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gewerkschaftsnahe Stiftung, Begabtenförderungswerk Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Düsseldorf.[2] Benannt nach dem ersten Vorsitzenden des DGB, Hans Böckler, ist sie allen ihren Aufgabenfeldern der Mitbestimmung als Gestaltungsprinzip verpflichtet und wirbt für diese Idee. Sie unterstützt Mandatsträger in Mitbestimmungsfunktionen und tritt für erweiterte Mitbestimmungsrechte ein. Darüber hinaus will sie dazu beitragen, Arbeitsbedingungen zu verbessern und soziale Gerechtigkeit zu fördern.[3] Die Stiftung zählt zu den 13 Begabtenförderungswerken in der Bundesrepublik Deutschland, welche Studierende sowie Promovierende mit herausragenden Leistungen finanziell und ideell in ihrer akademischen Ausbildung unterstützen.[4] Sie fördert zudem wissenschaftliche Forschungsprojekte finanziell und forscht in wissenschaftlichen Instituten, die Teil der Stiftung sind.[5]
Hans-Böckler-Stiftung | |
---|---|
Rechtsform | Gemeinnützige Stiftung |
Bestehen | Seit 1977 (auf Beschluss des DGB aus der Fusion der 1954 gegründeten Vorläuferin Stiftung Mitbestimmung mit der Hans-Böckler-Gesellschaft) |
Sitz | Düsseldorf |
Zweck | Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) |
Vorsitz | Yasmin Fahimi |
Kuratorium | Elke Hannack (Vorsitz) |
Geschäftsführung | Claudia Bogedan |
Bilanzsumme | 73,6 Mio. Euro (2017/2018)[1] |
Website | boeckler.de |
Nach der Einführung der Montan-Mitbestimmung im Jahr 1951 gab es verschiedene Anläufe der Gewerkschaften, durch Institutionen das personalpolitische Feld grundsätzlich weiterzuentwickeln; auch außerhalb der Bergbau-, Eisen- und Stahlindustrie. Im November 1952 wurde beispielsweise die Gesellschaft für soziale Betriebspraxis (GsB) und der Verein für soziale Betriebspraxis gegründet. Die GsB beschränkte sich auf wissenschaftliche und publizistische Aufgaben. Der Verein sollte unter anderem den Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter den Mitgliedern fördern. Sowohl die GsB als auch der Verein konnten jedoch nie etabliert werden und verloren nach einer Reorganisation im Jahr 1954 an Bedeutung.[6]
Nach Beratungen zwischen dem DGB, der IG Metall, der IGBE und dem 1946 gegründeten WWI wurde am 23. April 1954[7] die Hans-Böckler-Gesellschaft zur Förderung der Mitbestimmung in Theorie und Praxis gegründet, um den Erfahrungsaustausch der Arbeitnehmervertreter zu verbessern. Im selben Jahr gründete der DGB die Stiftung Mitbestimmung zur Ausbildungs- und Bildungsförderung von Arbeitnehmern.[6] Finanziert wurden beide Institutionen über Spenden.[8]
Die Hans-Böckler-Gesellschaft gab 1955 erstmals die Zeitschrift Das Mitbestimmungsgespräch (heute Mitbestimmung) heraus.[6][9] Ebenso organisierte sie regelmäßig Informationsgespräche für die Arbeitnehmervertreter in deutschen Großstädten.[6][8]
Auch durch eine stärkere Verbindlichkeit zur Abgabe von Vergütungen aus Arbeitnehmertätigkeiten auf Basis von DGB-Beschlüssen stiegen insbesondere die finanziellen Möglichkeiten der Stiftung Mitbestimmung an. Im Jahr 1964 betrug das Jahresbudget für die Studienförderungen 2,2 Millionen Deutsche Mark. Das Budget der Hans-Böckler-Gesellschaft betrug im selben Jahr 200.000 D-Mark. Beide Institutionen kooperierten miteinander. So traten sie auf Gewerkschaftstagen beispielsweise mit gemeinsamen Ständen auf. In den 70er Jahren und durch eine neue Debatte zum Thema Mitbestimmung, die 1976 in das Mitbestimmungsgesetz mündete, näherten sich die Hans-Böckler-Gesellschaft und die Stiftung Mitbestimmung einander an.[8] Durch die Ausweitung der Mitbestimmung aufgrund des neuen Gesetzes und die daraus hervorgegangenen Ressourcen entschieden sich die Gewerkschaften, diese Ressourcen in einer Institution zu bündeln.[10]
