Überbegriff für Tierarten aus der Gruppe der Hornträger Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Gazellen (von italienisch gazzella, von arabisch غزال ghazāl, DMG ġazāl)[1] werden verschiedene Tierarten aus der Gruppe der Hornträger (Bovidae) bezeichnet. In der Regel handelt es sich um in Savannen oder Wüsten lebende Formen, die in Afrika und Asien vorkommen. Im engeren Sinne umfassen sie die Vertreter, die ursprünglich zur Gattung Gazella gezählt wurden. Eine taxonomische Neubewertung im Jahr 2000 spaltete diese in drei Gattungen auf: Gazella, Nanger und Eudorcas. Im weiteren Sinne werden unter der Bezeichnung Gazelle auch zusätzliche Gattungen mit näherer oder entfernterer Verwandtschaft zusammengeführt. Dadurch bilden die Gazellen vergleichbar den Antilopen keine geschlossene Gruppe; letztere sind aber deutlich weiter gefasst und schließen auch verschiedene Waldformen mit ein. Alle Gazellen stehen innerhalb der Gattungsgruppe der Gazellenartigen als übergeordnete Gruppe.
Gazellen sind schlank gebaute, langbeinige Tiere. Sie erreichen Kopfrumpflängen von 85 bis 170 Zentimetern, wozu noch ein 15 bis 30 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe liegt zwischen 50 und 110 Zentimeter und das Gewicht zwischen 12 und 85 Kilogramm. Das Fell ist an der Oberseite und an den Flanken gelblich-grau bis braun gefärbt, die Unterseite ist weiß. Bei vielen Arten erstreckt sich am Rumpf entlang ein schwarzer Streifen, der von einem darüber liegenden hellen Streifen begleitet wird.
Üblicherweise haben beide Geschlechter Hörner, wenn auch die der Weibchen kürzer und zierlicher sind – lediglich bei der Kropfgazelle haben nur die Männchen Hörner. Die Hörner sind durchschnittlich 25 bis 35 Zentimeter lang.
Das Verbreitungsgebiet der Gazellen umfasst ganz Afrika (ohne Madagaskar) und weite Teile Asiens (von der Arabischen Halbinsel bis in das nördliche Indien und das nördliche China). Ihr Lebensraum sind trockene, offene Regionen, meistens Grassteppen, bei manchen Arten auch Wüsten und Halbwüsten.
Die weiblichen Gazellen leben mit ihren Jungen in Herden einer Größe von zehn bis dreißig Tieren; allerdings kann die Herdengröße in den afrikanischen Savannen auch Hunderte oder gar Tausende von Einzeltieren umfassen. Männliche Gazellen leben in den ersten Lebensjahren in eigenen Junggesellenherden, ehe sie territorial werden. Dann beanspruchen sie alle Weibchen, die ihr Revier betreten, das sie gegen konkurrierende Männchen verteidigen.
Alle Gazellen sind schnelle Läufer, die über längere Zeit Geschwindigkeiten von 50 km/h durchhalten können. Von der Thomson-Gazelle sind sogar Spitzengeschwindigkeiten von 80 km/h bekannt.
Gazellen sind Pflanzenfresser, die sich von verschiedenen Gräsern und Kräutern ernähren.
Innere Systematik der Antilopini nach Zurano et al. 2019[2]
Die mit * gekennzeichneten Gattungen werden als Gazellen bezeichnet |
Der größte Teil der im Deutschen als Gazellen bezeichneten Tiere verteilt sich heute auf die Gattungen Gazella, Eudorcas und Nanger. Letztere beiden waren ursprünglich in Gazella vereint und hatten den Status von Untergattungen inne. Im Jahr 2000 teilte jedoch Colin P. Groves die Gattung Gazella aus morphologischen Erwägungen auf und hob Eudorcas und Nanger auf Gattungsebene an. Innerhalb der drei Gattungen lassen sich über 30 Arten unterscheiden. Die drei genannten Gattungen bilden zusammen mit der Hirschziegenantilope (Antilope cervicapra) eine monophyletische Gruppe,[3] wobei weiteren genetischen Untersuchungen zufolge die Gattung Antilope innerhalb von Gazella stehen könnte.[4] Darüber hinaus werden weitere Gattungen mit der Bezeichnung Gazellen in Verbindung gebracht. Hierzu gehören die Kurzschwanzgazellen (Procapra), die ebenfalls früher teilweise als Untergattung von Gazella galten. Sie stellen einen anderen Entwicklungszweig dar.[5] Ebenso zählen die Giraffengazellen (Litocranius) dazu. Sie stehen den eigentlichen Gazellen zwar näher, formen aber mit den Springböcken (Antidorcas) eine enger verwandte Gruppe. Die folgende Systematik folgt Wilson & Reeder, 2005 und nimmt auch auf die Revision von Groves und Grubb 2011 Bezug, in der vielen ehemaligen Unterarten Artstatus zugesprochen wurde:[6][7]
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