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österreichischer Rechtsextremismusforscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Andreas Peham (* 1967 in Linz) ist ein österreichischer Rechtsextremismus- und Antisemitismusforscher, der auch unter dem Namen Heribert Schiedel publizierte.
Andreas Peham wuchs in Oberösterreich auf. Sowohl die räumliche Nähe zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen als auch die nicht immer unproblematische Vergangenheitsaufarbeitung seiner Familie und seines Umfeldes weckten nach eigenen Aussagen sein Interesse an Geschichte und Politik.[1] Er studierte von 1990 bis 2000 Politikwissenschaften an der Universität Wien.[2] Später veröffentlichte er u. a. in der Zeitschrift PolitiX des Wiener Instituts für Politikwissenschaft.
Seit 1996 ist er als Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Abteilung Rechtsextremismusforschung (Betreuer der Sammlung), tätig mit den Forschungsschwerpunkten Rechtsextremismus, Neonazismus unter Jugendlichen, Burschenschaften, Antisemitismus und Rassismus, Holocaust-Education sowie Islamismus. Dort veröffentlicht er etwa über rechtsextreme Aktivitäten in der Rubrik Neues von ganz Rechts (u. a. mit Anton Maegerle) und ist in Beiträge für das Jahrbuch des DÖW eingebunden. Er betreut außerdem die 1995 gegründete Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich.[3] Peham war langjähriger Berichterstatter für das Stephen Roth Institut für die Erforschung des zeitgenössischen Antisemitismus und Rassismus an der Universität Tel Aviv[2][4] und arbeitete als Redakteur und Autor des Wiener Magazins Context XXI.[5] Fachbeiträge von ihm erschienen überdies sowohl in wissenschaftlichen Zeitschriften (u. a. den Blättern für deutsche und internationale Politik), als auch in antifaschistischen Organen wie Der Rechte Rand, Antifaschistisches Infoblatt und Lotta sowie beim Informationsdienst gegen Rechtsextremismus, auf hagalil.com und in der linken Wochenzeitung Jungle World. Seit Ende der 1990er Jahre ist er zudem in der Lehrerfortbildung und im Rahmen der politischen Bildung an Schulen tätig mit den Schwerpunkten Rassismus und Antisemitismus, Adoleszenz und pathologische Gruppenbildungen.[6] Überdies ist er seit 2016 als Experte des Mauthausen Komitees Österreich für thematische Rundgänge zu Denkmälern und Gedenkstätten in der Inneren Stadt tätig.[7]
Von deutschen, österreichischen und Schweizer überregionalen Qualitätsmedien wie Die Presse, Der Standard, ORF, Die Zeit, Der Spiegel, die tageszeitung und NZZ wurde Andreas Peham als Experte zu den Themen Rechtsextremismus in Österreich, FPÖ und deutschnationale Burschenschaften interviewt und zitiert.[8] U. a. nahm er 2011 an der Tagung „‚Und was hat das mit mir zu tun?‘ – Perspektiven der Geschichtsvermittlung zu Nazismus und Holocaust in der Migrationsgesellschaft“[9] des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien teil und 2013 an der Podiumsdiskussion „‚Frei.Wild‘ – Die Erben der ‚Böhsen Onkelz‘?“[10] der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung.
Nina Horaczek nennt ihn in einer Rezension im Falter einen „der führenden Experten zum Thema Rechtsextremismus im deutschsprachigen Raum“.[11] Nach Katharina Schmidt von der Wiener Zeitung sei er einer „der wenigen ausgewiesenen Experten“ auf dem Gebiet des Rechtsextremismus in Österreich.[12] Dem Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn gilt er als „einer der besten und intimsten Kenner des österreichischen Rechtsextremismus“.[13]
Andreas Peham unterscheidet bei der extremen Rechten begrifflich zwischen (1) Rechtspopulismus (als junge Form des Rechtsextremismus), (2) Rechtsextremismus und (3) Faschismus/Nazismus. Diese unterschieden sich vor allem in der Bezugnahme auf den (historischen) Nationalsozialismus bzw. den Faschismus. Während erstere eher distanziert seien, hätten zweitere ein gespaltenes Verhältnis und letztere stimmten eher zu. Weiterhin seien nach Peham folgende Tendenzen zu beobachten:
Rechtsextremismus sei im Allgemeinen eine „Biologisierung des Sozialen“.[15] Für den traditionellen Rechtsextremismus in Österreich sei primär der Bezug auf das „völkische“ (deutsche) kennzeichnend.[16] Dabei hätten der „parteiförmige Rechtsextremismus“ und vor allem „der Rechtspopulismus“ ein Arrangement mit der Demokratie als Form getroffen.[17]