Am 1. Juli 1977 wurde durch den Zusammenschluss der Hans-Böckler-Gesellschaft und der Stiftung Mitbestimmung die Hans-Böckler-Stiftung gegründet.[11] Im ersten Jahresbericht (1977) bezeichnete sie sich als Instrument des DGB, „das zur Verbesserung der Lage der Arbeitnehmer im Bildungs- und Beschäftigtensystem genutzt werden muß“. Weder das Bildungssystem noch das Wirtschaftssystem dürfe den „inhumanen Gesetzmäßigkeiten des Marktes“ überlassen werden.[12] Der DGB verpflichtete die Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, ihre Aufsichtsratseinkommen an die gemeinnützige Hans-Böckler-Stiftung abzuführen. Ziel war es, eine persönliche Bereicherung der Arbeitnehmervertreter durch die Aufsichtsratsposten zu verhindern.[10]
1982 wurde die erstmals 1955 veröffentlichte Zeitschrift Das Mitbestimmungsgespräch in Die Mitbestimmung umbenannt. Gleichzeitig stellte man auf eine Magazingestaltung mit großen Fotos und einem gestalteten Cover um.[13] Seit 1995 heißt die Zeitschrift Mitbestimmung.[9]
1995 wurde mit dem 1946 als Wirtschaftswissenschaftliches Institut gegründeten Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Institut (WSI) eine erste Forschungseinrichtung in die Hans-Böckler-Stiftung integriert.[14] Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung richtete die Hans-Böckler-Stiftung 1996 eine Mitbestimmungskommission („Mitbestimmung und neue Unternehmenskulturen – Bilanz und Perspektiven“) ein, deren Abschlussbericht 1998 vorgelegt wurde.[15] Die Kommission sollte „den Einfluss der Mitbestimmung auf unternehmerische Entscheidungen und ökonomische Effizienz, soziale Sicherheit und gesellschaftliche Solidarität“ untersuchen und eine Bestandsaufnahme der Mitbestimmungspraxis in Deutschland leisten.[16] Eine Empfehlung der Kommission war laut dem wissenschaftlichen Leiter Wolfgang Streeck die „Etablierung eines kontinuierlichen, vertrauensvollen Dialogs auf Spitzenebene der Sozialpartner, um über die gemeinsame Beobachtung der Unternehmenspraxis zu mehr Konsens auch in Kernfragen der Sozial- und Tarifpolitik zu gelangen.“[17]
2005 gründete die Stiftung das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), mit dem Ziel, ein Gegengewicht zu von der Wirtschaft finanzierten Studien zu schaffen.[18] Das IMK gilt als eine der einflussreichsten wirtschaftspolitischen Denkfabriken der Welt.[19]
In den Jahren 2005 und 2006 arbeiteten mehrere Experten der Hans-Böckler-Stiftung in der Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung („zweite Biedenkopf-Kommission“) mit, die 2005 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder berufen wurde.[20]
Am 1. September 2015 startete die Hans-Böckler-Stiftung mit dem Mitbestimmungsportal einen Informationsservice für Praktiker der Mitbestimmung.[21]
Aus der Abteilung Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung ging zum 1. Januar 2018 das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) hervor. Gleichzeitig verstärkte sich die Stiftung um ein weiteres wissenschaftliches Institut: Das 2010 in Frankfurt am Main als Teil der Otto-Brenner-Stiftung gegründete Hugo-Sinzheimer-Institut für Arbeitsrecht (HSI) wurde Teil der Stiftung.[22]
Zur Förderung der Wissenschaft vergibt die Hans-Böckler-Stiftung seit 2018 jährlich den Maria-Weber-Grant, der vier Wissenschaftler finanziell unterstützt.[23] Die Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Benannt ist der Preis nach Maria Weber, der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des DGB. Weber war 1977 auch Mitglied des ersten Kuratoriums der Stiftung.[24]
Die Hans-Böckler-Stiftung hatte Ende 2021 etwa 220 Beschäftigte,[25] die meisten am Standort Düsseldorf, dem Hauptsitz der Stiftung. Ferner hat die Stiftung Büros in Frankfurt (HSI)[26] und Berlin (unter anderem die Forschungsstelle Arbeit der Zukunft).[27]
