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Art aus der Familie der Bockkäfer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Hausbock (Hylotrupes bajulus, auch Balkenbock oder Großer Holzwurm) ist ein Vertreter der Bockkäfer (Cerambycidae) der Gattung Hylotrupes. (Dieses Wort ist zusammengesetzt aus (gr.) hyle → Holz und einer latinisierten Form von trypetes → Bohr(end)er; baiulus (lat.) ist ein Träger.)
Hausbock | ||||||||||||
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Hausbock (Hylotrupes bajulus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Hylotrupes | ||||||||||||
Audinet-Serville, 1834 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Hylotrupes bajulus | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der ausgewachsene Käfer erreicht eine Körperlänge von 8 bis 26 Millimetern[1] und ist verhältnismäßig flach. Er variiert nicht nur in der Größe, sondern auch in der Farbe und Zeichnung beträchtlich, ist aber dennoch kaum mit anderen Arten zu verwechseln. Die Grundfarbe ist braun (besonders frisch geschlüpfte Tiere) bis schwarz, fein grau behaart, Fühler und Beine sind oft heller als der restliche Körper. Auf den Flügeldecken sind zwei Paar mehr oder weniger deutliche weiße Haarflecken. Der Halsschild ist stark gerundet mit zwei glatten glänzenden Schwielen auf der Oberseite. Der Kopf ist deutlich schmaler als der Halsschild. Die Schenkel sind zur Spitze hin deutlich verdickt, die Klauen an der Basis mit einem kleinen Zähnchen versehen. Die Vorderhüften sind durch den Vorderbrustvorsprung weit voneinander getrennt. Die Augen sind durch die Fühler tief ausgerandet. Letztere sind für einen Bockkäfer relativ kurz, das dritte Fühlerglied ist deutlich länger als das vierte.
Der Hausbock ist der Bockkäfer, der fälschlicherweise (in der Umgangssprache) als Holzbock bezeichnet wird. Unter Holzbock versteht man aber verschiedene Gattungen von Zecken, z. B. den Gemeinen Holzbock.
Die Käfer legen ihre Eier in totem Nadelholz ab – gerne in Gebäuden, insbesondere im Dachstuhl.
Die Larven des Hausbocks sind elfenbeinweiß gefärbt und erreichen eine Körperlänge von etwa 30 Millimeter. Der kaum behaarte Körper ist durch Kriechwülste gegliedert. Die Kopfkapsel ist durch kräftige, sklerotisierte (durch Proteineinlagerung verhärtete) und dunkel gefärbte Mandibeln gekennzeichnet, mit deren Hilfe sie Gänge in das Holz fressen können. Sie trägt außerdem, seitlich der kleinen Fühler, eine Reihe von jeweils drei Larvenaugen (Stemmata).[2]
Die wärmeliebenden Käfer fliegen bei Temperaturen über 30 °C, in Mitteleuropa von Juni bis August. Die zuerst fliegenden Männchen suchen ein geeignetes Holzsubstrat, immer in Nadelholz, für die Eiablage und locken dann die Weibchen mittels eines Pheromons an, zusätzlich reagieren die Weibchen auch auf den Geruch des Holzes selbst. Die Eier werden vom Weibchen mit ihrer langen, ausfahrbaren Legeröhre an Ritzen und in Spalten des Holzes abgelegt, im Mittel etwa 200 pro Weibchen. Die jungen Larven sind sehr wärmeliebend, deshalb bevorzugt in Dachstühlen. Sie bevorzugen klar das nährstoffreichere Splintholz und können sich allein an Kernholz kaum entwickeln. Unter günstigen Bedingungen dauert die Entwicklung drei bis vier Jahre, kann sich aber unter ungünstigen bis auf zehn Jahre verlängern. Die Larven lassen immer den äußersten Rand des Holzes unversehrt, sind daher meist nicht zu sehen. Der Befall kann über die Fraßgeräusche der Larven entdeckt werden. Die Verpuppung erfolgt im kälteren Winter. Aus der Puppenkammer ausfliegende Käfer hinterlassen Ausfluglöcher von ovaler Form mit einem Längsdurchmesser von 5 bis 10 Millimeter.[2]
Der Käfer besitzt nur eine sehr kurze Lebensspanne (ca. 4 Wochen) und nimmt in dieser Zeit keine Nahrung auf.
