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Henryk Sienkiewicz
polnischer Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur 1905 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Henryk Adam Aleksander Pius Sienkiewicz [], Pseudonym: Litwos, (* 5. Mai 1846 in Wola Okrzejska, Woiwodschaft Lublin, Kongresspolen; † 15. November 1916 in Vevey, Schweiz) war ein polnischer Schriftsteller und Träger des Nobelpreises für Literatur.[1][2]


Herkunft und Familie
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Sienkiewicz wurde im zum Russischen Kaiserreich gehörenden Kongresspolen in der heutigen Landgemeinde Krzywda des Powiat Łukowski geboren, als ältestes von fünf Kindern des dem einfachen Landadel angehörenden Józef Sienkiewicz (1813–1896) und dessen Ehefrau Stefania Cieciszowska († 1873), die ebenfalls dem polnischen Adel entstammte. Über seine Ururgroßmutter mütterlicherseits, Constance Jauch (1722–1802), war Sienkiewicz in eine auch in anderen Zweigen literarisch bedeutsame Verwandtschaft eingebunden: Seine Cousine zweiten Grades war die romantische Dichterin Jadwiga Łuszczewska (1834–1908), ein entfernterer Onkel der für die Literatur der polnischen Romantik bedeutende Historiker und Freiheitskämpfer Joachim Lelewel (ursprünglich Lölhöffel von Löwensprung, 1786–1861), sein Neffe der im KZ Sachsenhausen getötete Literaturwissenschaftler Ignacy Chrzanowski (1866–1940).


Sienkiewicz war dreimal verheiratet: 1881 mit Maria Szetkiewicz († 1885) und 1893 mit Maria Romanowska, die ihn bereits nach zwei Monaten wieder verließ (Scheidung 1895, kirchliche Annullierung 1896). 1903 heiratete er seine Cousine zweiten Grades Maria Babska, der er bereits 1888 erstmals die Ehe versprochen hatte und die zwischenzeitlich in ein Kloster eingetreten war, dieses jedoch für ihn wieder verließ. Aus der ersten Ehe gingen zwei Kinder hervor, Henryk Józef und Jadwiga Sienkiewicz.[3] Seine Tochter war mit dem Obersten Tadeusz Korniłowicz (1880–1940) verheiratet, der vom sowjetischen Geheimdienst beim Massaker von Katyn ermordet wurde.
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Schriftstellerisches Wirken
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Sienkiewicz’ Kindheit war geprägt von der Tradition und dem in das Landleben eingebundenen Alltag, zugleich vom Patriotismus seines Vaters, der am Kampf für die polnische Unabhängigkeit teilgenommen hatte. Später siedelte die Familie nach Warschau über, wo Sienkiewicz die Schule besuchte und an der Universität Geschichte und Literatur studierte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zunächst als Hauslehrer.
Ab 1872 veröffentlichte er kurze satirische Texte und schrieb Feuilletons für die Zeitung Gazeta Polska. 1876 unternahm er eine längere Reise in die USA, von der er der Gazeta Polska Reiseberichte übermitteln sollte. Diese Listy z podróży do Ameryki (Briefe von der Reise nach Amerika) fanden große Resonanz. Längere Zeit hielt er sich bei der zur gleichen Zeit nach Kalifornien emigrierten Schauspielerin Helena Modrzejewska auf. Den Wechsel von Reisen, Schreiben und erneutem Reisen behielt er sein gesamtes Leben über bei. Zumeist reiste er innerhalb Europas, 1891 jedoch auch nach Afrika, das zum Schauplatz seines Jugendromans Durch Wüste und Wildnis wurde.
Sienkiewicz’ Frühwerk wird literarisch dem Polnischen Positivismus zugerechnet, von dem er sich spätestens mit dem ab Mai 1883 als Fortsetzungsroman erschienenen Ogniem i mieczem (Mit Feuer und Schwert) löste, als er sich dem historischen Roman zuwandte. Dieser Roman, Teil einer Trilogie, die Ereignisse aus der polnischen Geschichte des 17. Jahrhunderts thematisiert, begründete Sienkiewicz’ Ruhm innerhalb der polnischen Literatur.


Weltweit bekannt wurde Sienkiewicz vor allem durch den historischen Roman Quo Vadis von 1896, der die Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Nero behandelt. Der Roman erschien 1898 auf Deutsch. Einem breiten Publikum ist insbesondere Mervyn LeRoys gleichnamige Verfilmung von 1951 mit Peter Ustinov als Nero vertraut. Eine Neuverfilmung des Regie-Altmeisters Jerzy Kawalerowicz aus dem Jahr 2001 versuchte, den polnischen Charakter des Stoffes stärker hervorzuheben.
