- Mit 5. e2–e3 werden folgende Systeme eingeleitet:
- Das Meraner System 5. … Sb8–d7 6. Lf1–d3 d5xc4 wurde 1924 in Meran von Akiba Rubinstein gegen Ernst Grünfeld eingeführt. Nach 7. Ld3xc4 b7–b5 8. Lc4–d3 (Capablancas 8. Lc4–e2 und Kortschnois 8. Lc4–b3 blieben ohne Einfluss.) entsteht die für das Meraner System charakteristische Position.
- Rubinstein spielte das durch ihn klassisch gewordene 8. … a7–a6, um c6–c5 folgen zu lassen. Nach der scharfen Fortsetzung 9. e3–e4 c6–c5 10. e4–e5 c5xd4 11. Sc3xb5 a6xb5 12. e5xf6 g7xf6 13. 0–0 Dd8–b6 14. Dd1–e2 Lc8–b7 15. Ld3xb5 konnte Viswanathan Anand im Weltmeisterschaftskampf 2008 zwei Schwarzsiege gegen Wladimir Kramnik erringen. Heute wird der durch 10. d4–d5 entstehende Reynolds-Angriff, der auf 10. … e6xd5 11. e4–e5 gefolgt von 12. Lc1–g5 nebst Sc3xd5 beabsichtigt, meist bevorzugt.
- Botwinnik wandte in der 13. Partie des Revanchekampfes 1958 die Lundin-Variante 8. … b5–b4 an, um c6–c5 ohne die Vorbereitung a7–a6 zu ziehen.
- Das moderne 8. … Lc8–b7 ist nach Robert Graham Wade benannt. 9. e3–e4 b5–b4 10. Sc3–a4 c6–c5 11. e4–e5 Sf6–d5 wurde von Bent Larsen intensiv angewandt, ohne Angst vor dem Rochadeverlust nach 12. Sa4xc5 Sd7xc5 13. d4xc5 Lf8xc5 14. Ld3–b5+ Ke8–e7 zu haben.
- Diesen langen und scharfen Varianten kann Weiß durch die Anti-Meraner-Variante 5. … Sb8–d7 6. Dd1–c2 ausweichen. Darauf begegnet Schwarz dem weißen Vormarsch im Zentrum e3–e4 oder einer weißen langen Rochade nach Lc1–d2 mit der Vorbereitung des Gegenangriffs im Zentrum e6–e5, beginnend mit 6. … Lf8–d6. Die beiden gebürtigen Letten Alexei Schirow und Alexander Shabalov popularisierten das scharfe Bauernopfer 7. g2–g4. Weitere Spielweisen sind 7. Lf1–d3 (oder 7. Lf1–e2), was nach 7. … 0–0 8. 0–0 d5xc4 9. Ld3xc4 (oder 9. Le2xc4) in Stellungstypen ähnlich dem Meraner System übergeht, und die ruhigeren Züge 7. b2–b3 und 7. Lc1–d2.
- Im Weltmeisterschaftskampf 2012 wandte Anand in vier Partien den stillen Zug 5. … a7–a6!? gegen Boris Gelfand an. Das Spiel kann sowohl in die Tschebanenko-Variante, die durch 4. … a7–a6 (statt 4. … e7–e6) eingeleitet wird, als auch in das Meraner System oder die Anti-Meraner-Variante übergehen. Gelfand reagierte in zwei Partien mit 6. b2–b3, in einer Partie mit 6. Dd1–c2. Mit 6. c4–c5 gewann Gelfand schließlich.
- Nach 5. Lc1–g5 hat Schwarz folgende Möglichkeiten:
- Das Botwinnik-System 5. … d5xc4: Dieses Abspiel zählt zu den kompliziertesten in der Eröffnungstheorie überhaupt. Nach 6. e2–e4 b7–b5 7. e4–e5 h7–h6 8. Lg5–h4 g7–g5 opfert Weiß mit 9. Sf3xg5 – erstmals bei der ungarischen Meisterschaft 1931 von Szigeti gegen Michlo gespielt – kurzfristig eine Figur. Nach der weiteren Folge 9. … h6xg5 10. Lh4xg5 gewinnt Weiß die Figur aufgrund der Fesselung wieder zurück. Die weiteren Abspiele sind heute bis weit über den zwanzigsten Zug analysiert, taktisch geprägt und resultieren häufig in ungleicher Materialverteilung und heterogenen Rochaden. Botwinnik spielte diese Variante zuerst in der Moskauer Meisterschaft 1944. Bereits zwei Jahre zuvor wurde sie von dem deutschen Schachmeister Klaus Junge in mehreren Partien angewandt.
- 5. … h7–h6, was nach 6. Lg5xf6 zur Moskauer Variante, nach 6. Lg5–h4 zum Anti-Moskauer Gambit führt.
- 5. … Sb8–d7 erreicht nach 6. e2–e3 Dd8–a5 über Zugumstellung die Cambridge-Springs-Variante des Abgelehnten Damengambits.
- Nach 5. c4xd5 entsteht nach 5. … c6xd5 die Abtauschvariante der Slawischen Verteidigung, nach 5. … e6xd5 die Abtauschvariante des Abgelehnten Damengambits.
- Seltenere Abspiele sind die Fianchettovariante 5. g2–g3 sowie die Damenzüge 5. Dd1–b3, 5. Dd1–c2 und 5. Dd1–d3. Letzterer wurde von David Navara in den letzten Jahren popularisiert.
Die Zugfolge 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 c7–c6 3. Sb1–c3 e7–e6 nennt man Dreiecksaufstellung (Triangle-System), sie führt ebenfalls zur Halbslawischen Verteidigung und geht meist durch Zugumstellung in eine der obigen Varianten über, jedoch werden auch folgende Varianten durch die Verzögerung von ...Sg8–f6 ermöglicht:
- Die Noteboom-Variante: 4. Sg1–f3 d5xc4 5. a2–a4 Lf8–b4 6. e2–e3 b7–b5 7. Lc1–d2
- 4. Sg1–f3 (oder 4. e2–e3) f7–f5 führt zum Stonewall-System der Holländischen Verteidigung
- Das Marshall-Gambit oder Slawische Gambit 4. e2–e4 d5xe4 5. Sc3xe4 Lf8–b4+ 6. Lc1–d2 Dd8xd4 7. Ld2xb4 Dd4xe4+ 8. Lf1–e2 oder 8. Sg1–e2 will sich die Schwäche der schwarzen Felder zunutze machen.
Manfred van Fondern: Lexikon für Schachfreunde, Verlag C. J. Bucher, Luzern/Frankfurt am Main 1980, S. 128.