Loading AI tools
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bigorre ist eine ehemalige Grafschaft (comté) und eine historische Provinz Frankreichs, die heute etwa drei Viertel des Départements Hautes-Pyrénées ausmacht. Das dort gesprochene Bigourdan ist ein Unterdialekt des Okzitanischen.
Die historische Provinz Bigorre war umgeben von der Vizegrafschaft Béarn im Westen, der Grafschaft Armagnac im Norden, der Grafschaft Astarac im Nordosten, der Grafschaft Comminges im Osten und dem Königreich Aragón im Süden.
Markant ist die Lage der Bigorre mit den teilweise über 3000 m hohen Pyrenäengipfeln im Süden und den nur noch leicht gewellten Weiden und Äckern im Norden, die nur noch Höhen von etwa 300 m erreichen. Höchste Berge sind die dem Pyrenäenhauptkamm vorgelagerten Pic du Midi de Bigorre (2872 m) und Pic de Néouvieille (3091 m) sowie der auf dem Hauptkamm gelegene Vignemale (3298 m). Ein touristisches Erlebnis an schönen Tagen ist der von steil aufragenden Felswänden umgebene Gebirgskessel des Cirque de Gavarnie. In den Bergen entspringen zahlreiche Flüsse, darunter die Gave de Pau, der Adour und der Gers. Wichtig für die touristische Entwicklung der Region sind die Thermalquellen von Cauterets und Bagnères-de-Bigorre sowie einige Skigebiete.
Die wichtigsten Städte und Gemeinden der Bigorre sind: Tarbes (ca. 40.000), Lourdes (ca. 14.000), Bagnères-de-Bigorre (ca. 7.500), Vic-en-Bigorre (ca. 5.000), Maubourguet (ca. 2.500) und Rabastens-de-Bigorre (ca. 1.500).
Zum Gebiet der Bigorre gehören auch die beiden etwa 20 bis 30 km westlich bzw. nordwestlich von Tarbes gelegenen Exklaven mit den Gemeinden Gardères und Luquet einerseits sowie Escaunets, Séron und Villenave-près-Béarn andererseits.
Das Gebiet der Bigorre ist überwiegend landwirtschaftlich orientiert, wobei in den höheren Regionen die Viehzucht dominiert. Lediglich in der Umgebung von Tarbes und Lourdes finden sich kleinere und mittlere Industrieansiedlungen, die über Eisenbahnlinien, den Flughafen Tarbes-Lourdes-Pyrénées und die Autoroute A 64 an das französische Verkehrsnetz angebunden sind.
Der Name der Landschaft rührt von den antiken Bigerrionen oder Bigerriones her, wohl von baskisch ibai-gorri (Fluss-roter, also „Rotfluss“ oder „Rotbach“), deren Hauptort zur Zeit der römischen Eroberung Galliens unweit der heutigen Stadt Tarbes, vielleicht bei Cieutat, lag.
Zu Beginn des 9. Jahrhunderts schuf Loup Centulle, Herzog der Gascogne, für seinen Sohn Donat Loup († um 820), der mit der aquitanischen Prinzessin Faquilène verheiratet war, die Grafschaft Bigorre, wobei sie zweifellos den größten Teil des Besitzes aus ihrer Mitgift beisteuerte.
Der Besitz, dessen Hauptstadt Tarbes war, wurde geschmälert durch die Großzügigkeit der beiden Grafen Loup Donat († um 910), der seinem jüngeren Sohn die Vizegrafschaft Lavedan gab, und Donat Loup II. († um 930), dessen Sohn, der für einen seiner Söhne die Grafschaft Aure errichtete, für einen weiteren die Vizegrafschaft Aster und für einen dritten die Herrschaft Montaner. Der Teil der Grafschaft Bigorre, die dem ältesten Sohn, Ramon Donat († um 947), blieb, ging im 11. Jahrhundert durch Hochzeit an die Grafen von Foix über, dann an die Vizegrafen des Béarn, im 12. Jahrhundert an die Vizegrafen von Marsan, anschließend an die Herren von Comminges und schließlich im 13. Jahrhundert an das Haus Montfort-l’Amaury.
