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Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft

deutsche Gewerkschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
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Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist die größte Gewerkschaft des Eisenbahn- und Transportwesens in Deutschland. Sie vertritt das Personal der Eisenbahnen in allen Sparten und konkurriert mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).

Schnelle Fakten Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Rechtsform ...
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Über die EVG

Die EVG ist als politische Organisation sowohl in Frankfurt am Main als auch in Berlin vertreten.[2] Den Mitgliedern stehen 32 regionale Geschäftsstellen und weitere Ortsverbände zur Verfügung.[3] Für die Mitglieder gibt die Gewerkschaft seit Dezember 2010 eine monatliche Mitgliederzeitschrift mit dem Titel imtakt heraus.

Geschichte

Juristisch wurde die EVG am 30. November 2010 nach den satzungsrechtlichen Beschlüssen durch Zusammenschluss der beiden Gewerkschaften Transnet und Verkehrsgewerkschaft GDBA gebildet.[4] Die politische Gründung erfolgte am 1. Dezember 2010.[5] Damit steht die EVG in der Tradition des 1896 gegründeten Verbandes der Eisenbahner Deutschlands (VdED). Die EVG feiert im Jahr 2022 ihr 125-jähriges Bestehen.[6]

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Mitglieder

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Friedensdemo der EVG Jugend (Februar 2022)

Die EVG organisiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Bussen und Bahnen. Zu den Mitgliedern zählen Mitarbeiter der Deutschen Bahn, Privatbahnen, des Bundeseisenbahnvermögens (BEV), des Eisenbahnbundesamtes (EBA) und des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG). Darüber hinaus organisieren sich in der EVG auch Beschäftigte der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (DRV KBS), der BAHN-BKK und der DEVK.[7] Bei ihrer Gründung hatte die Gewerkschaft rund 246.000 Mitglieder, davon 216.000 Mitglieder der Transnet und 30.000 der GDBA.[8] Im Jahr 2011 sank die Mitgliederzahl um etwa fünf Prozent.[9] Anfang 2012 zählte die Gewerkschaft rund 220.000,[8] Ende 2020 184.090 (143.952 männliche, 40.138 weibliche) Mitglieder. Im Jahr 2021 sind 14.601 neue Mitglieder der EVG beigetreten.[10]

Die EVG-Jugend organisiert sich regional zur Interessenvertretung der Jugend- und Auszubildendenvertretungen. Ebenso sind die EVG-Frauen regional aktiv.

Organisationsstruktur

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Logo der ersten Mitgliederzeitschrift EVG imtakt

Das zentrale Leitungsorgan der EVG ist der Bundesvorstand. Er vertritt die Gewerkschaft nach innen und außen gemäß der Politik des im Rahmen der Beschlüsse des Gewerkschaftstages. Fachgruppen stärken die Interessen bestimmter Mitglieder, z. B. Fachgruppe Lokfahrdienst, Fachgruppe Nahverkehr. Die Landesverbände setzen sich zusammen aus Ortsverbänden, Betriebs- und Dienststellengruppen sowie Seniorengruppen, die räumlich einem Bundesland zugeordnet sind. Über die Zuordnung entscheidet der Bundesvorstand.[11] Die Europäische Akademie für umweltorientierten Verkehr EVA ist die Bildungs- und Beratungsgesellschaft der EVG. Das Bildungs- und Förderungswerk arbeitet im Bereich Beratung, Bildungsfinanzierung und Versicherungsleistungen für Mitglieder.[12] Weiterhin unterhält die EVG ein Gewerkschaftshaus in Südfrankreich.[13]

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Mitglied- und Partnerschaften

Wie zuvor Transnet gehört die EVG dem DGB an.[14] Sie ist darüber hinaus Mitglied der Europäischen Transportarbeiter-Föderation und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation.

Vorstände

Am 30. November 2010 wurde Alexander Kirchner als erster Vorsitzenden der neu gegründeten Gewerkschaft gewählt. Am 12. November 2019 löste Torsten Westphal ihn nach neun Jahren ab.[15] Am 22. April 2020 trat Westphal „aus persönlichen Gründen“ vom Vorsitz zurück. Am 30. November 2020 wurde Klaus-Dieter Hommel auf einem digitalen außerordentlichen Gewerkschaftstag zum neuen Vorsitzenden gewählt.[16] Beim ordentlichen Gewerkschaftstag im Oktober 2022 trat Klaus-Dieter Hommel nicht mehr an und der zuvor stellvertretende Vorsitzende Martin Burkert wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.[17]

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Tarifrunden

Zusammenfassung
Kontext

Tarifrunde 2018

Am 8. Dezember 2018 rief die EVG ihre Mitglieder zum Warnstreik am 10. Dezember auf. Bei der Deutschen Bahn wurde bundesweit zwischen 5 und 9 Uhr der gesamte Fernverkehr eingestellt. Der Warnstreik sorgte für zahlreiche Verspätungen im nationalen Bahnverkehr, vereinzelt auch über die Landesgrenzen hinaus. Die Deutsche Bahn rief die EVG zur Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen auf.[18]