Nach Peham zerfalle der österreichische „parteiförmige Rechtsextremismus in eine neoliberale (postfordistische) und eine nationalsoziale (fordistische) Fraktion“, womit er einerseits das BZÖ und andererseits die FPÖ verbinde.[18] Peham führe auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ und die damit einher gegangene größere Gewichtung von insbesondere Burschenschaften zurück, dass seit den 2000er Jahren kein gesonderter „Rechtsextremismusbericht“ des österreichischen Innenministeriums mehr erscheine, da dort die Querverbindungen zwischen FPÖ und einschlägigen Korporationen dargestellt worden waren.[19] Wesentlich für die Wahl Haiders zum Parteivorsitzenden war das Verhalten der Burschenschaften, die noch in den 1950er und 1960er Jahren die Träger rechtsextremer, ja, neonazistischer, Ideologie an den Hochschulen gewesen und in denen FPÖ-Politiker sozialisiert worden waren.[20]
„In narzisstischen oder homosozialen Gruppen“ – wie den Burschenschaften – werde der Mann sowohl zum „Untertan“ als auch zum „Führer“ sozialisiert.[21] Freie Kameradschaften sieht Schiedel hingegen um so genannte „Alphatiere“ gruppiert.[22] Wie andere Studentenverbindungen fungieren auch die Burschenschaften letztlich als eine Art Kaderschmiede,[23] wo viele „honorige Persönlichkeiten“ anzutreffen seien.[24] Peham kritisiert beim Thema Korporationswesen u. a. eine „strukturelle[] Unvereinbarkeit von Männerbündelei und Demokratie“.[25] Vor allem bei den österreichischen (deutschnationalen) Burschenschaften gebe es Anknüpfungspunkte zu neurechten, antiliberalen Ideen und Kontinuitäten zur alten Rechten.[26] Problematisch sei hier die Tradition des völkischen, die zwischenzeitlich auch zum rassistischen umschlug.[27] Nach dem Studentenhistoriker Hans-Georg Balder missverstehe Schiedel bewusst etwa den Grundsatz des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs“, den er als „Arierparagrafen“ bezeichne.[28]
Für die Attentäter vom 11. September und Neonazis seien die USA gleichermaßen das „Böse“, insbesondere New York City stehe aus „antisemitischer“ Sicht für alles Hassbare und mit „den Juden“ Identifizierbare („Moderne, Säkularität, Multikulturalität, Urbanität, Liberalität“). Außerdem führte Peham in seinem im Standard erschienenen Gastbeitrag – anlässlich des ersten Jahrestages der Anschläge 2002 – die „Revanchegelüste“ an, welche Neonazis bezugnehmend auf den Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ hegten.[29]
Im Jahre 2007 legte Andreas Peham unter dem Autorennamen Heribert Schiedel im Wiener Buchverlag Edition Steinbauer eine Studie über den Rechtsextremismus in Österreich unter dem Titel Der rechte Rand vor. Diese sei – wie von Christian Böhmer im Kurier kommentiert – „die erste große Analyse zum Thema“ seit dem Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus. Schiedel arbeite „akribisch genau“ und zeige etliche „Querverbindungen zwischen rechtsextremen Verbänden, der FPÖ und Burschenschaften“ auf.[30] Ralf Leonhard hob in einer Rezension im taz Magazin „die anspruchsvolle Analyse der unterschiedlichen Ausformungen und Ursachen des Rechtsextremismus“ durch den Autor hervor.[31] Nach Samuel Salzborn, der in den DÖW-Mitteilungen rezensierte, benenne „er antidemokratische und antiaufklärerische Positionen mit völkischem Hintergrund klar als solche, ungeachtet dessen, wer sie geäußert hat“. Überdies sei „ihm Rechtsextremismus aber kein billiges Etikett, sondern eine durch zahlreiche Momente charakterisierte politische Ideologie“. Das Buch sei „gut lesbar“ mit „theoretischen Reflexionen“ und unterfüttert mit „präziser Fachkenntnis“.[13] Für Karl Pfeifer (hagalil.com) zeige Schiedel in seinem „umfassenden“ Buch letztlich die Salonfähigkeit von Rechtsextremismus in Österreich auf.[32]
In seiner Monografie Extreme Rechte in Europa (2011) schildert Peham die personellen und inhaltlichen Vernetzungen europäischer Rechtsextremer. Laut Nina Horaczek nähere sich der Autor der Thematik im Hauptteil „wissenschaftlich-deskriptiv“.[11] Katharina Schmidt zählt „zahlreiche Quellen“. Schiedel unterscheide „penibel zwischen den Steigerungsstufen“ der extremen Rechten. Unterm Strich sei es eine „fundierte und erschreckende Studie“, die bedauerlicherweise durch die mitunter „sehr wissenschaftliche Sprache“ nicht gänzlich breitenwirksam sei.[12] Er mache deutlich, „wie deckungsgleich die Positionen erfolgreicher Rechtsparteien und neonazistischer oder neofaschistischer Akteure mitunter sind“, so Lisa Mayr im Ö1. Das Buch sei „eine akribische Datensammlung [...] eingebettet in eine kritische Analyse“ und helfe „beim Verstehen der Ursachen, Dimensionen und Gefahren rechtsextremer Ideologie“.[33][34]
Eigenständige Monografien
Beiträge in Sammelbänden
Artikel
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