Loading AI tools
Assimilation Fremder in die griechische Sprache und Kultur bzw. griechische Wiedergabe fremder Namen im europäischen Kulturkreis Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Gräzisierung ist die Assimilation Fremder in die griechische Sprache und Kultur sowie die griechische Wiedergabe fremder Namen im europäischen Kulturkreis.
Die Assimilliation anderer Volksangehöriger geschah seit der klassischen Antike, als sich mit dem Hellenismus die griechische Kultur und Sprache im östlichen Mittelmeer verbreiteten, zur Zeit Alexanders des Großen im indischen Raum,[1][2] und später. Die Gräzisierung des Oströmischen Reiches war bis zum 7. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen.
Lateinische Namen wurden und werden aufgrund der sprachlichen Verwandtschaft im Griechischen stets mit griechischer Endung wiedergegeben und dekliniert. So wurde Caesar zu Καῖσαρ Kaisar, Augustus zu Αὔγουστος Augoustos, Maecenas zu Μαικήνας Maikēnas oder Octavius zu Ὀκτάβιος Oktábios – wie umgekehrt durch Latinisierung griechische Namen in das Lateinische eingingen: Ὅμηρος Hómēros wurde zu Homerus, Σωκράτης Sōkrátēs zu Socrates.[3][4]
Zahlreiche Namen historischer Persönlichkeiten sind in ihrer griechischen Form geläufig – meist, weil sie durch griechische Autoren überliefert sind, zum Beispiel:
Mit der Hellenisierung des Nahen Osten ging auch eine Gräzisierung von Eigennamen und Toponymen einher. In Palästina setzte sich die Gräzisierung vor allem in der Oberschicht durch, die auch andernorts lange Zeit der hauptsächliche Träger der griechischen Sprache und Kultur war. Beispiele hierfür sind die Vornamen ‚Maria‘ (Μαρία María für Marjam oder Mirjam) oder ‚Elisabeth‘ (für Elischeba).
In der Epoche des Humanismus war es unter Gelehrten und Aristokraten beliebt, Namen ins Griechische zu übersetzen, meist mit der lateinischen Endung -us statt griech. -os versehen. Einige davon haben sich als Familiennamen durchgesetzt.[5]
Geschichtlicher Hintergrund war der endgültige Zerfall des Byzantinischen Reiches im 15. Jahrhundert. Griechischsprachige Gelehrte emigrierten in großer Zahl nach Mitteleuropa, wo ihr Einfluss ein gestiegenes Interesse an altgriechischen Autoren bewirkte. Neben Latein etablierte sich so auch das Altgriechische als Gelehrtensprache.
Der Wortbestandteil „-ander“ ist jeweils auf ἀνήρ (anḗr) [Gen. ἄνδρος (ándros)] ‚Mann‘ mit dem Wortstamm ἀνδρ- (andr-) zurückzuführen.
Im Griechischen war es lange Zeit üblich, fremde Namen zu gräzisieren, so zum Beispiel:
Besonders Orte mit historischer griechischer Diaspora und wichtige Städte (etwa: Berlin = Βερολίνο Verolíno, London = Λονδίνο Londíno, Paris = Παρίσι Parísi, New York = Νέα Υόρκη Néa Yórki, Moskau = Μόσχα Móscha, Wien = Βιέννη Viénni, Odessa = Οδησσός Odissós, Leipzig = Λειψία Lipsía) haben im Griechischen gräzisierte Namen. Auch nach der Staatsgründung im Jahre 1829 wurde diese Homogenisierung auf dem griechischen Staatsgebiet angewandt bzw. spätere (oft aus dem Slawischen, Türkischen oder Albanischen stammende) Ortsnamen durch die altgriechischen Namen, teils auch willkürlich gewählte griechische Namen ersetzt.
So wurden auf den Ionischen Inseln italienische Orts- und Personennamen mit griechischen Endungen versehen, teilweise auch posthum, z. B. Marinos Charvouris für Graf Marin Carburi de Cefalonie oder Vikentios Damodos für Vicenzo Damodo. Viele Personen änderten ihre Namen selbst, um ihre Zugehörigkeit zum griechischen Staat, zu dem die Ionischen Inseln ab 1864 gehörten, zu bekunden, z. B. Marinos Korgialenios von Corgialegno, der damals in London lebte.
Ausländische Namen mit wenigen Vokalen werden als kakophon empfunden, so dass schwierige Vornamen von Ausländern in Griechenland eine Gräzisierung erfahren (etwa Ernestos für Ernst), genauso wie schwierige griechische Vornamen geläufige und amtliche Koseformen haben (Kostas, Kostis oder Dinos für Konstantinos).
Außerhalb Griechenlands gab es im 19. Jh. vereinzelt auch Beispiele für die Gräzisierung von Vor- und Familiennamen, wie im Falle der philhellenischen Schriftstellerin Marie Espérance von Schwartz, die das Pseudonym „Elpis Melena“ (ἐλπίς elpis altgr. ‚Hoffnung (espérance)‘ und μέλαινα mélaina ‚die Schwarze‘) verwendete.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.