Hughes H-4
Flugboot Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Flugboot Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Hughes H-4 Hercules (Spitzname Spruce Goose „Fichtengans“ bzw. „schmucke Gans“) ist ein vom Unternehmen Hughes-Kaiser entwickeltes und von Hughes Aircraft Company gebautes Flugboot. Auf die Flügelspannweite bezogen war es das größte jemals geflogene Flugzeug, bis es am 13. April 2019 von der Scaled Composites Stratolaunch abgelöst wurde. Da der einzige Flug der H-4 innerhalb des Bodeneffekts stattfand, ist ihre Flugfähigkeit für darüber hinausgehende Höhen nicht nachgewiesen.
Hughes H-4 Hercules | |
---|---|
Hughes H-4 Hercules | |
Typ | Transportflugboot |
Entwurfsland | |
Hersteller | Hughes Aircraft |
Erstflug | 2. November 1947 |
Indienststellung | Wurde nie in Dienst gestellt |
Produktionszeit | Wurde nie in Serie produziert |
Stückzahl | 1 |
Henry J. Kaiser, der Hersteller der Liberty-Schiffe, hatte die Vorstellung des Baus einer Flotte von sehr großen Flugbooten, die der Unterstützung des US-amerikanischen Kriegseinsatzes dienen sollten. Er wandte sich an Howard Hughes, den er als Partner gewinnen konnte und der seine Erfahrung im Flugzeugbau einbringen sollte. Zusammen gründeten sie die Hughes-Kaiser Corporation, die einige entsprechende Entwürfe der US-amerikanischen Regierung vorlegte und danach im November 1942 einen Auftrag über 18 Mio. US-Dollar zum Bau von drei großen Flugbooten mit der Bezeichnung HK-1 (Hughes-Kaiser 1) erhielt.
Eine wesentliche Auflage des Vertrags war die Verwendung von „nicht kriegswichtigen Werkstoffen“ und Arbeitskräften. Somit war nur die Holzbauweise möglich, wobei man hier jedoch Neuland betrat, da vorher niemals ein solch großes Flugzeug aus diesem Werkstoff gebaut worden war. Deswegen erhielt das Flugzeug auch den Spitznamen „Spruce Goose“ (zu Deutsch etwa: „Fichten-Gans“). Tatsächlich wurde aber hauptsächlich laminiertes Birkenholz in der Form von Duramold verwendet. Dieses Verfahren erlaubte die Herstellung von doppelt gekrümmten Flächen mittels Phenol-Formaldehydharz-getränktem Sperrholz, das mit hohem Druck und bei hoher Temperatur in die entsprechende Form gepresst wurde.
Für Kaiser wurde bald erkennbar, dass seine Erfahrungen und Einrichtungen für den Bau von Schiffen nur von geringem Nutzen beim Bau großer Holz-Flugzeuge waren. Er zog sich daraufhin aus dem Projekt zurück. Die nun als H-4 Hercules bezeichnete Maschine wurde in einem großen, aus Holz errichteten Hangar mit den Abmessungen 228 m × 76 m (750 ft × 250 ft) gebaut. Alleine für den Brandschutz wurden sechs Mio. US-Dollar ausgegeben. Im März 1944 war zwar die Fertigstellung noch in weiter Ferne, die vorgesehenen 18 Mio. US-Dollar aber bereits aufgebraucht, so dass der ursprüngliche Vertrag auf ein Flugzeug reduziert wurde. Auch bei Kriegsende war der Bau noch nicht beendet, und Hughes musste sieben Mio. US-Dollar aus privaten Mitteln aufwenden, um die Maschine im Juni 1946 fertigstellen zu können.
Eine weitere Herausforderung war der Transport der H-4 über die 28-Meilen-Strecke von Culver City nach Terminal Island (Long Beach), der alleine 55.000 US-Dollar kostete. Die größten transportierten Teilstücke waren dabei die beiden 48,8 m langen Tragflächenteile.
Am 1. November 1947 wurde die Spruce Goose (Luftfahrzeugkennzeichen NX 37602) zu Wasser gelassen und erste Gleitversuche unternommen. Man schleppte sie am 2. November 1947 ins offene Wasser und Hughes absolvierte mit Journalisten aus aller Welt an Bord zwei schnelle Wasserfahrten; bei einem dritten Versuch um 13:40 Uhr hob das Flugboot zum ersten und einzigen Mal ab zu einem Flug von 1,5 km Länge in 20 m Höhe mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 km/h. Dabei blieb das Flugzeug stets im Bereich des erhöhten Auftrieb gebenden Bodeneffekts. Seine Flugtauglichkeit außerhalb des Bodeneffekts ist daher nicht nachgewiesen. Die Werte für Flächenbelastung und Leistungsbelastung liegen bei voller Zuladung teilweise unter denen der einigermaßen vergleichbaren Martin JRM Mars, die dieselben Motoren verwendete; daher scheinen die errechneten Werte (siehe „Technische Daten“) für die Flugleistungen realistisch. Eine Simulation der Glyndwr University ergab, dass die Spruce Goose grundlegend flugfähig, wenn auch vermutlich schwierig zu fliegen gewesen wäre.[1]
Anschließend wurde das Flugschiff in einem klimatisierten Hangar in Long Beach eingemottet, wobei es nach Hughes’ Anweisung in flugfähigem Zustand gehalten wurde und man sogar die Motoren jeden Monat einmal warmlaufen ließ. Erst nach dem Tod von Hughes (1976) konnte das Flugschiff der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hierfür wurde ein gigantischer Rundkuppelhangar gebaut. Von 1981 bis 1992 diente die H-4 Hercules im Hafen von Long Beach zusammen mit dem großen Transatlantikliner Queen Mary als Ausstellungsstück. Seit 1992 steht das Flugboot im Evergreen Aviation Museum in McMinnville, Oregon.
Bis 2017 hatte dieses Flugschiff die größte Flügelspannweite sowie die größte Flügelfläche aller bisher gebauten Luftfahrzeuge. Die Spruce Goose war das erste Flugzeug mit vollständig hydraulisch angetriebenen Steuerflächen.
Kenngröße | Daten (die Leistungsdaten sind Rechenwerte) |
---|---|
Besatzung | 18 |
Passagiere | bis zu 750 |
Länge | 66,74 m |
Spannweite | 97,51 m |
Höhe | 25,15 m |
Flügelfläche | 1.061,80 m² |
Flügelstreckung | 9,0 |
Leermasse | ca. 122.500 kg |
Startmasse | ca. 181.500 kg |
Flächenbelastung | 124 kg/m² mit 10 t Zuladung – 170 kg/m² mit voller Zuladung 1 |
Antrieb | 8 × 28-Zylinder-Mehrfachsternmotoren Pratt & Whitney R-4360-4A mit je 2.240 kW (3.040 PS) |
Leistungsbelastung | 5,45 kg/PS bei 10 t Zuladung, 7,94 kg/PS bei voller Zuladung 2 |
Propeller | Vierblatt-Verstellpropeller Hamilton Standard mit 5,23 m Durchmesser |
(Geplante) Höchstgeschwindigkeit | 378 km/h in Meereshöhe |
(Geplante) Reisegeschwindigkeit | 320 km/h |
(Geplante) Dienstgipfelhöhe | 6.370 m |
(Geplante) Reichweite | 4.827 km |
Vergl. hierzu: Martin JRM „Mars“
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.