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Dies ist eine Liste der Gleichnisse Jesu aus den Evangelien des Neuen Testaments der Bibel.
Jesus von Nazareth, Jeschua bzw. Jehoschua (hebräisch יהושוע) war in einem jüdischen, (ruralem) kulturellen Umfeld eingebunden, einem Umfeld, das der sozialen Unterschicht entsprach.[1] Jesus war Jude, er lebte und starb als solcher unter der römischen Besatzungsmacht, wahrscheinlich nach Strobel (1960)[2] am 15. Nisan (7. April) 30 n. Chr.[3]
Die hier dargestellte Form der Einteilung der ‚Gleichnisse‘ orientiert sich im Wesentlichen an den Überlegungen von Jülicher (1886/1889).[4]
Jesus sprach wahrscheinlich ein galiläisches Aramäisch. Durch Rückübersetzung aus den altgriechischen Texten (Günther Schwarz (1985)[5]) konnten spezifische Sprachmerkmale der jesuanischen Rede rekonstruiert werden: Wortauswahl, Konnotationen, Wortfolgen, Verslehre und Prosodie u. ä. m. Dabei sind sowohl das Hebräische, als auch das Aramäische bzw. biblische Aramäisch ausdrucksreiche Sprachen, die reich an Metaphern oder bildlichen Ausdrücken sind, bedingt etwa durch konsonantische Wortwurzeln.[6] Die in den kanonischen Evangelien, aber auch den apokryphen Texten dargestellten Jesusworte geben nicht den genauen Wortlaut des historischen Jesus wieder, die ‚Redetexte‘ wurden während der mündlichen Weitergabe, deren Verschriftlichung und der nachfolgenden Reproduktion mehrfach redaktionell überarbeitet.[7][8]
Adolf Jülicher (1886)[9] definierte das „Gleichnis als diejenige Redefigur, in welcher die Wirkung eines Satzes (Gedankens) gesichert werden soll durch Nebenstellung eines ähnlichen einem anderen Gebiet angehörigen, seiner Wirkung gewissen Satzes.“ Metaphern, Allegorien und verwendete Symbole sind allgemein als narrative Werkzeuge der interpersonellen Kommunikation zu verstehen.[10]
Nach Jülicher unterscheidet man „Gleichnisse im engeren Sinne“, ,besprechendes Gleichnis‘ das sind solche die einen typischen Fall bzw. einen regelmäßigen Vorgang zum Inhalt haben, (Lk 13,18-19 EU). Sie sind gekennzeichnet durch Formulierungen „immer wenn“ bzw. „in der Regel“, ein Senfkorn wird in der Regel eine Staude des Schwarzen Senfs.[11]
Bei der zweiten Gruppe der Gleichnisse bilden die Parabeln ‚erzählendes Gleichnis bzw. Gleichniserzählung‘ in einen Regelfall ab, sondern einen besonderen Einzelfall. Kennzeichnend ist für sie das Einmalige und Ungewöhnliche, sie ist eine frei erfundene, realistisch wirkende, einmalige und szenisch gegliederte Handlung (Mt 20,1-15 EU).
In der dritten Kategorie, den sogenannten Beispielerzählungen, geht es weder um einen Regelfall noch um einen ungewöhnlichen Einzelfall. Vielmehr wird hier ein exemplarischer Musterfall, der entweder ein positives oder negatives Verhalten dem Rezipienten darlegt, (Lk 10,30-35 EU).
In einem Gleichnis findet eine kurze Erzählung ihren Ausdruck, sie dient zur Veranschaulichung eines Sachverhalts nicht durch einen Begriff, sondern durch die bildhafte Rede („Narrative Ethik“[12][13]). Das Gleichnis wird zunächst von einem Wechsel der einen semantischen Ausgangsebene, dem narrativen Kontext, zu einer sogenannten Bildebene konstituiert. Im weiteren Verlauf der Erzählung kehrt das Gleichnis aber wieder zu der semantischen Ausgangsebene zurück.