1896 wurde Sienkiewicz korrespondierendes und 1914 Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.[4] Im Jahre 1900 zeichnete ihn Kaiser Franz Joseph I. mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft aus.[5] 1905 erhielt Sienkiewicz „auf Grund seiner großartigen Verdienste als epischer Schriftsteller“ den Nobelpreis für Literatur.[1]
Nach Beginn des Ersten Weltkrieges ging Sienkiewicz ins Exil nach Vevey im Kanton Waadt in der Schweiz. Dort verstarb er 1916. Er ist in der Krypta der Johanneskathedrale in Warschau beigesetzt, wohin seine sterblichen Überreste 1924 überführt wurden.[6]
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Sonstiges Wirken
1900 erhielt Sienkiewicz von ihn verehrenden Politikern als Nationalgeschenk ein Landhaus in Oblęgorek, das heute das wichtigste Sienkiewicz-Museum beherbergt. Aus seinem Exil in Vevey in der Schweiz organisierte er – gemeinsam mit Antoni Osuchowski und Ignacy Jan Paderewski – das Schweizerische Generalkomitee für die Hilfe für Kriegsopfer in Polen. Er war Gründer der Stiftung für das Adam-Mickiewicz-Denkmal in Warschau, Mitorganisator der Mianowski-Kasse sowie 1899–1900 Präsident der Warschauer Vorsichtskasse für Schriftsteller und Journalisten. Mehrfach unterstützte er mit seinem Ansehen patriotische Initiativen. Er protestierte etwa gegen die Verfolgung polnischer Kinder in Września; in der Revolutionszeit 1905 forderte er in Aufrufen und Artikeln Autonomie für das Polnische Königreich. Politisch stand er der Nationalen Demokratie nahe. 1889 stiftete er das Maria-Sienkiewicz-Stipendium.
Gedenken
Publikationen
- Novellen und Erzählungen
- Na marne (Zersplittert, Novelle 1872)
- Humoreski z teki Worszyły (Die Komödie der Irrungen, Novelle 1872; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Stary sługa (Novelle 1875)
- Hania (Die schöne Hania, Novelle 1876; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Selim Mirza (Novelle 1877)
- Szkice węglem (Kohlenstiftzeichnungen, Novelle 1877)
- Janko Muzykant (Janko der Musikant, Novelle 1879; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Z pamiętnika poznańskiego nauczyciela (Aus dem Tagebuch eines Posener Lehrers, Novelle 1879)
- Niewola tatarska (Tartarische Gefangenschaft, Novelle 1880; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Orso (Novelle 1880; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Nowele amerykańskie (Amerikanische Erzählungen)
- Za chlebem (Ums liebe Brot, 1880; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Latarnik (Der Leuchtturmwärter, 1882; enthalten in Ums liebe Brot und 10 andere Novellen 1901)
- Bartek Zwycięzca (Sieger Bartek, Kurzroman 1882)
- Jamioł (Novelle 1882)
- Sachem (Novelle 1889)
- Wspomnienie z Maripozy (Novelle 1889)
- Romane

- Die Trilogie (verfilmt von Jerzy Hoffman), bestehend aus:
- Ogniem i mieczem (Mit Feuer und Schwert, 1884), thematisiert den Chmelnyzkyj-Aufstand
- Potop (Die Sintflut, 1886), thematisiert den Zweiten Nordischen Krieg
- Pan Wołodyjowski (Herr Wołodyjowski, der kleine Ritter, 1888), thematisiert den Osmanisch-Polnischen Krieg 1672–1676
- Bez dogmatu (Ohne Dogma, 1891)
- Rodzina Połanieckich (Familie Połaniecki, 1894)
- Quo Vadis (Quo vadis. Roman aus der Zeit Neros, 1896)
- Krzyżacy (Die Kreuzritter), thematisiert den Deutschen Orden und die Schlacht bei Tannenberg, ISBN 3-89996-056-4
- Na polu chwały (Auf dem Feld der Ehre, Verlag von Otto Janke, Berlin [1910])
- Wiry (Wirren, aus dem Polnischen von Karin Wolff, 1910)
- W pustyni i w puszczy (Durch Wüste und Wildnis/Durch Urwald und Wildnis, 1912)
- Nicht-fiktionales
- Listy z podróży do Ameryki (Briefe aus Amerika, 1878)
- Listy z Afryki (Briefe aus Afrika, 1893)