Der Haushalt des Geschäftsjahres 2017/18 hatte laut Jahresbericht 2018 ein Gesamtvolumen von 73,6 Millionen Euro. 61 Prozent der Stiftungseinnahmen speisten sich aus Zuwendungen von Förderern. So führten vor allem Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, Arbeitsdirektoren sowie Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer gewerkschaftlicher Unternehmen – gemäß Beschluss des DGB-Bundesausschusses – Teile ihrer Vergütungen oder Einkünfte an die Hans-Böckler-Stiftung ab. Zudem erhält die Stiftung für die Vergabe von Stipendien zweckgebundene Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dies waren im Geschäftsjahr 2017/18 rund 28,6 Millionen Euro bzw. 36,8 Prozent des Haushalts der Stiftung.[28]
Die Stiftung wird von einem Vorstand geleitet. Die Vorsitzende des Vorstands ist die amtierende DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi (Stand 2022). Der Vorstand wird für die Dauer von drei Jahren gewählt. Zur Vorbereitung und Durchführung der Beschlüsse der Organe der Stiftung sowie zur Erledigung der laufenden Geschäfte bestellt der Vorstand ein hauptamtliches Leitungsgremium, das Direktorium.[29] Zur Geschäftsführerin wurde im September 2021 Claudia Bogedan bestellt, die Norbert Kluge ablöste.[30]
Der Vorstand wird von den Mitgliedern des Kuratoriums der Stiftung gewählt. Vorsitzende des Kuratoriums ist mit Stand von 2022 Elke Hannack (Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes). Die Mitglieder des Kuratoriums werden für vier Jahre vom DGB berufen.[29]
Zur Hans-Böckler-Stiftung gehören vier wissenschaftliche Institute und zwei Förderabteilungen: die Forschungsförderung und die Studienförderung.
Das WSI forscht zu Arbeit und Lebenswelt, Transformation der Arbeit, sozialer Ungleichheit und sozialen Risiken sowie dem Europäischen Sozialmodell. Das Institut stellt im WSI-Tarifarchiv eine umfangreiche Dokumentation und Auswertungen zu Aspekten der Tarifpolitik zur Verfügung.[31]
Das IMK erforscht konjunkturelle Phänomene auf der Basis gesamtwirtschaftlicher Modellzusammenhänge. Dabei steht die empirische Forschung im Vordergrund. Sie stützt sich auf keynesianisch geprägte Ansätze der Wirtschaftstheorie. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit liegen im Bereich Konjunkturforschung, deutscher wie europäischer Finanz- und Steuerpolitik, Geldpolitik und gesamtwirtschaftlicher Arbeitsmarktforschung.[32]
Das HSI mit Sitz in Frankfurt widmet sich in der Tradition des Namensgebers Hugo Sinzheimer, der nationalen und internationalen Forschung zum Arbeits- und Sozialrecht. Zu seinen Themen gehören unter anderem Fragen des IT-Arbeitsrechts, des Tarif- und Arbeitskampfrechts sowie der Mitbestimmung und des europäischen Arbeitsrechts in Form der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs.[33]
Das I.M.U. berät Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten zu Fragen der Aufsichtsratsarbeit, Wirtschaft und Recht, Personal und Sozialwesen sowie zu Aus- und Weiterbildung. Zudem forscht das Institut, etwa zum Zusammenhang zwischen nachhaltiger Unternehmensführung und Mitbestimmung. Mit Praxiswissen Betriebsvereinbarungen bietet das I.M.U eine große Datenbank mit Auszügen zu vielfältigen Themen in Betriebsvereinbarungen an.[34]
Die Hans-Böckler-Stiftung fördert rund 100 Forschungsprojekte pro Jahr zu aktuellen Fragen und Problemen. Die Forschungsförderung initiiert und fördert wissenschaftliche Vorhaben an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu den Themenschwerpunkten Strukturwandel und Innovation, Mitbestimmung, Erwerbsarbeit, Wohlfahrtsstaat, Bildung in der Arbeitswelt und Geschichte der Gewerkschaften.[28] Abgeschlossene Studien werden durch die Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht.
