Bewerbungen aus 25 verschiedenen europäischen Ländern eingereicht, die das gesamte Spektrum der Wasserwirtschaft abgedeckt haben. Ab 2017 tritt der Mülheim Water Award mit überarbeitetem Konzept und mit Fokus auf die Wasserversorgung auf. Neben der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH mit Sitz in Mülheim an der Ruhr, stärkt die ebenfalls in Mülheim beheimatete GERSTEL GmbH & Co. KG als neuer Träger den Themenbereich Wasseranalytik.
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