Gaienhofen
Gemeinde in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Gaienhofen ist eine Gemeinde am Bodensee im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 41′ N, 8° 59′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Konstanz | |
Höhe: | 425 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,52 km2 | |
Einwohner: | 3424 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 273 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 78343 | |
Vorwahl: | 07735 | |
Kfz-Kennzeichen: | KN, STO | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 35 025 | |
LOCODE: | DE 77I | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Im Kohlgarten 1 78343 Gaienhofen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jürgen Maas | |
Lage der Gemeinde Gaienhofen im Landkreis Konstanz | ||
Gaienhofen liegt auf der Süd- und Ostseite der Halbinsel Höri am Untersee nördlich gegenüber der Schweizer Gemeinde Steckborn und westlich der (deutschen) Insel Reichenau.
Die Gemeinde grenzt im Südwesten an Öhningen, im Nordwesten an Moos. Den Rest der Gemeindegrenze bildet das Ufer des Untersees.
Zur Gemeinde Gaienhofen mit den seit 1974 eingemeindeten, ehemals selbstständigen Gemeinden Gundholzen, Hemmenhofen und Horn gehören acht Dörfer, Weiler, Höfe und Häuser.[2]
Der Verwaltungssitz befindet sich im Ortsteil Gaienhofen, ebenso der Sitz des Gemeindeverwaltungsverband Höri, dem die Gemeinden Gaienhofen, Moos und Öhningen angehören.
Zur Gemeinde Gaienhofen in den Grenzen von 1973 gehören das Dorf Gaienhofen und das Gehöft Honisheim, ebenso die abgegangene Ortschaft Stöckenhof.
(Zum alten Wappen siehe auch → Liste der Wappen mit dem Emblem der Pfalzgrafen von Tübingen) | |
Zur ehemaligen Gemeinde Gundholzen gehören das Dorf Gundholzen und die Häuser Im Mettental – letztere grenzen unmittelbar an den Ortsteil Iznang der Nachbargemeinde Moos – sowie die die Wüstung Hof im Turbental – der Flurname Ob dem Hof deutet auf die abgegangene Siedlung hin. | |
Zur ehemaligen Gemeinde Hemmenhofen gehört das Dorf Hemmenhofen. | |
Zur ehemaligen Gemeinde Horn gehören das Dorf Horn, der Weiler Hornstaad, das Gehöft Balesheim sowie die Wüstungen Himmern und Hofstetten. Horn liegt vom See aus gesehen zwischen den Seezeichen (für Untiefen) zwei bis sechs. Der Ort liegt an einem steil zum See abfallenden Hang. Direkt am See befindet sich das ehemalige Schloss Hornstaad (heute Seerestaurant Schlössli). Weiter landeinwärts erstreckt sich der unwegsame Höhenrücken Schiener Berg. Durch die Seelage und die geschützte Westflanke zum Schiener Berg ist Obstanbau möglich.[3] Als Wahrzeichen der Höri gilt die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johann und Vitus mit ihrem alten Kirchfriedhof. Über die einmalige Sicht von der Pfarrkirche in Horn aus auf den Untersee bis zum Turm des Konstanzer Münsters ist der Ausspruch des badischen Großherzogs Friedrich I. überliefert: „Wenn ich nicht Großherzog von Baden wäre, wollte ich Pfarrer von Horn sein.“[4] |
Auf der Gemarkung der Gemeinde Gaienhofen befinden sich mehrere Siedlungen aus der Jungsteinzeit, so zum Beispiel in Hemmenhofen, Gewann „Im Leh“, und Hornstaad, Gewann „Hinterhorn“.[5] Die Pfahlbausiedlungen Hornstaad-Hörnle I–V sind steinzeitliche Pfahlbausiedlungen aus dem Zeitraum 3918–2690 v. Chr. Untersuchungen in den Jahren 1973 bis 1993 erbrachten wichtige Ergebnisse zur Wirtschafts-, Hausbau-, Siedlungsweise und sozialen Struktur sowie zu den Handelsbeziehungen. Bemerkenswert ist insbesondere Hornstaad-Hörnle IA am Ufer der Hörispitze, die in einer über zehn Jahre dauernden Ausgrabung großflächig untersucht wurde und über dendrochronologische Untersuchungen auf rund 3900 v. Chr. in die Hornstaader Gruppe datiert wird. Letztere ist seit 2011 Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.[6][7] Funde und Rekonstruktionen sind im Hermann-Hesse-Höri-Museum Gaienhofen und im Archäologischen Landesmuseum Konstanz zu sehen. Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen findet sich das Hornstaad-Haus als Nachbau zu Forschungszwecken.