Die Bigorre wurde nun Objekt eines Nachfolgestreits: Pétronille de Comminges, Erbin der Bigorre durch ihre Mutter, heiratete Guido von Montfort, den dritten Sohn von Simon IV. de Montfort, dem Anführer des Albigenserkreuzzugs, und Bruder von Simon V. de Montfort, der das Erbe Guidos beanspruchte, und dem Pétronille die Aufsicht über die Bigorre während der Minderjährigkeit ihres Enkels Esquivaut anvertraute. Beim Tod Pétronilles teilte sich das Haus Montfort in zwei Parteien auf: die Anhänger Esquivauts und die Anhänger des Königs Theobald II. von Navarra.
Esquivaut konnte sich durchsetzen, doch nach seinem Tod (1283) übernahm der König von England die Oberhoheit über die Bigorre. Esquivauts Schwester Loré, die mit Raymond VI. de Turenne verheiratet war, zog vor Gericht, mit dem Ergebnis, dass der König von Frankreich, Philipp IV., die Grafschaft beschlagnahmte und seiner Frau, der Königin Johanna I. von Navarra und Erbin Theobalds II., übergab. Johanna gab die Bigorre an ihren dritten Sohn weiter, den späteren König Karl IV. von Frankreich, der die Grafschaft bei seiner Thronbesteigung im Jahr 1322 der Krondomäne (Domaine royal) hinzufügte.
Eine Zeit lang dem Grafen Jean I. von Armagnac gegeben, trat der französische König das Land im Frieden von Brétigny (1360) an den englischen König Eduard III. ab.
In den Jahren zwischen 1360 und 1373 wurde die Bigorre von Karl V. von Frankreich zurückerobert. In der Folge erhoben sowohl die Grafen von Foix als auch die Grafen von Armagnac Anspruch auf die Bigorre, bis sie 1425 endgültig Foix zugesprochen wurde, während Jean II. von Armagnac in seinen Ansprüchen mit der Rouergue abgefunden wurde. Von nun an bis zum Ende des 18. Jahrhunderts teilte die Bigorre das Schicksal der Grafschaft Foix.
Bei der Schaffung der Départements während der Französischen Revolution setzte sich Bertrand Barère, der Abgeordnete für Tarbes, stark dafür ein, aus der Bigorre das „Département Hautes-Pyrenées“ zu machen:
„Si ce pays, le Bigorre, est trop petit pour former un département, il convient de l’agrandir. Mais il serait très inique de n’en faire que des districts dépendant d'une ville étrangère; ce serait un meurtre politique que de faire de Tarbes le misérable chef-lieu d’un district.“
„Wenn dieses Land, die Bigorre, zu klein ist, um ein Département zu bilden, ist es angebracht, es zu vergrößern. Es wäre aber sehr ungerecht, aus ihm nur Distrikte zu machen, abhängig von einer fremden Stadt; es wäre politischer Mord, aus Tarbes den armseligen Hauptort eines Distrikts zu machen.“
Dieser Einsatz bewirkte, dass das Territorium im Norden und Osten vergrößert wurde. Ein Erbe der alten Grafschaft sind dagegen die beiden kleinen Exklaven, die Hautes-Pyrenées im benachbarten Département Pyrénées-Atlantiques (Béarn) hat.
Die Abstammung der Grafen von Bigorre in männlicher Linie von den Merowingern über eine Stammreihe von Herzögen von Aquitanien ist eine Fiktion, die im 17. Jahrhundert durch die gefälschte Charta von Alaon aufgebracht wurde:
In den Jahren nach 1980 ist das freilebende und fast ausgestorbene Bigorre-Schwein (auch „Schwarzfußschwein“) wieder in das Blickfeld des kulinarischen Interesses gerückt.[1]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.