Rudolf Bultmann (1921) stimmt mit Jülicher überein, dass sich ein Gleichnis von der Parabel dadurch unterscheidet, das letztere nicht zwei Sachverhalte nebeneinander stellt, sondern den als Gleichnis dienenden Sachverhalt in eine Erzählung umsetzt. Nimmt man die beiden Aussagen zur Grundlage weiterer Betrachtungen, wird der prinzipielle Unterschied evident, so ist auch klar, dass doch im Einzelnen der Übergang fließend ist.[14]
Für die Gleichnisse im weiteren Sinne, also auch für die Parabeln, gelten die Strukturmerkmale, die Bultmann herausgearbeitet hat. Diese sind:
Beim Gleichnis ist der Unterschied zwischen einer Bild- und einer Sachebene konstituierend, denn als Erzählung weist sie über sich auf etwas hinaus, so in diesem Zusammenhang die Differenzierung von Eichholz (1971).[16] Als Bildebene (oder metaphorische Ebene) wird das bezeichnet, was sich ganz einfach erkennen lässt, nämlich die eigentliche Handlung bzw. Handlungssequenz. Die Sachebene (oder Deutungsebene) muss dagegen vom Leser bzw. Zuhörer entschlüsselt, interpretiert werden, denn er muss die erzählte Geschichte aus einer übergeordneten Perspektive betrachten. Beide, die Bildebene und die Sachebene werden durch einen Vergleichspunkt Tertium Comparationis miteinander verknüpft.[17]
Die parabolische Struktur erlaubt es dem Rezipienten von der Bildebene auf die Deutungsebene zu schließen und aus dem Erzählten Analogieschlüsse auf seine eigene Lebenswirklichkeit zu ziehen. So vermag das Gleichnis oder die Parabel über ihren unmittelbaren gegenständlichen und situativen Bezug hinauszuweisen und ihren Gehalt auf einer abstrakteren gedanklichen Stufe zu entfalten. Das ‚Gemeinte‘ wird unter Wahrung eines Bindeglieds in Bilder oder Modelle übertragen und erfährt dadurch eine Verfremdung der Wirklichkeit, es wird eine kritische Distanz geschaffen. Notwendig ist dabei die Vereinfachung von Zusammenhängen der Ausgangsebene. Das dechiffrieren der Bildebene durch Analogieschluss führt dann zum Rückbezug des ‚Gemeinten‘ auf die ‚Lebenswirklichkeit des Rezipienten‘ und kann zur Änderung der Einstellung und des Handelns führen (Verhaltensmodifikation). Damit ist das primäre Ziel des parabolischen Erzählens stets die Aufforderung zum Denken als einen kognitiven Prozess. Der Rezipient soll mittels der Analogieschlüsse die Bildebene (den metaphorischen Bereich) in die Sachebene (die Realität) überführen und deutbar machen, verstehen und sich letztlich verändern.[18]
Für Baudler führe eine solche Sicht auf die jesuanischen Gleichnisse nicht in die richtige Richtung im Umgang mit den Gleichnissen.[19]
Udo Schnelle (2005[20]; 2007[21]) nutzt, in Anlehnung an Jülicher, die in der deutschen Sprache verwendeten Begriffe „Gleichnis“ und „Parabel“ um hierin eine Differenzierung vorzunehmen. Gleichnisse, so Schnelle, erzählten von vertrauten Vorgängen, üblichen Erfahrungen, alltäglichen Szenen. Sie seien jedem zugänglich und in seiner erfahrbaren Welt. Dabei kommt deren Gesetzmäßigkeit und Ordnung zur Sprache. Hingegen interessierten sich Parabeln für besondere Einzelfälle, die nicht dem Üblichen entsprächen, sondern das Besonder im Blick hätten.[22][23]
Von besonderem Aufbau sind die sogenannten „Kontrastgleichnisse“[24], so im Gleichnis vom Sämann (Mk 4,3-9 EU), Von der selbstwachsenden Saat (Mk 4,26-29 EU), Vom Senfkorn (Mk 4,30-32 EU), Vom Sauerteig (Mt 13,33 EU) in denen Jesus die Herrschaft Gottes (Gottesreich) in den synoptischen Evangelien übereinstimmend überliefert. Nach Schnelle (2007)[25] ist dabei der Schluss der Gleichnisse der bestimmende Punkt, an dem erreicht sei, was eigentlich beabsichtigt war oder anders formuliert, bei denen der Schwerpunkt des Vergleichs auf dem unbedeutenderen Anfang und dem überwältigenden Ende liegt:
In diesen „Kontrastgleichnissen“ wird vom Schluss her, der Anfang im bewusst, intendierten Kontrast abgehoben, der nun seinerseits in einer besonderen Stellung erscheint. Das eigentlich Überraschende sei für den Hörer dabei der Anfang des Gleichnisses und nicht das Ende und damit der Unterschied zwischen dem Anfangs- und Endzustand des Reiches Gottes. Die „Kontrastgleichnisse“ sollen also nicht das kontinuierliche Wachstum innerhalb der Erzählung aufzeigen, sondern den Kontrast der zwischen Anfang und Ende bedeutsam wird.