Urkundlich erwähnt wurde Gaienhofen erstmals in einer am 27. November 1155 in Konstanz ausgestellten Urkunde: "[8]Kaiser Friedrich (I.) bestätigt der bischöflichen Kirche in Konstanz alle seither erworbenen Güter und Rechte, unter Angabe der Grenzen des bischöflichen Sprengels, der dem Bischof und dem Kapitel zustehenden Güter, des bischöflichen Forstbezirks und einiger anderer dem Bistum verliehenen Begünstigungen....ad villam Oningen, et inde ad Kattenhorn, inde ad Wangen, inde Hemmenhouen, inde Gegenhouen, inde Horne....). Hierbei wird der Ort in einer Reihe mit seinen Nachbarorten am Untersee zweifelsfrei belegt.[9]
In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich eine Gauschule des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) in Gaienhofen; vormals das „Seeheim des Vereins Badischer Lehrerinnen am Bodensee“. In der NSLB-Gauschule Gaienhofen, der ersten von drei festen Schulungsstätten des badischen NSLB, fanden seit Anfang 1934 (nach anderen Angaben: 1935) regelmäßig sogenannte „Lehrerlager“ zur „weltanschaulichen Schulung“ im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie statt.[10] Referent war unter anderem der ortsansässige Schriftsteller und NS-Propagandist Ludwig Finckh.
1933 erwarb der Schriftsteller Erich Bloch auf der Halbinsel Höri den Michaelshof und organisierte dort eine Umschichtung für jüdische Menschen, die von den Nationalsozialisten Berufsverbot erhalten hatten und nach einer Emigration landwirtschaftlich tätig werden wollten.
Bloch wurde am Morgen der Reichspogromnacht, am 10. November 1938, verhaftet und im Rathaus von Horn durch SS-Angehörige aus Radolfzell schwer misshandelt und lebensbedrohlich verletzt.[11] Der Michaelshof wurde „arisiert“ und unter Wert an eine Gruppe entlassener Waldorflehrer aus Kassel verkauft.[12] Im Herbst 1939 gelang Bloch und seiner Familie die Flucht nach Palästina. Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre kehrte er aus Israel nach Deutschland zurück und nahm seine schriftstellerische Tätigkeit wieder auf.
Die heutige Gemeinde wurde am 1. Oktober 1974 durch Vereinigung der Gemeinden Gaienhofen, Hemmenhofen und Horn neu gebildet. Bereits am 1. Januar 1974 war die Gemeinde Gundholzen nach Horn eingemeindet worden.[13]
Die letzte Gemeinderatswahl fand am 9. Juni 2024 statt. 2.669 Personen waren wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag mit von 68,9 % etwa auf dem Niveau von 2019, als 69,3 % der Wähler ihre Stimme abgaben.[14]
Partei / Liste | Stimmen | Anteil | Sitze | Veränderung ggü. 2019 |
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Freie Wähler Gaienhofen (FWG) | 9.168 | 37,7 % | 6 | +0,7 % (+1) |
Unabhängige Bürgerliste (UBL) | 7.393 | 30,4 % | 4 | +0,9 % (-) |
Die Aktiven | 5.364 | 22,0 % | 3 | +1,0 % (-) |
Grün-Rote Liste | 2.428 | 10,0 % | 1 | +10,0 % (+1) |
Gesamt | 24.353 | 14 |
Bürgermeister ist seit dem 1. Januar 2023 Jürgen Maas.[16] Er wurde am 6. November 2022 mit 59,4 Prozent der Stimmen gewählt.[17] Er folgte auf Uwe-Michael Eisch (CDU), der von 1999 bis 2022 amtierte und nicht mehr antrat.
Blasonierung: „In Silber (Weiß) ein rotes Kreuz, belegt mit einem schwarzen Herzschild, darin ein doppelreihig rot-silbern geschachter Schrägbalken.“[19] | |
Wappenbegründung: Die Gemeinde entstand am 1. Oktober 1974 durch Vereinigung von Gaienhofen, Hemmenhofen und Horn, wohin am 1. Januar 1974 Gundholzen eingemeindet worden war. Hemmenhofen war alter Besitz des Thurgauer Zisterzienserinnenklosters Feldbach. Im Wappen führte es seit 1904 unter anderem den doppelreihig rot-silbern geschachten sogenannten Zisterzienserbalken in schwarzem Feld. Die anderen Orte gehörten bis 1803 zum Hochstift Konstanz. Dementsprechend erscheint in ihren zwischen 1897 und 1904 geschaffenen Wappen das rote Kreuz des Bistums Konstanz in Verbindung mit anderen Zeichen. Das Wappen der neuen Gemeinde ist aus diesen Elementen zusammengesetzt und wurde mit der Flagge am 16. Februar 1976 vom Landratsamt Konstanz verliehen. |
Ein kommunaler Kindergarten besteht im Ortsteil Horn.
Dort ist auch der Grundschulzweig der Hermann-Hesse-Schule beheimatet. Die weiterführende Hermann-Hesse-Werkrealschule befindet sich im Ortsteil Gaienhofen.
In Gaienhofen ist auch das Schulzentrum Schloss Gaienhofen – Evangelische Schule am Bodensee beheimatet. Die frühere Internatsschule umfasst heute das Ambrosius-Blarer-Gymnasium mit drei Schulzweigen: Allgemeinbildendes Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium und Realschule.[20]
Im „Zick-Zack“ zwischen dem Ortsteil Horn, dem schweizerischen Berlingen, Gaienhofen und dem schweizerischen Steckborn fährt sonn- und feiertags die Höri-Fähre.
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