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Einräumiges Haus oder eine einzelne Räumlichkeit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Ausdruck Gaden (auch Gadem, meist sächlich, im Schweizerdeutschen meist männlich) bezeichnet in der Architektur ein einräumiges Haus oder eine einzelne Räumlichkeit.
Im Althochdeutschen bedeutet gadam oder gadum ‚Raum, Gemach, Scheune‘. Der lateinische Begriff aedes (klassisches Latein) bedeutet dasselbe: eine aus einem Raum bestehende Wohnung, ein Gemach, ein Zimmer, eine Zelle (Klosterzelle). Eine althochdeutsche Glosse[1] übersetzt aedum mit den Begriffen: cadum, cadhum, kadum. Das sind offensichtlich latinisierte Formen von Gaden. Die beiden Worte haben also keinen gemeinsamen Ursprung. Die ursprüngliche Herkunft des Wortes Gaden ist unklar. Das meint auch Kluges Etymologisches Wörterbuch.
Der Ausdruck dürfte anfangs den umschlossenen Raum im Allgemeinen erfassen, das Haus im ursprünglichen Sinne, und geht dann im Laufe des Mittelalters[2] auf andere Begriffe über, verschwindet aber aus dem modernen Sprachschatz:
Das Wort ist im Hochmittelalter auch ein Maß für Bauholz[6], wohl über die zum Bau eines einfachen Gebäudes notwendige Menge als rechtlicher Begriff über Zuteilungen.
Nebenformen sind Gedem, Gadim oder Gahm. Grammatisches Geschlecht ist sächlich – das Gaden, so gibt Grimms Märchen etwa:
„Die altdeutsche Fabel von den Zwölfen, die zum Tursen (Riesen) kommen, und welche die Frau vorher warnt und aufs Gaden steigen heißt, ist nur moralisch anders gewendet.[7]“
Als Plural steht Gaden, Gäden, Gademe oder selten Gädmer.[2]
In Deutschland begegnen uns die Gaden im Zusammenhang mit befestigten Kirchen (auch: Kirchenburg, Wehrkirche) besonders in Süddeutschland. An die Außenmauern der Kirchenburg waren an der Innenseite (außen fensterlose) Lagerräume angefügt, in denen man in ruhigen Zeiten im Notfall, in unruhigen Zeiten ständig, die Erntevorräte sicher aufbewahrte. Innerhalb der Mauern befand sich gewöhnlich auch der Friedhof, über den dann auch die Zufahrten zu den Gaden führten. Im 17. Jahrhundert erwähnt ein Chronist Gaden als „wohlverwahrte Keller, Gewölbe und Kammern, welche die Einwohner des Orts erblich besitzen und bey Kriegsläufften ihre besten Waaren darinn aufheben weil man ehedessen vor geweihten Orten mehr Scheu getragen und sie mit Rauben und Plündern verschonet hat“.
Die Befestigung von Kirchen bedurfte der bischöflichen Genehmigung, die Errichtung der Lagerräume (Gaden) um die Kirche herum war wohl auch die geschickte Umgehung der kirchlichen Vorschrift.
Die an die Außenseite der Trierer hauptmarktnahen Gangolf-Kirche angebauten flachen Verkaufshäuschen werden noch heute Gädemscher (hochdeutsch vielleicht 'Gademchen') genannt.
Insbesondere im Zusammenhang mit Schweizer und süddeutschen Wohntürmen spricht man von Gaden oder Obergaden („Oberstübchen“), wenn der Wohnturm einen meist ein-, manchmal auch zweistöckigen Aufbau, zumeist aus Holz, aufweist. In der Regel ragt der hölzerne Obergaden über das letzte gemauerte Stockwerk hinaus.
Auch in der mehrschiffigen Basilika bezeichnet man die Mauer des Mittelschiffs mit ihren Fenstern als Gaden oder Obergaden.[8]
In verschiedenen Landschaften sind zahlreiche Gaden bis heute erhalten, allein rund 60 in Warendorf.[9] Sie sind oft erblich und werden teilweise noch genutzt oder als Sehenswürdigkeit erhalten.
Der Begriff ist heute nicht mehr sehr verbreitet, er ist jedoch teilweise noch in Orts- oder Eigennamen erhalten, etwa in Endungen auf -gad(en). In Orten mit erhaltenen Gaden blieb auch der Begriff in der Umgangssprache erhalten. Er wird allerdings je nach Landschaft unterschiedlich ausgesprochen und entsprechend unterschiedlich geschrieben. Der Duden hat sich auf die Schreibweise Gaden festgelegt.
An Ortsnamen wie Berchtesgaden ist festzustellen, dass die Abgrenzung zu Ableitungen aus Garten „umzäuntes Anwesen“ (zu ahd. gard/t, „Schutz“, vergl. Gatter) nicht einfach ist.
Die Bezeichnung Gaden kommt auch im Kirchenbau vor (Gaden, Lichtgaden, Obergaden) des Kirchenbaus vor und meint dort die Fensterzone im oberen Teil des Mittelschiffs einer Basilika.[10]
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