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englisches Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Haus Marshal war eine anglonormannische Familie, die im 12. und 13. Jahrhundert zu einem einflussreichen Adelsgeschlecht in England aufstieg. Vom Beginn des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts amtierten die Familienoberhäupter als Master Marshal of the King’s household.
Als Stammvater der Familie gilt Gilbert, der am Hof von König Heinrich I. das Amt des Marshals ausübte. Nach seinem Tod vor 1130 übernahm sein Sohn John FitzGilbert das Amt, womit die Familie zunehmend nach dem Amt bezeichnet wurde.[1] John FitzGilbert hinterließ aus zwei Ehen mehrere Söhne, so dass bei seinem Tod 1165 sein Erbe aufgeteilt wurde. Da er sich von seiner ersten Frau hatte scheiden lassen,[2] erbte Gilbert, der überlebende Sohn aus seiner ersten Ehe, nur einen kleineren Teil sowie das Erbe seiner Mutter. Johns ältester Sohn aus seiner zweiten Ehe, der ebenfalls John hieß, erbte dagegen den Großteil der Besitzungen seines Vaters. Als Gilbert bereits 1166 kinderlos starb, erbte der jüngere John auch dessen Anteil am väterlichen Erbe. Bei seinem Tod 1194 hinterließ der jüngere John aber nur einen unehelichen Sohn, der ebenfalls John hieß. Daraufhin fiel das Marshal-Erbe an William Marshal, dem jüngeren Bruder des jüngeren John.
William Marshal hatte als Ritter dem englischen König Heinrich II. loyal gedient. Dieser hatte ihm noch kurz vor seinem Tod 1189 das Recht zugesprochen, die reiche Erbin Isabel de Clare zu heiraten. Durch diese Heirat erwarb William Marshal 1189 umfangreiche Besitzungen in der Normandie, in England, die irische Herrschaft Leinster und die beiden Herrschaften Netherwent mit Chepstow und Usk sowie Pembroke in den Welsh Marches.[3] Durch die Heirat erhielt er Iure uxoris auch den Titel Earl of Pembroke. Trotz des zunehmenden Konflikts zwischen England und Frankreich gelang es ihm, auch nach der Eroberung der Normandie durch Frankreich 1204 sowohl seine englischen Besitzungen wie auch seine Güter in der Normandie zu behalten. Er war einer der berühmtesten Ritter seiner Zeit. Nach dem Tod von König Johann Ohneland 1216 wurde er trotz seines hohen Alters Regent für den minderjährigen Heinrich III. Als Regent konnte er erfolgreich den Ersten Krieg der Barone beenden. Er hinterließ fünf Söhne, von denen sein ältester Sohn William die englischen, walisischen und irischen Besitzungen erbte, während der zweite Sohn Richard die französischen Besitzungen erbte. Nach dem kinderlosen Tod des 2. Earls erbte Richard die übrigen Familienbesitzungen, er starb jedoch während einer Rebellion gegen König Heinrich III. Daraufhin erbte der dritte Sohn Gilbert die Besitzungen. Die französischen Besitzungen gingen allerdings aufgrund der Konflikte zwischen England und Frankreich nun verloren. Im Kampf gegen die walisischen Fürsten hatte die Familie jedoch 1223 Cilgerran, Cardigan und Carmarthen erobert. Durch Heiratsbündnisse, militärischen Druck und den Ausbau von Burgen wie Usk, Chepstow, Cilgeran und Pembroke gelang es der Familie, ihren Einfluss in Wales weiter auszubauen. Gilbert Marshal galt in den 1230er Jahren als mächtigster Marcher Lord von Südwales.[4]
Gilbert Marshal starb jedoch kinderlos, worauf seine Brüder Walter und Anselm nacheinander die Besitzungen erbten. Auch diese starben bis Ende 1245 kinderlos, so dass alle fünf Söhne von William Marshal, 1. Earl of Pembroke ohne ehelichen Nachkommen gestorben waren. Daraufhin wurde der umfangreiche Besitz zwischen 1246 und 1247 unter den fünf Töchtern des 1. Earl of Pembroke, Matilda, Isabel, Sibyl, Eva und Joan bzw. deren Erben aufgeteilt. Die Aufteilung des Erbes war schwierig, da die Witwen der Brüder auch noch jeweils Ansprüche auf ein Wittum hatten, dass ihnen lebenslang zustand. Die Aufteilung der walisischen Besitzungen erfolgte im Juli 1246. Dabei erhielt Richard de Clare, 5. Earl of Gloucester als Erbe von Isabel Marshal Usk in Netherwent sowie Castle Walwyn in Pembrokeshire. Caerleon, ein Teil von Netherwent, fiel an Agnes de Vescy und Maud de Kyme, die Töchter von Sybil Marshal und William de Ferrers, 5. Earl of Derby.[5] Der Großteil der Herrschaft Pembroke fiel an Joan Marshal, die mit Warin de Munchensi verheiratet war. Ihre Erbin wurde ihre Tochter Joan. König Heinrich III. verheiratete sie 1247 mit seinem Halbbruder William de Valence, dem er den Titel Earl of Pembroke neu verlieh.[6] Die Aufteilung der irischen Güter war besonders schwierig und zog sich bis ins Frühjahr 1247 hin.[7] Kilkenny wurde zunächst unter königliche Verwaltung gestellt. Leinster wurde im Mai 1247 zwischen den fünf Töchtern aufgeteilt. Die älteste Tochter Matilda bzw. ihr Sohn Roger Bigod, 4. Earl of Norfolk erhielten Carlow. Kilkenny fiel an Richard de Clare, Kildare fiel an Agnes, die älteste Tochter von Sibyl Marshal. Sie war mit William de Vescy, Lord of Alnwick verheiratet. Die 1246 verstorbene vierte Tochter Eva Marshal war mit dem Marcher Lord William de Braose verheiratet gewesen. Sie hatte keine Söhne, sondern nur vier Töchter hinterlassen. Auf diese wurde nun ihr Anteil aufgeteilt.[8] Das Erbamt des Marshals fiel an Roger Bigod, 4. Earl of Norfolk. Die Aufteilung des Erbes wurde erst 1275 endgültig abgeschlossen, als Eleanor de Montfort, die Witwe von William Marshal, 2. Earl of Pembroke starb und ihr Wittum unter den Erben aufgeteilt wurde.
John Marshal, der uneheliche Sohn von John the Marshal († 1194), war aufgrund seiner unehelichen Geburt vom Erbe seines Vaters ausgeschlossen. Er stieg aber unter König Johann Ohneland zum Marshal of Ireland auf und konnte eine Nebenlinie der Familie in Northamptonshire begründen. Sein gleichnamiger Sohn John wurde durch Heirat Earl of Warwick, starb aber kinderlos. Johns Neffe William Marshal erbte die ostenglische Herrschaft Hingham. Dessen Enkel William Marshal beanspruchte 1308 erfolglos das Amt des Marshal of England. Er wurde 1309 in das englische Parlament berufen und gilt damit als Baron Marshal. Mit dem kinderlosen Tod seines Sohns John Marshal 1316 erlosch die Familie in männlicher Erbfolge. Seine Erbin wurde seine Schwester Hawise Marshal, die Robert de Morley, 2. Baron Morley geheiratet hatte.
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