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Verfilmungen
- 1951: Quo Vadis? – Regie: Mervyn LeRoy
- 1960: Die Kreuzritter (Krzyżacy) – Regie: Aleksander Ford nach einem Drehbuch von Jerzy Stefan Stawiński
- 1961: Ritt in die Freiheit (Col ferro e col fuoco) – basiert auf Ogniem i mieczem – Regie: Fernando Cerchio
- 1968: Leben, Liebe und Tod des Obersten Wolodyjowski (Pan Wołodyjowski) – Regie: Jerzy Hoffman
- 1973: Durch Wüste und Dschungel (W pustyni i w puszczy) – Regie: Władysław Ślesicki
- 1974: Sintflut (Potop) – Regie: Jerzy Hoffman
- 1985: Quo Vadis? – Regie: Franco Rossi
- 1999: Mit Feuer und Schwert (Ogniem i mieczem) – Regie: Jerzy Hoffman
- 2001: Quo vadis? – Regie: Jerzy Kawalerowicz
- 2001: Durch Wüste und Wildnis (W pustyni i w puszczy) – Regie: Gavin Hood
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Rezeption in Deutschland
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Fast alle Werke Henryk Sienkiewicz’ wurden ins Deutsche übersetzt. Die ersten Übersetzungen seiner Erzählungen erschienen 1880.[7]
1901/02 erschienen in der Reclams Universalbibliothek in Leipzig zehn Bände mit historischen Romanen des polnischen Autors:[8]
Bd. 1, 2: Die Kreuzritter (Krzyżacy), Bd. 3, 4: Mit Feuer und Schwert (Ogniem i mieczem), Bd. 5: Der kleine Ritter (Pan Wołodyjowski), Bd. 6, 7, 8: Die Sturmflut (Potop), Bd. 9, 10: Quo vadis.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR zahlreiche Neuübersetzungen. Ein Anstoß für Neuausgaben waren häufig Verfilmungen einzelner Romane. Neue Ausgaben von Quo vadis erschienen 1956 in der Bundesrepublik und 1984 in der DDR. Die Sturmflut erlebte seit 1886 elf verschiedene Ausgaben; in den 1960er Jahren erschien der Roman in der Bundesrepublik, nicht jedoch in der DDR. 1965 wurde die vollständige Fassung der Kreuzritter im Union Verlag publiziert. Einige Werke Sienkiewicz’ wurden auch ins Sorbische übertragen.[9]
Am populärsten war in Deutschland der Roman Quo vadis, der insgesamt 73 verschiedene Ausgaben erlebte. 80 % der befragten Leser kannten das Werk, aber nur 35,5 % wussten, dass es von einem polnischen Autor stammte.[8]
In der Deutschen Bibliothek in Leipzig finden sich zudem Sienkiewicz-Übersetzungen in die Kunstsprache Esperanto aus dem Jahr 1925.[10]
Zwischen 1945 und 1984 erschienen insgesamt 365 Titel der polnischen Literatur in deutscher Übersetzung; rund 10 % davon entfallen auf Übersetzungen der Werke von Stanisław Lem, ihm folgt Henryk Sienkiewicz mit 4,5 % aller Titel.[11]
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Weblinks
Commons: Henryk Sienkiewicz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literarisches Wirken und Literatur
Wikisource: Henryk Sienkiewicz – Quellen und Volltexte
Wikiquote: Henryk Sienkiewicz – Zitate
- Literatur von und über Henryk Sienkiewicz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Henryk Sienkiewicz in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Henryk Sienkiewicz bei Open Library
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1905 an Henryk Sienkiewicz (englisch)
- Werke von Henryk Sienkiewicz im Projekt Gutenberg-DE
- Werke von Henryk Sienkiewicz bei Zeno.org.
- Henryk Sienkiewicz im Internet Archive
- Manfred Orlik: Nationaldichter und Nobelpreisträger. Zum 100. Todestag von Henryk Sienkiewicz. literaturkritik.de, 14. November 2016
- Zeitungsartikel über Henryk Sienkiewicz in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Museen
Genealogie
- Stammtafel Cieciszowski = Versippung Henryk Sienkiewicz’ (PDF; 36 kB)
- Ahnenliste Henryk Sienkiewicz
- Genealogie Henryk Sienkiewicz auf SejmWielki.pl (polnisch)
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Einzelnachweise
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