Im Gegensatz zum Holzwurm (Anobium punctatum) erkennt man eine Aktivität nicht an herausquellendem Holzmehl. Der Hausbock verstopft seine Gänge mit dem Fraßmehl und betritt diese nicht wieder. Der Befall bleibt daher sehr lange Zeit unentdeckt, da außer ovalen Ausflugslöchern von etwa vier bis sieben Millimeter Größe ein Befall rein äußerlich nicht festzustellen ist. Erst nach Aufritzen einer verbleibenden papierdünnen Holzhaut fällt der Befall auf. Ein aktiver Befall lässt sich z. B. durch hörbare Fraßgeräusche, frische Larven- oder Käferfunde, frische Ausflugslöcher etc. feststellen, ein sicherer Aktivitätsnachweis ist jedoch äußerst schwierig. Die Hausbocklarve benötigt eine Mindest-Holzfeuchte[3] von ca. 12 %, wobei die ideale Entwicklungsfeuchte bei ca. 30 % liegt. Deshalb tritt ein Befall durch Hausbocklarven auch kaum in den freiliegenden Holzbauteilen von zentralbeheizten Räumen auf. Ganz anders verhält es sich bei verbauten Hölzern zum Außenbereich (z. B. ausgebauter Dachstuhl), hier entwickelt sich ein Mikroklima innerhalb des Holzquerschnittes, der den klimatischen Ansprüchen der Larven entgegenkommt. Der Befall konzentriert sich daher im Wesentlichen auf Dachstühle und Holzhäuser.
Bei der Beurteilung der Gefährdung von Holz durch Insektenbefall wird häufig die Meinung geäußert, dass 60- bis 80-jährige Nadelhölzer von Hausbockkäfern nicht mehr befallen werden können. Man geht davon aus, dass sich essentielle Reservestoffe im Holz mit der Zeit derart verändern, dass sie für die Insektenlarven nicht mehr bioverfügbar sind und dass auf diesem Wege ein insektenvorbeugender Schutz erreicht wird. Untersuchungen von A. Körting 1961 zeigten jedoch, dass eine Entwicklung in sehr altem Holz durchaus möglich ist und auch stattfindet. Hier die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse:
Gegenüber ca. 55 000 jährlichen Neubefällen in den Jahren 1910 bis 1960 durch Hausbock in Deutschland sind die Befallszahlen inzwischen erheblich zurückgegangen. Derzeit (Stand 2016) kann eine Größenordnung von ca. 6000 Neubefällen pro Jahr in Deutschland abgeschätzt werden.[5] Ein vergleichbarer Rückgang der Befallshäufigkeit wurde auch für Schweden nachgewiesen. Als Ursachen für den Rückgang werden angenommen: Wirkung des vorbeugenden und bekämpfenden chemischen Holzschutzes, veränderte Bauweisen und Ausbau von Dachgeschossen, verringerter Anteil von Baumkante an normgerechten Bauschnitthölzern sowie der Rückgang von Einschleppungen durch bereits mit Larven infiziertem Holz.
Technisch getrocknetes Holz wird offenbar nur sehr selten vom Hausbock befallen, da alle möglicherweise im Holz vorhandenen Larven während der Trocknung abgetötet werden. Die Gefahr einer Einschleppung mit bereits infiziertem Bauholz ist daher bei technisch getrocknetem Holz besonders gering.[5]
Als Voraussetzung für die Bekämpfung einer Schädigung durch die Larven des Hausbocks gilt die Feststellung einer Befallsaktivität. Dies stößt jedoch zumeist auf massive Schwierigkeiten:
Der Hausbock kann mit folgenden Verfahren bekämpft werden (in Deutschland nach DIN 68800/4 genormt):
Die Art stammt vermutlich aus dem Mittelmeergebiet (eventuell aus Nordafrika), wo sie an Nadelhölzern auch im Freiland auftritt. Sie wurde von dort weit verschleppt und tritt heute fast weltweit, in ganz Europa, Nord- und Südamerika, Südafrika und Ostasien auf.[7] In Australien gelang es, eine Einschleppung in den 1950er Jahren durch scharfe Bekämpfungsmaßnahmen wieder auszurotten. Eine weitere Einschleppung 2004 in der Region Perth konnte zumindest eingedämmt werden.[8] Angaben über eine Einschleppung nach Neuseeland sind irrtümlich erfolgt.[9]
In Deutschland, wie in ganz Europa, zeigt die Art einen deutlich abnehmenden Bestandstrend. Als Ursachen für den Rückgang werden angenommen: Wirkung des vorbeugenden und bekämpfenden chemischen Holzschutzes, veränderte Bauweisen und Ausbau von Dachgeschossen, verringerter Anteil von Baumkante an normgerechten Bauschnitthölzern sowie der Rückgang von Einschleppungen durch bereits mit Larven infiziertem Holz.[10]
Die Art wurde von Carl von Linné, als Cerambyx bajulus, erstbeschrieben. Es ist die einzige rezente Art der Gattung Hylotrupes Audinet-Serville, 1834.[7][11] Eine fossile Art, Hylotrupes senex aus der Fossillagerstätte Rott wurde 1859 durch Carl von Heyden der Gattung zugeordnet[12], diese sehr alte und nie überprüfte Angabe bedarf einer Bestätigung. Die Gattung gehört zur Tribus Hylotrupini Rose, 1983 (früher oft inkorrekt Zagajkevich, 1991 zugeschrieben) in der Unterfamilie Cerambycinae. Nach genetischen Daten ist nahe verwandt die Gattung Rosalia mit dem Alpenbock.[13]
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