Geismar (Fritzlar)

Stadtteil von Fritzlar Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Geismar ist ein Dorf im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis, am Rand des Edertals an der hessischen Elbe. Der Ort ist ein Stadtteil der Stadt Fritzlar und ist von der Kernstadt durch den Berg Eckerich getrennt.

Schnelle Fakten Stadt Fritzlar ...
Geismar
Stadt Fritzlar
Koordinaten: 51° 8′ N,  15′ O
Höhe: 186 m ü. NHN
Fläche: 10,82 km²[1]
Einwohner: 980 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 91 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34560
Vorwahl: 05622
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Geismar von Ungedanken aus gesehen

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Rekonstruiertes chattisches Dorf „Alt-Geismar“

Wüstung Geismar

In den 1970er Jahren wurde durch eine von der DFG geförderte und vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Außenstelle Marburg) durchgeführte umfangreiche Ausgrabung etwa 550 m südsüdwestlich des heutigen Dorfkerns nahe dem Ostfuß des Biening eine dörfliche Siedlung von etwa neun Hektar Größe freigelegt, die Wüstung Geismar ().[3] Die einstige Siedlung wurde vermutlich schon um 200 v. Chr. angelegt und war bis um die erste Jahrtausendwende n. Chr. in mehreren Phasen bewohnt. Damit war ein archäologischer Nachweis für die Sesshaftigkeit der Chatten in der Völkerwanderungszeit gegeben.[4]

1998 wurde in der Ortschaft Geismar nahe dem Westfuß des Eckerich der Nachbau einiger Häuser dieses Chattendorfs als Freilichtmuseum „Alt Geismar“ oder „Alt-Geismar“ () fertiggestellt.

Donareiche

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Hölzernes Bonifatiusdenkmal im Dorf

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Orts erfolgte unter dem Namen Gaesmare im Jahr 723,[1] als Bonifatius in der Nähe die Donareiche, das Heiligtum der Chatten, fällen ließ. Manchen Interpretationen zufolge stand die Eiche auf dem Johanniskirchenkopf, nach vorherrschender Meinung jedoch auf dem heutigen Domplatz in Fritzlar, etwa 1,5 km vom alten Geismar entfernt.

Mittelalter und Neuzeit

Im Mittelalter gehörte das Dorf zur Grafschaft Maden und dann zur Landgrafschaft Hessen und lag unmittelbar im Grenzbereich zum mainzischen Fritzlar einerseits und zur Grafschaft Waldeck andererseits. Nach Geismar nannte sich ein von dort stammendes Geschlecht von Ministerialen der Grafen von Waldeck und der hessischen Landgrafen; es führte einen aufrechten Hirsch im Wappen.

Im Mittelalter wüst gefallene Siedlungen in der Gemarkung von Geismar waren Helnhausen, Niederndorf und Oberndorf.

Am 13. August 1525 hielt der aus Fritzlar verwiesene Pfarrer und Reformator Johann Hefentreger, der ab 1526 die leitende Rolle bei der Einführung der Reformation in der benachbarten Grafschaft Waldeck spielte, in der Kirche von Geismar seine Abschiedspredigt für seine Fritzlarer Anhänger.

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Geismar im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Fritzlar eingemeindet.[5][6] Für Geismar wurde, wie für die übrigen Stadtteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Im Jahre 2023 feierte Geismar sein 1300-jähriges Bestehen. Eine 1300-Jahr-Feier wurde vom 8. bis zum 11. Juni 2023 veranstaltet.

Bevölkerung

Zusammenfassung
Kontext

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Geismar 945 Einwohner. Darunter waren 15 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 147 Einwohner unter 18 Jahren, 384 zwischen 18 und 49, 219 zwischen 50 und 64 und 165 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 399 Haushalten. Davon waren 96 Singlehaushalte, 129 Paare ohne Kinder und 132 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 261 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1575/85:38 Hausgesesse
 1639:20 verheiratete, 12 verwitwete Hausgesesse, 6 Paar Beiwohner
 1682:46 Hausgesesse
 1735:79 Mannschaften
 1742:81 12 Häuser
 1747:87 Mannschaften
Geismar: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
801
1840
 
822
1846
 
814
1852
 
800
1858
 
721
1864
 
721
1871
 
676
1875
 
637
1885
 
689
1895
 
662
1905
 
624
1910
 
644
1925
 
669
1939
 
683
1946
 
1.068
1950
 
1.052
1956
 
941
1961
 
874
1967
 
921
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
945
2015
 
960
2020
 
969
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Fritzlar[9]; Zensus 2011[8]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1861:713 evangelisch-reformierte, zwei evangelisch-lutherische, zwei unierte Einwohner
 1885:687 evangelische (= 99,72 %), zwei jüdische (= 0,29 %) Einwohner
 1961:818 evangelische (= 93,59 %), 52 katholische (= 5,95 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

 1961Erwerbspersonen: 180 Land- und Forstwirtschaft, 170 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 48 Dienstleistungen und Sonstiges[1]

Politik

Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[7] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Geismar 66,17 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied der SPD, zwei Mitglieder der CDU und vier Mitglieder der Liste „Wir sind Geismar“ an.[10] Der Ortsbeirat wählte Michael Bräutigam zum Ortsvorsteher.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kirche mit Außenmauern der früheren Wehrkirche
  • Evangelische Dorfkirche (erbaut 1743–1744): schlichte barocke Saalkirche, Nachfolgebau einer Wehrkirche
  • Bonifatiusdenkmal
  • „Alt-Geismar“, Nachbau eines chattischen Dorfs, basierend auf in der Nähe getätigten Ausgrabungen. Hier finden jährlich das örtliche Weinfest und der Weihnachtsmarkt statt.
  • Mineralquelle „Sauerbrunnen“ („Donarquelle“),[12] nordwestlich von Geismar an der Straße nach Züschen
  • Auf dem nahen Johanneskirchenkopf sind noch die Grundmauern der Johanneskirche sichtbar

Literatur

  • A. Thiedmann: Die Siedlung von Geismar bei Fritzlar. Ausgrabungen und Forschungen in der vor- und frühgeschichtlichen Siedlung im Schwalm-Eder-Kreis. (Archäologische Denkmäler in Hessen, Heft 2.) Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, 1978, 2. vollst. neubearb. Auflage 2000, ISBN 3-89822-002-8
  • Stadt Fritzlar (Hrsg.): 1250 Jahre Geismar. Geschichte eines kurhessischen Dorfes 723-1998. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen, 1998.
  • Literatur über Geismar (Fritzlar) nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Literatur über Fritzlar-Geismar nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Geismar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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