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deutscher UN-Diplomat, Jurist und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans-Christof von Sponeck (bürgerl. Hans-Christoph Graf von Sponeck; * 20. August 1939 in Bremen) ist ein deutscher UN-Diplomat, Autor politischer Sachbücher und Hochschullehrer. Von 1968 bis 2000 war er an verschiedenen Einsatzorten für die Vereinten Nationen tätig, zuletzt in Bagdad (Irak). Er ist Sohn des von den Nationalsozialisten in der Folge des 20. Juli ermordeten Generalleutnants Hans von Sponeck.
Der Sohn der badischen Grafenfamilie Sponeck mit Offizierstradition über mehrere Generationen verlor als Fünfjähriger infolge der Ereignisse des 20. Juli 1944 seinen Vater. Im Jahr 1957 war er einer der ersten Kriegsdienstverweigerer der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland.
Von Sponeck studierte in Deutschland und den USA Geschichte, Demographie und Kulturanthropologie. Von 1966 bis 1968 arbeitete er für die Deutsche Stiftung für Internationale Zusammenarbeit. 1968 begann er eine Diplomatenkarriere bei den Vereinten Nationen. Seine Einsatzländer im Dienst des UN-Entwicklungsprogramms UNDP waren – neben den Zentralen in New York und Genf – unter anderem Ghana, Pakistan, Türkei, Botswana und Indien. Mitte 1998 trat er in Nachfolge von Denis Halliday als Koordinator für humanitäre Fragen seinen Dienst in der irakischen Hauptstadt Bagdad an. Halliday war aus Protest gegen die Politik der UN zurückgetreten. Das UN-Embargo hatte er als „Völkermord“ bezeichnet. Im Irak hatte er unter anderem die Verantwortung für das UN-Programm „Oil for food“ („Öl für Nahrungsmittel“).
Im Februar 2000 reichte er seinen Rücktritt aus Protest gegen die Sanktionspolitik des UN-Sicherheitsrates ein, die er verantwortlich für das Sterben mehrerer hunderttausender irakischer Kinder sah. Er tat dies gemeinsam mit weiteren UN-Spitzenbeamten in Übereinstimmung seiner fachlich-diplomatischen Einschätzung der Lage im Irak mit seinem Vorgänger, wie aus einem von ihnen gemeinsam verfassten Artikel in der britischen Zeitung The Guardian hervorgeht.[1] Er hatte zuletzt den Rang eines Beigeordneten UN-Generalsekretärs.
Nach seinem Rückzug aus der Diplomatie versuchte er, die Öffentlichkeit über die prekäre humanitäre Lage im Irak aufzuklären, die bereits vor dem US-geführten zweiten Golfkrieg dort die Notlage der Bevölkerung ausmachte. Neben Beiträgen in Zeitungen und Büchern verfasste er gemeinsam mit dem Genfer Journalisten Andreas Zumach das Sachbuch „Irak – Chronik eines gewollten Krieges“, das 2003 erschien. Im gleichen Jahr würdigte ihn die Bremer Stiftung „Die Schwelle“ mit dem „Bremer Friedenspreis“. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt er im Jahr 2000 den Coventry-Friedenspreis der englischen Kirche.
Im Juni des Jahres 2005 nahm er als Fachkundiger an dem in der Tradition der Russell-Tribunale stehenden „Welt-Tribunal über den Irakkrieg“ teil. Das 58-köpfige Gremium aus Juristen und Kriegszeugen, dem er angehörte, sammelte mit Arundhati Roy als Sprecherin der Jury in Fortsetzung der Sitzungen in Brüssel und New York am Tagungsort Istanbul drei Tage lang Aussagen und Analysen zur Zeitgeschichte des letzten Irakkriegs. Sprecher betonten, es gehe nicht darum, Schuldige zu benennen, sondern Aufklärung voranzubringen. Seit 2006 ist von Sponeck Lehrbeauftragter am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg.
Er war Ratsmitglied des von Jakob von Uexküll gegründeten World Future Council.
Im April 2022 gehörte er zu den Erstunterzeichnern eines offenen Briefes, in welchem Bundeskanzler Olaf Scholz aufgefordert wurde, im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine der Ukraine keine Waffen zu liefern sowie die Regierung in Kiew zu ermutigen, den militärischen Widerstand zu beenden.[2]
Den Import russischen Gases betrachtet er nicht als Finanzierung der Putinschen Kriegskasse, sondern als kostengünstig für Verbraucher in Deutschland.[3]
2005 richtete die UNO eine Untersuchungskommission ein, die sogenannte Volcker-Kommission, die sich mit Korruptionsvorwürfen von UNO-Beamten beschäftigte. Dabei wurde auch das Verhalten von Sponecks untersucht (Seiten 508–509). Im Abschlussbericht wurde er von jedem Korruptionsverdacht freigesprochen. Es wurde festgestellt, dass man versucht habe, ihn zu bestechen, er sich jedoch nicht habe bestechen lassen. Der Bericht stellte fest, dass von Sponeck nach seinem Ausscheiden von einem Unternehmen unterstützt wurde, um gegen die UNO-Embargo-Politik Werbung zu machen. Der Bericht stellte auch fest, dass er keinen Kontakt zur irakischen Regierung gesucht habe. Abschließend empfahl der Bericht, Verträge mit UN-Mitarbeitern so zu gestalten, dass sie auch nach ihrem Ausscheiden für Verhalten, das ihrer vorherigen Aufgabe zuwiderläuft, sanktioniert werden können (Seite 509).
In einem Interview der taz[4] betonte von Sponeck, dass er nach seinem Rücktritt von der Firma J. Bauer unterstützt worden sei und es der Firma Bauer um die Lieferung von Milchpulver, also einen ganz legitimen Teil des „Öl für Nahrungsmittel“-Programms, gegangen sei. Wenn es zum damaligen Zeitpunkt schon verschärfte Regeln gegeben hätte, hätte er zugunsten der notleidenden Familien womöglich bewusst gegen die Sanktionspolitik des Sicherheitsrats verstoßen, sagte er. Sein Rücktritt 2000 sei eine bewusste Entscheidung für die primäre Verantwortung gegenüber den Menschenrechten gewesen.
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