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niederländischer reformierter Theologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hermann Witsius (auch: Herman Wits; * 12. Februar 1636 in Enkhuizen; † 22. Oktober 1708 in Leiden) war ein niederländischer reformierter Theologe.
Witsius war der Sohn des Magistratsbeamten, späteren Bürgermeisters und Ältesten der reformierten Gemeinde Claes Jacobsz Wits und dessen Frau Johanna Hermann, Tochter des kontraremonstrantischen Pfarrers in Enkhuizen Hermann Gerhard. Aufgewachsen in einem religiös geprägten Umfeld konnte er in seinen ersten Lebensjahren von seiner Familie vielfältige Anregungsbedingungen erhalten. Mit sechs Jahren wurde er in die Lateinschule seines Heimatortes eingeschult. Mit neun Jahren erhielt er von seinem Onkel Petrus Hermann, der als Prorektor der Lateinschule wirkte, Privatunterricht.
Nach abgeschlossener Grundausbildung bezog er 1651 er die Universität Utrecht. Hier absolvierte er zunächst philosophische Studien bei Paulus Voet und hörte die Vorlesungen von Johann Leusden in den orientalischen Sprachen. Bald aber besuchte er auch die theologischen Vorlesungen von Gisbert Voetius, Andreas Essenius und Johannes Hoornbeek. Vor allem aber hatte ihn Leusden in jener Zeit gefördert, so dass er bereits als Achtzehnjähriger die Dissertation de Judaeorum et Christianorum Messia in aller Öffentlichkeit in hebräischer Sprache verteidigen konnte.
Zudem beschäftigte er sich auch mit den Schriften des Johannes Coccejus und hatte durch die Anleitung des Utrechter Pfarrers Justus van den Bogaerdt ein tiefes Verständnis für die theologischen Grundpositionen jener Zeit erhalten. Am 20. November 1654 immatrikulierte er sich an der Universität Groningen, wo er die Vorlesungen von Samuel Maresius (1599–1673) besuchte und sich vor allem im Predigen in französischer Sprache übte. Seine Studien wollte er nach einem Jahr bei Coccejus in Leiden fortsetzen. Jedoch eine dort herrschende Seuche hinderte ihn daran.
Stattdessen kehrte er 1655 nach Utrecht zurück, wo er im Oktober desselben Jahres unter Leusden die Disputation Theses de S. S. Trinitate ex Judaeis contra Judaeos verteidigte. Nachdem er im Mai 1656 sein theologisches Examen beim Utrechter Ministerium bestanden hatte, wurde er 1657 Pfarrer im friesischen Westwoud. Hier heiratete er 1660 Aletta von Borchorn († 1684) und verfasste sein erstes eigenes Werk Judaeus christianizans circa principia fidei et S. S. Trinitatem (Utrecht 1660). In gleicher Eigenschaft als Pfarrer war er 1661 in Wormer, 1666 in Goes und ab 1668 in Leeuwarden aktiv.
In allen Wirkungsstätten hatte er sich als guter Kanzelredner bewährt, begleitete die Gemeindemitglieder in verschiedensten Lebenslagen und konnte diesen in der Auslegung der Bibel zahlreiche Hinweise zur Gestaltung ihres Lebens als Katechet mitgeben. An seinem letzten Wirkungsort Leeuwarden geriet er mit seinem Amtskollegen Johann van der Waeijen in die theologische Bedrängnis der Anhänger des Jean de Labadie. Dies veranlasste beide, die Schrift Ernstige betuiginge van J. v. d. W. en H. W. aan de afdwalende kinderen der kerke, tot wederlegginge van de gronden van J. de Labadie en de syne (Amsterdam 1670) aufzusetzen.
Vor allem aber hatte er in jener Zeit ein vielfach aufgelegtes und damals gern gelesenes Werk Twist des Heeren mit sijn Wyngaert . . . (Leeuwarden 1669, 1671, u.ö) verfasst. Darin äußert er sich gegen die Sünden seiner Zeit, vor allem gegen die antichristliche cartesianische Philosophie des René Descartes. Dabei war ihm vor allem die Entheiligung des Sabbats aufgestoßen und er verwehrte sich auch gegen die Anhänger des Coccejus, die die Einhaltung des heiligen Ruhetags nur als Zeremonie ansahen. Während dieser Streitigkeiten hatte sich Witsius einen Ruf als wissenschaftlich arbeitender und ernster Theologe erworben.
So entschloss man sich am friesischen Statthalterhof dazu, ihn als Professor der Theologie am 7. März 1675 an die Universität Franeker zu berufen. Diese Stelle trat er am 15. April des gleichen Jahres mit der Rede Oratio exhibens specimen veri ac sinceri theologi (Utrecht 1692, Herborn 1712, Leiden 1736) an und promovierte kurz darauf am 21. März zum Doktor der Theologie. Aus vielen Bereichen Europas zogen Studenten nach Franeker, die seine Vorlesungen besuchten. Zudem hatte er dort auch das Amt eines Predigers übernommen. Am 1. März 1680 beriefen ihn die Kuratoren der Universität Utrecht als Professor der Theologie und Prediger in Utrecht an ihre Hochschule.
Dieses Amt trat er am 29. April des gleichen Jahres mit der Rede Oratio de praestantia veritatis evangelicae an. Hier beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Akademie und war in den Jahren 1686/87 sowie 1697/98 Rektor der Alma Mater. Am 8. Juli 1698 berief man ihn auf Verlangen des Statthalters Wilhelm III. von Oranien, den er bereits auf eines Gesandtschaft in England 1685 kennengelernt hatte und dem er sein Hauptwerk de oeconomia foederum gewidmet hatte, als Theologieprofessor und Pfarrer an die Universität Leiden. Dieses Amt trat er am 16. Oktober des gleichen Jahres mit der Rede Oratio de theologo modesto an. Im Folgejahr wurde er am 18. September Leiter des Staten Collegiums, trat aus Altersgründen am 9. Oktober 1707 von seinen Ämtern zurück und starb im Folgejahr.
Witsius hatte sich schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der systematischen Theologie bewegt. Sein Hauptwerk ist De oeconomia foederum Die cum hominibus libri IV (Leeuwarden 1677, 1685, Amsterdam 1694, Herborn 1712, Basel 1739, zwei niederländische Übersetzungen und eine englische Übersetzung unter dem Titel: The oeconomy of the covenants). Dieses Werk hatte er verfasst, da ihm die teilweise gehässigen Streitigkeiten zwischen den Anhängern des Gisbert Voetius und seiner näheren Reformation und den Anhängern des Johannes Coccejus widerstrebten. Er selbst war ein Glied der föderalistischen Schule. Dennoch war er keineswegs blind gegenüber dem Wert eines scholastisch festgestellten kirchlichen Dogmensystems und er wurde so zu einer vermittelnden Person der reformierten Orthodoxie und des Föderalismus. Als biblischer Ireniker vereinfachte er das formelle Schema des Föderalsystems von Coccejus und hatte sich als eleganter Philologe einen Namen erworben.
Zwei seiner Werke (Exercitationum academicarum maxima ex parte historico 1694, und Miscellaneorum sacrorum libri IV 1692) wurden per Dekret der römisch-katholischen Glaubenskongregation 1701 auf den Index gesetzt.[1]
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