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vorösterlicher Feuerbrauch in der Eifel Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Hüttenbrennen, teilweise auch als Burgbrennen oder Burgfeuer bezeichnet, ist ein althergebrachter Feuerbrauch in vielen Orten der Eifel. Er wird jedes Jahr an „Schafssonntag“ (Moselfränkisch: „Schoof-, Schoofs-, Schöf-, Schoaf-, Schaufs-, Scheifsunndich“ oder „Scheefsunndich“ [Scheef=Strohbund]), dem ersten Sonntag nach Fastnacht, auch „Funkensonntag“, begangen.[1][2][3]
Der genaue Ursprung des Brauches ist unklar. Vermutlich handelt es sich um eine Adaption heidnischer Traditionen, wobei mit dem Feuer zur Zeit des Frühlingsanfangs symbolisch der „Winter verbrannt“ und ein guter Sommer heraufbeschworen werden soll. Für Carlshausen (Dekanat Neuerburg) verbot 1687 der Bischof den jungen Leuten, am ersten Fastensonntag Strohfeuer auf den Straßen anzuzünden und dabei allerlei abergläubische Segnungen vorzunehmen.[4] Im Zuge der Christianisierung wurde schließlich der heidnische Brauch durch Einbringen des Kreuzes legalisiert. Der Verzehr der Eier und anderer Leckereien sowie mitunter auch von Bier und Hochprozentigem am Schafsonntag, dem ersten Fastensonntag, widerspricht nicht den Geboten der Fastenzeit, da die Sonntage nicht zur Fastenzeit gerechnet werden.
Siehe auch:
Eine historische Beschreibung des Burgbrennens findet sich bei Pfarrer Michael Bormann aus Daleiden im „Beitrag zur Geschichte der Ardennen – 2. Teil“ aus dem Jahre 1842. Bormann erwähnt dort eine Urkunde von 1360, in der von großen Feuern, um die man tanzte, berichtet wird. Diese Feuer, auch Hagelfeuer genannt, wurden zur selben Zeit wie die Hütten- und Burgfeuer unter anderem am Krimhildisstuhl gezündet. Sie sind später vom Pfalzgrafen von Zweibrücken am 12. Dezember 1579 verboten worden.[5]
Der Büllinger Pfarrer Arnold Ortmanns publizierte 1904 in seinem Werk Der fränkische Königshof Büllingen eine andere Ursprungstheorie über die Entstehung des Burgfeuers, die keineswegs christlich geprägt ist. Ortmann vermutet zum einen das Fest der Ostara und zum anderen die Raubzüge des französischen Königs Ludwig XIV. als Beginn. „Das Burgfeuer ist wohl zunächst eine Erinnerung an das Fest der Frühjahrs- und Sonnenwende unserer heidnischen Vorfahren und will die Hoffnung auf den baldigen Sieg des Lichtes und der Wärme über die winterliche Finsternis und Kälte ausdrücken. Mit dieser Feier verband sich nach den Raubzügen Ludwigs XIV. von Frankreich das Andenken an das schauerliche Mordbrennen der Kriegshorden, die 1689 in einer Nacht alle Burgen dieser Gegend niederbrannten“.[6]
Matthias Paas aus Hüttingen an der Kyll fand folgendes in alten Verwaltungsakten: „Im Mittelalter herrschte die "Dreifelderwirtschaft". Kunstdünger kannte man noch nicht. Um den ausgelaugten Boden wieder vollwertig zu machen, wurde jedes Jahr ein bestimmter Flur zweimal im Jahr gepflügt, aber nicht bebaut, das heißt, die Äcker wurden "gebracht". Die anderen Fluren waren mit Hackfrüchten bepflanzt oder mit Spelz eingesät. Damit jeder wußte, welcher Flur "gebracht" wurde, zündeten die Eigentümer des Flures am Anfang des Jahres an einer bestimmten Stelle ein großes Feuer (Hett = Stroh und Reisig) an.“[7]
Das Hüttenbrennen wird in jedem Eifelort unterschiedlich gefeiert. Gemeinsam ist allen Orten, dass die Dorfjugend Stroh und andere brennbare Materialien sammelt. Auf den meisten Dörfern sammelt man das Material nur sonntags; manche tragen aber auch schon viele Wochen vorher gebundenes Reisig aus den nahe gelegenen Fichtenwäldern zusammen. Diese werden dann zu einem aufgeschichteten Haufen, meist auf einer erhabenen Stelle, zusammengetragen, welcher nach Anbruch der Dunkelheit entzündet wird. In vielen Orten wird das Brennmaterial auch mit einem Holzkreuz bestückt, das ebenfalls mit Stroh etc. ausstaffiert wird. An einigen Orten wird bereits samstags mit den Vorbereitungen begonnen.
