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österreichischer Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Horst Schreiber (geboren 1961 in Wien) ist ein österreichischer Zeitgeschichtler und Hochschullehrer.
Schreiber studierte Geschichte und Französisch an der Universität Innsbruck und schloss sein Studium 1985 ab. Danach war er als Gymnasiallehrer für Geschichte und Französisch tätig. 1991 erwarb er sein Doktorat, 2001 die Venia docendi für Zeitgeschichte. Seit 1995 unterrichtet er am Abendgymnasium für Berufstätige in Innsbruck. Er ist Lektor für Methodik und Didaktik für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (GSP) an der Universität Innsbruck.
Schreibers Forschungsschwerpunkte sind die Regionalgeschichte von Tirol und Vorarlberg, die NS-Zeit, Jüdische Geschichte, die Arbeitswelt sowie Bildungsgeschichte und Bildungspolitik. Er ist Herausgeber der Studien zu Geschichte und Politik, Vorstandsmitglied der Michael-Gaismair-Gesellschaft, Mitherausgeber der Gaismair-Jahrbücher und der sozialwissenschaftlichen Reihe transblick der Gaismair-Gesellschaft. Weiters fungiert er als Leiter des dezentralen Netzwerkes Tirol des bmbwk-Projekts „Nationalsozialismus und Holocaust“, welches unter dem Titel Gedächtnis und Gegenwart steht, als Herausgeber der Reihe Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern von erinnern.at und wissenschaftlicher Beirat zur Gestaltung der Österreich-Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Seit 2011 ist Horst Schreiber außerdem Mitglied der Opferschutzkommission Innsbruck.
Umfangreich ist das Werk des Zeitgeschichtlers betreffend die Aufarbeitung der NS-Zeit in Tirol. Er schrieb eine Monografie über den Widerstandskämpfer Franz Mair und einen Artikel zum NS-Euthanasiearzt Hans Czermak, beschrieb die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Tirol, die Höttinger Saalschlacht, die Tiroler Widerstandsbewegung, weiters das Arbeitserziehungslager Reichenau und das Befreiungsdenkmal in Innsbruck.[1] Er war Projektleiter zur Erforschung der Namen der Tiroler Widerstandskämpfer, die an den Seitenwänden des Befreiungsdenkmals angebracht wurden, und gestaltete eine Homepage zur Neugestaltung des Eduard-Wallnöfer-Platzes in Innsbruck.[2] Er äußerte sich auch zum Gräberfund von 220 mutmaßlichen NS-Opfern in Hall in Tirol.[3]
Unerschrocken wagte sich der Historiker auch an in Tirol besonders brisante Themen wie die NSDAP-Mitgliedschaft von Eduard Wallnöfer, des langjährigen Landeshauptmanns der Nachkriegszeit, oder an die Rolle des Unternehmens Swarovski vor und in der NS-Zeit sowie die Zwangsarbeit bei der Firma GE Jenbacher. Obwohl die Firma Swarovski dem Historiker den Zutritt zu ihren Archiven verwehrte, konnte Schreiber aufdecken, dass das Unternehmen bereits im Ständestaat auf die NSDAP ausgerichtet war. 141 der 571 Mann starken Belegschaft gehörten – auf Druck der Unternehmensleitung – der damals illegalen Partei an, ebenso wie zumindest sieben Mitglieder der Unternehmerfamilie. Weiters berichtet Schreiber von einer Spende des Tiroler Industriellenverbandes in Höhe von 100.000 Schilling an Hitler, zu seinem 49. Geburtstag, verbunden mit „dankbare[n] Treuegrüße[n]“, erbracht vom Präsidenten des Vereins, Alfred Swarovski.[4][5]
Weiters leitete Schreiber 2013 das interdisziplinäre Projekt Alte Heimat/Schnitt/Neue Heimat, welches nach England und Israel vertriebenen jüdischen Innsbruckerinnen und Innsbruckern gewidmet war. Das Projekt umfasste eine Video-Dokumentation, ein Buch – „Von Innsbruck nach Israel“ – und einen literarischen Erzählband – „Die zweite Fremde“ – von Christoph W. Bauer.
2010 initiierte Schreiber die Opferschutzkommission Tirol und veröffentlichte „Im Namen der Ordnung. Heimerziehung in Tirol“. Dies gab den Anstoß zur weiteren Erforschung der Heimgeschichte in Österreich sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Kinderbeobachtungsstation) unter der Leitung von Maria Nowak-Vogl in Innsbruck.
Sein Oral-History-Projekt über ehemalige Heimkinder in Innsbruck führte im Jahr 2015 zu einer Buchpublikation – Restitution von Würde – sowie zu einem Radiofeature, einer Filmdokumentation und zur Theaterproduktion Jetzt wird geredet.[6] „Jahrzehntelang hinderten Traumatisierungen und die Ignoranz von Politik und Gesellschaft Heimkinder über die leidvollen Erfahrungen zu sprechen, die sie in öffentlichen und katholischen Erziehungsanstalten machen mussten.“[7] Die wissenschaftliche Studie versteht sich als Geste einer späten und angemessenen „Wiedergutmachung“ für Traumata und Verletzungen der Integrität von Kindern, die 1989 als Kinderrechte in einer UN-Konvention definiert wurde. „Spät, aber doch wird den Berichten der ehemaligen Heimkinder Glauben geschenkt, das erlittene Unrecht anerkannt und der Beitrag der ZeitzeugInnen zu dessen Aufklärung gewürdigt.“[7] Bereits 2010 hatte Schreiber beim Land Tirol die Anerkennung der Leiden von Heimkindern angeregt und das Buch Im Namen der Ordnung vorgelegt. 2014 thematisierte er im Band Dem Schweigen verpflichtet Gewalterfahrungen im SOS-Kinderdorf.
„Niemand hatte nur eine Option, so schwierig das Umfeld auch war. […] In der NS-Zeit waren die Menschen nicht nur passive Objekte der äußeren Umstände, sondern trotz aller Einschränkungen und äußeren Drucks in verschieden großem Maß auch GestalterInnen des eigenen Lebens.“
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