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Ein Gegenstempel, auch Kontermarke und Stempelzeichen genannt, ist eine von der Antike bis ins 20. Jahrhundert mit einem kleinen Stempel oder einer Punze angebrachte Markierung (Buchstaben, Zahlen oder Zeichen) auf einer Münze oder Medaille, die nachträglich eingeschlagen wurde, um anzuzeigen, dass eine bisher ungültige Münze Geltung erhält oder dass der Wert einer bisher kursierenden Münze verändert worden ist. Die Gegenstempelung führt häufig zu einer sekundären Fehlprägung, vor allem zu Schrötlingsrissen. Die Gegenstempelung unterscheidet sich von einer Überprägung dadurch, dass letztere das gesamte vorherige Münzbild beidseitig zu überprägen versucht, während sich die Gegenstempelung auf eine Teilfläche der Münze beschränkt und im Regelfall einseitig erfolgt.
Gelegentlich versahen auch Privatpersonen oder Unternehmen Münzen mit Gegenstempeln, beispielsweise zu Prüfzwecken oder als Werbemittel. Gegenstempel kennzeichnen eine bestimmte Phase der Objektgeschichte einer Münze.[1]
In der griechischen Antike sollten Gegenstempel die Umlauffähigkeit abgenutzter und fremder Münzen dokumentieren. Damit konnten Münzen mit wenig Aufwand umlauffähig gehalten werden, ohne sie komplett umzuprägen oder vorher sogar einschmelzen zu müssen. Gerade bei antiken griechischen Münzen vor der hellenistischen Zeit, die oft nur schwer zu datieren sind, können Gegenstempel zusätzliche Anhaltspunkte für ihre chronologische Einordnung liefern. Zudem geben sie Hinweise über den Geldumlauf und wirtschaftliche Verflechtungen.[2] Aus hellenistischer Zeit sind Tetradrachmen aus der Zeit Alexanders oder der Stadt Side von den Seleukiden häufig mit einem Anker auf der Porträtseite gegengestempelt worden, um den Umlauf in ihrem Herrschaftsgebiet zu genehmigen. Die Monetarisierung eines großen Teils ihres Herrschaftsbereichs hatte erst durch Alexander eingesetzt, allerdings dann gleich in einem so erheblichen Umfang, dass lange Zeit kein großer Bedarf für weitere Prägungen bestand, so dass die Gegenstempelung als hoheitlicher Akt genügte. Der Anker sollte auf einen Gründungsmythos der Seleukiden verweisen.[3]
Aus der Zeit der Römischen Republik sind keine Münzen mit Gegenstempeln bekannt. Recht häufig werden diese dann aber in der frühen Kaiserzeit, in den Jahren zwischen 12 v. Chr. und 69 n. Chr. Die Gegenstempelungen kennzeichnen in den meisten Fällen Geldgeschenke von Truppenkommandeuren an ihre Soldaten, so zum Beispiel mit TIB gegengestempelte Asse wie der aus Lugdunum im Namen des Tiberius.
Weitere unter Augustus geprägte Münzen wurden mit AVG, VES (Vespasian) oder NCAPR (Nero Caesar Augustus protavit „für weiteren Umlauf“) gegengestempelt.[4]
Meist wurden Münzen mit Gegenstempeln versehen, wenn sie im Lauf einer Münzreform einen neuen Nennwert erhalten sollten oder wenn ausländische Münzen eines anderen Währungsgebietes (zum Beispiel von Nachbarländern) zu einem fixen Kurs für den einheimischen Zahlungsverkehr (Umlauf) zugelassen werden sollten. Das war zum Beispiel bei 2/3 Talern von 1678 aus Sachsen-Lauenburg der Fall, die 1715 mit dem Wismarer Stadtwappen und den Buchstaben N/W für den Umlauf in Wismar gegengestempelt wurden und ihren Nominalwert auf das Doppelte erhöhten.[5]
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben einige Schweizer Kantone Französische Ecu (Laubtaler) aus der Zeit von 1726 bis 1793 gegengestempelt und damit für den Umlauf in ihrem Kanton zugelassen, wenn sie ein bestimmtes Mindestgewicht aufwiesen.[6] Der Gegenstempel kann auch zum Zweck der Auf- oder Abwertung und zur Anerkennung des Wertes bei gleichzeitig umlaufenden wertgeminderten ähnlichen Geldstücken erfolgt sein (siehe Münzstätte Freiberg #Groschenzeit). Bekannt ist auch die Gegenstempelung von Gulden im Fränkischen Kreis, mit der die Festsetzung auf 60 Kreuzer erfolgte.[7] Somit konnten auch Kurantmünzen mit Kleinmünzen durch Gegenstempelung in ein festes Verhältnis gesetzt werden, wobei hier der Maßstab ausnahmsweise die Kleinmünze war.
Siehe auch die folgenden Beispiele, wie durch Gegenstempelung aus deutschen Talern russische Münzen wurden:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden vor allem in Brasilien die Kupfermünzen von zehn (X) bis 80 Reis (LXXX) besonders häufig gegengestempelt.
Gegenstempel sind Maßnahmen um Defiziten oder Störungen des Münzgeldumlaufs entgegenzuwirken. Zusammengefasst können Gegenstempelungen die folgenden Funktionen erfüllen:
Zu den Nachteilen von Gegenstempelungen gehören:
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