In manchen Orten, wie Gees, Neroth, Steffeln, Rockeskyll, Walsdorf, Pellingen, Franzenheim (Trier-Saarburg), wird zur Wintervertreibung ein Feuerrad den Berg hinunter gerollt (Moselfränkisch: „Radscheewen, Radscheywen, Radscheiven, Radschiwwele, Raderscheiben“). Das Rad symbolisiert die lebenspendende Frühlingssonne – auch Freudenrad genannt.
Je nachdem in welche Richtung der Rauch während des Hüttenabbrennens zieht, so wird auch der Wind diese Richtung im Frühjahr beibehalten: "Wu den Damp vun der Hett gingät, su de Wand de ganze Virsumer bestäht!" oder "Wie de Wand op Scheefsonndich kent, su kennt hen de janze Virsumer!"
Noch bis in die 1950er Jahre war es in vielen Orten der Eifel üblich, dass singend oder mit lustigen Sprüchen um die Hütte herum getanzt wurde. Im Anschluss an das Feuer zieht die Dorfjugend in der Regel von Haus zu Haus, um sich für die getane Arbeit die Belohnung abzuholen. Diese besteht in der Regel aus Eiern, die nach dem Einsammeln gemeinsam in Form von Rührei verzehrt werden. Geld wird natürlich auch genommen. An einigen Orten wird das Feuer traditionsgemäß von der Freiwilligen Feuerwehr bereitet, die dann von Haus zu Haus zieht, um sich bewirten zu lassen. Es gibt jedoch auch Orte, in denen die jüngst zugezogenen Einwohner die Jugendlichen bewirten, oder wo nur die Junggesellen die Eier einsammeln und verspeisen dürfen. Heutzutage ist es üblich, nach dem Aufstellen des Kreuzes und entsprechenden Aufschichten des Strohhaufens am Vormittag des Funkensonntags nachmittags im Dorf den Hüttenlohn einzufordern, welcher in Form von rohen Eiern oder Geld erbracht werden kann. Das gemeinsame Essen erfolgt nach dem Abbrennen des Haufens (siehe Bspl. Preist.)
In einzelnen Orten der Eifel ist es Brauch, am Schafsonntagabend bei demjenigen Paar die Eier und Nautzen (Krapfen) zu verspeisen, das zuletzt geheiratet hat oder neu ins Dorf gezogen ist. Teilweise hat sich dies auch in örtliche Lokale etc. verlagert.
Ortschaft | Heische-/ Bettellieder | Übersetzung | Bedeutung | Bemerkung |
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Prümzurlay (Eifel)[8] |
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Malbergweich (Eifel)[9] |
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Utscheid-Rußdorf (Eifel) |
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Möglicherweise gingen früher die Mädchen (wie in Berk und Frauenkron sowie im Kreis Daun) in der Woche vor dem Burgsonntag „heischen“.