Die Wachstumsgleichnisse stellen ein Geschehen dar, in dem aus dem geschehenen Anfang ein bestimmtes Ergebnis folgt. Häufig werden die Zuordnungen zu den verschiedenen Gleichniskategorien von den unterschiedlichen Exegeten nicht eindeutig getroffen.
Ruben Zimmermann (2007)[26] sieht in Gleichnissen kurze, fiktionalisierte Erzähltexte, die in der erzählten Welt auf eine bekannte Realität bezogen wurden, dabei aber durch implizite oder explizite Transfersignale zu erkennen geben, dass die Bedeutung des Erzählten vom Wortlaut des Textes zu unterscheiden sei. Es seien Texte die von Gott reden mit den Bildern der Welt.[27]
Nach Schwarz (1986)[28] sei die Umgangssprache Jesu und die seiner Jünger ein galiläisches Westaramäisch gewesen; das Hebräische war seit der Rückkehr des Volkes Israel aus dem babylonischen Exil nicht mehr Umgangssprache, sondern nur noch Kultsprache in sakralen Handlungen gewesen. Hierbei ähneln sich aber beide Sprachen stark. Die überlieferten Jesu-Worte seien daher ursprünglich aramäisch gedacht und nach Schwarz zunächst auch aramäisch niedergeschrieben worden. Im Laufe der Verbreitung der Lehre Jesu wären sie in die damalige Welt- und Handelssprache Griechisch, genauer der Koine übersetzt worden. Im Prozess der Übersetzung sei nach Schwarz mit drei Fehlerursachen zu rechnen: Abschreibefehler, Übersetzungsfehler, Deutefehler. Ferner Ergänzungen, Auslassungen, Verschachtelungen und Umstellungen.[29]
So sieht er, dass das wie es im Griechischen dasteht und sich im Aramäischen nicht sagen lässt, Jesus so auch nicht gesagt haben kann.[30]
Das Ansinnen von Schwarz war eine Rekonstruktion der möglichen jesuanischen Rede bzw. des Redeinhaltes. Dennoch bleibt es methodisch fragwürdig, ob sich durch eine Rückübersetzung des griechischen Textes ins Aramäische die ursprüngliche Textgestalt darlegt, die der mündlichen Rede Jesu zu Grunde liegt. Jesu lebte in einer jüdischen-ruralen Umwelt und in einer von der Tora geprägten Vorstellungswelt. Die Mitglieder der griechische Kultur wiederum in einem ganz anderen Sprachumfeld, vor allem aber in einer anderen Vorstellungswelt. Die Übersetzung der Worte, Gleichnisse und Taten Jesu ins Griechische war also nicht nur eine Übertragung in eine andere Sprache, sondern auch in eine andere Vorstellungswelt. Denn das jeweilige „kulturelle Wissen“ ist mit dem Wortbestand einer Sprache verbunden.[31]
Der Begriff „Gleichnis“ wird im Griechischen durch die Wörter παραβολή parabolḗ (wovon sich „Parabel“ ableitet) oder, vor allem im Neuen Testament, durch den Begriff παροιμία paroimía wiedergegeben. Der vergleichbare hebräischen Begriff lautet hebräisch מָשָׁל māšāl. Beide Sprachen legen das Wortfeld dabei aber nicht auf einzelne zu beschreibende Phänomene fest, sondern sie umfassen vielmehr, neben anderen Bedeutungen, das gesamte Spektrum des metaphorischen Redens, angefangen bei einem einzelnen Satz bis hin zu den umfangreichen Gleichnissen im weitesten Sinn.
