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deutsch-türkischer Kunsthistoriker und Archäologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Helmuth Philipp Theodor Bossert (* 11. September 1889 in Landau in der Pfalz; † 5. Februar 1961 in Istanbul) war ein deutscher Kunsthistoriker und Vorderasiatischer Archäologe.
Bossert studierte in Heidelberg, Straßburg, München und Freiburg im Breisgau Kunstgeschichte, Geschichte, Archäologie und Germanistik. Er wurde 1913 in Freiburg mit einer Arbeit zum Thema Der ehemalige Hochaltar in Unserer Lieben Frauen Pfarrkirche zu Sterzing in Tirol promoviert. Anschließend absolvierte Bossert seinen Wehrdienst als sog. „Einjährig-Freiwilliger“, dem sich der Kriegsdienst als Offizier im Ersten Weltkrieg nahtlos anschloss. Nach dem Krieg war ihm die eigentlich beabsichtigte Universitätslaufbahn zunächst versperrt, da dort für Assistentenstellen Kandidaten bevorzugt wurden, die kriegsversehrt und zudem jünger waren. So kam es, dass er beim Verlag Wasmuth in Berlin, der inzwischen von seinem Studienfreund Günther Wasmuth geleitet wurde, eine Stelle als Lektor/Verleger, aber auch Autor fand. Hier arbeitete er vor allem zur Volkskunde verschiedener Zeiten und Völker.
Nachdem im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise 1929 der Verlag Wasmuth erheblich verkleinert werden musste, verlor er diese Stelle jedoch wieder und publizierte danach mit Kamerad im Westen (1930) und Wehrlos hinter der Front (1931) auch kritische Schriften zu den Auswirkungen des vergangenen Krieges (im Frankfurter Societäts-Verlag). Vor allem der Kamerad entwickelte sich überraschend zum Bestseller, weshalb dann der zweite Band hinterhergeschoben wurde (eigentlich war eine erweiterte Fassung von Kamerad im Westen geplant gewesen). Beide Bücher landeten später in den Bücherverbrennungsaktionen der Nationalsozialisten.
Der Gewinn aus seiner verlegerischen Tätigkeit gestattete ihm für eine gewisse Zeit auch ohne regelmäßiges Einkommen die Konzentration auf neue Studien. Ab 1930 beschäftigte sich Bossert mit hethitischen Hieroglyphen. Binnen kürzester Zeit arbeitete er sich in die Thematik ein und galt schnell neben Piero Meriggi als bedeutendster Entzifferer der kretischen und hethitischen Bilderschriften. 1933 wurde er von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft mit einem Stipendium für eine Reise in die Türkei ausgestattet. Eines der Hauptziele wurde die Ausgrabung in Boğazköy. Hier offenbarte er nach Darstellung des Grabungsleiters Kurt Bittel eine geistige Nähe zum Nationalsozialismus und bestand Bittel zufolge auf dem „deutschen Gruß“ auf der Grabungsstätte sowie auf der Beflaggung mit der Hakenkreuzflagge, als der – schließlich nicht zustande gekommene – Besuch des französischen Staatsminister Édouard Herriot angekündigt war. Zudem sollen er und Eckhard Unger versucht haben, die Grabungsleitung in Ḫattuša zu übernehmen und Bittel und Hans Gustav Güterbock wegen angeblich fehlender deutscher Gesinnung anzuschwärzen.[1]
Während seines Türkeiaufenthaltes wurden im Land überall Feiern zum zehnjährigen Bestehen der Republik abgehalten, so dass Bossert die Gelegenheit hatte, mit den dortigen Offiziellen in Kontakt zu kommen. Das führte dazu, dass er im April 1934 an die Universität Istanbul auf einen Lehrstuhl für Altkleinasiatische Sprachen und Kulturen berufen wurde. Er nahm in dieser Zeit auch die türkische Staatsbürgerschaft an. Zu Bosserts Lehrauftrag gehörte nicht zuletzt auch die Publikation hethitischer Denkmäler, die er jährlich in den Sommersemestern besorgte. Zwischen 1939 und 1946 kamen die Forschungen kriegsbedingt fast vollständig zum Erliegen. Nach dem Krieg heiratete er seine zweite Frau Hürmüz.
1946 setzte Bossert seine Arbeit fort und entdeckte zusammen mit Halet Çambel und Bahadır Alkım die späthethitischen Ruinen in Karatepe oberhalb von Adana. Die dort gefundenen zweisprachigen Inschriften – die Bilingue von Karatepe – führten schließlich zur Entschlüsselung der zu dieser Zeit als hethitische Hieroglyphen (nach heutigem Verständnis Hieroglyphenluwisch) eingestuften Schrift.
Seine 1925 aus erster Ehe geborene Tochter Eva-Maria studierte 1944 in Graz Archäologie, ein Studium, das sie im Herbst 1945 in Bonn fortsetzte, um ab 1947 bei Kurt Bittel in Tübingen zu lernen. Sie wurde 1952 mit einer Dissertation über die Kykladenkultur bei Wolfgang Kimmig, Bittels Nachfolger, promoviert.[2] Bis 1956 nahm sie an Ausgrabungen unter Leitung ihres Vaters und von Halet Çambel teil und analysierte auf Initiative ihres Vaters die phrygische Ware. Im Februar 1957 heiratete sie ihren Studienkollegen, den Prähistoriker Franz Fischer in Istanbul, 1958 und 1965 (Wolfgang) wurden zwei Kinder geboren.[3]
Eine 1954 begründete Zeitschrift Jahrbuch für Kleinasiatische Forschung erlebte nur drei Jahrgänge. Seit 1955 führte Bossert mehrere Grabungskampagnen in Misis durch. 1959 wurde er in Istanbul emeritiert und zum Honorarprofessor an der Universität Freiburg ernannt, blieb aber in Istanbul.
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