Die Hans-Böckler-Stiftung fördert besonders begabte Stipendiaten. Von diesen wird erwartet, dass sie sich gewerkschaftlich, gesellschaftspolitisch und sozial engagieren. Sie sollen leistungsstark sein und ihr Studium rasch absolvieren; typischerweise wollen sie im Beruf viel erreichen. Ziel der Förderung ist es, dass Stipendiaten auch nach dem Studium Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen.[35]
Die Hans-Böckler-Stiftung fördert ihre Stipendiaten sowohl finanziell als auch ideell. Mit mehr als 2700 Stipendiaten im Jahresdurchschnitt ist die Stiftung eines der großen Begabtenförderungswerke der Bundesrepublik Deutschland.[36]
Die finanzielle Förderung[37] orientiert sich an den Richtlinien des BAföG. Das Stipendium muss jedoch später nicht zurückgezahlt werden. Unterschieden wird zwischen der Grundförderung und der Promotionsförderung.
Im Rahmen der Grundförderung setzt sich das Stipendium aus
zusammen. Zusätzlich zu dem Stipendium können ein Familienzuschlag in Höhe von 155 Euro im Monat sowie eine Kinderbetreuungspauschale von 130 Euro pro Monat gezahlt werden, wenn mindestens für ein im Haushalt lebendes Kind das Personensorgerecht besteht.
Doktoranden erhalten ein monatliches Stipendium von 1350 Euro. Hinzu kommt in der Regel eine monatliche Forschungskostenpauschale von 100 Euro. Zusätzlich erhalten sie
Auslandsaufenthalte werden zusätzlich durch Stipendien bzw. Auslandszulagen und die Teilübernahme von Studiengebühren gefördert. Nach Nr. 11 Einkommensteuergesetz (EStG) sind Zahlungen aus dem Stipendium steuerfrei.
Zum ideellen Förderprogramm gehören Sommerakademien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse, Kurztagungen, Seminare sowie die Betreuung durch örtliche Vertrauensdozenten, die diese Aufgabe ehrenamtlich für die Hans-Böckler-Stiftung übernehmen. Die Stipendiaten müssen jedes Semester einen Bericht über ihr Studium und ihr sonstiges Engagement verfassen. Darüber hinaus haben die Geförderten die Möglichkeit, eigene Tagungen und weitere Veranstaltungen selbständig zu entwickeln und umzusetzen. Dazu können sie Gelder beim stipendiatischen Solidaritätsfonds der Hans-Böckler-Stiftung beantragen, der sich aus Spenden der Stipendiaten und Vertrauensdozenten finanziert.[38] Darüber hinaus vermittelt die Hans-Böckler-Stiftung Praktika und bietet ein Mentoringprogramm an.[35]
Innerhalb der Studienförderung gibt es regionale Stipendiatengruppen, die Delegierte zur jährlichen Stipendiatischen Konferenz (SK) entsenden. Dort werden anhand von Wahlen die stipendiatischen Gremien besetzt und Anträge eingebracht, debattiert und abgestimmt. Das wichtigste stipendiatische Gremium innerhalb der Hans-Böckler-Stiftung ist das Bundeskollektiv (BuKo), das die Aufgabe hat, die Beschlüsse der SK umzusetzen. Weitere Gremien sind beispielsweise die Stipendiatische Projektkommission oder der (nur teilweise mit Stipendiaten besetzte) Solidaritätsfonds.[39] Die SK wählt außerdem zwei Stipendiaten in das Kuratorium, sowie einen Stipendiaten in den Vorstand der Hans-Böckler-Stiftung.