Tarifrunde 2023

Am 23. März 2023 rief die EVG gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di ihre Mitglieder zum Warnstreik am 27. März auf. Neben den Mitarbeitern der Deutschen Bahn wurden auch Mitarbeiter bei den Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, Erixx, Vlexx, Eurobahn sowie Die Länderbahn zum Warnstreik aufgerufen. Dieser sollte um 0 Uhr beginnen und bis 24 Uhr andauern. Die Deutsche Bahn hat daraufhin die Einstellung des gesamten Fernverkehrs am Streiktag angekündigt. Auch war von erheblichen Einschränkungen im Regional- und S-Bahnverkehr auszugehen. Martin Seiler, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Bahn AG sagte hierzu: „Wir gehen davon aus, dass am Montag das Land lahmgelegt ist und dass so gut wie kein Eisenbahnverkehr möglich ist.“[19] Am 20. April 2023 gab es einen weiteren Warnstreik der EVG bei der Deutschen Bahn und weiteren Unternehmen von 3 Uhr bis 11 Uhr.[20] Zwei Unternehmen der Transdev-Gruppe hatten beantragt, diesen Warnstreik zu untersagen, waren damit aber gescheitert.[21] Am 11. Mai 2023 kündigte die EVG einen dritten Warnstreik bei der Deutschen Bahn und weiteren Verkehrsunternehmen an, der vom 14. Mai 2023, 22 Uhr bis 16. Mai, 24 Uhr dauern sollte.[22] Gegen diesen Streik reichte die Deutsche Bahn einen Eilantrag vor dem Arbeitsgericht Frankfurt ein, der am 13. Mai 2023 ab 12 Uhr verhandelt wurde.[23] Der Warnstreik wurde am 13. Mai 2023 durch einen gerichtlichen Vergleich abgewendet.[24]

Im Juli 2023 stimmte die EVG einer Schlichtung bei den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG zu. Die Schlichtung wurde von Prof. Dr. Heide Pfarr für die EVG und Thomas de Maizière für die Deutsche Bahn durchgeführt.[25] Ende Juli 2023 wurde die Schlichtung beendet und ein Kompromisspapier vorgelegt.[26] Genauer wich die Vorlage in folgenden Punkten von den Positionen der EVG ab: In der ursprünglichen Forderung war die EVG klar gegen eine Inflationsausgleichsprämie zugunsten einer höheren, tabellenwirksamen Entgelterhöhung.[27] Gefordert wurden 12 % mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten.[28] Weiter betonte die EVG, „Einen Tarifvertrag für alle“ erzielen zu wollen.

Die Schlichtung sah Folgendes vor: Es wird eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2850 Euro im Oktober 2023 gezahlt. Das Entgelt wird um 200 Euro im Dezember 2023 und um weitere 210 Euro im August 2024 angehoben (bezogen auf 12 Monatsgehälter). Die Laufzeit beträgt 25 Monate.[29] Zudem wird es im Jahr 2025 eine Strukturanpassung geben. Diese betrifft von den sechs Funktionsgruppen, die die EVG bei der DB AG vertritt, nur drei.

Trotz der großen Abweichung von den Forderungen und der hohen Kampfbereitschaft der Mitglieder empfahl der Bundesvorstand der EVG die Annahme des Schlichterspruchs.[30] Da der alte Tarifvertrag bereits im Februar 2023 ausgelaufen war und seither keine Erhöhung stattgefunden hatte, waren zahlreiche Mitglieder, gerade in den unteren Lohngruppen, auf die nun mögliche zeitnahe Auszahlung einer Inflationsausgleichsprämie angewiesen. In der – ausschließlich online stattfindenden – Urabstimmung sprachen sich 52,3 % der Umfrageteilnehmer für die Annahme der Schlichtungsempfehlung aus,[31] was die EVG selbst als „klares Votum“ bezeichnet.[32] Die Wahlbeteiligung lag bei 65,3 %.[33] Von allen EVG-Mitgliedern haben somit 34,15 % für die Annahme gestimmt.

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Literatur

  • Siegfried Mielke, Stefan Heinz: Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat. Verfolgung – Widerstand – Emigration (1933–1945) (= Gewerkschafter im Nationalsozialismus. Verfolgung – Widerstand – Emigration. Band 7). Metropol, Berlin 2017, ISBN 978-3-86331-353-1.
  • Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (Hrsg.): Einigkeit. Von der Zersplitterung der Eisenbahner zur vereinten Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) 1835–2012. Frankfurt am Main 2012.
  • Rolf Hofmann, Friedrich Rewinkel: Der ständige Kampf zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen 1835–2017.[34]
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Commons: Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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