Die Parabel ist eine mit dem Gleichnis verwandte Form der Erzählung. Sie betont in ihrer lehrhaften und kurzen Darstellungsweise Fragen der Moral und ethische Grundsätze. Greifbar werden diese für den Hörer durch eine Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich. Während das Gleichnis einen typischen Zustand oder regelmäßigen Vorgang beschreibt, wird in der Parabel ein interessanter Einzelfall erzählt.
Parabel | Mt | Mk | Lk |
---|---|---|---|
Gleichnis vom Blindensturz | 15,14 EU | 6,39 EU | |
Arbeiter im Weinberg | 20,1–16 EU | ||
Musizierende Kinder | 11,16f. EU | 7,31f. EU | |
Kluge und törichte Jungfrauen | 25,1–13 EU | ||
Verlorener Groschen | 15,8–10 EU | ||
Verlorener Sohn | 15,11–32 EU | ||
Verlorenes Schaf[41] | 18,12-14 EU | 15,4–7 EU |
Die Allegorie ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ähnlichkeits- oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird. Allegorien geben eine verschlüsselte Rede wieder, in der jedes narrative Element auf eine andere in Wirklichkeit gemeinte Sache, Sachverhalt hin übertragen werden muss (Mk 4,3–8 EU). Dabei ist die Kategorisierung der Gleichnisse in „Parabeln“, „Gleichnisse“, Allegorien, wie sie Jülicher vorgenommen haben in der theologischen Diskussion umstritten.[42]
Allegorie | Mt | Mk | Lk |
---|---|---|---|
Vierfaches Ackerfeld[43] | 13,18–23 EU | 4,13–20 EU | 8,11–15 EU |
Eine Beispielerzählung erläutert die Erzählung, indem sie zu jedem Absatz ein leicht zu verstehendes Beispiel gibt. Im Gegensatz zur Parabel fehlt hier jedoch das bildliche Element. Das Handeln wird nicht in bildhafter Verkleidung geschildert, sondern auf der Sachebene und damit direkt erzählt.
Erzählung | Mt | Mk | Lk |
---|---|---|---|
Barmherziger Samariter | 10,25–37 EU |
„Ich bin“-Worte enthalten „Bildworte“, die Jesu Christi Wesen („Sohn Gottes“) für einen einzelnen gerechte Israeliten, (hebräisch ben elohim בֵּן אֱלֹהִים) zum Ausdruck bringen sollen und damit zu einer Selbstoffenbarung werden, sie finden sich im Johannes-Evangelium. Das im Narrativ verwendete „Bild“ ist ein Begriff oder häufiger ein Zusammenhang von Begriffen, die zumeist auf einen konkreten Gegenstand, Sachverhalt oder Person in der außersprachlichen Wirklichkeit (den Referenten) verweist.[44]
„Ich bin“-Wort | Joh |
---|---|
„Ich bin das Brot des Lebens“ | 6,35 EU |
„Ich bin das Licht der Welt“ | 8,12 EU |
„Ich bin die Tür“ | 10,9 EU |
„Ich bin der gute Hirte“ | 10,11–14 EU |
„Ich bin die Auferstehung und das Leben“ | 11,25 EU |
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ | 14,6 EU |
„Ich bin der wahre Weinstock“ | 15,1 EU |
Bildwort | Joh |
---|---|
Vom Weizenkorn | 12,24 EU |
Die gebärende Frau | 16,21 EU |
Das gnostisch geprägte[45] Thomasevangelium (EvThom) enthält eine apokryphe Sammlung von 114 Sprichworten, die als Logien und kurzen Dialogen dargelegt wurden. Neben den in den synoptischen Evangelien ähnlich oder gleich lautenden Entsprechungen finden sich weitere, eigenständige Niederschriften von Gleichnissen und Parabeln.[46]
Bildwort | Thom |
---|---|
Knechte auf dem Feld | EvThom 21,1-3 |
Der leere Krug | EvThom 97 |
Der Attentäter | EvThom 98 |
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