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Rhein. Archiv
[Bd. 8, S. 803][12] |
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Bitburg und Wittlich (Eifel)[13] |
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Nach Adam Wrede aus Eifler Volkskunde, S. 298: "Jeder der Burschen brachte selber noch ein Gebund Stroh mit; Mädchen sammelten Butter, Speck, Mehl, Eier und Milch. Die eßbaren Gaben wurden im Haus des jüngsten Ehemannes niedergelegt [ ]."[14] | |
Zwischen Bitburg und Gerolstein (Eifel) |
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Nach P. Freppert aus Höttenbrennen ein uralter Brauch der Eifel, Monatszeitschrift Die Eifel, 47. Jg., Nr. 2, Februar 1954, S. 22[15] | |
Schoden (Trier-Saarburg)[16] |
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Hüttingen an der Kyll (Eifel)[17] |
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siehe auch: Birnen, Bohnen und Speck | |
Metterich (Eifel) | Heenchen meenchenlai ma'n aichen,eent as keent,zwai as eent,drej sejn en poa,feah geht net doa,fünnef wollema,sächs kremada. | Hühnchen, mein
leg mir ein Eilein, eins ist keins, zwei sind eins, drei sind ein paar, vier reichen nicht, fünf wollen wir, sechs bekommen wir. |
Oft wird beim schnellen Aufsagen auch ein da in drej sejn en poa eingefügt:
drej sejn da en poa |
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Brecht (Eifel)[18] |
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siehe auch: Birnen, Bohnen und Speck | |
Rittersdorf (Eifel)[19] |
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Wortspiel: geischen= Ei-chen | ... |
Wilsecker (Eifel)[20] |
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Ehlenz (Eifel)[21] |
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scheel als Adjektiv (mit der Bedeutung „schief“, „missgünstig“) | ... |
Lintgen (Luxemburg) |
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schlèszen= hinein gehen | ... |
Eisenschmitt (Bernkastel-Wittlich)[22] |
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Als Grum (Krume) wird das Innere von Backwaren bezeichnet. | ... |
Auw bei Prüm (Eifel) |
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Als Krummen (Krume) wird das Innere von Backwaren bezeichnet. | ... |
Kerschenbach (Eifel)[23] |
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Niederweiler (Eifel)[24] |
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Habscheid (Eifel)[25] |
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Alsdorf (Eifel) |
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Biersdorf am See (Eifel) |
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Schleiden Hellenthal (Eifel)[26] |
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Fastelovend bedeutet: „der Abend vor der Fastenzeit“.
fett= großzügig |
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Beckingen, Merzig (Saarland)[27] |
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Beiwercher= Buben | ... |
Berk, Frauenkron (Eifel)[28] |
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... | Früher gingen die Mädchen in der Woche vor dem Burgsonntag „heischen“. |
Ortschaft | Sprüche beim Strohsammeln | Übersetzung | Bedeutung | Bemerkung |
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Kreis Daun (Eifel)[29] |
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Baustert (Eifel)[30] |
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Niersbach (Eifel) |
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Kerschenbach (Eifel)[31] |
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Berk, Frauenkron (Eifel)[32] |
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Habscheid (Eifel)[33] |
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Prüm (Eifel)[34] |
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St. Vith (Belgien/Eifel)[35] |
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Die Herren (Pastöre) mit den Knöpfen (ihres Talars)
Stiefelspitter= einfältiger Mensch |
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St. Vith (Belgien/Eifel)[36] |
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Elsenborn und Bütgenbach (Belgien/Eifel)[6] |
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Rocherath-Krinkelt der Gemeinde Büllingen (Belgien/Eifel)[37][38] |
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Niederkorn (Luxemburg) |
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Werg: Als Arbeitsstoff auch Werch, Abwerch, Werrig, Hede oder der Kauder genannt, ist eine niedere Faserqualität, die beim Schwingen, Ribben und Hecheln (Reinigen) von Bastfasern wie Leinen, Hanf oder Jute als Abfall bei der Arbeit anfällt. | ... |
Lintgen (Luxemburg) |
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Stahl (Eifel) |
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