Die Hans-Böckler-Stiftung vergibt als einziges Begabtenförderungswerk auch Stipendien für Studierende des zweiten Bildungswegs[40]. Es werden zeitgleich jeweils circa 50–60 Stipendien vergeben. Diese werden aus Eigenmitteln der Hans-Böckler-Stiftung finanziert.
Im Zeitraum 2019 bis 2022 richtet die Hans-Böckler-Stiftung eine Sommerakademie für alle Begabtenförderungswerke aus. Die Akademie möchte damit werkübergreifend eine gemeinsame Plattform für junge, begabte, engagierte und der Demokratie verpflichtete Menschen schaffen. Die Sommerakademien werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Schirmherrschaft hat dafür der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen. Die erste Sommerakademie fand vom 26. August bis zum 2. September 2019 zum Thema „Demokratie gestalten!“ in Heidelberg statt.[41]
Die Hans Böckler-Stiftung fördert derzeit rund 2.740 Stipendiaten (Stand 2018) und hat ca. 16.000 Altstipendiaten.[35] 51 Prozent der Stipendiaten stammen aus Nicht-Akademikerfamilien (Stand 2018) und 36,1 Prozent haben einen Migrationshintergrund (Stand 2018).
Anzahl der Stipendiaten nach Fächergruppen (Stand 2018):[28]
Fächergruppe | Anzahl der Stipendiaten |
---|---|
MINT-Fächer | 649 |
Kunst, Kunstwissenschaft | 98 |
Medizin und Veterinärmedizin | 152 |
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften | 1.047 |
Sport | 2 |
Sprach- und Kulturwissenschaften | 744 |
Gewerkschaftszugehörigkeit der geförderten Stipendiaten (Stand 2018):[28]
Geschlecht der geförderten Stipendiaten (Stand 2018):[28]
Männlich | Weiblich |
---|---|
1.370 | 1.322 |
Als eine ihrer zentralen Aufgaben sieht die Stiftung die Förderung der betrieblichen und unternehmerischen Mitbestimmung als Grundlage von Gerechtigkeit, guter Unternehmensführung und Sicherheit in der sozialen Marktwirtschaft.[3] Durch die Beratung und Qualifizierung von Betriebs- und Personalräten und von Arbeitnehmervertretern in Aufsichtsräten will die Stiftung das Prinzip der Mitbestimmung in der Wirtschaft stärken. Das Thema Mitbestimmung beschäftigt die Stiftung auch in ihrer wissenschaftlichen Forschung. Unter dem Stichwort „Workers‘ Voice“ erforschte eine dazu gebildete Kommission unterschiedlich gehandhabte Mitbestimmungspraktiken in der EU.[42] Zudem konnte die Stiftung in Studien zeigen, dass sich Mitbestimmung auf Arbeitsbedingungen und auf den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen positiv auswirkt.[43]
Die Auseinandersetzung mit den Fragen von Gerechtigkeit und Verteilung gehört zu den zentralen Themen der Hans-Böckler-Stiftung. Die Forschung der Stiftung untersucht dabei etwa, wie Vermögen, Erbschaften und hohe Mieten[44] soziale Ungleichheit verstärken, wie sich die Einkommen auseinanderentwickeln[45] und inwiefern Entwicklungen wie diese vor dem Hintergrund einer gerechten Gesellschaft positiv beeinflusst werden können.[46] Ein Schwerpunkt der Forschung und der Publikationen zu diesem Thema ist die europäische Perspektive, etwa die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Europa oder Arbeitsbedingungen von Migranten.[47]
Ein Schwerpunktthema der Hans-Böckler-Stiftung sind Arbeitsbedingungen und Löhne. Stabile Beschäftigungsverhältnisse jenseits von Beschäftigungsformen wie Minijobs oder Leiharbeit werden von der Stiftung als zentrale Wohlstandsquelle für die Gesellschaft betrachtet. Tarifverträge und die Lohnentwicklung werden von der Hans-Böckler-Stiftung regelmäßig ausgewertet.[48] Schlechte Arbeitsbedingungen im Dienstleistungssektor, insbesondere in der Pflege[49] und in der Logistik[50], sowie die Entwicklung des Niedriglohnsektors[51] wurden in mehreren Studien beleuchtet. Zudem untersucht die Stiftung die Auswirkungen der Flexibilisierung von Arbeitszeiten[52] und der Zunahme von Home-Office-Arrangements in der Arbeitswelt.[53]
Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen in der Arbeitswelt haben insbesondere die Forschungsarbeit der Stiftung in jüngerer Zeit geprägt. Die Stiftung veröffentlichte etwa den Abschlussbericht der Kommission „Arbeit der Zukunft“, in dem Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Denkanstöße erarbeitet haben. In welche Richtung diese Veränderung geht, sieht die Stiftung nicht als zwangsläufige Folge des technischen Fortschritts, sondern als gesellschaftlich und politisch beeinflussbar. Weitere Studien der Stiftung befassen sich unter anderem mit Crowdwork[54] und Plattform-basierten Geschäftsmodellen.[55]
Beim Thema Globalisierung erforscht die Stiftung insbesondere makroökonomische Zusammenhänge sowie Finanzmärkte und ihre Regulierung sowie globale Wertschöpfungsketten. Die Stiftung erstellt vier Mal im Jahr Konjunkturprognosen.[56] Seit 2012 berechnet die Stiftung zudem monatlich, wie wahrscheinlich es ist, dass die deutsche Wirtschaft in den nächsten drei Monaten einen Abschwung oder einen Boom erlebt.[57] Ein Schwerpunkt seit der Finanzkrise im Jahr 2007/2008 war auch die Konstruktion des Euro. Kritik übte die Stiftung bzw. das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung an der europäischen Austeritätspolitik in Folge der Krise im Euroraum.[58] Das Thema Globalisierung verfolgt die Stiftung auf unterschiedlichen Ebenen: Forschung zu gefährlichen Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft[59] gehört ebenso dazu wie Untersuchungen zu „Global Framework Agreements“, die Unternehmen zu fairen Arbeitsbeziehungen über ihre gesamte Lieferkette hinweg verpflichten.[60]
Auf der Webseite der Stiftung stehen ihre Veröffentlichungen sowie Datenportale, wie der Lohnspiegel, das GenderDatenPortal und der Konjunkturspiegel, frei zur Verfügung.
Dieser Preis ist die höchste Auszeichnung der Hans-Böckler-Stiftung, des Deutschen Gewerkschaftsbunds und seiner Mitgliedsgewerkschaften.
Er wurde an Persönlichkeiten und Organisationen verliehen, die sich in besonderer Weise um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitnehmern und ihren Familien, die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Bildung und Weiterbildung, den sozialen Zusammenhalt und das solidarische Miteinander der Menschen sowie die Mitbestimmung und die Mitwirkung in Wirtschaft und Gesellschaft verdient gemacht haben.
Folgende Personen erhielten die Auszeichnung:
Der Preis ist seit 2002 ausgesetzt.[63] 2003 beschloss die Stadt Köln im Gedenken an ihren Ehrenbürger (seit 1951), ab 2005 den Hans-Böckler-Preis der Stadt Köln in zweijährigem Rhythmus zu verleihen.
Zur Erinnerung an das Lebenswerk von Hans Böckler wird vom DGB und seinen Einzelgewerkschaften die Hans-Böckler-Medaille vergeben. Sie ist die höchste Auszeichnung der Gewerkschaften in Deutschland. Mit ihrer Verleihung werden besondere Verdienste im gewerkschaftlichen Bereich, vor allem ehrenamtliches Engagement, gewürdigt. Die Auszeichnung wird auf Beschluss des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB vergeben. Anträge erfolgen in der Regel über die Vorständer der Mitgliedsgewerkschaften oder die DGB-Bezirksvorstände.[64]
Unter den ehemaligen Stipendiaten der Stiftung sind:
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