Hexachlorcyclohexan

chemische Verbindung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hexachlorcyclohexan, genauer 1,2,3,4,5,6-Hexachlorcyclohexan, ist der Name eines Gemischs von verschiedenen stereoisomeren chemischen Verbindungen aus der Gruppe der Halogenkohlenwasserstoffe.

Überblick

Zusammenfassung
Kontext

Die verbreitetste Verbindung ist dabei γ-Hexachlorcyclohexan, welches als Insektizid eingesetzt wird und unter dem Namen Lindan besser bekannt ist. Die anderen isomeren chemischen Verbindungen sind α-Hexachlorcyclohexan, β-Hexachlorcyclohexan und δ-Hexachlorcyclohexan. Daneben gibt es in geringer Menge noch ε-Hexachlorcyclohexan. Die η-, θ- und ζ-Isomere wurden nur im Labor synthetisiert.[1] Da die früher durch den Herstellungsprozess (aus Benzol, das unter UV-Strahlung chloriert wird, wobei fünf der acht möglichen Isomere entstehen) mit vorhandenen und mit ausgebrachten α-, β-, δ- und ε-Isomere sich als geschmacksverändernd, toxischer, als Insektizid weniger wirksam und noch schwerer abbaubar erwiesen, als die ebenfalls nicht unproblematische γ-Struktur (die im technischen Hexachlorcyclohexan nur zu 9–18 % enthalten ist),[2] wurde später nur isomerenreines γ-Hexachlorcyclohexan als Fraß- und Kontaktgift eingesetzt. Lindan (also γ-Hexachlorcyclohexan) wurde erstmals 1825 durch Michael Faraday hergestellt.[3][4] Bei der thermischen Zersetzung bilden sich unter anderem Phosgen und Chlorwasserstoff. α-Hexachlorcyclohexan kommt als einziges 1,2,3,4,5,6-Hexachlorcyclohexan in zwei enantiomeren Formen vor: (+)-α-Hexachlorcyclohexan und (−)-α-Hexachlorcyclohexan. Im Insektizid findet man herstellungsbedingt α-Hexachlorcyclohexan als Racemat [1:1-Gemisch aus (+)-α-HCH und (−)-α-HCH]. In der Leber von wild lebenden Rehen fand man jedoch vornehmlich (−)-α-HCH, die Abbaugeschwindigkeit von (+)-α-HCH ist signifikant höher als die von (−)-α-HCH. Der Abbau erfolgt also enantioselektiv.[5]

α-, β- und γ-Hexachlorcyclohexan wurden in den Anhang A des Stockholmer Übereinkommens aufgenommen.[6] Zudem ist Hexachlorcyclohexan als „prioritärer gefährlicher Stoff“ in Anhang X der europäischen Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie) aufgeführt.[7]

Eigenschaften

1,2,3,4,5,6-Hexachlorcyclohexane
Name (−)-α-Hexachlorcyclohexan(+)-α-Hexachlorcyclohexanβ-Hexachlorcyclohexanγ-Hexachlorcyclohexan (Lindan)δ-Hexachlorcyclohexanε-Hexachlorcyclohexanζ-Hexachlorcyclohexanη-Hexachlorcyclohexanθ-Hexachlorcyclohexan
Strukturformel ThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumb
räumliche Struktur ThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumbThumb
CAS-Nummer 608-73-1 (Isomerengemisch)
319-84-6 (Racemat)319-85-758-89-9319-86-86108-10-76108-11-86108-12-96108-13-0
119911-70-5119911-69-2
PubChem 727
Summenformel C6H6Cl6
Molare Masse 290,83 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Kurzbeschreibung farbloser bis gelblicher kristalliner Feststoff
Schmelzpunkt 158 °C[8] 309 °C[9] 113 °C[10] 139 °C[11] 219 °C[12]
Siedepunkt 288 °C[8] 323 °C (Zersetzung)[10]
Dichte 1,89 g·cm−3[9] 1,85 g·cm−3[10] 1,55 g·cm−3[11]
Löslichkeit sehr schwer löslich in Wasser (0,2–8 mg/l)[9][10][11]
GHS-Piktogramme
Thumb Thumb Thumb

Gefahr[13]
H- und P-Sätze 301312351410
keine EUH-Sätze
201202273280301+310302+352+312[8] 202264273280301+310302+352+312[9] 273280301+310501[13]
MAK Schweiz: 0,1 mg·m−3
(gemessen als einatembarer Staub)[14]

Einzelnachweise

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