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touristischer Verein zur Erschließung des Elbsandsteingebirges Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz war ein von 1877 bis 1945 bestehender touristischer Verein, der maßgeblichen Anteil an der Erschließung des Elbsandsteingebirges für breite Bevölkerungskreise hatte.
Basierend auf einer Initiative des Kleingießhübeler Lehrers Ernst August Rommel erfolgte im Oktober 1877 in Bad Schandau eine Vorbesprechung zur Vereinsgründung und am 25. November 1877 in Pirna die eigentliche Vereinsgründung als Gebirgsverein für die sächsisch-böhmische Schweiz. Den Vereinsvorsitz übernahm Sophus Ruge[1] aus Pirna. Hauptziele des Vereins waren die wissenschaftliche Erforschung des Elbsandsteingebirges sowie dessen touristische Erschließung.
Dafür war der Verein in verschiedene lokale Sektionen bzw. Ortsgruppen gegliedert, die unterhalb des Trägervereins eigene Vereinsstrukturen bildeten. Die erste Sektion wurde schon wenige Tage nach der Vereinsgründung am 28. November 1877 in Königstein gegründet. Weitere Sektionen folgten im gleichen Jahr noch in Pirna (30. November), Dresden (6. Dezember), Sebnitz (6. Dezember), Hohnstein (11. Dezember), Bad Schandau (14. Dezember) und Stadt Wehlen (16. Dezember).[2]
Sektionen entstanden auch in Orten jenseits des Elbsandsteingebirges, so z. B. in Berlin (1883–1884), Leipzig (1887–1916), Geising (1892–1902), Bärenstein (1894–1902) und Ottendorf-Okrilla (1903–1920). Die Jahreszahlen geben an, dass die Sektionen – auch in Orten im Elbsandsteingebirge selbst – teilweise nur wenige Jahre bestanden. Unstimmigkeiten bewirkten, dass sich aus der Sektion Dresden bereits 1879 der Vaterländische Gebirgsverein Saxonia abspaltete, der 1890 jedoch wieder in den Gebirgsverein eingegliedert wurde. Schon 1878 hatte sich auch im böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges der Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz etabliert, 1885 folgte der Gebirgsverein für das nördlichste Böhmen. Damit musste der ursprünglich bei der Vereinsgründung angedachte Ansatz des grenzübergreifenden Wirkens des Vereins überdacht werden. Seit 1890 erfolgte deshalb die Konzentration der Vereinstätigkeit auf den sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges verbunden mit einer Umbenennung in Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz.
Dem Vereinsgründer Sophus Ruge ist auch die Herausgabe der Vereinszeitung „Über Berg und Thal“ zu verdanken, deren erste Nummer am 17. März 1878 erschien. Die Hefte wurden bei H. Ostermanns Erben in Pirna verlegt. Die große Sektion Dresden gab einige ihrer Jahresberichte des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz ebenfalls in Druck heraus. Ferner gab es einige Jahre auch ein Jahrbuch des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz.
Die Vereinszeitschrift und die Jahrbücher dienten dem Vereinsanspruch der wissenschaftlichen Forschung und enthielten verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen. Markant waren dabei u. a. die Veröffentlichungen von Alfred Meiche: Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der sächsischen Schweiz (1907)[3] und Ein Mühlenbuch. Von Mühlen und Müllern im Arbeitsgebiet des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz (1927).[4] In Letzterem ist als Anhang der Beitrag 50 Jahre Gebirgsverein von Karl Lampe (Dresden) enthalten, der von 1920 bis 1945 Vorsitzender des Vereins war.
Insgesamt trat die wissenschaftliche Forschungsarbeit gegenüber der touristischen Erschließung und Förderung jedoch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in den Hintergrund. Die letzte Ausgabe der Vereinszeitschrift wurde im März 1943 herausgegeben.
Die ursprünglich auch vorgesehene Gründung eines eigenen Vereinsmuseums konnte nicht umgesetzt werden, auch weil innerhalb des Vereins Uneinigkeit über den Standort bestand. Teile der umfangreichen Sammlungen des Vereins wurden von 1886 bis 1940 in den Räumen des Stadtmuseum Pirna präsentiert. Erhaltene Teile der Sammlung werden heute noch vom Stadtmuseum Pirna verwahrt.
Der Gebirgsverein konnte in der Frühphase ein rasches Wachstum der Mitgliederzahlen verzeichnen, auch weil Prinz Georg von Sachsen (ab 1902 König von Sachsen) 1878 die Schirmherrschaft des neu gegründeten Vereins übernommen hatte. Auch König Friedrich August III. führte die Schirmherrschaft bis 1918 weiter. Schon Ende 1878 zählte der Verein knapp 850 Mitglieder in 22 Sektionen bzw. Ortsgruppen. Insgesamt bestanden im Laufe der Vereinsgeschichte 75 Sektionen bzw. Ortsgruppen, die jedoch teilweise nur kurze Zeit aktiv waren. Vor dem Ersten Weltkrieg erreichte die Vereinstätigkeit mit 51 Ortsgruppen und ca. 4500 Mitgliedern einen Höhepunkt.
Mit Wirkung zum 1. Januar 1941 ist Walter Elsner die Leitung des Gesamtvorstandes des Vereins übertragen worden, die seit 1920 Karl Lampe innehatte.[5] Unter Elsners Führung ist der Verein am 24. April 1941 in Elbgebirgsverein e. V. Sitz Pirna umbenannt und der Vorstand neu strukturiert worden. Die Eintragung im Vereinsregister erfolgte am 12. Juni 1941.
Die Vereinstätigkeit wurde 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Zuge des Verbotes allgemeiner Vereinstätigkeiten eingestellt.
In der Tradition des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz bestehen heute im ehemaligen Vereinsgebiet noch der Gebirgsverein 1899 Berggießhübel e. V.[6] (seit 8. März 1878 Ortsgruppe Berggießhübel, 1992 Wiedergründung) und der Gebirgsverein Heimatfreunde Kurort Gohrisch e. V.[7] (seit 10. Februar 1901 Ortsgruppe, 1990 Wiedergründung).
Als Symbol des Gebirgsvereins wurde 1878 der Wedel des Echten Wurmfarnes (Aspidium filix-mas) als einer typischen Pflanzen des Elbsandsteingebirges gewählt. Auf dem Wedel war ein großes „G“ als Abkürzung für Gebirgsverein angebracht. Motto des Vereins war der Spruch Über Berg und Tal, der zugleich Titel der Vereinszeitschrift war.
In seinen Aktivitäten zur touristischen Erschließung konzentrierte sich der Gebirgsverein nicht nur auf die Sächsische Schweiz, sondern auch auf die angrenzenden Landschaften der Lausitz und des Osterzgebirges. Die nachfolgende Auflistung ist – soweit bekannt – chronologisch sortiert. Die Maßnahmen wurden dabei teilweise auch im Zusammenwirken mit der staatlichen Forstverwaltung umgesetzt.
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